Die Spiele-Performance der Prozessoren (unter möglichst CPU-limitierten Bedingungen) mit extra Grafikkarte zeigt dann dieselbe Tendenz wie bei der Anwendungs-Performance: Cezannne kommt nicht auf die Performance-Höhe von Vermeer, sondern vielmehr mit einigem Abstand durchs Ziel. Die Performance-Differenz ist dabei zwischen Ryzen 7 5700G und Ryzen 7 5800X mit +16,2% sogar beachtbar höher als unter den Anwendungs-Benchmarks – und dies in einem Feld, wo die Unterschiede üblicherweise bemerkbar kleiner ausfallen. Auch die wenigen zu Ryzen 5 5600G vorliegenden Benchmarks deuten in dieselbe Richtung, dass zwischen Ryzen 5 5600G und Ryzen 5 5600X eine beachtbar größere Performance-Differenz unter Spielen herrscht, als die unter Anwendungen ausgemessen +8,7%.
Spiele (CPU-Limit) | 11400/F | 11600K/F | 11700/F | 11700K/F | 3600 | 5600G | 5600X | 5700G | 5800X |
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Kerne & Abstammung | 6C RKL | 6C RKL | 8C RKL | 8C RKL | 6C Zen 2 | 6C Zen 3 | 6C Zen 3 | 8C Zen 3 | 8C Zen 3 |
AnandTech (5T, 1080p 5%) | - | 105,2% | - | 107,4% | 90,8% | 97,1% | 112,2% | 100% | 112,2% |
ComputerBase (10T, 720p 1%) | 99,0% | 104,7% | 104,2% | 108,9% | 89,6% | 93,2% | 111,5% | 100% | 116,1% |
Golem (6T, 1080p 1%) | 88,8% | 104,0% | - | 111,5% | - | - | 107,4% | 100% | 114,1% |
PC-Welt (12T, 720p avg) | 97,3% | 106,3% | - | - | - | - | 112,9% | 100% | 119,4% |
TechPowerUp (10T, 720p avg) | 92,3% | 103,0% | - | - | 82,7% | - | 111,2% | 100% | 116,1% |
gemittelte Spiele-Perf. | 95,0% | 104,7% | - | 108,8% | 86,8% | - | 111,3% | 100% | 116,2% |
TDP-Klasse | 65W | 125W | 65W | 125W | 65W | 65W | 65W | 65W | 105W |
Listenpreis | $157 | $237 | $298 | $374 | $199 | $259 | $299 | $359 | $449 |
Straßenpreis (8.8.2021) | €195 | €237 | €312 | €349 | €178 | €268 | €262 | €368 | €374 |
Performance-Durchschnitt gemäß geometrischem Mittel, leicht gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; Listenpreise: AMD = boxed, Intel = tray für F-Modelle; Straßenpreise: Bestpreis zum Stand 8. August 2021 für lieferbare Angebote (egal ob tray oder boxed); gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 390 |
Im generellen werden für diese Performance-Unterschiede zwische Cezanne und Vermeer die unterschiedliche Menge an verbautem Level3-Cache (16 vs 32 MB) verantwortlich gemacht. Die TDP ist zumindest im Sechskern-Feld gleich, (nominelle) Taktraten-Differenzen sind kaum vorhanden und bei AMDs Prozessoren sowieso nicht von wirklicher Relevanz. Da Spiele in diesem Fall stärker reagieren als Anwendungen und bekannterweise Spiele sehr wohl auf viel Cache stehen, macht dieser Erklärungsansatz erst einmal Sinn. In jedem Fall ergibt sich spätestens hier ein gravierender Unterschied zu früheren Zen-Prozessoren von AMD – wo bislang die Regel galt, dass die kleineren Modelle (mit selber Kern-Anzahl) gerade bei der Spiele-Performance meist nur minimal langsamer waren. Bei Zen 3 trifft dies zwischen Cezanne und Vermeer nun nicht mehr zu, sondern ergibt sich eher eine größere Performance-Differenz unter Spielen als unter Anwendungen.
