Grafikkarten-Verkaufsstatistik Mindfactory 2023 (Seite 2)

Samstag, 27. Januar 2024
 / von Leonidas
 

Im Detail soll nachfolgend das vierte Quartal 2023 ausgewertet werden. Zu den vorherigen Quartalen ist der Datenbestand teilweise uneinheitlich bzw. sind die Detail-Zahlen nicht vorhanden, für das vierte Quartal ist dies hingegen vollständig vorliegend (die fehlende 40. Woche sowie die Korrektur einer Daten-Unstimmigkeit der 46. Woche wurde von Twitterer 'TechEpiphanyYT' freundlicherweise nachgeliefert). Zudem kommt das vierte Quartal mit der seltenen Besonderheit daher, dass in jenem alle wichtigen Grafikkarten durchgehend am Markt waren, es keine bedeutsamen Neuvorstellungen gab – und man somit ein klares Bild der seinerzeitigen Marktsituation erhält, welche nicht durch Launches und EOL-Abgänge verzerrt wird. Natürlich gibt es dennoch immer kleine Unstimmigkeiten, so stiegen die Preise zur GeForce RTX 4090 ab Oktober beachtbar an, in Folge dessen gingen die Absatzzahlen dieser Karte auf knapp die Hälfte des früheren Niveaus zurück.

Auch gingen in den letzten beiden Jahreswochen die Verkäufe der nunmehr im EOL-Status befindlichen nVidia-Modelle "GeForce RTX 4070 Ti" und "GeForce RTX 4080" schon beachtbar zurück. Aber dies sind vergleichsweise kleine Effekte, welche zudem kaum etwas am Gesamtbild ändern. Und irgendeine Bewegung ist immer im Markt, daher ist das vierte Quartal 2023 schon nahezu einmalig mit seiner über den Quartalsverlauf gleichbleibenden Angebotsstruktur. Selbiges kann man vom laufenden ersten Quartal 2024 überhaupt nicht sagen, denn der GeForce RTX 40 "SUPER" Refresh verändert das Grafikkarten-Angebot doch erheblich, zudem können sich über nunmehr rutschende Preise auch wieder andere Favoriten herausbilden. Da dies jedoch quer über das erste Quartal abläuft, können die Quartalszahlen dies dann nur zum Teil zeigen – eventuell ergibt das zweite Quartal 2024 somit wieder einen "stehenden" Grafikkarten-Markt, welcher einen ähnlich unverzerrten Überblick wie im vierten Quartal 2023 ermöglicht.

Der vielleicht einzige "Nachteil" jenes vierten Quartals 2023 ist der Umstand, dass dies das für AMD klar beste Quartal bei der Mindfactory war. Ein Quartal mit mehr ausgeglichener Umsatzverteilung wäre eventuell schöner anzusehen bzw. würde den Blick mehr auf die Stärken der einzelnen Grafikkarten-Modelle lenken, und weniger auf die Marktverteilung zwischen AMD & nVidia (58,4% vs 41,0% im Q4/2023 bei der Mindfactory). Andererseits hat AMD sich diesen Marktanteil auch klar verdient über die Radeon RX 7800 XT als jene Grafikkarte, welche AMD zum einen so weit nach vorn gebracht hat – und zum anderen der mit sogar klarem Abstand Top-Seller in diesem Quartal war. Die GeForce RTX 4070 konnte anfänglich noch ganz gut mithalten, aber insbesondere in den Sonderverkaufswochen zu "Black Friday" und "Cyber Monday" zogen die Absätze der Radeon RX 7800 XT dann einsam davon – und dies sogar ohne klarer Sonderpreise für diese AMD-Karte.

