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Zur Differenz zwischen Referenzmodellen und der Founders Edition bei nVidias Turing

Die PC Games Hardware hat den wohl ersten Test zu einem Referenzmodell der GeForce RTX 2080 in Form einer Asus Turbo-Karte aufzubieten. Zum Launch von GeForce RTX 2080 & 2080 Ti waren solcherart Karten gar nicht getestet wurden (sondern nur die Founders Edition sowie einige werksübertaktete Lösungen), während zum Launch der GeForce RTX 2070 sowohl Referenzmodelle als auch die Founders Edition in breiter Anzahl im Test waren. Der PCGH-Test zur GeForce RTX 2080 bestätigt nun die bisherige Vermutung zum Stand des Referenzmodells bei dieser Grafikkarte: Wie schon bei der GeForce RTX 2070 zu beobachten, beträgt der Performance-Abstand zwischen beiden Karten-Ausführungen gerade einmal grob 3½ Prozent.

FullHD WQHD UltraHD (Quelle)
Asus RTX 2080 Turbo (Ref.) RTX 2080 FE +3,5% +3,3% +2,9% PC Games Hardware (5 Tests)
EVGA RTX 2070 Black (Ref.) RTX 2070 FE +2,8% +2,9% +3,5% Babel Tech Reviews (38 Tests)
EVGA RTX 2070 Black (Ref.) RTX 2070 FE +4,2% +3,3% +3,6% PCGamer (12 Tests)
EVGA RTX 2070 Black (Ref.) RTX 2070 FE +2% +2% +2% TechPowerUp (23 Tests)

Dabei zeigt der Test der PCGH sogar leicht in die Richtung, das jener Performance-Abstand zwischen Referenzmodell und Founders Edition mit steigenden Auflösungen leicht abnimmt – aus +3,5% in der FullHD-Auflösung werden bei der PCGH in der UltraHD-Auflösung dann +2,9%. Dies ergibt natürlich keinen wirklichen Unterschied, sondern zeigt einfach nur darauf hin, das unter höheren Auflösungen inzwischen die zur Verfügung stehende Rechenleistung wichtiger geworden ist, während die den Karten mitgegebene Speicherbandbreite wahrscheinlich für diese höheren Auflösungen ausgelegt und demzufolge bereits ausreichend ist. Andererseits sind die Differenzen generell noch zu gering, um dies wirklich schon verallgemeinern zu können – und bei der GeForce RTX 2070 ergaben sich keinerlei Performance-Differenzen zwischen den verschiedenen Auflösungen. Jene 3½ Prozent Differenz zwischen Referenzmodell und Founders Edition kann man somit weiterhin als groben Maßstab ansetzen.

Dafür verbrauchte die Asus-Karte dann im Schnitt 211 Watt unter Spielen – etwas weniger als es deren TDP zuläßt (215W), was aber auch bei den Referenzmodellen zur GeForce RTX 2070 schon so zu sehen war. Das die Founders Edition dagegen teilweise etwas mehr als ihre TDP verbraucht, erklärt man seitens der PCGH im übrigen mit Lastspitzen, welche wegen des in der FE-Praxis eliminierten Temperatur-Limits auftreten können. Dies klingt schlüssig – und bestätigt sich letztlich durch die gemessenen Chip-Temperaturen: Die Founders Edition kam bei der PCGH mit nur 72°C heraus, die Asus-Karte hingegen bei gleich 82°C. Die Asus-Karte liegt somit vergleichsweise nahe am absoluten Temperatur-Limit von 88°C und muß daher eher einmal Temperatur-geregelt ihre Taktraten drosseln, womit dann auch weniger Strom verbraucht wird. Der Effekt, das die Founders Edition von GeForce RTX 2070, 2080 und 2080 Ti allesamt tendentiell etwas mehr Strom ziehen als es ihre TDP-Angabe eigentlich zulassen würde, ist also eine Folge der besseren Kühlleistung dieser neuen Founders Edition innerhalb der Turing-Generation.