Eben deswegen gelingt es unter Spielen Cezanne auch nicht mehr, Core i5-11600K/F und Core i7-11700K/F in Schach zu halten – für diesen Job muß dann wirklich Vermeer ran. Während der Ryzen 7 5700G unter Anwendungen noch auf Augenhöhe mit dem Core i7-11700K/F herauskam, reicht es unter Spielen um ca. 5% Differenz nicht einmal aus, um gegenüber dem Core i5-11600K/F gleich schnell zu sein. Allerdings ist dies dann auch eine Niederlage auf vergleichsweise hohem Niveau, denn eine heutzutage gängige Spiele-Performance gibt es auch mit Cezanne. Im "Nebenkriegsschauplatz" von Core i5-11400/F gegen Ryzen 5 3600 gewinnt das Intel-Modell hingegen mit deutlichem Abstand gegenüber dem älteren AMD-Prozessor und braucht dafür noch nicht einmal die Deaktivierung seiner Power-Limits, welche bei der ComputerBase +5% sowie bei Golem +11% extra einbringen würden.
In der Parade-Disziplin der AMD-APUs in Form der iGPU-Performance sieht Intel hingegen nach wie vor kein Land – und dies obwohl Rocket Lake die iGPU-Performance gegenüber Comet Lake augenscheinlich glatt verdoppelt hat. Doch gegenüber AMDs Ryzen 5000G Serie bräuchte Intel eine nochmalige Performance-Verdopplung, um überhaupt halbwegs gleichziehen zu können. Dies gelingt nicht einmal Intels Tiger Lake mit (rein nominell) dreimal so starker iGPU wie bei Rocket Lake – welche aber natürlich auch durch Mobile-Bedingungen etwas ausgebremst wird. Zwischen den beiden Ryzen 5000G Modellen ergibt sich dagegen ein vergleichsweise geringer Performance-Unterschied trotz beachtbarer Spezifikations-Differenzen bei CPU & iGPU. Augenscheinlich hängt Vega 8 bei Ryzen 7 5700G schon stark an der Speicherbandbreite oder/und dem TDP-Limit, womit Vega 7 von Ryzen 5 5600G viel näher herankommt, als es ansonsten die Rohleistungs-Differenz (+20%) zulassen sollte.
iGPU-Performance | CML 24EU | RKL 32EU | TGL 96EU | 3400G | 5600G | 5700G | GT1030 | RX550 |
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benutzte CPU+iGPU | Comet Lake GT2 (Gen 9.5) | Rocket Lake GT2 (Xe) | Core i7-1185G7 (Xe) | Ryzen 5 3400G (Vega 11) | Ryzen 5 5600G (Vega 7) | Ryzen 7 5700G (Vega 8) | diverse + GeForce GT 1030 | diverse + Radeon RX 550 |
AnandTech (9T, 720p Low) | - | 53,1% | 81,7% | 74,1% | 96,7% | 100% | ~87% | - |
ComputerBase (6T, 1080p) | - | 42,3% | - | 86,0% | 93,2% | 100% | 77,5% | 81,0% |
Golem (4T, 1080p Medium-High) | - | 57,3% | - | 92,7% | - | 100% | - | - |
PC Games Hardw. (5T, 720p Low) | - | 52,3% | - | 86,6% | - | 100% | - | - |
PC-Mag (4T, 1080p Low) | 18,1% | 35,5% | - | 61,7% | 85,8% | 100% | - | - |
PC-Welt (6T, 1080p Low) | 25,1% | 49,6% | - | 86,7% | - | 100% | - | - |
TechPowerUp (13T, 1080p Lowest) | - | 53,0% | - | - | - | 100% | 68,0% | - |
TechSpot (9T, 1080p Low-Medium) | - | 34,8% | - | 74,6% | 89,7% | 100% | - | 91,3% |
Tom's Hardware (5T, 1080p) | - | 52,0% | - | 87,2% | 96,2% | 100% | 87,4% | - |
gemittelte iGPU-Performance | - | 47,7% | - | 83,0% | 93,5% | 100% | - | - |
TDP-Klasse | 65-125W | 65-125W | 28W | 65W | 65W | 65W | 30W +CPU | 50W +CPU |
Performance-Durchschnitt gemäß geometrischem Mittel, leicht gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 250 |
Die hier und da mitgetestete GeForce GT 1030 erlaubt zwar wegen der wenigen vorliegenden Werte keine echte Performance-Einordnung selbiger, aber zumindest die ungefähre Größenklasse der vorliegenden iGPU-Performance läßt sich damit bestimmen: Denn die GeForce GT 1030 kommt (in ihrer regulären GDDR5-Ausführung) im 3DCenter FullHD Performance-Index bei ~170% heraus, die schnellste iGPU in Form von Vega 8 bei Ryzen 7 5700G ist wohl schon +20-30% schneller als das. Anders formuliert bekommt man mit Ryzen 7 5700G grob das Performance-Niveau einer GeForce GTX 750 Ti, während eine GeForce GTX 1050 wohl immer noch um ca. die Hälfte schneller sein sollte. Dies sind (bestenfalls) ungefähr die Hälfte der Performance einer GeForce GTX 1650 GDDR5, sowie (bestenfalls) grob ein Drittel von Radeon RX 590, GeForce GTX 1660 oder Radeon RX 5500 XT 8GB. Für iGPU-Verhältnisse ist dies wie gesagt gutklassig, es bleibt damit allerdings weiterhin bei einer großen Performance-Differenz gegenüber den kleinsten gangbaren Gaming-Grafikkarten.
