Die gezeigte Anwendungs- und Spiele-Performance erreichen die Ryzen-Achtkerner dabei innerhalb absolut gängiger Stromverbrauchswerte für derart potente Prozessoren. Wie den direkten Messungen allein des CPU-Stromverbrauchs bei HT4U, Tom's Hardware und Hardware.fr zu entnehmen, verbraucht der Ryzen 7 1800X zwar teilweise mehr als seine TDP von 95 Watt eigentlich aussagt – aber es ist meistens nicht bedeutsam mehr als bei Intels Kaby-Lake-Prozessoren (91W TDP) und im Endeffekt auf dem gleichen Level wie bei Intels Broadwell-E-Prozessoren (140W TDP). Regelrecht gut sind dann die Idle-Werte, welche durchgehend unterhalb von Intels Broadwell-E-Prozessoren liegen.
Ein wenig schade ist in diesem Zusammenhang dennoch, das AMD nicht ehrlicher bei der TDP war und nicht schlicht die eigenen Schwellwerte, ab denen die CPU sich selber herunterregelt, als TDP angesetzt hat. Für den Ryzen 7 1700 liegt jener Schwellwert bei 90 Watt (offizielle TDP: 65W), für Ryzen 7 1700X & 1800X dagegen bei 128 Watt (offizielle TDP: 95W). Insbesondere weil die TDP eigentlich einmal als ein Wert mit verbürgtem Spielraum definiert wurde, ist es bedauerlich, wenn die Hardwarehersteller nun immer mehr dazu übergeben, jenen Wert als Marketingangabe zu mißbrauchen. Daß der von AMD den Herstellern von Komplett-PCs für den Verbau mit Ryzen 7 1700X & 1800X zur Verfügung gestellte "Wraith Max" CPU-Kühler für Prozessoren bis 140 Watt ausgelegt ist (der dem Ryzen 7 1700 beiliegende "Wraith Spire" für 95 Watt), wäre die viel ehrlichere Angabe zur TDP – welche dann auch noch den erwähnten Spielraum beinhaltet.
Bei den dafür notwendigen CPU-Temperaturen zeigt sich Ryzen 7 mit Werten von zwischen 70-85°C unter Last als etwas hitziger die Intel-Konkurrenz. Kaby Lake kann Ryzen 7 prinzipbedingt in dieser Disziplin nicht schlagen, aber auch Broadwell-E liegt hierbei durchgehend besser. Interessanterweise wird Ryzen 7 wie auch Broadwell-E vom jeweiligen CPU-Hersteller altherkömmlich verlötet – ein "CPU-Köpfen" macht also im Fall dieser CPUs wenig Sinn. Allerdings kommt Ryzen auf den erreichten Temperaturen auch vernünftig zurecht, die heutigen CPU-Kühler sowie auch AMDs eigene Wraith-Kühler sind hierfür auslegt, ohne deswegen zur Turbine zu mutieren. Nur für die Übertaktungsaussichten sind diese vergleichsweise hohen CPU-Temperaturen natürlich nicht so gut – für erstklassige Übertaktungsergebnisse muß man bei Ryzen 7 wohl auch erstklassige Kühllösungen ansetzen müssen.
Leider gab es von den beiden kleineren Ryzen-Modellen Ryzen 7 1700 & 1700X nur recht wenige entsprechende Übertaktungsresultate, allerdings ist die grobe Tendenz auch so mittels der vielen Übertaktungsresultate zum Ryzen 7 1800X sichtbar. Die hierzu nachfolgend aufgelisteten Ergebnisse der Launchreviews richten sich ausschließlich an den unter normalen Kühlmaßnahmen (Luft oder Standard-Wassserkühlung) erreichten und natürlich stabilen Übertaktungsresultaten aus. Die von AMD angesetzte default-Spannung der Ryzen-Achtkerner wollte keiner der Testberichte wirklich ganz konkret notieren – doch augenscheinlich laufen jene Prozessoren mit ~1.2V los, können sich aber unter Last auch bis zu ~1.35V genehmigen.
