Grafikkarten-Verkaufsstatistik Mindfactory Q1/2024

Sonntag, 14. April 2024
 / von Leonidas
 

Mit dem abgelaufenen ersten Jahresquartal 2024 läßt sich eine neue Grafikkarten-Verkaufsstatistik der diesbezüglichen Absätze & Umsätze des deutschen Einzelhändlers aufstellen, in Fortsetzung der Grafikkarten-Verkaufsstatistik für das Jahr 2023. Das erste Quartal des Jahres 2024 sah jede Menge Grafikkarten-Neuvorstellungen, welche insbesondere im mittleren und oberen Segment eine deutlich veränderte Angebotssituation entstehen lassen haben. Wie die Grafikkarten-Absätze und -Umsätze von AMD, nVidia und Intel im ersten Quartal 2024 bei der Mindfactory aussehen, wie dies im Vergleich zu den Vorquartalen liegt und welche Grafikkarten-Modelle bzw. Grafikkarten-Serien sich besonders weit vorn in der Absatz-Statistik positionieren konnten, wird dieser Artikel aufzeigen.

Wie bekannt, sind die Mindfactory-Verkaufsstatistiken weit entfernt von Perfektion oder gar repräsentativ für den Gesamtmarkt. Zum einen handelt es sich hierbei nur um einen Ausschnitt des Verkaufsgeschehen im deutschen DIY-Markt, sprich außerhalb der Grafikkarten-Verkäufe im Rahmen von Komplett-PCs sowie Projekt-Aufträgen, und natürlich nur bezogen auf den deutschen Markt. In anderen Weltregionen ist nVidia traditionell stärker, teilweise in kleineren Märkten auch fast das einzige verfügbare (oder sinnvolle) Angebot. Gleichfalls ist die Mindfactory zwar ein großer Einzelhändler, aber auch nur einer von einer guten Zahl an großen Einzelhändlern, welche auf dem deutschen Hardware-Markt aktiv sind. Zwar kann kein Einzelhändler komplett am Markt vorbei verkaufen, aber dennoch dürfte jeder der Einzelhändler sein eigenes Verkaufsprofil haben. Von der Mindfactory allgemein bekannt sind beachtbar stärkere AMD-Verkaufszahlen als anderswo, als weiteren Neben-Effekt führt der Händler keinerlei Asus-Produkte.

Eine gehörige Differenz zwischen der bei der Mindfactory sichtbaren Marktverteilung gegenüber dem deutschen DIY-Gesamtmarkt wäre somit einzukalkulieren, dies können sicherlich 10-20 Prozentpunkte Verschiebung von AMD zu nVidia sein. Demzufolge sind alle nachfolgenden Marktverteilungs-Aussagen unter dem Blickwinkel zu betrachten, dass nVidia im deutschen DIY-Gesamtmarkt jeweils noch 10-20 Prozentpunkte besser dastehen dürfte. Da somit die absoluten Zahlen zur Marktverteilung bei der Mindfactory wenig zum gesamten Verkaufsgeschehen aussagen, sollte man sich eher auf die relativen Unterschiede zwischen den Quartalen konzentrieren. Diese Verschiebungen der Marktanteile und Verkäufe dürfte es bei den anderen Einzelhändler anzunehmerweise in ähnlicher Form geben – selbige werden schließlich primär durch Händler-unabhängige Ereignisse wie Grafikkarten-Releases oder allgemeine Preissenkungen ausgelöst.

Der Stückzahlen-Absatz sieht das erste Quartal 2024 sehr deutlich unter dem Niveau des direkten Vorquartales: Von 62'030 Stück im Q4/2023 ging es herunter auf 45'410 Stück im Q1/2024. Allerdings ist dies wohl ein typischer Verlauf, denn das vierte Jahresquartal gilt generell als das stärkste, das erste Jahresquartal üblicherweise als das schwächste. Eher bedenklich ist, dass auch im Jahresvergleich der Absatz gesunken ist, wenngleich von 47'730 im Q1/2023 auf wie gesagt 45'410 Stück im Q1/2024 nur verhältnismäßig leicht. Dies zeigt darauf hin, dass die seinerzeit noch frischen RX7000- und RTX40-Serien vor einem Jahr mehr Interesse angezogen haben nunmehr der Refresh auf nVidia-Seite. Zwischen AMD & nVidia lag wiederum das rote Team vorn, allerdings mit gegenüber dem Vorquartal reduzierten Abstand – somit wenigstens ein Effekt des RTX40-Refreshs.

