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Zhaoxin stellt "KX-5000" x86-Prozessoren vor und zeigt Roadmap zur kommenden CPU-Entwicklung

In unserem Forum (inklusive nachfolgender Postings zu beachten; mit Dank an "Tralalak" und alle weiteren Beteiligten) werden derzeit umfangreiche Informationen zu den x86-Prozessoren des chinesischen Anbieters Zhaoxin mit zumeist ausschließlich fernöstlichen Quellen zusammengetragen, übersetzt und bewertet. Zhaoxin bedient sich hierbei der x86-Lizenz von Zhaoxin-Teilbesitzer VIA, neben AMD der einzige weitere Inhaber einer entsprechenden Lizenz zum Nachbau von Intels x86-Prozessorendesign. Ähnlich wie VIA ist Zhaoxin allerdings einigermaßen zurück in der Entwicklung, selbst wenn die nun vorgestellte neue CPU-Generation "KX-5000" nominell einen großen Schritt gegenüber der vorhergehenden "ZX-C+" Generation darstellt und man für die Zukunft noch weitere interessante Entwicklungsschritte verspricht.

Primär dürften alle Zhaoxin-Designs auch weiterhin daran kranken, unter jeweils rückständigen Fertigungstechnologien hergestellt zu werden (meist bei TSMC). Derzeit setzt Zhaoxin für ZX-C+ und KX-5000 noch auf die 28nm-Fertigung (und erreicht damit nur Taktraten von 2.0 GHz), die nachfolgenden KX-6000 & KX-7000 Generation soll dann in 16nm erscheinen – und auch damit wird Zhaoxin fertigungstechnisch erheblich zurückliegen, denn KX-7000 soll in etwa im Zeitrahmen der ersten 7nm-Prozessoren von AMD erscheinen. Damit könnte man in allen Fällen entweder wesentlich weniger Funktionalität auf gleich großer Chipfläche realisieren – oder aber müsste mit wesentlich größeren Chipflächen agieren, was dann aber erhebliche Fragen zur Wirtschaftlichkeit des Chipprojekts aufwerfen würde.

Zhaoxin geht beim aktuellen KX-5000 den erstgenannten Weg, packt also 8 CPU-Kerne auf eine Chipfläche von 187mm² – grob wie bei AMD, wo ein Zeppelin-Die der aktuellen Ryzen-Prozessoren auch 8 CPU-Kerne beinhaltet und auf eine Chipfläche von 213mm² kommt. Der entscheidende Unterschied: Bei AMD bekommt man auf dieser Chipfläche immerhin 4,8 Mrd. Transistoren unter – und bei Zhaoxin nur deren 2,1 Milliarden. Trotz das beides Achtkern-Designs sind, dürfte Zhaoxin kaum jemals taktratennormiert dieselbe Performance wie AMD herausholen können, für irgendwas muß die mehr als doppelt so große Transistoren-Menge bei AMD ja gut sein. Vielmehr kann man allein schon aus dieser Ansetzung schlußfolgern, das Zhaoxin aller Vermutung nach ein ähnliches Spardesign aufgelegt hat wie es Intel bei seinen LowPower-Prozessoren sowie AMD bei seinen früheren LowPower-Prozessoren (derzeit noch in den Spielekonsolen verbaut) vorexerziert haben.

Das man somit von Zhaoxin-Prozessoren keineswegs eine Performance wie von AMD und Intel gewohnt erwarten sollte, ergibt sich aus dieser Ansetzung automatisch – und wird auch durch die vorliegenden (wenigen) Benchmarks unter 7-Zip, Cinebench R11.5 und FritzChess bestätigt. Jene offiziellen Benchmark-Werte wurden in unserem Forum unter Mithilfe einiger engagierter Foren-Nutzer taktnormiert mit einigen AMD- und Intel-Prozessoren verglichen – wonach der KX-5000 auf 2.0 GHz Takt unter dem Cinebench R11.5 ungefähr -18% gegenüber einem zurückliegt, unter FritzChess allerdings nur um -3%. Der auf 2.0 GHz umgetaktete Intel-Prozessor war allerdings nur ein Vierkern-Modell mit HyperThreading, nicht jedoch ein Achtkern-Modell wie bei Zhaoxin – und läuft regulär selbst im Basetakt auf glatt der doppelten Taktrate der Zhaoxin-CPU.