Das ist dann aber auch schon der einzige Punkt, welcher wirklich für die Founders Edition bei GeForce RTX 2070, 2080 und 2080 Ti spricht. Denn bei fast konstant 3,5% Performance-Differenz zum jeweiligen Referenzmodell und gleichzeitig aber Preisaufschlägen von +20% (GeForce RTX 2070), +14,3% (GeForce RTX 2080) bzw. +20% (GeForce RTX 2080 Ti) steht der Sinn dieser nVidia-eigenen Grafikkarten für den Grafikkarten-Käufer doch arg in Frage. Sicherlich wird technologisch seitens der nVidia-eigenen Karte ziemlich viel geboten, gibt es auch etwas Mehrperformance sowie einen höheren Spielraum beim Power-Limit. Doch der aufgerufene Mehrpreis der Founders Edition bei Turing passt dazu überhaupt nicht – und werksübertaktete Herstellerkarten werden gleiches oder besseres bieten können, dies dann jedoch zu tendentiell niedrigeren Preisen (zumindest dann, wenn sich die Preissituation bei Turing generell etwas gesetzt hat).

Referenzmodell Founders Edition Differenzen
GeForce RTX 2080 Ti 1350/1545/3500 MHz
250W Power Limit (max. +?%)
FullHD Performance-Index: 1380%
UltraHD Performance-Index: 228%
999$ Listenpreis
1350/1635/3500 MHz
260W Power Limit (max. +23%)
FullHD Performance-Index: 1420%
UltraHD Performance-Index: 236%
1199$/1259€ Listenpreis
+90 MHz mehr Boosttakt
+10W mehr Power-Limit
(grob) +3,5% mehr Performance
+20% höherer Listenpreis
GeForce RTX 2080 1515/1710/3500 MHz
215W Power Limit (max. +?%)
FullHD Performance-Index: 1210%
UltraHD Performance-Index: 180%
699$ Listenpreis
1515/1800/3500 MHz
225W Power Limit (max. +24%)
FullHD Performance-Index: 1250%
UltraHD Performance-Index: 186%
799$/849€ Listenpreis
+90 MHz mehr Boosttakt
+10W mehr Power-Limit
(grob) +3,5% mehr Performance
+14,3% höherer Listenpreis
GeForce RTX 2070 1410/1620/3500 MHz
175W Power Limit (max. +14%)
FullHD Performance-Index: 1030%
UltraHD Performance-Index: 146%
499$ Listenpreis
1410/1710/3500 MHz
185W Power Limit (max. +16%)
FullHD Performance-Index: 1070%
UltraHD Performance-Index: 151%
599$/639€ Listenpreis
+90 MHz mehr Boosttakt
+10W mehr Power-Limit (max. +15W mehr)
(grob) +3,5% mehr Performance
+20% höherer Listenpreis

Aber vielleicht war es auch nie das Ziel nVidias, etwas anderes zu bieten: Denn irgendwie muß man den Grafikkartenherstellern schließlich Platz zum Atmen geben, gerade mit einem technologisch hochwertigen Produkt wie dieser neuen Founders Edition. So schlägt nVidia nun zwei Fliegen mit einer Klappe: Die eigenen Karten können sich technologisch in jedem Fall behaupten, sind also nicht mehr nur eine lästige Pflichtübung zum Launch einer neuen Grafikkarte. Gleichfalls haben die Grafikkartenhersteller aber durch den wahrscheinlich bewußt überzogenen Preispunkt ihre Chance, sich besser zu positionieren – und wenn jemand trotzdem die Founders Edition kauft, um so besser für nVidia. Noch mehr Raum dürfen die Grafikkartenhersteller nVidia dann allerdings nicht lassen: Denn trotz das man sicherlich beste Geschäfte mit nVidia-Chips macht, brauchen die Grafikkartenhersteller Platz zur Entfaltung der eigenen Marke und der eigenen Karten.

Als pures Anhängsel zu nVidia will sich sicherlich keiner der Grafikkartenhersteller sehen, ist jedoch aufgrund der vorhandenen Marktsituation (mit nur zwei Grafikchip-Anbietern) immer ein bißchen eine drohende Gefahr. Hoffentlich kann in mittel- und langfristiger Zukunft Intel mit eigenen Grafikkarten-Angeboten hieran etwas ändern – dann hätten die Grafikkartenhersteller (vermutlich) wieder etwas mehr Wahlmöglichkeiten und die Grafikchip-Entwickler müssten mehr um jene kämpfen (anstatt selbige wie mit dem "GeForce Partner Program" mit unfruchtbarem Unsinn zu drangsalieren). Leider ist dies aus heutiger Sicht noch weite Zukunftsmusik – und was Intel als Grafikchip-Anbieter für neue Probleme mit sich bringen könnte, ist dabei noch nicht einmal eingerechnet.