Da bleibt dann gemäß den AMD-Richtlinien zur Ryzen-Übertaktung nicht mehr viel Platz, denn AMD empfiehlt eine CPU-Spannung von nicht mehr als 1.35V für die tägliche, dauerhaft laufende Übertaktung. Jede höhere Spannung soll dann laut AMD entgegen der Langlebigkeit der Prozessoren gehen – wobei dies meistens nur ein üblicher Spruch der Hersteller zur eigenen rechtlichen Absicherung darstellt, in der Praxis bei meist nur ca. 5 Jahre benutzten Prozessoren kein beachtbarer Effekt eintritt. Bis zu 1.45V sieht AMD in diesem Sinne noch als gangbar an, danach fängt dann wohl der wirklich kritische Bereich an. In der Overclocking-Praxis sind nur wenige Testberichte über diese 1.45V hinausgegangen – wobei sich das ganze augenscheinlich auch nicht lohnt, denn die erreichten Overclocking-Taktraten waren nur in den seltensten Fällen durch eine zu zaghafte Spannungszugabe limitiert:
Ryzen 7 1700 | Ryzen 7 1800X | ||
---|---|---|---|
ComputerBase | 3899 MHz @ 1.352V | ComputerBase | 4050 MHz |
Overclockers Club | 4091 MHz @ 1.440V | Overclockers Club | 4041 MHz @ 1.416V |
Top Ten Gamer | 3900 MHz @ 1.3V | Top Ten Gamer | 3900 MHz @ 1.35V |
Hardwareluxx | 3991 MHz @ 1.461V | ||
PCLab | 4075 MHz @ 1.385V | ||
PurePC | 4100 MHz @ 1.450V | ||
Hardware.fr | 3999 MHz @ 1.330V | ||
Adrenaline | 3991 MHz @ 1.404V | ||
3DNews | 3999 MHz @ 1.548V | ||
3DMGame | 3993 MHz @ 1.352V | ||
Benchmark.pl | 3991 MHz @ 1.368V | ||
Expreview | 4000 MHz | ||
Jagat Review | 3991 MHz @ 1.404V | ||
Tek.no | 4000 MHz @ 1.417V | ||
Zol.com | 4000 MHz | ||
Vortez Hardware | 4091 MHz | ||
TweakTown | 3999 MHz @ 1.504V | ||
Tom's Hardware | 4000 MHz @ 1.425V | ||
Overclockers | 4018 MHz @ 1.380V | ||
Legit Reviews | 4091 MHz @ 1.464V | ||
KitGuru | 4099 MHz @ 1.439V | ||
Hot Hardware | 4000 MHz @ 1.35V | ||
Hexus | 4100 MHz @ 1.375V | ||
HardwareZone | 4050 MHz @ 1.4V | ||
SweClockers | 4049 MHz @ 1.461V | ||
Hardware Canucks | 4099 MHz @ 1.40V | ||
HWBox | 4000 MHz @ 1.42V | Guru3D | 4124 MHz @ 1.526V |
Hardware.info | 4091 MHz @ 1.456V | Gamers Nexus | 3900 MHz |
Overclockers Club | 3991 MHz @ 1.464V | eTeknix | 4091 MHz @ 1.488V |
ComputerBase | 4050 MHz | Bit-Tech | 4000 MHz @ 1.425V |
TechSpot | 3950 MHz | TechSpot | 4100 MHz @ 1.35V |
Ryzen 7 1700X | Ryzen 7 1800X |
Wie gut an den vielen Einzelergebnissen zum Ryzen 7 1800X zu sehen, scheint bei diesem Prozessor eher denn eine generelle "Taktmauer" bei ca. 4.1 GHz zu existieren. Manche Testexemplare schaffen es bis zu dieser Mauer, die meisten kommen nur bis 4.0 GHz, einige erreichen sogar nur 3.9 GHz. Dabei ist es augenscheinlich nicht von wirklicher Relevanz, ob man mit einer besonders hohen CPU-Spannung herangeht – manche Testexemplare schaffen die 4.0 GHz auch schon auf 1.35V, andere erst viel später. Mit ganz hohen Spannungszugaben ist also nicht wirklich etwas herauszuholen, das Ryzen-Die limitiert eher generell. Eher dürfte man mit besseren Kühllösungen größeren Erfolg haben – aber dafür muß es dann schon eine wirklich herausragende Kühlung sein, welche möglichst auch die (unter Spannungszugabe sehr hitzig werdenden) Spannungswandler umfaßt.
