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Sony stellt die "PS4" für eine Auslieferung zu Weihnachten 2013 vor

In der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag hat Sony in einem großen Launch-Event in New York die erste NextGen-Spielekonsole mit dem offiziellen Namen "PS4" vorgestellt. Wer auf viele technische Details im Rahmen des (aus Fakten-Sicht) eher langweiligen Launch-Events wartete, wurde enttäuscht – bei jenem Event ging es eher nur um den größtmöglichen Markting-Knall und damit das bestmögliche Einschwören der Fan-Basis auf ein Produkt, welches in Nordamerika erst zur Holiday-Season (sprich ab Ende November zum Thanksgiving-Fest) erhältlich sein soll, für welches aber noch nicht einmal ein Europa-Termin genannt wurde. Da nach den USA dann sicherlich auch erst einmal Sonys Heimatmarkt Japan dran sein dürfte, wird der europäische Spieler wohl das Nachsehen haben und bekommt die PS4 sicherlich erst im Jahr 2014 zu sehen.

    Sony PS4

  • AMD "Jaguar" Achtkern-CPU
  • AMD DirectX 11.1 GCN-basierte Grafiklösung mit 1152 Shader-Einheiten auf 800 MHz Takt
  • 256 Bit DDR Speicherinterface zwischen GPU und Speicher
  • 8 GB GDDR5-Speicher auf 2750 MHz Takt (geshart zwischen CPU & GPU)
  • Festplatte unbekannter Größe
  • 6fach Blu-Ray-Laufwerk
  • Netzwerk: Ethernet 1GBit, Blutooth 2.1 & WLAN 802.11b/g/n
  • Anschlüsse: USB 3.0, Analog-AV, SPDIF & HDMI
  • Auslieferung: Nordamerika Ende 2013, Europa höchstwahrscheinlich erst Anfang 2014

Aus rein technologischer Sicht wurden wie gesagt nur die Rahmendaten bestätigt: So die Achtkern-CPU auf Basis von AMDs Jaguar-Rechenkernen mit derzeit allerdings immer noch unbekannter Taktrate samt der AMD-Grafiklösung auf Basis der DirectX 11.1 unterstützenden GCN-Architektur mit 1152 (1D) Shader-Einheiten auf 800 MHz Taktrate und mit demzufolge 1,84 TeraFlops Rechenleistung. Unklar bleibt nach der Sony-Präsentation weiterhin, ob man hierfür schlicht den vorhandenen Pitcairn-Chip der Radeon HD 7800 Serie benutzt – oder aber sich von AMD eine extra Grafiklösung nur für die PS4 designen lassen hat. Jene PS4-Grafiklösung verbindet sich dann per 256 Bit DDR breitem Speicherinterface an den nun also doch 8 GB großen GDDR5-Hauptspeicher, welcher mit 2750 MHz Takt läuft und damit immerhin 176 GB/sec Speicherbandbreite zur Verfügung stellt.

Verglichen mit dem PC stellt Sony der PS4 also eine Grafik-Rohleistung ziemlich ähnlich wie bei der Radeon HD 7850 zur Verfügung – sicherlich nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Wenigstens werden durch das Featurelevel DirectX 11.1 sowie die gleich 8 GB Hauptspeicher (welche sich der Grafikchip natürlich mit der CPU teilen muß) diverse generelle Bremsen der aktuellen Konsolen-Generation gelöst. Insbesondere der gut aussehende Hauptspeicher-Ausbau sollte zur Folge haben, daß die PS4 auch noch in ein paar Jahren gut mithalten kann und nicht so deutlich gegenüber dem PC zurückhängt wie derzeit die Playstation 3.

Dem kommt auch die grundsätzliche Ausrichtung der PS4 auf die FullHD-Auflösung von 1920x1080 zu gute: Spiele sollen generell in dieser gerendert und ausgegeben werden. Die Begriffe "4K" und "UltraHD" wurden interessanterweise nirgends erwähnt – und rein technisch ist die PS4 derzeit mit nur einem HDMI-Anschluß auch nicht in der Lage, eine 4K-Auflösung außerhalb des reinen Filmformats mit nur 24 Hz Bildwiederholrate anzusteuern. Entweder Sony rüstet in späteren Auflagen der PS4 hier einen HDMI-Anschluß der kommenden Norm 2.0 oder alternativ einen DisplayPort-Anschluß nach – oder aber man beläßt es bei der auch aktuell schon möglichen Lösung, dem TV-Gerät schlicht FullHD-Material zur Verfügung zu stellen und bemüht dann die TV-eigenen Funktionen zur Umrechnung von FullHD auf UltraHD.