schnellste iGPU | frühere Grafikkarten | aktuelle Grafikkarten | |
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> x3 | Radeon RX 590 — 650% | GeForce GTX 1660 — 690% Radeon RX 5500 XT 8GB — 650% |
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> x2 | GeForce GTX 1650 GDDR5 — 450% | ||
x1,5 | GeForce GTX 1050 2GB — 310% | ||
x1 | Vega 8 in Ryzen 7 5700G — ~200-220% | Radeon RX 550LE — ~220% GeForce GTX 750 Ti — 210% |
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x0,85 | Radeon RX 550 — ~180% GeForce GT 1030 GDDR5 — ~170% |
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alle Performance-Angaben bezogen auf den 3DCenter FullHD Performance-Index |
Wie man es von Prozessoren der TDP-Klasse "65 Watt" erwarten darf, sind Ryzen 5 5600G und Ryzen 7 5700G in den "Nebendisziplinen" Stromverbrauch, CPU-Temperatur und Lüfter-Lautstärke weitgehend problemlos bzw. ordnen sich dort ein, wo man dies erwartet. Der Ryzen 7 5700G kann dabei bis zu seinem PPT-Grenzwert von 88 Watt verbrauchen, der Ryzen 5 5600G bleibt etwas darunter und könnte somit auch eine minimal kleinere TDP/PPT-Klasse vertragen. Mittels Übertaktung sind wohl 4.6 bis 4.8 GHz möglich, was wenigstens auf dem Niveau des maximalen (nominellen) Turbo-Boosts dieser Prozessoren liegt. Mit einem Ryzen 7 5700G wurden auf festen 4.6 GHz +5,2% Performancegewinn unter Anwendungen ermittelt, unter Spielen waren es allerdings nur +1,3% (dort bringt wie üblich Speicherübertaktung viel mehr). Dies ist zumindest leicht besser als bei Vermeer-Prozessoren – allerdings angesichts der weiterhin mageren Höhe des Performancegewinns immer noch nicht wirklich ansprechend.
Von technischer Seite her kann man damit Ryzen 5000G auf Cezanne-Basis durchaus als gelungenes Produkt ansehen. So wie gedacht, bietet AMD hiermit Zen-3-Technik mit jeweils etwas geringerer Performance gegenüber dem Vermeer-Original an. Die Performance-Differenz zwischen Cezanne und Vermeer ist dabei größer als vorab gedacht, unter Anwendungen aber immer noch gut auf Höhe mit Intels K-Modellen. Unter Spielen (mit extra Grafikkarte) verliert Cezanne dann allerdings stärker und dies auch gegenüber Intel – wenngleich man weiterhin grob im vorderen Feld bleibt und nicht gleich ganz auf Zen-2-Niveau herunterreicht wird. Die iGPU-Performance von Cezanne ist dann (wie üblich bei AMD) das mit Abstand beste, was es momentan im Desktop-Segment gibt.
Leider spricht jedoch in der Praxis derzeit die Straßenpreis-Situation deutlich gegen Ryzen 5000G auf Cezanne-Basis – und dagegen für Ryzen 5000 auf Vermeer-Basis. Denn letztlich werden Cezanne und Vermeer in beiden Kern-Klassen derzeit jeweils auf nahezu demselben Preispunkt angeboten, ist der Listenpreis-Vorteil von Cezanne aktuell nicht an den Straßenpreisen abzulesen. Sicherlich sollte sich diese Situation eines Tages verändern bzw. mehr in Richtung des Listenpreis-Unterschieds entwickeln, aber derzeit haben die Vermeer-Modelle einfach die klar besseren Preis/Performance-Verhältnisse auf ihrer Seite. Die angedachte Rolle als preisgünstige Vermeer-Alternative muß sich Cezanne noch mit der Zeit über niedrigere Straßenpreise erarbeiten.
