Womit wir sofort beim entscheidenden Punkt der Radeon R9 290X sind – den zwei BIOS-Modi "Quiet" und "Uber". Die Platine besitzt hierzu einen Schalter, womit der Besitzer vom default-mäßigen Quiet-Modus in den Uber-Modus schalten kann, dies passiert im Rahmen der Garantie. In den zwei BIOS-Modi sind dann differierende Grenzwerte für Stromverbrauch, Temperatur und Lüfterdrehzahl festgelegt, welche nachfolgend den Chiptakt der Karte vollautomatisch limitieren. Wie auch schon bei den bisherigen Grafikkarten der Volcanic-Islands-Generation gibt es bei der Radeon R9 290X keinen festen Chiptakt und auch keinen Basis-Takt mehr, sondern eben nur noch einen PowerTune-kontrollierten maximalen Chip-Takt von (bis zu) 1000 MHz. Die über AMDs Overdrive-Funktion möglichen äquivalenten PowerTune-Anpassungen sind dagegen bei der Radeon R9 290X erstaunlicherweise nicht mehr über die Garantie gedeckt.
In der Praxis führen die BIOS-gesteuerten PowerTune-Voreinstellungen dazu, daß die Radeon R9 290X in ihrem defaultmäßigen Quiet-Modus die 1000 MHz im Spielebetrieb nie sieht. Laut Messungen der ComputerBase liegt der real anliegende Takt im Quiet-Modus bei im Schnitt nur 851 MHz, während im Uber-Modus dagegen in der Tat konstant 1000 MHz erreicht werden. Die Differenz ist mit gut 15% sehr erheblich und hat dann natürlich auch seine deutlichen Auswirkungen auf die Performance der Karte. Eine andere Auswirkungen liegt dagegen im Stromverbrauch, wobei hier die Differenz mit im Schnitt 40 Watt mehr (im Einzelfall aber durchaus auch 75 Watt mehr!) nicht ganz so dramatisch ist – da eine hohe Leistungsaufnahme im absoluten HighEnd-Bereich keinen wirklichen Hinderungsgrund darstellt.
Hardware.fr | Heise | HT4U | PCGH | TechPowerUp | Ø | |
---|---|---|---|---|---|---|
Radeon R9 280X | 18W 211W |
16,3W 228,6W |
13W 203W |
16W 217W |
||
Radeon HD 7970 "GHz Edition" | 13W 225W |
13W 206W |
13,0W 254,3W |
15W 247W |
14W 209W |
14W 235W |
Radeon R9 290X (Quiet) | 21W 219W |
? 266W |
20,0W 231,1W |
21W 249W |
16W 236W |
20W 239W |
Radeon R9 290X (Uber) | 22W 278W |
20,0W 306,9W |
21W 269W |
17W 246W |
20W 279W |
|
GeForce GTX 770 | 11W 155W |
9,8W 195,1W |
10W 179W |
8W 162W |
10W 180W |
|
GeForce GTX 780 | 13W 171W |
12W 173W |
12,0W 198,9W |
14W 222W |
10W 199W |
12W 189W |
GeForce GTX Titan | 13W 180W |
11,9W 198,1W |
13W 214W |
10W 208W |
12W 203W |
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Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch (jeweils der reinen Grafikkarte). |
Eher interessant ist da schon, welchen Einfluß die beiden BIOS-Modi auf die von der Radeon R9 290X jeweils erzeugte Geräuschentwicklung haben. AMD hatte zudem versprochen, endlich einmal vernünftige Referenzkühler auch im HighEnd-Segment zu liefern – was für die Radeon R9 290X doppelt wichtig ist, da es jene Grafikkarte vorerst nur in ihrem Referenzdesign zu kaufen geben wird. Die Ergebnisse der Geräuschtests sind allerdings eher zwiespältig: Mit dem Quiet-Modus erreicht AMD vernünftige Werte, welche etwas besser sind als bislang von AMDs HighEnd-Modellen gewohnt – aber auch nicht so gut wie die Spitzenwerte, welche nVidia teilweise bietet. Der Uber-Mode schlägt hingegen deutlich an und ist daher nur etwas für Krach-unempfindliche Naturen. Nachfolgend zur besseren Illustration einige Wortlaute aus den heutigen Launch-Tests zur Geräuschentwicklung der Radeon R9 290X:
Idle | Spiele im Quiet-Modus | Spiele im Uber-Modus | |
---|---|---|---|
HT4U | Im überwiegenden Arbeitsbereich bleibt sie relativ leise. Schaut man einen Film, oder surft im Internet, bleibt der Lüfter bei etwa 1050 RPM und arbeitet dabei mit rund 17 dB(A). Das ist als leises Säuseln schwach wahrzunehmen. | Das Quiet-BIOS verdient seinen Namen allerdings nur im unmittelbaren Vergleich zur Geräuschkulisse des Performance-BIOS. 35 dB(A) bei einem Radial-Lüfter sind nicht leise, sondern laut. Immerhin setzte man sich von der Darbietung der HD 7970 GHz-Edition mit rund 44 dB(A) ganz klar ab, aber an die ebenfalls nicht leise GTX Titan mit rund 31 dB(A) kommt man ebenfalls nicht heran. | Das Performance-BIOS, welches AMD als Über-BIOS bezeichnet, zeigt eigentlich durchweg den Taktratenbetrieb der GPU auf 1000 MHz, dafür dreht der Ventilator dann auch mit rund 3000 RPM und lärmt mit 46 dB(A). Das liegt gar noch ein Stückchen über den Messwerten der seinerzeitigen HD 7970 GHz-Referenz. |
