Zu den wohl noch dieses Jahr zu erwartenden NextGen-Konsolen Microsoft Xbox 720 und Sony Playstation 4 (letztere dürfte sich aufgrund einer fernöstlichen Abneigung gegenüber der Zahl "4" im Verkauf nicht so nennen) gab es die letzten Tage reichlich neue Gerüchte und Vermutungen, welche das Thema dieser Konsolen zwar wieder in den Vordergrund brachten, dennoch aber kaum wirklich griffige neue Informationen boten. Am ehesten vertrauenswürdig ist dabei noch eine bei Games Industry nachzulesende Analyse von Baird Equity Research, wonach die Playstation 4 im Oktober 2013 erscheinen sollte sowie die Xbox 720 im November 2013 – beide NextGen-Konsolen sollen im übrigen laut derselben Quelle zu einem Preispunkt von zwischen 350 und 400 Dollar antreten.

Die abgegebene Terminlage erscheint sinnvoll angesichts des sicherlich angestrebten Vorhabens, beide Konsolen noch rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft 2013 positionieren zu können. Die Vorstellung beider NextGen-Konsolen soll im übrigen laut Gerüchten zur E3 (11. bis 13. Juni in Los Angeles) stattfinden – auch dies ist eine absolut vertretbare Annahme. Letzteres trifft zudem genauso auf den genannten Preispunkt von 350 bis 400 Dollar zu, welcher vor allem gegenüber den seinerzeitigen Launchpreisen der Playstation 3 (499 bis 599 Dollar) viel niedriger ausfällt: Die PC-Preise sind in den letzten Jahren einfach klar gesunken – womit auch der Konsolen-Preis sinken muß, um sich nicht mit Mainstream-PCs messen zu müssen. Ob der Analyst allerdings konkrete Informationen über Terminlage und Preispunkt hat, wäre allerdings zu bezweifeln – vermutlich ist dies alles nur "gut geraten".

Letzteres trifft größtenteils auch auf die neuen Hardware-Informationen zu, welche bei NeoGAF zusammengetragen wurden. Gegenüber den bekannten älteren Hardware-Spezifikationen zu Xbox 720 und Playstation 4 sind dabei zwei Dinge neu: Zum einen geht man bei der Playstation 4 von der Möglichkeit aus, daß anstatt von Steamroller-Kernen vielmehr Jaguar-Rechenkerne verbaut sind, bei der Xbox 720 soll es sogar definitiv so sein. Und zweitens soll als Grafiklösung nunmehr gar eine Lösung basierend auf der Radeon HD 8000 Serie verbaut sein. Beiden neuen Informationen ist jedoch wenig Glauben schenkbar, da sich Konsolen-Designs üblicherweise nicht gerade auf noch nicht finalisierte Architekturen aufbauen – dies wäre hier aber der Fall bei den genannten CPU-Rechenkernen Steamroller und Jaguar und eigentlich auch bei der genannten GCN2-basierten Grafiklösung.

Das Risiko, bei einem Problem in der Architektur bzw. deren Fertigstellung dann monatelange Verzögerungen für ein terminlich kaum verschiebbares Großprojekt hinnehmen zu müssen, wird hierbei normalerweise als zu groß angesehen. Zudem dürfte es auch schwer sein für AMD, die entsprechenden Aufträge von Microsoft und Sony an Land zu ziehen mit reinen Simulationen dieser Prozessoren und Grafikkerne. Die Lieferaufträge für die NextGen-Konsolen wurden schließlich sicher schon Mitte 2012 geschlossen, und da konnte AMD noch keinesfalls etwas lauffähiges zu Steamroller, Jaguar und GCN2 zeigen. Demzufolge ist es viel wahrscheinlicher, daß hier noch die bekannten Rechenkerne Piledriver, Bobcat & GCN1 zum Einsatz kommen.

Dabei darf offenbleiben, ob man die nun nicht gerade hochleistungsfähigen Bobcat-Rechenkerne wirklich in eine Spielekonsole verbaut – selbst wenn es schon die neueren Jaguar-Rechenkerne sind, bliebe dies eine große Frage. Zwar sind die entsprechenden Chips richtig schön klein und man kann damit durchaus eine Achtkern-Lösung verbauen – trotzdem wäre die Wahl von Bobcat/Jaguar-Rechenkernen doch arg ungewöhnlich. Eher wahrscheinlich sind bei beiden NextGen-Konsolen durchgehend Piledriver-basierte Rechenkerne – jedoch ohne direkt angeschlossene (integrierte) Grafikeinheit, weil sich dies angesicht der verbauten extra GPU nicht wirklich lohnt.

Die extra GPU dürfte bei beiden NextGen-Konsolen auf dem Pitcairn-Chip der Radeon HD 7800 Grafikkarten-Serie basieren und damit weiterhin die GCN1-Architektur bieten – der "8000er" Name dürfte allein aus einer Marketing-freundliche Umbenennung resultieren. Wie schon früher dargelegt, ist damit einiges möglich – gerade dann, wenn man die Treiber sowie die Spielprogrammierung richtig gut an die zur Verfügung stehende Hardware anpasst. Rein von den Rohdaten-Daten her würde der PC zwar GPU-seitig nominell klar vorn liegen, rangiert die Radeon HD 7800 Serie schließlich "nur" im Performance-Segment, aber mittels der besseren Anpassung der Spiele an die Konsolen-Hardware sollten die NextGen-Konsolen genügend extra-fps herausholen können, um in der Spiele-Realität auch mit aktueller HighEnd-Hardware auf dem PC konkurrieren zu können. Der PC entwickelt sich aber natürlich weiter und dürfte den NextGen-Konsolen spätestens ab 2014 (mit den ersten 20nm-Grafikchips) dann wieder enteilen.