Mit dem (lieferbaren) Auftauchen der ersten 28nm-Beschleuniger zum Jahresanfang wird es nun Zeit für einen überarbeiteten Grafikkarten-Marktüberblick, welcher erstens die neuen 28nm-Grafikkarten einfließen läßt und zweitens die sich daraus ergebende neue Preissituation auf dem Grafikkarten-Markt beleuchtet. Gegenüber dem letzten Grafikkarten-Marktüberblick vom Dezember 2011 sind logischerweise die 28nm-Beschleuniger Radeon HD 7750, 7770, 7950 & 7970 hinzugekommen, während als erste Karte der 40nm-Refreshgeneration die Radeon HD 6990 nicht mehr lieferbar ist und damit nachfolgend nicht mehr notiert wird.

Ansonsten gab es noch einige Preisverschiebungen, diese sind derzeit allerdings noch nicht bedeutend und haben wenig an der genrellen Preissituation der 40nm-Beschleuniger im Vergleich zum Dezember 2011 verändert. Maßgeblich hierfür dürfte der wenig veränderte Dollar/Euro-Kurs sein, welcher im Dezember bei 1,33 Dollar/Euro lag und heuer (nach einem kleinem Zwischentief auf 1,30 Dollar/Euro) wieder bei 1,34 Dollar/Euro rangiert. Die großen Abverkaufsaktionen mit entsprechenden Tiefstpreisen für "alte" 40nm-Beschleuniger gab es auch noch nicht, dafür ist das Angebot an 28nm-Grafikkarten wohl noch zu gering. Zudem sind die Preise für die 28nm-Beschleuniger nach wie vor vergleichsweise hoch, womit die 40nm-Beschleuniger fast automatisch das bessere Preis/Leistungsverhältnis anbieten – womit weitere Preissenkungen bei den 40nm-Beschleunigern derzeit einfach noch nicht notwendig sind.

Die nachfolgenden Listen sind wie üblich auf Vollständigkeit bedachte Auflistungen des kompletten derzeit verfügbaren Angebots von AMD und nVidia – abzüglich nur der auslaufenden Karten, welche als Restposten zumeist nur noch zu Mondpreisen angeboten werden (und vor allem nicht mehr nachgeliefert werden). Diese Listen sollen einen Überblick über das aktuelle Marktangebot geben, was bedeutet, daß hier auch die eher ungünstigen Angebote erfasst sind – es geht um Vollständigkeit, nicht primär um die besten Angebote, diese ergeben sich schließlich erst aus dem Studium der vollständigen Liste. Zudem sollen die überall notierten Karten-Spezifikationen davor schützen, auf Angebote mit abgesenkten Spezifikationen hereinzufallen bzw. die Erkennung von ab Werk übertakteten Modellen ermöglichen. Unsere (subjektiven) Empfehlungen sind dagegen separat notiert.

Die zu jeder Grafikkarte angegebene Performance basiert auf einem groben Performance-Index auf Basis verschiedener aktueller Hardware-Tests, in welchem die Radeon HD 5750/6750 mit 100 Prozent definiert ist. Dieser Performance-Index orientiert sich generell an dem Setting 1920x1200 mit 4x Anti-Aliasing, hier und da wurde bei den Rundungen dann auch niedrigere Settings (Mainstream-Segment) bzw. höhere Settings (HighEnd-Segment) mit beachtet. Mit dem Grafikkarten-Marktüberblick vom Mai 2011 wurde der Performance-Index mittels neuerer Hardware-Tests überarbeitet und weist demzufolge bei einigen Grafikkarten leicht veränderte Werte gegenüber früheren Grafikkarten-Marktüberblicken aus.

Der Performance-Index kann dabei natürlich nie gänzlich exakt sein, um plus/minus 5 Prozent können die Ergebnisse einzelner Hardware-Tests immer von diesem abweichen. Es geht bei diesem Performance-Index jedoch nicht um höchstmögliche Exaktheit, sondern allein um eine ungefähre Performance-Orientierung. Welche Karte in einem Duell gleichwertiger Lösungen vorn liegt oder was die Karten des HighEnd-Segments bei höheren Settings noch leisten können, wird immer die Aufgabe spezieller Hardware-Tests sein und kann natürlich nicht in dieser einzelnen Zahl abgebildet werden.

Basierend auf dem Performance-Index wurden zudem noch die Werte "Performance/Preis" und "Performance/Verbrauch" gebildet. In beiden Fällen sind höhere Werte besser als niedrigere und gleichfalls gilt in beiden Fällen, daß die Werte für sich allein keine Aussagekraft haben, sondern erst im Vergleich zu den Werten anderer Grafikkarte eine Bedeutung erlangen. Bei "Performance/Preis" kann man dabei auf einen Blick erkennen, wo Grafikkarten mit einer besonders guten Performance gemessen am Preispunkt liegen, während "Performance/Verbrauch" eine Aussage darüber gibt, welche Grafikkarten ihre Performance besonders energieeffizient erbringen. Beide Werte werden auf der zweiten Artikelseite noch einmal in Diagrammen jeweils extra beleuchtet.