PC Games Hardware | Die Lautheit bewegt sich zwischen "laues Lüftchen" (Leerlauf), "deutlich hörbares, leicht pfeifendes Rauschen" (Quiet Mode) und "Orkan" (Uber Mode bei warmer Gehäuseluft). Der Quiet-Modus arbeitet rund ein Drittel lauter als bei GTX 780 und Titan, während der Uber-Mode sogar die unangenehm laute 7970-GHz-Edition noch übertrifft – der Preis, den Sie für die beste Performance zahlen müssen. | ||
ComputerBase | Im Desktop-Betrieb kommt die Radeon R9 290X auf eine Lautstärke von 33,5 Dezibel und ist damit exakt so laut wie die Radeon HD 7970 GHz Edition. Der Lüfter ist aus einem geschlossenen Gehäuse ohne Weiteres zu hören, ein ruhiges Arbeiten ist aber durchaus möglich. Das Ergebnis ist akzeptabel. | Unter Last haben wir dann zunächst schlimmes befürchtet, da die Radeon HD 7970 GHz Edition ein regelrechter Radaumacher gewesen ist. Aus den Fehlern hat AMD aber offensichtlich gelernt, denn lauter als 50 Dezibel wird das neue Single-GPU-Flaggschiff nicht. Damit ist die Karte zwar lauter als die GeForce GTX Titan, bleibt aber durchaus im Rahmen des Erträglichen – eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten Generation! Die Karte ist zu keiner Zeit störend. | Das ändert sich, wenn man das schnellere „Uber“-BIOS aktiviert. Dann erzielen wir einen Messwert von 59,5 Dezibel, womit die Karte fast die Lautstärke einer Radeon HD 7970 GHz Edition erreicht und nervend laut ist. Die GeForce GTX Titan schlägt sich in dem Szenario jedoch auch nicht viel besser. |
Golem | Dagegen hält der Quiet-Mode, was der Name verspricht: Zumindest in einer offenen Plattform ist die Karte dann zwar deutlich hörbar, aber keineswegs lästig. Eine parallel in einem zweiten Mainboard betriebene Radeon HD 7970 GHz Edition im Referenzdesign fällt wesentlich störender auf. Selbst im stillen Modus ist die 290X noch lauter als die Geforce Titan, die dafür aber auch viel mehr kostet. | Fünf Minuten spielen im Uber-Mode reichen, um mit der 290X zu erleben, wie laut eine Grafikkarte in der Praxis wirklich werden kann. Vielleicht mit Ausnahme der ersten GTX 480, die aber weniger nervig klingt, ist das die lauteste Grafikkarte, die Golem.de bisher getestet hat. Das Geräusch der neuen Radeon ist, ganz charakteristisch für AMD-Karten im Referenzdesign, nicht nur ein lautes Rauschen. Je schneller der Lüfter dreht, umso mehr hochfrequente Anteile gibt das System durch die schnell bewegte Luft von sich, was am Ende fast wie ein Pfeifen klingt. Mehrere Personen fanden das sehr unangenehm. | |
Hardwareluxx | Die Radeon R9 290X schwimmt bei der Idle-Lautstärke im Mittelfeld – es könnte schlimmer, aber auch besser sein. | Wir sind fast schon positiv überrascht von den guten Werten für die Lautstärke unter Last. Natürlich besitzt auch die Radeon R9 290X noch einiges an Potenzial, dass wir per eigenhändigem Tuning von PowerTune erreichen konnten. Aber immerhin ist die Karte deutlich leiser als der Vorgänger Radeon HD 7970 GHz Edition. |
Eine abschließende Wertung zu den beiden BIOS-Modi gerade aufgrund deren Geräuschentwicklung ist natürlich immer recht subjektiv – aber wir denken, daß die wenigsten Besitzer der Radeon R9 290X jene Karte wirklich dauerhaft im Uber-Mode betreiben werden. Im Quiet-Modus ist die Karte durchaus als "ausgeglichen" zu bezeichnen und auch der mittelprächtige Performance-Vorteil ist diesen hohen Unterschied in der Geräuschentwicklung letztlich kaum wert. Zur Ehrenrettung des Uber-Mode muß allerdings dazugesagt werden, daß sich ähnliches auch bei einer GeForce GTX Titan erreichen läßt: Setzt man dort die Grenzwerte für Leistungsaufnahme, Temperatur und Chipspannung (im Rahmen der Garantie) hinauf, fängt die nVidia-Karte genauso an, richtig laut zu werden.
Aus dem gleichen Grund ist Overclocking auf der Radeon R9 290X ein eher grenzwertiges Vergnügen – weil dann ganz automatisch alle Reserven angezapft werden müssen und die Karte nicht nur auf die höchsten Taktraten, sondern auch die höchsten Lüfterdrehzahlen getrieben wird. Zudem scheint der Hawaii-Chip mit seinen derzeit bis zu 1000 MHz Turbo-Takt auch bereits ziemlich am Ende zu sein, da übliche Übertaktungsergebnisse bei 1050 bis 1100 MHz liegen und mehr wohl nur per großem Glück möglich ist. Die Speicherübertaktung der Karte gestaltet sich einfacher, im Normalfall konnten immer 3000 MHz Speichertakt erreicht werden. Der erreichbare Performancegewinn im Bereich von 10% ist jedoch nicht großartig und weit von dem entfernt, was die GeForce GTX Titan in dieser Frage bietet.