Absatz in Stück AMD nVidia Intel gesamt AMD nVidia Intel
Q1/2023 22'430 Stück 25'110 Stück 190 Stück 47'730 Stück 47,0% 52,6% 0,4%
Q2/2023 19'140 Stück 18'320 Stück 240 Stück 37'700 Stück 50,8% 48,6% 0,6%
Q3/2023 22'580 Stück 19'370 Stück 200 Stück 42'150 Stück 53,6% 45,9% 0,5%
Q4/2023 36'250 Stück 25'400 Stück 380 Stück 62'030 Stück 58,4% 41,0% 0,6%
Q1/2024 24'510 Stück 20'420 Stück 480 Stück 45'410 Stück 53,9% 45,0% 1,1%
basierend auf Erhebungen von TechEpiphany @ Twitter, ausgewertet von 3DCenter (Datensammlung für 2024)

Ein anderer, wohl sogar klarerer Effekt des RTX40-Refreshs liegt in der Trendumkehr bei den durchschnittlichen Verkaufspreisen (average sellig price, ASP): Hier gab es das Jahr 2023 über nur die Tendenz nach unten hin, allein AMD konnte im vierten Quartal 2023 (mittels der Marktwirkung der Radeon RX 7800 XT) hiervon eine Ausnahme erzielen. Im ersten Quartal 2024 sinkt nun aber auch bei AMD wieder der durchschnittliche Verkaufspreise, während nVidia die Trendwende hin zum höheren ASP geschafft hat. Dabei ist jener Effekt derart beachtbar, dass selbiger auch den durchschnittlichen Verkaufspreis für den Gesamtmarkt leicht ins Plus drücken konnte. Hieran ist gut zu sehen, woher eine Motivation für eine solche Refresh-Generation kommt: Um dem ansonsten ständigen Verfall der durchschnittlichen Verkaufspreise entgegenzuwirken und jene wenigstens temporär zu stabilisieren.

ASPs in Euro AMD nVidia Intel gesamt Grafikkarten-Launches
Q1/2023 630€ 803€ 263€ 720€ 4070Ti
Q2/2023 560€ 796€ 228€ 673€ 4070, 4060Ti-8GB, 7600
Q3/2023 541€ 774€ 227€ 647€ 7600, 4060Ti-16GB, 7700XT, 7800XT
Q4/2023 563€ 683€ 233€ 610€
Q1/2024 546€ 715€ 205€ 618€ 4070S, 4070TiS, 7600XT, 4080S, 3050-6GB, 7900GRE
basierend auf Erhebungen von TechEpiphany @ Twitter, ausgewertet von 3DCenter (Datensammlung für 2024)

Sahen die Absätze für das erste Quartal 2024 noch ganz anständig im Jahresvergleich aus, trifft dies für die Umsätze nicht mehr zu: Hierbei ging es von 34,34 Mio. Euro im Q1/2023 auf nunmehr nur noch 28,07 Mio. Euro im Q1/2024 deutlich herunter, ein Verlust von –18,3%. Der Unterschied von doppelter frischer neuer Generation gegen einzelne Refresh-Generation wirkt sich hier nochmals stärker aus: Denn erstere kommt üblicherweise mit den (teuren) HighEnd-Modellen voran daher, während ein Jahr später eben schon viel Zeit für sinkende Grafikkarten-Preise war und ein partieller Refresh den Gesamtmarkt nicht mehr derart deutlich zurückdrehen kann. Gerade das erste Quartal des Vorjahres war zudem besonders stark – darauf hinzeigend, dass hier nicht nur jahreszeitliche Effekte am Wirken sind, sondern es genauso auch wichtig ist, welche Produkte gerade in den Markt gekommen sind.

Umsatz in Mio. € AMD nVidia Intel gesamt AMD nVidia Intel
Q1/2023 14,13 Mio. € 20,17 Mio. € 0,04 Mio. € 34,34 Mio. € 41,2% 58,7% 0,1%
Q2/2023 10,73 Mio. € 14,58 Mio. € 0,06 Mio. € 25,37 Mio. € 42,3% 57,5% 0,2%
Q3/2023 12,20 Mio. € 15,01 Mio. € 0,05 Mio. € 27,26 Mio. € 44,7% 55,1% 0,2%
Q4/2023 20,40 Mio. € 17,36 Mio. € 0,09 Mio. € 37,85 Mio. € 53,9% 45,9% 0,2%
Q1/2024 13,37 Mio. € 14,60 Mio. € 0,10 Mio. € 28,07 Mio. € 47,6% 52,0% 0,4%
basierend auf Erhebungen von TechEpiphany @ Twitter, ausgewertet von 3DCenter (Datensammlung für 2024)