In der Summe der vorliegenden Übertaktungsergebnisse erreicht der Ryzen 7 1800X ein durchschnittliches Übertaktungsergebnis von 4030 MHz – gerade so knapp oberhalb der nominellen Taktraten, welche immerhin einen Boosttakt von bis zu 4.0 GHz (natürlich nicht auf allen Kernen gleichzeitig) erlauben. Gemessen an den nominellen Taktraten dieses Prozessors von 3.6/4.0 GHz ist dies allerdings eine arg schwache Kür. Dies ist eine jener Übertaktungen, welche sich fast nicht lohnen – und zumeist nur deshalb durchgeführt werden, um die 4 GHz sehen zu können. Zur Ehrenrettung von AMD sei allerdings erwähnt, das AMD speziell den Ryzen 7 1800X Prozessor ganz offiziell als ein Modell angesetzt hat, was für diejenigen Anwender gedacht ist, welche die besten Performance haben, deswegen aber eben nicht übertakten wollen.
Die Übertaktungschancen der kleineren Ryzen-Achtkernern sehen dann relativ betrachtet besser aus: Ryzen 7 1700 & 1700X erreichen tendentiell dieselben Übertaktungsergebnisse wie der Ryzen 7 1800X (für eine solide Durchschnittsbildung liegen zu wenige Einzelwerte vor) – womit angesichts niedrigerer nomineller Taktraten der relative Übertaktungserfolg bei Ryzen 7 1700 & 1700X größer ist. Insbesondere der Ryzen 7 1700 dürfte sich aus dieser Achtkerner-Riege faktisch am besten zur Übertaktung eignen, denn nominell 3.3/3.7 GHz unter Übertaktung auf 4.0 GHz oder notfalls 3.9 GHz hochzubringen, sieht dann schon durchaus ansprechend aus. Damit kommt AMD auch hier und da an die von Intel gebotenen (relativen) Übertaktungserfolge heran – ohne jedoch auch nur in die Nähe von echten Spitzenübertaktungen zu kommen.
Noch etwas präziser sind dann die Overclocking-Statistiken zu Ryzen seitens des US-Händlers Silicon Lottery: Selbiger verkauft vorselektierte Prozessoren – und im Zuge dessen mussten natürlich erst einmal reihenweise Ryzen-CPUs auf deren Taktbarkeit getestet werden. Diese Ergebnisse sind beim Ryzen 7 1800X nahezu gleich gegenüber jenen aus den Launchreviews – bei den kleineren Modellen Ryzen 7 1700 & 1700X allerdings beachtbar schlechter, wobei in diesem Fall die Datenmenge der Launchreviews wie gesagt auch zu klein war. Mittels der Overclocking-Werte von Silicon Lottery ist klar zu sehen, das die kleineren Modelle keine wirklich großen Chancen auf 4.0 GHz Takt haben, sondern im Schnitt bei einer Übertaktung auf 3.9 GHz ankommen dürften – mit auch der Chance, das schon bei 3.8 GHz Schluß ist. Selbst beim Ryzen 7 1800X sind allerdings die 4.0 GHz Takt nicht gesetzt, sondern werden nur im Mittel der Ergebnisse erreicht – was bedeutet, das besseren Ergebnissen als 4.0 GHz demzufolge auch schlechtere Ergebnisse als 4.0 GHz gegenüberstehen müssen.