Q4/2023 Absatz Anteil AMD Anteil gesamt
Radeon RX 7900 XTX 4900 Stück 13,5% 7,9%
Radeon RX 7900 XT 2705 Stück 7,5% 4,4%
Radeon RX 7800 XT 11'330 Stück 31,3% 18,3%
Radeon RX 7700 XT 1150 Stück 3,2% 1,9%
Radeon RX 7600 770 Stück 2,1% 1,2%
Radeon RX 6950 XT 1020 Stück 2,8% 1,6%
Radeon RX 6800 XT 1100 Stück 3,0% 1,8%
Radeon RX 6800 2800 Stück 7,7% 4,5%
Radeon RX 6750 XT 2330 Stück 6,4% 3,8%
Radeon RX 6700 XT 3950 Stück 10,9% 6,4%
Radeon RX 6700 70 Stück 0,2% 0,1%
Radeon RX 6650 XT 745 Stück 2,1% 1,2%
Radeon RX 6600 2980 Stück 8,2% 4,8%
Radeon RX 6500 XT 110 Stück 0,3% 0,2%
Radeon RX 6400 290 Stück 0,8% 0,5%
Q4/2023 Absatz Anteil Intel Anteil gesamt
Arc A770 135 Stück 35,5% 0,2%
Arc A750 100 Stück 26,3% 0,2%
Arc A380 145 Stück 38,2% 0,2%
Q4/2023 Absatz Anteil nVidia Anteil gesamt
GeForce RTX 4090 1545 Stück 6,1% 2,5%
GeForce RTX 4080 2635 Stück 10,4% 4,2%
GeForce RTX 4070 Ti 3000 Stück 11,8% 4,8%
GeForce RTX 4070 6425 Stück 25,3% 10,4%
GeForce RTX 4060 Ti 3820 Stück 15,0% 6,2%
GeForce RTX 4060 3300 Stück 13,0% 5,3%
GeForce RTX 3070 Ti 20 Stück 0,1% 0,0%
GeForce RTX 3070 50 Stück 0,2% 0,1%
GeForce RTX 3060 Ti 30 Stück 0,1% 0,0%
GeForce RTX 3060 3660 Stück 14,4% 5,9%
GeForce RTX 3050 335 Stück 1,3% 0,5%
GeForce GTX 1660 Super 50 Stück 0,2% 0,1%
GeForce GTX 1650 230 Stück 0,9% 0,4%
GeForce GTX 1630 10 Stück 0,0% 0,0%
GeForce GT 1030 90 Stück 0,4% 0,1%
GeForce GT 730 60 Stück 0,2% 0,1%
GeForce GT 710 140 Stück 0,6% 0,2%

Die Verkaufs-Stärke der Radeon RX 7800 XT ist in der grafischen Darstellung nochmals schön zu sehen. Jene zeigt daneben eine starke Absatzballung im Midrange-Segment: Nahezu die Hälfte aller Absätze dieses Quartals fanden im Rahmen GeForce RTX 4060Ti-4070 sowie Radeon RX 6750XT-6950XT samt Radeon 7700XT-7800XT statt. Dabei ist AMD in diesem Segment besonders stark, ist hier aber auch mit gleich 6 Modellen anstatt nur deren 2 bei nVidia vertreten (zukünftig mit der GeForce RTX 4070 Super dann wenigstens 3 auf nVidia-Seite). Allerdings wuchert AMD hierbei auch mit dem Pfund der noch im Markt befindlichen RDNA2-Lösungen, welche man recht preisgünstig abgibt – eine natürlich endliche Angelegenheit. Betrachtet man nur die RDNA3-Modelle, dann hat AMD eigentlich eine große Lücke in seinem Sortiment zwischen Radeon RX 7600 und 7700 XT – und auch die jetzt in den Markt kommende Radeon RX 7600 XT löst dieses Problem nicht.