Die Einzel-Auswertung der verkauften Modelle sieht erneut die Radeon RX 7800 XT klar an der Spitze. Ebenfalls starke Verkaufszahlen erzielten (in dieser Reihenfolge) GeForce RTX 4060 Ti, Radeon RX 7900 XT, GeForce RTX 4070 Super, Radeon RX 7900 XTX, GeForce RTX 4070 Ti Super, GeForce RTX 4070 und Radeon RX 6600. Von den drei neuen "SUPER"-Modellen konnte nVidia somit immerhin zwei in den Top 10 der Verkaufscharts positionieren, die GeForce RTX 4080 Super liegt nur knapp außerhalb dessen. Dies wurde allerdings erkauft mit einem deutlichen Rückgang der Verkäufe zu den non-Super-Modellen, selbst wenn die GeForce RTX 4070 weiterhin in den Top 10 der Verkaufscharts liegt. Aber auch jene Grafikkarte musste deutlich Absatz-Verluste hinnehmen, im Vorquartal lag die GeForce RTX 4070 noch mit klarem Abstand zu den nachfolgenden Modellen auf dem zweiten Platz.

Q1/2024 Absatz Anteil AMD Anteil gesamt
Radeon RX 7900 XTX 2885 Stück 11,8% 6,3%
Radeon RX 7900 XT 3295 Stück 13,4% 7,3%
Radeon RX 7900 GRE 1010 Stück 4,1% 2,2%
Radeon RX 7800 XT 6975 Stück 28,5% 15,4%
Radeon RX 7700 XT 870 Stück 3,6% 1,9%
Radeon RX 7600 XT 780 Stück 3,2% 1,7%
Radeon RX 7600 630 Stück 2,6% 1,4%
Radeon RX 6950 XT 20 Stück 0,1% 0,0%
Radeon RX 6800 XT 220 Stück 0,9% 0,5%
Radeon RX 6800 1900 Stück 7,8% 4,2%
Radeon RX 6750 XT 1430 Stück 5,8% 3,1%
Radeon RX 6700 XT 720 Stück 2,9% 1,6%
Radeon RX 6650 XT 1455 Stück 5,9% 3,2%
Radeon RX 6600 2140 Stück 8,7% 4,7%
Radeon RX 6500 XT 85 Stück 0,3% 0,2%
Radeon RX 6400 80 Stück 0,3% 0,2%
Radeon RX 580 15 Stück 0,1% 0,0%
Q1/2024 Absatz Anteil Intel Anteil gesamt
Arc A770 130 Stück 27,1% 0,3%
Arc A750 120 Stück 25,0% 0,3%
Arc A580 5 Stück 1,0% 0,0%
Arc A380 225 Stück 46,9% 0,5%
Q1/2024 Absatz Anteil nVidia Anteil gesamt
GeForce RTX 4090 1385 Stück 6,8% 3,0%
GeForce RTX 4080 Super 1620 Stück 7,9% 3,6%
GeForce RTX 4080 70 Stück 0,3% 0,2%
GeForce RTX 4070 Ti Super 2655 Stück 13,0% 5,8%
GeForce RTX 4070 Ti 970 Stück 4,8% 2,1%
GeForce RTX 4070 Super 3250 Stück 15,9% 7,2%
GeForce RTX 4070 2510 Stück 12,3% 5,5%
GeForce RTX 4060 Ti 3575 Stück 17,5% 7,9%
GeForce RTX 4060 1705 Stück 8,3% 3,8%
GeForce RTX 3070 Ti 10 Stück 0,1% 0,0%
GeForce RTX 3060 1795 Stück 8,8% 4,4%
GeForce RTX 3050 450 Stück 2,2% 1,0%
GeForce GTX 1650 170 Stück 0,8% 0,4%
GeForce GTX 1630 10 Stück 0,1% 0,0%
GeForce GT 1030 85 Stück 0,4% 0,2%
GeForce GT 730 20 Stück 0,1% 0,0%
GeForce GT 710 140 Stück 0,7% 0,3%

Die grafische Absatz-Verteilung nach Modellen zeigt gegenüber dem Vorquartal eine deutlich geringere AMD-Dominanz, eine gewisse Entschlackung bei AMDs RDNA2-Modellen sowie eine größere Angebots-Breite bei nVidia an. Letztere führt wohl dazu, dass derzeit kein nVidia-Modelle ganz vorn zu finden sind, sprich dass nVidia derzeit kein so markantes Modell wie die Radeon RX 7800 XT hat. Eventuell kommt dies bei nVidia schon im laufenden Quartal wieder zurück, wenn GeForce RTX 4070 Ti und 4080 nicht mehr beachtbare Absatz-Anteile von ihren SUPER-Nachfolgern abziehen. In dieser Frage liefert ein Übergangsquartal wie eben das erste Quartal 2024 schwerlich besonders klare Aussagen, es verteilt die Absätze zwischen alten und neuen Lösungen zu stark.