Ryzen 7 1700 | Ryzen 7 1700X | Ryzen 7 1800X | |
---|---|---|---|
Technik | Zen, 8C +SMT, 3.0/3.7 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.4/3.8 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz |
@ 3.8 GHz | 93% (@ 1.376V) | 100% (@ 1.360V) | - |
@ 3.9 GHz | 70% (@1.408V) | 77% (@1.392V) | 97% (@1.376V) |
@ 4.0 GHz | 20% (@1.440V) | 33% (@1.424V) | 67% (@1.408V) |
@ 4.1 GHz | - | - | 20% (@1.440V) |
Grob gesehen kann man also Ryzen 7 1700 & 1700X auf 3.9 GHz als normalerweise erreichbare Übertaktung einschätzen, den Ryzen 7 1800X als einzigen auf 4.0 GHz normalerweise (aber nicht garantiert) erreichbare Übertaktung. So gesehen ist Ryzen dann doch kein wirklich schlechter Übertakter – man darf nur nicht den Fehler begehen, die am höchsten getakteten Ryzen-Modelle als Übertaktungsgrundlage zu verwenden, denn jene sind dafür von AMD explizit nicht gedacht. Daß man mit den kleineren Modellen einer Prozessoren-Serie auch gut übertakten kann, ist aus Intel-Sicht natürlich ungewohnt, aber dies ist ganz und allein Intels Problem. Die kleineren Ryzen-Modelle dürften in jedem Fall (wahrscheinlich genauso bei den noch anstehenden Vier- und Sechskernern) ganz vernünftige Übertakter geben – ohne in dieser Disziplin herauszuragen, aber dies fällt speziell dem Core i7-7700K angesichts dessen hoher nomineller Taktraten inzwischen genauso schwierig.
Diese insgesamt mittelmäßigen Übertaktungsergebnisse bei Ryzen 7 bedeuten dann aber auch, daß das Performance-Ergebnis unter Übertaktung knapper wird, die Intel-Prozessoren unter Overclocking näher an Ryzen heranrücken (Anwendungs-Performance) bzw. noch etwas mehr davonziehen (Spiele-Performance). Zum Vorteil von AMD ist allerdings auch zu werten, das man mit fester Übertaktungs-Absicht die teureren Modelle Ryzen 7 1700X & 1800X faktisch links liegenlassen und gleich auf das (deutlich) günstigere Modell Ryzen 7 1700 (329$) gehen kann. Die preislich hierbei passenden Intel-Gegenspieler Core i7-7700K (339$) bzw. Core i7-6800K (412$) mögen zwar teilweise die höheren Übertaktungsgewinne auswerfen – dies reicht jedoch immer noch nicht aus, um zumindest bei der Anwendungs-Performance einen Ryzen-Achtkerner auf 3.9 GHz zu überrunden.
7600K | 7700K | 1700 | 6800K | 1700X | 6850K | 1800X | 6900K | 6950K | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Technik | Kaby Lake, 4C, 3.8/4.2 GHz | Kaby Lake, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.0/3.7 GHz | Broadwell-E, 6C +HT, 3.4/3.6 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.4/3.8 GHz | Broadwell-E, 6C +HT, 3.6/3.8 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz | Broadwell-E, 8C +HT, 3.2/3.7 GHz | Broadwell-E, 10C +HT, 3.4/3.6 GHz |
übliches OC-Ergebnis | ~4.9 GHz | ~4.9 GHz | ~3.9 GHz | ~4.3 GHz | ~3.9 GHz | ~4.3 GHz | ~4.0 GHz | ~4.3 GHz | ~4.3 GHz |
Anwendungs-Performance | 77% | 100% | 105% | 101% | 114% | 107% | 120% | 125% | 139% |
Anwendungs-Perf. @ OC | ~92% | ~111% | ~122% | ~121% | ~122% | ~121% | ~125% | ~151% | 168% |
Spiele-Performance | 82% | 100% | ~78% * | ~95% * | ~83% * | 99% | 86% | 104% | 106% |
Spiele-Performance @ OC | ~95% | ~109% | ~87% * | ~110% | ~87% * | ~110% | ~89% | ~120% | ~122% |
Listenpreis | 242$ | 339$ | 329$ | 412$ | 399$ | 587$ | 499$ | 999$ | 1569$ |
* Schätzung ohne Wertegrundlage, mit einer gewissen Spielbreite von 1-2 Prozentpunkten zu betrachten |
Vielmehr kann sich Ryzen trotz der geringen Overclocking-Performancezuwächse gegenüber Intel auch unter Übertaktung noch knapp durchsetzen – logischerweise nur bei der Anwendungs-Performance, im Spiele-Bereich sieht es wie bekannt grundsätzlich anders aus. Aber da kommt Ryzen mittels Übertaktung wenigstens deutlich näher an den Intel-Standard heran, womit der in der Praxis auftretende Performance-Unterschied unter Spielen nochmals (etwas) weniger bedeutungsvoll wird. Davon ganz abgesehen kann sich Broadwell-E unter Übertaktung im Spiele-Bereich dann endlich deutlicher von den Kaby-Lake-Vierkernern absetzen – Vielkern-Prozessoren können also sehr wohl auch unter Spiele-Benchmarks klar vorn liegen (was dann auch für die langfristigen Aussichten bei Ryzen-Nachfolgern interessant ist).