Sobald allerdings die iGPU eine Rolle spielt, erledigt sich dieser Einwand – denn die Vermeer-Modelle verfügen nicht über dieses Feature und ist somit allein Intel der Kontrahent. Geht es rein nach der iGPU-Performance, läuft sowieso nichts an AMD vorbei, dann schlägt auch ein Zen-1-basierter Ryzen 5 3400G alles, was Intel im Desktop zu bieten hat. Geht es rein um das Vorhandensein der iGPU (unabhängig deren Performance), kommen Cezanne dann wieder die aktuellen Straßenpreise in die Quere, hat Intel bei Rocket Lake unter Anwendungen das leicht bessere und unter Spielen sogar das klar bessere Preis/Performance-Verhältnis. Genauso wie sich Cezanne gegenüber Vermeer bei den Straßenpreise noch (nach unten hin) bewegen muß, gilt dies auch gegenüber Intels Rocket Lake.
AMD Zen 2/3 | Straße | Intel Rocket Lake | ||
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Zen 3, 8C/16T, Anwend: 112,0%, Spiele: 116,2% | Ryzen 7 5800X | 374-400€ | ||
Zen 3, 8C/16T, Anwend: 100,0%, Spiele: 100,0% | Ryzen 7 5700G | 368-380€ | ||
349-370€ | Core i7-11700K/KF | RKL, 8C/16T, Anwend: 99,6%, Spiele: 108,8% | ||
312-340€ | Core i7-11700/F | RKL, 8C/16T, Anwend: ~83-86%, Spiele: ~103-105% | ||
Zen 3, 6C/12T, Anwend: 82,8%, Spiele: ~93-94% | Ryzen 5 5600G | 268-280€ | ||
Zen 3, 6C/12T, Anwend: 90,0%, Spiele: 111,3% | Ryzen 5 5600X | 262-280€ | ||
237-250€ | Core i5-11600K/KF | RKL, 6C/12T, Anwend: 83,4%, Spiele: 104,7% | ||
195-220€ | Core i5-11400/F | RKL, 6C/12T, Anwend: 66,2%, Spiele: 95,0% | ||
Zen 2, 6C/12T, Anwend: 71,1%, Spiele: 86,8% | Ryzen 5 3600 | 178-230€ | ||
Straßenpreise gemäß dem Geizhals-Preisvergleich für lieferbare Angebote vom 8. August 2021 (egal ob tray oder boxed) |
Fast ist es erstaunlich, dass Cezanne trotzdem dieses auf Einzelhändler-Ebene unexistenten Preisvorteils direkt nach Marktstart die beiden Spitzenpositionen in den Verkaufscharts der Mindfactory einnehmen konnte – vor Ryzen 5 5600X & Ryzen 7 5800X wohlgemerkt. Doch vermutlich zählen derzeit andere Dinge als das pur beste Preis/Performance-Verhältnis: Denn mittels Ryzen 5 5600G & Ryzen 7 5700G erhält man eine anständige CPU-Performance samt iGPU in einer Performance-Klasse, wo sich eine tatsächliche reale Nutzbarkeit (unter niedrigen Bildqualitäts-Settings oder unterhalb FullHD-Niveau abgesenkter Auflösung) ergibt. Damit kann man die Zeit der Grafikkarten-Preisverirrung aussitzen, ohne gänzlich nackt oder aber mit der mageren Performance einer Intel-iGPU dazustehen – und rüstet irgendwann später eine Grafikkarte hinzu und besitzt dann ein grundanständiges System.
Manchmal muß es eben nicht das allerbeste in einer bestimmten Kategorie sein – sondern gewinnt das insgesamt rundere Produkt. AMDs Cezanne kommt somit durchaus zu einem guten Zeitpunkt in den Markt – wo AMD augenscheinlich halbwegs anständig Prozessoren liefern kann, Grafikkarten jedoch weiterhin unter deutlichen Preisübertreibungen leiden und die AMD-iGPU plötzlich zu bedeutsamen Faktor bei der Kaufentscheidung wird. Dabei hatte AMD in der Vergangenheit jahrelang versucht, den Punkt der überlegenen iGPU-Performance bei den PC-Käufern zu etablieren – was bis jetzt nie so richtig funktioniert und man daher nahezu aufgegeben hatte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo AMD seine APUs eher in Richtung CPU-Performance getrimmt und die iGPU-Seite nur noch maßvoll weiterentwickelt hat, die praktische Nutzbarkeit eben dieser AMD-iGPU nun augenscheinlich doch zum ziehenden Element der aktuellen APU-Generation wird.
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