Zhaoxin ZX-5000 Cinebench R11.5 Benchmarks gegen AMD- und Intel-Prozessoren
Zhaoxin ZX-5000 Cinebench R11.5 Benchmarks
Zhaoxin ZX-5000 FritzChess Benchmarks gegen AMD- und Intel-Prozessoren
Zhaoxin ZX-5000 FritzChess Benchmarks

Selbige Taktrate kann Zhaoxin wegen der zurückhängenden Fertigungstechnologie mit dem KX-5000 allerdings nicht erreichen, erst für den zukünftigen ZX-6000 sind auf Basis der 16nm-Fertigung dann Taktraten von bis zu 3 GHz geplant (was im Vergleich mit AMD und Intel natürlich trotzdem nicht reichen wird). Der später nachfolgende ZX-7000 soll dann eine neue Architektur-Stufe mit demzufolge Architektur-Verbesserungen darstellen, dürfte dagegen auf Basis derselben 16nm-Fertigung kaum einen großen Taktraten-Schub mitbringen können. In der Summe kann man Zhaoxin die engagierte Weiterentwicklung keineswegs absprechen, aber der Leistungsniveau von AMD und Intel wird nirgendwo erreicht und dürfte sich auch aus der derzeit absehbaren Entwicklung nicht ergeben. Dies zeigt sich letztlich auch daran, das laut der Berichterstattung von Weiwenku (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) die gezeigte Performance in etwa für das Niveau des Core i3-6100 reicht – eines Zweikerners mit HyperThreading, welcher bei Intel jedoch mittels Coffee Lake auch schon wieder maßgeblich überholt ist.

Die hinter der ganzen Entwicklung stehenden Intention dürfte jedoch sowieso weniger in die Richtung gehen, schon demnächst eine echte Alternative zu AMD und Intel für den Weltmarkt zu bringen. Vielmehr will man den Fuß in der Tür zur x86-Entwicklung drin behalten, die entsprechende Lizenz soll nicht durch Nichtnutzung eventuell verfallen und ganz generell will insbesondere der chinesische Staat einfach technologisch unabhängiger von US-Unternehmen werden, nicht umsonst ist der andere Teilbesitzer von Zhaoxin die chinesische Stadt Shanghai. Zudem kann man durchaus damit kalkulieren, das die Zeit für zukünftige Zhaoxin-Prozessoren spielt: Denn mittel- und langfristiger wird der Weg zu neueren Fertigungsverfahren immer langwieriger und kostenintensiver werden, dann dürfte Zhaoxin es ergo einfacher haben, fertigungstechnisch zu AMD und Intel aufzuschließen – um dann auch eines Tages konkurrenzfähige Taktraten aufbieten zu können.

Nachtrag vom 25. Juni 2019

Nochmals die PC Games Hardware berichten über den chinesischen x86-Prozessor KX-6000 für den Desktop-Einsatz sowie dessen Server-Pendant KH-30000, welche am 19. Juni von CPU-Entwickler Zhaoxin vorgestellt wurde. Die chinesische Eigenentwicklung basierend auf VIAs x86-Lizenz kommt derzeit mit bis zu 8 CPU-Kernen auf 3 GHz Takt in der 16nm-Fertigung von TSMC daher und soll dabei die Performance eines Core i5-7400 erreichen können. Jener kommt mit ähnlichen Taktraten (von 3.0/3.5) und allerdings nur 4 CPU-Kernen (ohne HyperThreading, wie bei Zhaoxin) daher – ergo benötigt Zhaoxin nach wie vor die doppelte Kern-Anzahl, um mithalten zu können. Da zudem die Taktraten vergleichsweise zahm sind, dürfte sich in der Praxis nach wie vor ein erhebliche Performance-Rückstand der chinesischen x86-CPU ergeben, welche eher nur mit AMDs Bulldozer-basierten APUs sowie Intels neueren Atom-Prozessoren konkurrieren kann. Nichtsdestotrotz ist diese CPU-Entwicklung insbesondere angesichts des Handelskrieges zwischen den USA und China hochwichtig für die fernöstliche Seite, sichert man sich hiermit doch für Zukunftsvarianten ab, in welchen eine erhebliche Verschärfung des Handelskrieges passieren würde. Was China ansonsten noch so an Prozessoren herumbastelt, ist zudem Thema eines aktuellen Forums-Threads.