Im Detail soll nachfolgend das vierte Quartal 2023 ausgewertet werden. Zu den vorherigen Quartalen ist der Datenbestand teilweise uneinheitlich bzw. sind die Detail-Zahlen nicht vorhanden, für das vierte Quartal ist dies hingegen vollständig vorliegend (die fehlende 40. Woche sowie die Korrektur einer Daten-Unstimmigkeit der 46. Woche wurde von Twitterer 'TechEpiphanyYT' freundlicherweise nachgeliefert). Zudem kommt das vierte Quartal mit der seltenen Besonderheit daher, dass in jenem alle wichtigen Grafikkarten durchgehend am Markt waren, es keine bedeutsamen Neuvorstellungen gab – und man somit ein klares Bild der seinerzeitigen Marktsituation erhält, welche nicht durch Launches und EOL-Abgänge verzerrt wird. Natürlich gibt es dennoch immer kleine Unstimmigkeiten, so stiegen die Preise zur GeForce RTX 4090 ab Oktober beachtbar an, in Folge dessen gingen die Absatzzahlen dieser Karte auf knapp die Hälfte des früheren Niveaus zurück.
Auch gingen in den letzten beiden Jahreswochen die Verkäufe der nunmehr im EOL-Status befindlichen nVidia-Modelle "GeForce RTX 4070 Ti" und "GeForce RTX 4080" schon beachtbar zurück. Aber dies sind vergleichsweise kleine Effekte, welche zudem kaum etwas am Gesamtbild ändern. Und irgendeine Bewegung ist immer im Markt, daher ist das vierte Quartal 2023 schon nahezu einmalig mit seiner über den Quartalsverlauf gleichbleibenden Angebotsstruktur. Selbiges kann man vom laufenden ersten Quartal 2024 überhaupt nicht sagen, denn der GeForce RTX 40 "SUPER" Refresh verändert das Grafikkarten-Angebot doch erheblich, zudem können sich über nunmehr rutschende Preise auch wieder andere Favoriten herausbilden. Da dies jedoch quer über das erste Quartal abläuft, können die Quartalszahlen dies dann nur zum Teil zeigen – eventuell ergibt das zweite Quartal 2024 somit wieder einen "stehenden" Grafikkarten-Markt, welcher einen ähnlich unverzerrten Überblick wie im vierten Quartal 2023 ermöglicht.
Der vielleicht einzige "Nachteil" jenes vierten Quartals 2023 ist der Umstand, dass dies das für AMD klar beste Quartal bei der Mindfactory war. Ein Quartal mit mehr ausgeglichener Umsatzverteilung wäre eventuell schöner anzusehen bzw. würde den Blick mehr auf die Stärken der einzelnen Grafikkarten-Modelle lenken, und weniger auf die Marktverteilung zwischen AMD & nVidia (58,4% vs 41,0% im Q4/2023 bei der Mindfactory). Andererseits hat AMD sich diesen Marktanteil auch klar verdient über die Radeon RX 7800 XT als jene Grafikkarte, welche AMD zum einen so weit nach vorn gebracht hat – und zum anderen der mit sogar klarem Abstand Top-Seller in diesem Quartal war. Die GeForce RTX 4070 konnte anfänglich noch ganz gut mithalten, aber insbesondere in den Sonderverkaufswochen zu "Black Friday" und "Cyber Monday" zogen die Absätze der Radeon RX 7800 XT dann einsam davon – und dies sogar ohne klarer Sonderpreise für diese AMD-Karte.
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Die Verkaufs-Stärke der Radeon RX 7800 XT ist in der grafischen Darstellung nochmals schön zu sehen. Jene zeigt daneben eine starke Absatzballung im Midrange-Segment: Nahezu die Hälfte aller Absätze dieses Quartals fanden im Rahmen GeForce RTX 4060Ti-4070 sowie Radeon RX 6750XT-6950XT samt Radeon 7700XT-7800XT statt. Dabei ist AMD in diesem Segment besonders stark, ist hier aber auch mit gleich 6 Modellen anstatt nur deren 2 bei nVidia vertreten (zukünftig mit der GeForce RTX 4070 Super dann wenigstens 3 auf nVidia-Seite). Allerdings wuchert AMD hierbei auch mit dem Pfund der noch im Markt befindlichen RDNA2-Lösungen, welche man recht preisgünstig abgibt – eine natürlich endliche Angelegenheit. Betrachtet man nur die RDNA3-Modelle, dann hat AMD eigentlich eine große Lücke in seinem Sortiment zwischen Radeon RX 7600 und 7700 XT – und auch die jetzt in den Markt kommende Radeon RX 7600 XT löst dieses Problem nicht.