Bleibt die letzte Frage übrig – die nach der abschließenden Bewertung der hiermit aufgelaufenen Resultate. Die Meinungen zu Ryzen gehen schließlich weit auseinander: Die einem sind enttäuscht ob der Spiele-Schwäche der Zen-Architektur sowie der nur mittelmäßigen Overclocking-Neigung, die anderen sehen eher die Vorteile bei der Anwendungs-Performance und das gute Preis/Leistungs-Verhältnis. Beide Ansichten sind durchaus valide – den reinen Gamer mögen die Vorteile bei der Anwendungs-Performance weniger interessieren, dem Workstation-Benutzer sind wiederum (selbst bei eigenem Gaming-Einsatz) die gewissen Nachteile unter der Spiele-Performance fast egal, so lange nur die Performance-Grundlagen stimmen (was sie augenscheinlich tun).
Ergo ist Ryzen 7 derzeit primär eine subjektive Angelegenheit – subjektiv darauf bezogen, wo die persönlichen Schwerpunkte der CPU-Nutzung liegen. Reine Gamer kommen mit einem Intel-Vierkerner (momentan) wohl etwas besser weg, für PC-Arbeiter wäre dagegen die bessere Anwendungs-Performance das gewichtigere Argument. Wer zwischen diesen beiden Polen liegt, hat die Qual der Wahl – wobei unsere subjektive Tendenz eher dahin geht, der höheren Anwendungs-Performance den Vorrang zu geben, da man mit jener viel häufiger zu tun hat als mit CPU-limitierten Szenen in PC-Spielen. Zudem besteht durchaus der Verdacht, das Ryzen 7 selbst unter Spielen bei reinrassigen CPU-Aufgaben doch mindestens genauso gut wie Intel ist – leider wurde selbiges nur singulär ausgemessen. Und am Ende ist ein Achtkerner einfach zukunftsgewandter als ein Vierkerner, dürfte sich die Performance des Achtkerners über die Zeit besser entwickeln als jene des Vierkerners (wenn mehr Software mit einer besseren Achtkern-Skalierung erscheint).
Betrachtet man zudem die aufgerufenen Preispunkte, dann ist Ryzen 7 sogar eher in der Vorhand zu sehen: Insbesondere im Vergleich mit Broadwell-E können sich Ryzen 7 1700X & 1800X sehr gut positionieren – allein der Ryzen 7 1700 hat ein wenig Probleme, sich deutlich genug von Intels Core i7-7700K aus der Kaby-Lake-Generation abzusetzen. Gutklassige Angebote, die jederzeit gangbar sind, stellen die Ryzen 7 Prozessoren in jedem Fall dar. Es gibt Vor- und Nachteile, sicherlich keinen klaren Sieg gegenüber Intel – aber eben auch keinen deutlichen Nachteil. Vielmehr bleiben alle Schwachpunkte von Zen/Ryzen ausreichend deutlich im Rahmen, stellen also nirgendwo etwaige Sollbruchstellen dar.
Und hier liegt dann die entscheidende Aussage zu Ryzen 7: AMD ist deutlich zurück, mit Intel auf Augenhöhe und betrachtend das Preis/Leistungs-Verhältnis sogar meistens besser als Intel aufgestellt (dies muß AMD als kleinerer der beiden CPU-Bauer natürlich so handhaben). Dies ist kein Vergleich zum Launch der Bulldozer-Architektur, als man überall nur zweiter Sieger war und sich am Ende nur mit erheblichen Preissenkungen und dem Neuheitswert von Achtkern-Prozessoren gewisse Marktanteile sichern konnte. Heuer legt AMD mit Ryzen 7 ein grundsolides Produkt mit Stärken und Schwächen vor, welches allerdings keinerlei Vorzugsbehandlung benötigt, um gegenüber Intel bestehen zu können.