Letztlich wäre noch anzumerken, daß die angegebenen Stromverbrauchswerte auf entsprechende Messungen der reinen Grafikkarte seitens HT4U setzen, unterteilt in einen Stromverbrauch unter Idle (erste Zahl) und unter Spielen (zweite Zahl, Messgrundlage ist hierbei HAWX). Da aber noch nicht zu allen Grafikkarten entsprechende Werte vorliegen, sind einige Angaben derzeit nur Schätzungen unsererseits. Nachfolgend ist dann das komplette reguläre Programm der Grafikchip-Entwickler und Grafikkarten-Hersteller an Grafikkarten mit 1024 MB und mehr Grafikkartenspeicher aufgelistet:

Das Auftauchen von 28nm-Beschleunigern hat das Marktangebot leider in weit geringerem Umfang als erwartet verändert. Konnte man ursprünglich davon ausgehen, daß die 28nm-Beschleuniger ihre 40nm-Vorgänger beim Preis/Leistungsverhältnis in Grund und Boden stampfen, ist gerade dies nicht passiert – in nahezu allen Fällen weisen die derzeit verfügbaren 28nm-Beschleuniger schlechtere Preis/Leistungsverhältnisse als vergleichbare 40nm-Beschleuniger auf. Hier fehlt wohl noch die Angebotsbreite an 28nm-Beschleunigern und vor allem die Konkurrenz seitens nVidia, welche die Preise der 28nm-Beschleuniger dann zurechtrücken dürfte. Zum anderen dürfte allen Herstellernfirmen die aktuelle Situation durchaus gefallen, wo die 28nm-Beschleuniger recht hochpreisig sind und sich die 40nm-Beschleuniger somit gut abverkaufen lassen.

Damit kommt es derzeit zur Situation, daß fast durchgehend die 40nm-Beschleuniger noch die besten Lösungen aus Preis/Leistungssicht darstellen – allein an der absoluten Angebotsspitze, wo es derzeit nur 28nm-Beschleuniger gibt, gewinnen letztere. Die große Frage ist natürlich, ob man jetzt überhaupt noch diese 40nm-Beschleuniger empfehlen kann, wenn diese doch fast allesamt in Richtung Sommer auslaufen werden. Da allerdings von den demnächst anstehenden weiteren 28nm-Lösungen zu erwarten ist, daß diese ähnlich hochpreisig in den Markt gehen werden wie die aktuellen 28nm-Beschleuniger, klärt sich diese Frage von selbst: Vermutlich brauchen die 28nm-Grafikkarten noch einige Monate, um auf das Preis/Leistungsniveau der 40nm-Karten zu kommen, in dieser Zeit sind (bis auf Ausnahmen) die 40nm-Karten weiterhin gangbare Lösungen.

