Erneut keine Stärke der Radeon RX 7600 XT ist die Disziplin "RayTracing": Hier kann sich die Karte zwar nochmals besser von der Radeon RX 7600 absetzen, was selbst unter der FullHD-Auflösung einfach nur über die höheren VRAM-Anforderungen von RayTracing passiert. Gegenüber der natürlichen Stärke der nVidia-Karten unter deren Parade-Disziplin ist für AMD-Hardware derzeit allerdings kein Kraut gewachsen, schon die regulär etwas langsamere GeForce RTX 4060 ist unter RayTracing der Radeon RX 7600 XT um +20% überlegen. Insbesondere für die gesamte Hardware-Klasse der Radeon RX 7600 XT ist RayTracing aber nicht unbedingt der wirkliche Bewertungsmaßstab, da dieserart Mainstream-Lösungen üblicherweise generell zu wenig Hardware-Power aufweisen, um unter RayTracing noch auf spielbare Frameraten zu kommen. Zumindest wird man zugunsten der Framerate öfters einmal die RayTracing-Qualität herunterschrauben müssen, wobei sich bei niedrigen RayTracing-Lasten die Performance der AMD- und nVidia-Beschleuniger erfahrungsgemäß wieder annähert.

Bezüglich des Stromverbrauchs für die gebotene Performance erfüllt die Radeon RX 7600 XT knapp die Hersteller-Vorgabe: Im Schnitt der vorliegenden Messungen kommen 190 Watt Spiele-Stromverbrauch heraus. Auffallend ist dabei, dass die meisten Einzelwerte darüber liegen, wohingegend Meßreihen auf Basis mehrerer Werte zumeist am Durchschnitt oder darunter herauskommen. Da es kein Referenz-Design zur Radeon RX 7600 XT gibt, ist die Werte-Varianz vielleicht auch etwas größer als bei anderen Grafikkarten, wirklich abweichende Werte sind jedoch selten. Bezüglich der damit erreichten Energieeffizienz liegt die Radeon RX 7600 XT allerdings nur unter den AMD-Modellen halbwegs vernünftig (nicht gutklassig), gegenüber nVidias aktueller RTX40-Serie hingegen wirklich schlecht. Generell sind 190 Watt Spiele-Stromverbrauch auch eigentlich zu viel für eine Mainstream-Grafikkarte.

Ein weiterer Problempunkt der Radeon RX 7600 XT besteht im nicht überzeugenden Performance/Preis-Verhältnis gegenüber den bereits am Markt befindlichen Grafikkarten derselben Preisregion. Eigentlich liegt die Radeon RX 7600 XT in dieser Frage nur gegenüber Arc A770 16GB sowie GeForce RTX 3060 12GB (unter Raster-Rendering) leicht besser, gegenüber den übrigen Angebote von AMD & nVidia hingegen zumeist beachtbar zurück. Selbst gegenüber der Radeon RX 7600 ist das Performance/Preis-Verhältnis der Radeon RX 7600 XT negativ – sprich, es steht dem Mehrpreis des neuen Modells keine gleichwertige Mehrperformance gegenüber. Natürlich hat die Radeon RX 7600 XT primär ihren Vorteil in der verdoppelten Speichermenge, aber dies geht eben auch mit einem beachtbarem Nachteil beim Performance/Preis-Verhältnis einher.

In der Summe der Dinge macht es einem die Radeon RX 7600 XT nicht leicht, eine Empfehlung für jene neue AMD-Grafikkarte aussprechen zu können: Die Mehrperformance ist nicht besonders hoch, teilweise sieht man hierin auch nur den Effekt des Mehrspeichers und somit keine "natürliche" Mehrperformance durch die höheren Taktraten bzw. höhere TDP. Der dafür aufgerufene Mehrpreis ist faktisch zu hoch, ganz besonders da der Straßenpreis-Unterschied derzeit mit +76 Euro nochmals ein Stück höher liegt als der Listenpreis-Unterschied von +60 Dollar/Euro. Hinzu kommt der klar höhere Stromverbrauch, welcher schon bei der Radeon RX 7600 bedenklich war, nunmehr bei der Radeon RX 7600 XT sich jedoch außerhalb des Mainstream-Feldes bewegt.