Damit dürfte AMD für die nähere Zukunft wohl an einigen Modellen aus der RDNA2-Generation weiter festhalten müssen, selbst wenn die Navi-21-basierten Beschleuniger der Radeon RX 6800 & 6900 Serien dann doch einiges Tages tatsächlich noch auslaufen (wozu sie sich bislang beharrlich weigern). In jedem Fall ist AMDs aktuelles Angebots-Portfolio auf diesen Mischmasch aus RDNA2- und RDNA3-basierten Beschleunigern angewiesen, während hingegen nVidia – wie optisch perfekt dargelegt – ein recht ausgewogenes Portfolio an nahezu ausschließlich Ada-Lovelace-basierten Beschleunigern aufbietet, welches nur im unteren Bereich mit einigen Grafikkarten auf Basis älterer Architekturen abgerundet wird. Wie zu sehen, ist ein derart ausgewogen erscheinendes Portfolio aber auch kein absoluter Garant für einen großen Verkaufserfolg – wichtiger war und ist es immer, an den relevanten Marktpositionen die jeweils zugkräftigen Beschleuniger zu positionieren.
Q4/2023 | Absatz | Anteil | Grafikkarten-Serien |
---|---|---|---|
AMD RDNA2 | 15'395 Stück | 24,8% | Radeon RX 6000 Serie |
AMD RDNA3 | 20'855 Stück | 33,6% | Radeon RX 7000 Serie |
nVidia Turing & älter | 580 Stück | 1,0% | GeForce 700, 10 & 16 Serien |
nVidia Ampere | 4095 Stück | 6,6% | GeForce 30 Serie |
nVidia Ada Lovelace | 20'725 Stück | 33,4% | GeForce 40 Serie |
Intel Alchemist | 380 Stück | 0,6% | Arc A Serie |
AMD | 36'250 Stück | 58,4% | |
nVidia | 25'400 Stück | 41,0% | |
Intel | 380 Stück | 0,6% | |
insgesamt | 62'030 Stück |
Die Aufschlüsselung nach Generationen bzw. zugrundeliegenden Architekturen verdeutlicht den Punkt, dass AMD derzeit immer noch gut von RDNA2 profitiert bzw. ohne diese Beschleuniger nicht die derzeitige Marktstärke (bei der Mindfactory) erreichen könnte. Denn die Generations-Verteilung sieht AMD RDNA3 und nVidia Ada Lovelace in der Summe der Absätze faktisch gleichauf. Doch bei AMD kommt eben noch ein großer Batzen an RDNA2-Beschleunigern hinzu, während bei nVidia die Ampere-Modelle eine deutlich kleinere Größe darstellen und die noch älteren nVidia-Beschleuniger gerade einmal einen Prozentpunkt Marktanteil erreichen. Noch schlechter ist nur Intel dran, welche im vierten Quartal 2023 bei der Mindfactory mit allen Arc-Beschleunigern zusammengezählt gerade einmal 0,6% Marktanteil erzielen konnten.
Als letzte Statistik sollen die Grafikkarten-Absätze des vierten Quartals 2023 noch nach der jeweiligen VRAM-Menge ausgewertet werden, zusätzlich extra aufgeteilt nach AMD-, nVidia- und Intel-Anteil an der jeweiligen VRAM-Bestückung. Dabei gab es zuerst kleinere Ungenauigkeiten der vorliegenden Ausgangsdaten per Schätzung zu bereinigen, schließlich werden GeForce RTX 3060, GeForce RTX 4060 Ti und Arc A770 in jeweils zwei Speicherbestückungen angeboten (was bei den Ausgangsdaten allerdings nicht separat erfasst wird). Dabei zeigten sich 12-GB-Modelle sowie 16-GB-Modelle mit 32,9% bzw. 32,2% klar an der Spitze liegend, gefolgt von 8-GB-Modellen mit 18,4% sowie den Modellen mit 20 GB VRAM oder mehr mit 14,7%. Alle anderen Speicherbestückungen erreichten nur noch Marktanteile von jeweils unter einem Prozent, sind ergo nicht wirklich Markt-relevant.