Damit dürfte AMD für die nähere Zukunft wohl an einigen Modellen aus der RDNA2-Generation weiter festhalten müssen, selbst wenn die Navi-21-basierten Beschleuniger der Radeon RX 6800 & 6900 Serien dann doch einiges Tages tatsächlich noch auslaufen (wozu sie sich bislang beharrlich weigern). In jedem Fall ist AMDs aktuelles Angebots-Portfolio auf diesen Mischmasch aus RDNA2- und RDNA3-basierten Beschleunigern angewiesen, während hingegen nVidia – wie optisch perfekt dargelegt – ein recht ausgewogenes Portfolio an nahezu ausschließlich Ada-Lovelace-basierten Beschleunigern aufbietet, welches nur im unteren Bereich mit einigen Grafikkarten auf Basis älterer Architekturen abgerundet wird. Wie zu sehen, ist ein derart ausgewogen erscheinendes Portfolio aber auch kein absoluter Garant für einen großen Verkaufserfolg – wichtiger war und ist es immer, an den relevanten Marktpositionen die jeweils zugkräftigen Beschleuniger zu positionieren.

Q4/2023 Absatz Anteil Grafikkarten-Serien
AMD RDNA2 15'395 Stück 24,8% Radeon RX 6000 Serie
AMD RDNA3 20'855 Stück 33,6% Radeon RX 7000 Serie
nVidia Turing & älter 580 Stück 1,0% GeForce 700, 10 & 16 Serien
nVidia Ampere 4095 Stück 6,6% GeForce 30 Serie
nVidia Ada Lovelace 20'725 Stück 33,4% GeForce 40 Serie
Intel Alchemist 380 Stück 0,6% Arc A Serie
AMD 36'250 Stück 58,4%
nVidia 25'400 Stück 41,0%
Intel 380 Stück 0,6%
insgesamt 62'030 Stück

Die Aufschlüsselung nach Generationen bzw. zugrundeliegenden Architekturen verdeutlicht den Punkt, dass AMD derzeit immer noch gut von RDNA2 profitiert bzw. ohne diese Beschleuniger nicht die derzeitige Marktstärke (bei der Mindfactory) erreichen könnte. Denn die Generations-Verteilung sieht AMD RDNA3 und nVidia Ada Lovelace in der Summe der Absätze faktisch gleichauf. Doch bei AMD kommt eben noch ein großer Batzen an RDNA2-Beschleunigern hinzu, während bei nVidia die Ampere-Modelle eine deutlich kleinere Größe darstellen und die noch älteren nVidia-Beschleuniger gerade einmal einen Prozentpunkt Marktanteil erreichen. Noch schlechter ist nur Intel dran, welche im vierten Quartal 2023 bei der Mindfactory mit allen Arc-Beschleunigern zusammengezählt gerade einmal 0,6% Marktanteil erzielen konnten.

Als letzte Statistik sollen die Grafikkarten-Absätze des vierten Quartals 2023 noch nach der jeweiligen VRAM-Menge ausgewertet werden, zusätzlich extra aufgeteilt nach AMD-, nVidia- und Intel-Anteil an der jeweiligen VRAM-Bestückung. Dabei gab es zuerst kleinere Ungenauigkeiten der vorliegenden Ausgangsdaten per Schätzung zu bereinigen, schließlich werden GeForce RTX 3060, GeForce RTX 4060 Ti und Arc A770 in jeweils zwei Speicherbestückungen angeboten (was bei den Ausgangsdaten allerdings nicht separat erfasst wird). Dabei zeigten sich 12-GB-Modelle sowie 16-GB-Modelle mit 32,9% bzw. 32,2% klar an der Spitze liegend, gefolgt von 8-GB-Modellen mit 18,4% sowie den Modellen mit 20 GB VRAM oder mehr mit 14,7%. Alle anderen Speicherbestückungen erreichten nur noch Marktanteile von jeweils unter einem Prozent, sind ergo nicht wirklich Markt-relevant.