Genauso wurde das – lange Zeit als Top-Thema der NextGen-Konsolen gehandelte – Thema "stereoskopisches 3D" überhaupt nicht angeschnitten. Technisch dürfte diese Funktion problemlos (auf einem FullHD-Fernseher mit 3D-Funktionalität) möglich sein, so daß es natürlich möglich ist, daß Sony jenes Thema später noch einmal hervorholt, wenn sich entsprechende TV-Geräte breiter durchgesetzt haben. Für den Augenblick versucht Sony eher mit Social-Funktionen wie der automatischen Aufnahme der letzten 15 Spielminuten zum Sharing per Ustream zu punkten – ebenfalls per Streaming ist die "Abwärtskompatibilität" zu Playstation-1/2/3-Spielen gelöst, welche schlicht per Sonys eigenem Spielestreaming-Dienst Gaikai angeboten werden wird (welcher genauso auch Demos für die Playstation 4 anbieten soll)

Nochmals Streaming kommt dann bei der Verbindung der PS4 zur "PS Vita" zum Einsatz: Auf jener Handheld-Konsole soll man per "Remote Play" alle seine PS4-Spiele weiterspielen können, die Spiel-Berechnung würde dann natürlich von der PS4 vorgenommen und per WLAN an die PS Vita weitergegeben werden. Jenes "Remote Play" soll dann über eine "Playstation App" auch auf anderen iOS- und Android-Geräten zur Verfügung stehen. In diesem Punkt gleicht sich die Funktionalität etwas zur nVidias Shield-Konsole, welche dafür allerdings die Rechenkraft eines PCs bemühen wird.

Wie gesagt eher unerfreulich ist derzeit der Termin-Ausblick, welcher für Europa nichts vor Jahresanfang 2014 verspricht – es kann aber problemlos auch erst Frühling 2014 werden, Sony hält sich derzeit noch alle Optionen offen. Hier spielt sicherlich mit hinein, wieviele CPUs und GPUs man aus der demnächst anlaufenden Massenproduktion erhält und wie gut demzufolge die Liefersituation ausfällt. Damit bleibt allerdings offen, ob die noch nicht offiziell vorgestellte Xbox 720 nicht am Ende vielleicht früher im Markt als die PS4 steht. Offen bleibt neben dem eigentlichen Aussehen der PS4 (Sony zeigte auf dem ganzen Event keinerlei Fotos oder Modelle) auch noch deren Preispunkt, denn auch in dieser Frage hüllte sich Sony in Schweigen. Gute Spekulationen sprechen von 400 bis 500 Euro – aber dies kann man sich anhand der gebotenen Hardware auch selber ausrechnen. Im Endeffekt scheint Sony bewusst eine frühe Vorstellung vorgenommen zu haben, um der Xbox 720 einigen Wind aus den Segeln zu nehmen – trotz daß einige Details zur PS4 noch ungewiß sind.

Nachtrag vom 22. Februar 2013

Golem bringen noch ein paar Nachträge zur PS4: So beherrscht die NextGen-Konsolen offenbar einen echten Offline-Modus, trotz aller der beworbenen Social-Features. Zudem wurde die Konsole auf dem Launchevent schlicht und ergreifend deswegen noch nicht gezeigt, weil man noch kein finales Gehäuse-Design hat – was man auch als indirekten Hinweis darauf verstehen kann, daß Sony die Vorstellung bewußt vorgezogen hat, obwohl die PS4 eigentlich noch nicht wirklich "final" ist. Letzteres trifft auch auf die PS4-Regelung zu Gebrauchtspielen zu: Hier gibt es noch keine klare Entscheidung, wie dies bei der PS4 gehandhabt werden wird. Gut möglich, daß das Thema "Gebrauchtspiele" genauso auch wie die Preislage der PS4 erst dann seitens Sony entschieden werden, wenn Microsoft sich mit der Xbox 720 offenbart hat.

Daß die PS4 keine Spiele in 4K berechnen und ausgeben kann, wurde im übrigen erneut bestätigt, stand so aber schon in unserer Berichterstattung zum PS4-Launchevent. 4K bzw. UltraHD kann die PS4 im derzeitigen Zustand nur beim Abspielen entsprechender Filme nutzen – unter maximal 24 Hz, was im Sinne von 4K eigentlich unbefriedigend ist. Auch hier gilt weiterhin eine frühere Aussage: Gut möglich ist, daß Sony spätere Ausführungen der PS4 dann mit HDMI-Anschlüssen der Norm 2.0 (nach deren Erscheinen) ausrüsten wird, welche dann auch 4K mit 50 oder 60 Hz ermöglichen werden. Normalerweise gilt eine Spielekonsole immer als unveränderbare Hardware, aber solcherart kleine Veränderungen gibt es immer mal wieder – dies wäre also nichts ungewöhliches und daher absolut im Bereich des Möglichen.