Q4/2023 | Absatz | Anteil | AMD | nVidia | Intel |
---|---|---|---|---|---|
≤3 GB VRAM | 290 Stück | 0,5% | - | 100,0% | - |
4 GB VRAM | 530 Stück | 0,9% | 54,7% | 45,3% | - |
6 GB VRAM | 195 Stück | 0,3% | - | 25,6% | 74,4% |
8 GB VRAM | 11'405 Stück | 18,4% | 40,4% | 58,7% | 0,9% |
10 GB VRAM | 70 Stück | 0,1% | 100,0% | - | - |
12 GB VRAM | 20'415 Stück | 32,9% | 36,4% | 63,6% | - |
16 GB VRAM | 19'975 Stück | 32,2% | 81,3% | 18,0% | 0,7% |
≥20 GB VRAM | 9150 Stück | 14,7% | 83,1% | 16,9% | - |
insgesamt | 62'030 Stück | 58,4% | 41,0% | 0,6% |
Interessant ist hierzu die Hersteller-bezogene Auswertung: Denn bei den vier VRAM-Gruppen mit Markt-Relevanz liegt AMD bei den beiden VRAM-stärksten Gruppen mit jeweils über 80% Anteil sehr deutlich in Front, während nVidia bei den beiden kleineren VRAM-Gruppen vorn liegt. Klartext: AMD dominiert 20GB+ sowie 16GB regelrecht, während nVidia der "Sieger" bei 12GB und 8GB ist. Eine deutlichere Bestätigung, wer hier mit VRAM knausert und wer gut VRAM liefert, kann man kaum finden. Und denkbarerweise liegt ein großer Teil des hiermit zu sehenden Markterfolgs von AMD eben in diesem Punkt der besseren VRAM-Bestückung. Gerade auf die Radeon RX 7800 XT dürfte dies zutreffen, aber auch Radeon RX 7900 XT & 7900 XTX liefern jeweils mehr VRAM als ihre preislichen nVidia-Counterparts.
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass diese Verkaufsstatistiken der Mindfactory schwer zu verallgemeinern sind. Es sind die Daten eines einzelnen Händlers mit einem klaren Schwerpunkt auf AMD-Gütern, sowohl bei Grafikkarten als auch Prozessoren (und somit Mainboards). Mitnehmbar aus solcherart Statistiken sind jedoch immer die relativen Punkte: Wie beispielsweise die Marktentwicklung über die einzelnen Quartale hinweg. Oder auch die relative Größe der Grafikkarten-Verkäufe innerhalb desselben Chip-Herstellers. Es würde nicht verwundern, wenn dies bei anderen großen Einzelhändlern nicht unähnlich verläuft – nur eben mit (durchgehend) größeren nVidia-Verkaufszahlen, aber weiterhin ähnlichen Relationen der nVidia-Modelle untereinander. Einzig die beachtbaren Verkaufszahlen zur Radeon RX 6800 & 6900 Serie wird man bei anderen Einzelhändlern nicht finden, deren (preisgünstiges) Angebot war im vierten Quartal 2023 eine Spezialität der Mindfactory.
Das derzeit laufende erste Quartal 2024 sieht dann eher wieder weitere Verkaufsimpulse zugunsten von nVidia durch den Launch des GeForce RTX 40 "SUPER" Refreshs. Hiermit gibt es bessere Performance/Preis-Verhältnisse und in einem Fall auch mehr VRAM auf nVidia-Seite, während AMD mit der Radeon RX 7600 XT eine eher magere Programmergänzung bringt, welche sich zudem preislich mit der (schnelleren) Radeon RX 6700 XT beißt. Da bei nVidia auch nur 2 frühere Modelle auslaufen und jedoch 3 neue hinzukommen, wird das Angebots-Portfolio verbreitert – dies zudem an einer sehr markanten Stellen im Midrange-Segment. Denkbar, dass nVidias Abzahl-Zahlen bei der Mindfactory ab Februar dann wieder beachtbar besser aussehen. Bei AMD dürften hingegen einige RDNA2-Beschleuniger endgültig aus dem Angebot verschwinden, andere hingegen wegen des Alters sich vielleicht nicht mehr so gut verkaufen. Nach dem Durchlaufen einer gewissen Übergangszeit dürfte das kommende zweite Quartal 2024 somit ein beachtbar anderes Angebots-Portfolio zeigen, mit anzunehmenderweise genauso beachtbaren Veränderungen der Marktverteilung.