Unsere subjektiven Empfehlungen lauten damit:
• Im DualChip-Bereich gibt es derzeit keine Empfehlung, da die Radeon HD 6990 ausgelaufen ist und die GeForce GTX 590 preislich nochmals zulegte – vor einigen Monaten gab es diese Karte für knapp unter 600 Euro, nunmehr läuft nichts unter 660 Euro. Da die GeForce GTX 590 nur maßvoll schneller ist als die Radeon HD 7970, empfiehlt sich in dieser Situation automatisch die SingleChip-Lösung, welche noch dazu wesentlich weniger kostet. Die Radeon HD 6870 X2 hat dagegen ein ziemlich gutes Preis/Leistungsverhältnis, aber in diesem Performance-Bereich sind die nur 1024 MB Grafikkartenspeicher (pro Grafikchip) wohl einfach zu wenig.
• Im HighEnd-Bereich bei Preisen von über 300 Euro dominieren die beiden 28nm-Angebote Radeon HD 7950 und Radeon HD 7970 die bisher dort führende GeForce GTX 580, welche nun aber keine Chance mehr gegen die beiden neuen AMD-Angebote hat. Normalerweise müsste die GeForce GTX 580 preislich klar herunter, um weiterhin eine entsprechende Marktchance zu haben – davon ist derzeit aber erstaunlicherweise noch nichts zu sehen. Radeon HD 7950 & 7970 haben natürlich ein gegenüber anderen Karten regelrecht schlechtes Preis/Leistungsverhältnis, gewinnen aber durch ihre Performance-Führerschaft.
• Im oberen Performance-Bereich bei Preisen von 180 bis 300 Euro sticht nach wie vor die Radeon HD 6950 2GB alle anderen Angebote aus – das Preis/Leistungsverhältnis ist gegenüber Radeon HD 6970 und GeForce GTX 570 klar besser und gegenüber der GeForce GTX 560 Ti (448 Core) sowie GeForce GTX 560 Ti halbwegs gleichwertig, hinzu kommt als großer Pluspunkt dieser AMD-Karte weiterhin deren Freischaltbarkeit zur Radeon HD 6970 (gilt offenbar nicht bei den 1GB-Varianten der Radeon HD 6950). Sofern diese Freischaltung nicht in Betracht kommt, kommt wegen des guten Preis/Leistungsverhältnisses sowie der exzellenten Übertaktbarkeit zuerst die GeForce GTX 560 Ti ins Blickfeld – die schnelleren Karten dieses Preisfeldes lohnen dagegen wegen der geringen Mehrperformance zum hohen Preisaufschlag derzeit nicht mehr.
• Im unteren Performance-Bereich bei Preisen von 110 bis 160 Euro gewinnt die Radeon HD 6870 am oberen Ende dessen sowie die Radeon HD 6850 am unteren Ende dessen. Die GeForce GTX 560 kommt der Radeon HD 6870 preislich schon recht nahe, während die GeForce GTX 460 aufgrund zu hoher Preislagen keine gute Alternative mehr darstellt. Die in diesem Preisbereich ebenfalls zu findende Radeon HD 7770 hat zwar schon einen Teil ihrer hohen Launchpreise eingebüßt, ist aber immer noch zu teuer, um sich wirklich mit der Radeon HD 6850 messen zu können.
• Im oberen Mainstream-Bereich bei Preisen von 70 bis 110 Euro ergibt sich die schwierige Situation, daß keine der am Markt vorhandenen Angebote ein wirklich gutes Preis/Leistungsverhältnis aufweist – jedenfalls keines, was sich mit dem exzellenten Preis/Leistungsverhältnis der Radeon HD 6850 messen kann, welche es schon ab 110 Euro gibt. Wenn man unbedingt eine Karte dieses Preisbereichs wünscht, dann ist wohl die Radeon HD 6770 die beste Wahl. Prinzipiell gesehen kann diese Rolle später einmal von der Radeon HD 7750 übernommen werden, dafür müsste sich deren Preis aber noch weiter nach unten entwickeln.
• Im unteren Mainstream-Bereich bei Preisen von 40 bis 70 Euro ergibt sich eine ganz ähnliche Situation, daß die Preis/Leistungsverhältnisse nicht wirklich gut sind und daher der Blick zu schnelleren Angeboten mit höheren Preispunkten empfohlen sei. Da aber in vielen Fällen einfach nur eine Grafikkarte für den einfachsten Gamer-Einsatz gesucht wird, sei zu dieser Fragestellung die Radeon HD 6670 DDR3 empfohlen, welche in diesem Preisbereich wohl die meiste Performance fürs Geld abliefert.

Natürlich wird dieses Marktangebot in den nächsten Wochen und Monaten durch weitere 28nm-Beschleuniger maßgeblich verändert aussehen – ob sich allerdings auch die primär aus Preis/Leistungssicht abgegebenen Kaufempfehlungen so deutlich ändern, steht zu bezweifeln. Letztlich sind derzeit nur die beiden aufgrund ihrer reinen Performance sowieso an der Leistungsspitze stehenden 28nm-Karten eine Empfehlung wert, die anderen 28nm-Karten aber aus Preis/Leistungssicht jedoch eine klare Enttäuschung. Auch bei den noch kommenden 28nm-Beschleunigern ist zu erwarten, daß diese zwar interessante Karten abgeben, aber anfänglich nicht mit einem überzeugendem Preis/Leistungsverhältnis in den Markt einsteigen werden.

Trotzdem ist es natürlich nicht verkehrt, wenigstens bis zur CeBIT Anfang März zu warten, da im Rahmen der Messe sicherlich viele Informationen zu den demnächst anstehenden 28nm-Lösungen zu erwarten sind. Danach sollte der Blick auf das kommende 28nm-Angebot zu Preispunkten ab 200 Euro klarer werden, mittels Radeon HD 7800 und GK104 werden AMD und nVidia dieses Preissegment in der nächsten Zeit mit weiteren interessanten 28nm-Lösungen füttern. Bei den Preispunkten unter 200 Euro wird es dagegen wohl noch etwas dauern mit weiteren 28nm-Angeboten, zudem sehen speziell Radeon HD 6850 & 6870 derart preisgünstig aus, auf daß eine gleichwertige 28nm-Lösung in nächster Zeit doch zu bezweifeln wäre. Wer in diesem Preissegment kauft, kann trotz 40nm-Technik ziemlich bedenkenlos speziell bei Radeon HD 6850 & 6870 zuschlagen – so schnell werden die 28nm-Beschleuniger nicht dieses herausragende Preis/Leistungsniveau erreichen.