Im Vergleich zu den Vorab-Prognosen kommt Ryzen 7 natürlich etwas schwächer heraus – aber viel an Vorab-Prognosen ist üblicherweise einfach nur Marketing seitens des Herstellers, welcher logischerweise den Hype um sein neues Produkt schüren will. Wohlweislich hat AMD vorab nichts zur Spiele-Performance gesagt, welche wie gesagt schwächer als bei Intel herausgekommen ist – nur beim Overclocking hat man sich leider zu regelrechten Fehlmeldungen hinreißen lassen, denn wirklich Overclocking-geeignet sind letztlich nur die kleineren Ryzen-Exemplare, bei den größeren geht AMD schon selber in Richtung der maximal möglichen Taktfrequenzen.
Andererseits gilt auch: Hätte man uns vor einem Jahr dieses Ergebnis prophezeit – man hätte es weithin mit Kußhand angenommen. Ryzen wurde schließlich einstmals prognostiziert auf eine Performance in Augenhöhe mit Sandy Bridge & Ivy Bridge, bestenfalls auf dem Niveau von Haswell liegend – nun schlägt man teilweise der Niveau von Broadwell-E, was wie gesagt weit oberhalb der vorherigen Prognosen liegt. Selbst der Spiele-Schwäche von Ryzen kann man noch etwas gutes abgewinnen, denn letztlich können die Spieler auch später noch mit zukünftigen Zen-Verbesserungen überzeugt werden – eine Ryzen-Schwäche unter der Anwendungs-Performance wäre hingegen viel desaströser, denn letztlich nicht fixbar und vor allem auch schlecht für AMDs Aussichten im Workstation- und Server-Markt.
So aber dürfte AMD mit Ryzen 7 eine gute Grundlage dafür haben, sich wieder zurück im Prozessoren-Wettbewerb zu melden. Alle derzeit festgestellten Schwächen sind letztlich auf das Gesamtbild bezogen halb so wird, die Stärken hingegen ausreichend, um wieder ernsthaft mit Intel in den Ring zu steigen. Zudem ist vor allem der Ausblick sehr positiv: Die erstklassige Anwendungs-Performance ist eine perfekte Grundlage zu noch stärkeren Ryzen-Prozessoren mittels zukünftiger Ausbaustufen der Zen-Architektur. Derzeit noch fehlende Windows- und Spiele-Patches zugunsten von Ryzen könnten das Performance-Bild weiter verbessern helfen, auch wenn man sich hiervon keine Wunderdinge erwarten sollte. Und letztlich arbeitet sowieso noch die Zeit für AMDs Achtkern-Prozessoren, sollten jene per auf Achtkern-CPUs besser angepasste Anwendungen & Spiele langfristig nochmals (maßvoll) stärker werden können.
Am Ende hat AMD das mit Ryzen/Zen erreicht, was man sich mit dieser neuen Prozessoren-Architektur erhofft & gedacht hatte: Einen neuen Start im Prozessoren-Geschäft – nicht völlig gleich zum seinerzeitigen K7-Launch, aber auch nicht vollkommen davon abweichend. Und AMD brauchte diesen neuen Start sehr wohl, ohne neuen Schwung aus seinen Kerngeschäftsfeldern ist das Unternehmen gegenüber dem massiv größeren Wettbewerber Intel und natürlich auch gegenüber dem derzeit vom Erfolg glatt umgerannten nVidia nicht konkurrenzfähig – womit den Konsumenten perspektivisch sogar die einzige Konkurrenz wegbrechen können, welche im CPU- und GPU-Geschäft überhaupt noch existiert. Ryzen/Zen dürften diese tiefschwarze Zukunftsvision (derzeit) zuverlässig verhindert haben, denn AMD hat hiermit die Grundlage für gute CPU-Geschäfte über die nachfolgenden Jahre gelegt.