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Umfangreiche SiSoft-Benchmarks zu Ryzen 5 2600 & Ryzen 7 2700X aufgetaucht

Auf der Webseite von SiSoft, dem Entwickler des Analyse- und Benchmark-Tools "Sandra", war kurzzeitig ein Benchmark-Artikel zu Ryzen 2 in Form der Modelle Ryzen 5 2600 (Sechskerner) bzw. Ryzen 7 2700X (Achtkerner) zu lesen. Jenes wurde zwar umgehend wieder entfernt, eine Kopie der dort aufgelaufenen Benchmark-Resultate wurde jedoch in unserem Forum gesichert. Jene Resultate sind recht umfangreich, leider allerdings ausschließlich auf die SiSoft-Sandra-Testsuite bezogen. Selbige operiert mit ziemlich theoretischen Meßreihen, vermessen wird hierbei primär die Peak-Performance einzelner Rechenoperationen – im Gegensatz zu Anwendungs-Benchmarks, wo (meist) eine komplette RealWorld-Aufgabe unter Zuhilfenahme verschiedenster Rechenoperationen samt Speicherzugriffen und Nebenaufgaben in einem realen Umfeld zu bewältigen ist. Solcherart theoretischen Benchmarks sind eher unpraktisch zur Bewertung der Gesamt-Performance eines Prozessors – primär, weil die Relationen der Benchmark-Ergebnisse nicht dem von realen Anwendungs-Benchmarks entsprechen. Somit ist auch unklar, ob jene den Ryzen 7 2700X im Schnitt um +11,2% vor dem Ryzen 7 1700X liegenden Ergebnisse auf die Praxis adaptierbar sind, sprich sich in Anwendungs-Benchmarks in gleicher Höhe zeigen werden.

Core i7-6700K Ryzen 5 2600 Ryzen 7 1700X Ryzen 7 2700X
(Technik) Skylake, 4C +HT, 4.0/4.2 GHz Zen+, 6C +SMT, 3.4/3.9 GHz Zen, 8C +SMT, 3.4/3.9 GHz Zen+, 8C +SMT, 3.7/4.35 GHz
(Takt-Differenz) +8,8% Basetakt, +11,5% max. Turbo
Arithmetic Native 61,3% 79,2% 100% 110,9%
Cryptographic Native 74,6% 86,9% 100% 108,2%
Financial Analysis Native 49,0% 81,8% 100% 115,6%
Java Arithmetic - 78,2% 100% 110,9%
Java Vectorised - 81,2% 100% 110,7%
.NET Arithmetic 56,2% 71,3% 100% 115,7%
.NET Vectorised 47,9% 78,0% 100% 110,7%
Scientific Analysis Native 124,8% 88,0% 100% 107,4%
Image Processing Native 91,6% 79,4% 100% 110,8%
Vector SIMD Native 83,4% 78,4% 100% 111,5%
Performance-Durchschnitt 67,8% 80,0% 100% 111,2%
basierend auf Benchmark-Werten seitens SiSoft, gemäß der Kopie dieser Benchmarks im 3DCenter-Forum

Andererseits entspricht jenes Ergebnis auch der Zunahme der Taktraten zwischen beiden gewählten Prozessoren von +8,8% beim Basetakt sowie +11,5% beim maximalen Turbo-Takt (interessant hierzu natürlich noch die derzeit unbekannte Taktraten-Differenz des maximalen Turbos auf allen CPU-Kernen). Besonders hohe Abweichungen von Praxis-Benchmarks gegenüber diesen theoretischen Benchmarks sind also eher nicht zu erwarten. Gleichfalls zeigen jene theoretischen Benchmarks von SiSoft aber auch an, das es bei Ryzen 2 (voraussichtlich) primär über den Mehrtakt zu Mehrperformance kommt – der Effekt weiterer Verbesserungen ist zumindest aus diesem Benchmark-Set noch nicht sicher erkennbar. Hierzu helfen allerdings die zusätzlichen Messungen diverser Latenzen und Bandbreiten weiter, welche man bei SiSoft ebenfalls zu diesem Fall angestellt hat.