Q4/2023 Absatz Anteil AMD nVidia Intel
≤3 GB VRAM 290 Stück 0,5% - 100,0% -
4 GB VRAM 530 Stück 0,9% 54,7% 45,3% -
6 GB VRAM 195 Stück 0,3% - 25,6% 74,4%
8 GB VRAM 11'405 Stück 18,4% 40,4% 58,7% 0,9%
10 GB VRAM 70 Stück 0,1% 100,0% - -
12 GB VRAM 20'415 Stück 32,9% 36,4% 63,6% -
16 GB VRAM 19'975 Stück 32,2% 81,3% 18,0% 0,7%
≥20 GB VRAM 9150 Stück 14,7% 83,1% 16,9% -
insgesamt 62'030 Stück 58,4% 41,0% 0,6%

Interessant ist hierzu die Hersteller-bezogene Auswertung: Denn bei den vier VRAM-Gruppen mit Markt-Relevanz liegt AMD bei den beiden VRAM-stärksten Gruppen mit jeweils über 80% Anteil sehr deutlich in Front, während nVidia bei den beiden kleineren VRAM-Gruppen vorn liegt. Klartext: AMD dominiert 20GB+ sowie 16GB regelrecht, während nVidia der "Sieger" bei 12GB und 8GB ist. Eine deutlichere Bestätigung, wer hier mit VRAM knausert und wer gut VRAM liefert, kann man kaum finden. Und denkbarerweise liegt ein großer Teil des hiermit zu sehenden Markterfolgs von AMD eben in diesem Punkt der besseren VRAM-Bestückung. Gerade auf die Radeon RX 7800 XT dürfte dies zutreffen, aber auch Radeon RX 7900 XT & 7900 XTX liefern jeweils mehr VRAM als ihre preislichen nVidia-Counterparts.

Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass diese Verkaufsstatistiken der Mindfactory schwer zu verallgemeinern sind. Es sind die Daten eines einzelnen Händlers mit einem klaren Schwerpunkt auf AMD-Gütern, sowohl bei Grafikkarten als auch Prozessoren (und somit Mainboards). Mitnehmbar aus solcherart Statistiken sind jedoch immer die relativen Punkte: Wie beispielsweise die Marktentwicklung über die einzelnen Quartale hinweg. Oder auch die relative Größe der Grafikkarten-Verkäufe innerhalb desselben Chip-Herstellers. Es würde nicht verwundern, wenn dies bei anderen großen Einzelhändlern nicht unähnlich verläuft – nur eben mit (durchgehend) größeren nVidia-Verkaufszahlen, aber weiterhin ähnlichen Relationen der nVidia-Modelle untereinander. Einzig die beachtbaren Verkaufszahlen zur Radeon RX 6800 & 6900 Serie wird man bei anderen Einzelhändlern nicht finden, deren (preisgünstiges) Angebot war im vierten Quartal 2023 eine Spezialität der Mindfactory.

Das derzeit laufende erste Quartal 2024 sieht dann eher wieder weitere Verkaufsimpulse zugunsten von nVidia durch den Launch des GeForce RTX 40 "SUPER" Refreshs. Hiermit gibt es bessere Performance/Preis-Verhältnisse und in einem Fall auch mehr VRAM auf nVidia-Seite, während AMD mit der Radeon RX 7600 XT eine eher magere Programmergänzung bringt, welche sich zudem preislich mit der (schnelleren) Radeon RX 6700 XT beißt. Da bei nVidia auch nur 2 frühere Modelle auslaufen und jedoch 3 neue hinzukommen, wird das Angebots-Portfolio verbreitert – dies zudem an einer sehr markanten Stellen im Midrange-Segment. Denkbar, dass nVidias Abzahl-Zahlen bei der Mindfactory ab Februar dann wieder beachtbar besser aussehen. Bei AMD dürften hingegen einige RDNA2-Beschleuniger endgültig aus dem Angebot verschwinden, andere hingegen wegen des Alters sich vielleicht nicht mehr so gut verkaufen. Nach dem Durchlaufen einer gewissen Übergangszeit dürfte das kommende zweite Quartal 2024 somit ein beachtbar anderes Angebots-Portfolio zeigen, mit anzunehmenderweise genauso beachtbaren Veränderungen der Marktverteilung.