Nachtrag vom 28. Februar 2013

Die Jaguar-Rechenkerne der Kabini- und Temash-APUs werden bekannterweise auch bei den NextGen-Spielekonsolen Xbox 720 & PS4 4 Verwendung finden – zu letzterer bringen PS4daily nun die Information, daß die finale CPU-Taktrate der PS4 bei angeblich 2.0 GHz liegen soll. Die bisherigen Developer-Kits takten allesamt zwar nur mit 1.6 GHz, dies geschah jedoch aus Sicherheitsgründen, weil die finale Taktrate noch nicht bekannt war und man diesbezüglich keine Überraschung erleben wollte. Mit 2.0 GHz Takt hat man nun – für eine Achtkern-CPU – eine durchaus ansprechende Taktrate, welche die PS4 wohl kaum bei der CPU-Leistung limitieren sollte, davon abgesehen will Sony die Spieleentwickler natürlich auch zur intensiven Nutzung der extremen Rechenleistung der GPU (1,84 TeraFlops im Gegensatz zu den 0,13 TetaFlops der CPU) mittels GPGPU annimieren. Hochinteressant ist zudem die Informationen, der PS4-Chip solle bei GlobalFoundries (in 28nm) hergestellt werden – damit hat GlobalFoundries (neben AMD) nun einen zweiten wirklichen Großkunden, gleichzeitig wird die bekannterweise faktisch ausgebuchte 28nm-Fertigung bei TSMC nicht noch weiter belastet.

Nachtrag vom 21. August 2013

Auf der Gamescom hat sich der Heise Newsticker von AMD die klare Aussage eingeholt, daß trotz augenscheinlicher Nähe der Architekturen von Xbox One und PS4 nur die Sony-Konsole AMDs hUMA-Feature unterstützen wird – und damit einen weiteren entscheidenden Vorteil vor der Microsoft-Konsole für sich verbuchen kann. Mittels Heterogeneous Uniform Memory Access (hUMA) wird ein unified Speicherzugriff für CPU und GPU geboten, was insbesondere im Texturenmanagment deutliche Performance-Vorteile bietet. Die sowieso von ihrer Rohpower her deutlich vor der Xbox One liegende PS4 hat somit ein weiteres Argument für sich, inzwischen wird sogar innerhalb der Spieleentwickler-Branche inoffiziell von einer "sehr weit" vor der Xbox One liegenden Performance gesprochen. Wie schon öfters an dieser Stelle angesprochen, dürfte der Performance-Unterschied für die Anfangszeit beider Konsolen aber nicht relevant sein, da die Spieleentwickler voraussichtlich erst in ein paar Jahren die Hardware-Reserven der Konsolen auszunutzen beginnen und auch erst dann diese Unterschiede real wirksam werden.

Nachtrag vom 20. September 2013

Golem bringen die Aussage, daß Sonys PS4 mit angeblich rund 60 Dollar bei der Hardware subventioniert wird – was dramatisch weniger wäre als bei der Playstation 3, welche anfänglich mit 300 Dollar Hardware-Subvention verkauft wurde. Hier dürfte der stärkere Mainstream-Ansatz der PS4 als auch der wahrscheinlich spartanische Preis, welchen AMD für den PS4-SoC angeboten hat (geschätzt runde 100 Dollar für den kompletten Chip mit CPU, GPU und Mainboard-Chipsatz), mit hineinspielen. Die relativ mittelprächtige Leistungsklasse der NextGen-Konsolen ermöglicht zudem geringere Kosten für Mainboard, Kühlung, Netzteil und Gehäuse, womit sich der für eine neue Konsole doch erstaunlich niedrige Subventionsbetrag erklärt. Wahrscheinlich dürfte Sony schon eine Chipgeneration später – sprich beim Wechsel auf die 20nm-Fertigung vielleicht Anfang 2015 – auf die Subventionen ganz verzichten können, sofern bis dahin der Verkaufspreis der Konsole stabil bleibt. Von Microsofts Xbox One ist generell ähnliches anzunehmen: Die Hardware ist zwar wegen Kinect 2.0 klar teurer, dafür verlangt Microsoft aber auch einen höheren Preis – was am Ende auf dasselbe wie bei Sony herauskommen sollte.