Ryzen 7 1700X Ryzen 7 2700X Differenz
Core Total Bandwith (worst) 5,8 GB/sec 5,89 GB/sec +1,6%
Core Total Bandwith (best) 47,8 GB/sec 54,9 GB/sec +14,9%
Inter-Unit Latency (different Core) 43,2 ns 40,1 ns +7,2%
Inter-Unit Latency (different CCX) 136 ns 128 ns +5,9%
L1D Bandwith 730 GB/sec 862 GB/sec +18,1%
L2 Bandwith 556 GB/sec 736 GB/sec +32,4%
L3 Bandwith 284 GB/sec 339 GB/sec +19,4%
Memory Bandwith 29,6 GB/sec 30,2 GB/sec +2,0%
Data Sequential Latency 3,7 ns 3,4 ns +8,1%
Data Full Random Latency 87,6 ns 80,9 ns +7,6%
Data In-Page Random Latency 70,5 ns 66,4 ns +5,8%
Code Sequential Latency 8,3 ns 7,6 ns +8,4%
Code Full Random Latency 97,4 ns 88,6 ns +9,0%
Code In-Page Random Latency 15,6 ns 14,2 ns +9,0%
Memory Update Record Only 4,16 MTPS 4,6 MTPS +10,6%
Memory Update Transactional 4,28 MTPS 4,7 MTPS +9,8%
basierend auf Benchmark-Werten seitens SiSoft, gemäß der Kopie dieser Benchmarks im 3DCenter-Forum

Einberechnend die Taktratensteigerung von wie gesagt 9-11% sehen die meisten dieser Werte erst einmal normal aus. Einige jener Werte brechen aber aus dieser Wertegröße deutlich aus: Die Steigerung der Bandbreiten von Level1-Cache (+18,1%), Level2-Cache (+32,4%) und Level3-Cache (+19,4%) liegen deutlich oberhalb der Taktratensteigerung, basieren demzufolge auf mehr als nur simplen Mehrtakt – sprich Architektur-Anpassungen, selbst wenn jene nur das Cache-Management betreffen sollten. Jene Anpassungen scheinen zudem eine recht gute Größe zu erreichen, damit wird sich – in den passenden Anwendungen wie beispielsweise Spielen – durchaus etwas erreichen lassen. Eventuell täuschen die vorstehenden arg theoretischen SiSoft-Tests damit sogar etwas bezüglich der Leistungsfähigkeit von Ryzen 2 – denn unter realer Anwendungs-Software haben die neuen AMD-Prozessoren eher selten zu wenig Rechenleistung, werden vielmehr oft von Cache/Speicher-Durchsatz sowie deren Latenz limitiert.

Verbesserungen an dieser Stelle könnten somit Ryzen 2 unter Anwendungs-Software mehr Beine machen als unter den theoretischen Testmodulen von SiSoft Sandra. Dies soll allerdings an dieser Stelle noch nicht versprochen werden, das ganze hat derzeit eher den Charakter einer Hypothese. Man sollte bei Ryzen 2 lieber so lange von einer reinen Taktratensteigerung samt dementsprechend nur geringer Mehrperformance ausgehen, ehe hierzu das Gegenteil bewiesen ist. AMD hat leider die deutliche Tendenz, ihre Produkte vor dem Launch gerüchteweise besser darzustellen, als es dann tatsächlich der Fall ist – und einen Hype zu erfüllen, geht meistens schief, am Ende überwiegt dann trotz guter Produkte die Enttäuschung. Ein kleines bißchen Tiefstapelei steht der Sache wohl besser zu Gesicht – und wenn man dann mit unerwarteter Mehrperformance zum Launch von Ryzen 2 in einem Monat überraschen kann, um so besser.

Nachtrag vom 19. März 2018

Zum kürzlich thematisierten Ryzen-2-Test seitens SiSoft sind noch zwei wichtige Punkte anzumerken: So lief das Testsystem bei den Ryzen-2-Modellen augenscheinlich mit denselben DDR4/2400-Speichern wie bei Ryzen 1 – dafür spricht der nur geringe Zuwachs an Speicherbandbreite von +2,0%. Im Sinne eines IPC-Vergleichs wäre dies noch ganz vernünftig, allerdings wurden die Testmuster dafür nicht wirklich passend ausgewählt: Zum Ryzen 7 2700X wäre nicht der Ryzen 7 1700X, sondern vielmehr der Ryzen 7 1800X der richtigen Counterpart gewesen, jener kommt von den Taktraten her näher an das Ryzen-2-Modell heran. Aber nun gut, bei solcherart Vorab-Tests nimmt man das, was man überhaupt bekommen kann – die Gesamtaussage, das Ryzen 2 in arg theoretischen Tests ungefähr mit der Taktrate skaliert, konnte auch so transportiert werden. Unter RealWorld-Anwendungen ist in aller Regel ein etwas kleinerer Performance-Gewinn zu erwarten – welcher dann aber in der Praxis durch den höheren Speichersupport sowie die augenscheinlich besseren Cache-Bandbreiten von Ryzen 2 wiederum etwas gesteigert werden könnte.