All dies muß somit aufgewogen werden durch den verdoppelten Grafikkartenspeicher, welcher mit 16 GB eine sehr wohl zukunftstaugliche Größe aufweist. Und würde man es nur gegenüber den 8-GB-Lösungen dieses Preissegments vergleichen, käme die Radeon RX 7600 XT doch noch ganz gut weg: Denn Radeon RX 7600, GeForce RTX 4060 & 4060 Ti 8GB sind eben wegen der nur 8 GB VRAM im Jahr 2024 nahezu sinnfreie Investitionen. Schon die Spiele des Jahres 2023 haben diesen 8-GB-Modellen gut zugesetzt, bei manchen Spieletiteln war erst nach einigen Patches eine saubere Spielbarkeit mit 12 GB VRAM (!) zu erreichen. So gesehen ist die Radeon RX 7600 XT das, was die Enthusiasten-Gemeinde verlangt hat – wenngleich es besser gewesen wäre, gleich die Radeon RX 7600 mit der zu dieser Generation passenden Speichermenge in den Markt zu entlassen.

Das eigentliche Problem der Radeon RX 7600 XT liegt dann jedoch in bereits verfügbaren Angebote mit mehr als 8 GB VRAM, welche mehr Performance zum gleichen Preispunkt (Radeon RX 6700 XT) oder etwas weniger Performance zum klar besseren Preispunkt (Radeon RX 6700) bieten. Die Radeon RX 6700 non-XT ist dabei die Karte der Wahl, wenn man wirklich zu Mainstream-Preisen (und damit unterhalb 300 Euro) kaufen will – im Endeffekt handelt es sich um einen Performance-Ersatz zur Radeon RX 7600 mit einfach etwas mehr VRAM. Die Radeon RX 6700 XT ist dagegen im Preisfeld der Radeon RX 7600 XT die bessere Wahl, da mit doch etwas mehr Performance gesegnet und über das breitere Speicherinterface denkbarerweise auch langfristig weiterhin vorn liegend (die klar höhere 4K-Performance deutet üblicherweise eine bessere Zukunftsfähigkeit an).

Sicherlich kann die Radeon RX 7600 XT diesen Angebote ihren nochmals größeren Grafikkartenspeicher entgegenhalten, was heutzutage auch etwas wert ist. Aber jener Punkt ist dann halt teuer erkauft gegenüber dem vergleichsweise runden Angebot einer Radeon RX 6700 XT, welche eine sinnvolle Speichermenge (für diese Preisregion) mit einer beachtbaren Mehrperformance verbindet. Somit hat AMD mit der Radeon RX 7600 XT ein vernünftiges Angebote gemacht, was allerdings nichts grundsätzlich besseres liefert, als was sowieso schon im Markt steht. Faktisch handelt es sich um einen Ersatz der Radeon RX 6700 XT, falls diese Grafikkarte eines Tages in den Auslaufstatus gehen sollte (wonach es derzeit aufgrund der schon schwachen Angebotsbreite zur Radeon RX 6700 XT durchaus aussieht).

Hauptsächlich kann man somit kritisieren, dass AMD nicht die Gelegenheit genutzt hat, ein wirklich Markt-brechendes Angebot aufzustellen. Dafür hätte man schlicht die Preislage passend machen müssen – denn wenn Radeon RX 6700 XT und 7600 XT dasselbe Performance/Preis-Verhältnis hätten, spräche alles für das neuere Modell und dessen größeren VRAM. Auch gegenüber nVidia würde eine Radeon RX 7600 XT auf niedrigerem Preispunkt deutlich Argumentations-stärker als jetzt auftreten können. Gegenüber der GeForce RTX 4060 werden Mehrperformance und Mehrspeicher derzeit jedoch mit einem höheren Preispunkt erkauft, was erfahrungsgemäß niemanden von den nVidia-Käufern wirklich lockt. Um hier wirklich etwas zu reißen, hätte AMD die Radeon RX 7600 XT eher denn auf dem Preispunkt der GeForce RTX 4060 in den Markt bringen müssen, dies hätte die nVidia-Käufer zum Überlegen bringen können.

So ist die Radeon RX 7600 XT leider nur recht halbgar geworden – und wird sich wohl erst dann ihre Daseinsberechtigung verdienen, wenn Radeon RX 6700 XT & 6750 XT eines Tages ausgelaufen sind. Denkbarerweise glättet die Zeit dann auch noch etwas den derzeitig hohen Preisabstand zur Radeon RX 7600 und macht die Radeon RX 7600 XT somit automatisch attraktiver. Gerade bei Einsteiger- und Mainstream-Karten existiert die bekannte Tendenz, dass jene erst mit einigem Abstand zum Launch-Zeitpunkt ihren Preispunkt und damit ihre Position im Angebotsgefüge finden. Für den Augenblick ist die Radeon RX 7600 XT jedoch nur wenig spannend ausgefallen – wenngleich auch nicht wirklich schlecht, allenfalls preislich etwas zu weit außerhalb des Mainstream-Segments angesiedelt.