Wenn man hingegen nicht auf die einzelnen Grafikkarten schaut, sondern die Ballung der Absätze in den Marktsegmenten (grob geordnet nach Preispunkten) beachtet, fallen gewisse Schwerpunkte des jeweiligen Absatz-Geschehens auf: AMD ist sehr stark im Midrange-Segment, dies ist keine alleinige Show der Radeon RX 7800 XT. nVidias Schwerpunkt liegt dagegen eher aus dem Midrange-Segment hinausgehend ins HighEnd-Segment, wo man eine Vielzahl an Lösungen aufbietet und den größeren Teil seiner Absatz-Zahlen (bei der Mindfactory) erwirtschaftet. Hinzu kommt eine starke Doppel-Position im Mainstream-Segment mittels GeForce RTX 3060 & 4060 – allerdings mit wenigen Angeboten drumherum, im unteren Mainstream-Segment ist dann wieder AMD deutlich Absatz-freudiger positioniert.

Q1/2024 Absatz Anteil Grafikkarten-Serien
AMD ältere 15 Stück 0,0% Radeon RX 500 Serie
AMD RDNA2 8050 Stück 17,7% Radeon RX 6000 Serie
AMD RDNA3 16'445 Stück 36,2% Radeon RX 7000 Serie
nVidia ältere 425 Stück 0,9% GeForce 700, 10 & 16 Serien
nVidia Ampere 2255 Stück 5,0% GeForce 30 Serie
nVidia Ada Lovelace 17'740 Stück 39,1% GeForce 40 Serie
Intel Alchemist 480 Stück 1,1% Arc A Serie
AMD 24'510 Stück 53,9%
nVidia 20'420 Stück 45,0%
Intel 480 Stück 1,1%
insgesamt 45'410 Stück

Generell spielt bei AMD mit hinein, dass weiterhin viele RDNA2-Lösungen verkauft werden. Diese Position ist zwar zurückgehend, im letzten Quartal waren es noch 24,8%, ist aber mit derzeit 17,7% immer noch beachtbar stark. Bei den jeweils neuesten Generationen konnte sich nVidia nach dem faktischen Gleichstand im letzten Quartal nunmehr einen kleinen Vorsprung erarbeiten: AMDs RDNA3 kam auf 36,2% Absatz-Anteil, nVidias Ada Lovelace hingegen auf 39,1%. Alle älteren Generationen gingen (wie RDNA2) zurück, selbst wenn die Radeon RX 580 mit einer handvoll abgesetzter Exemplaren nochmals das Jahr 2017 hat grüßen lassen. Intel hingegen erreichte das beste Absatzquartal der neueren Zählung, mit 1,1% Marktanteil bei der Mindfactory kann man allerdings dennoch nirgendwo hausieren gehen.

Das laufende zweite Quartal dürfte einen generellen Rückgang des Marktgeschehens sehen, da derzeit (im Gegensatz zum Vorjahres-Zeitraum) keinerlei Grafikkarten-Releases zur Marktbelebung anstehen. Dagegen dürfte es über das Auslaufen von EOL-Kandidaten zu einer Verschlankung des Angebots-Portfolios kommen, was teils den Absätzen der aktuellen Top-Modelle zu gute kommen dürfte. So sind die neuen "SUPER"-Modelle sowie die erst vergleichsweise spät in den Markt gekommenen Radeon RX 7600 XT und 7900 GRE klare Kandidaten für eine bessere Positionierung in der Verkaufs-Topliste des zweiten Quartals 2024. Mit dem geringer werdenden Einfluß von Alt-Modellen dürfte dieses zweites Quartal die Hackordnung zwischen RX7000- und RTX40-Modellen denkbarerweise noch klarer herausarbeiten können.

PS:
Die vorangestellten Verkaufs-Statistiken basieren auf den wöchentlichen Auswertungen der Mindfactory-Verkäufe seitens Twitterer TechEpiphany, dokumentiert in den 3DCenter-News. Die für das erste Quartal 2024 fehlenden Wochen 13 & 14 wurden 3DCenter durch den Twitterer dankenswerterweise direkt zukommen lassen.