Die Marktsituation der GeForce RTX 3050 hat leider über das Wochenende keine wirklich erfreuliche Entwicklung genommen: Zwar ging es von den vollkommen übertriebenen Preisen à 649 Euro (so teuer wie die GeForce RTX 3060) wieder weg auf um die 500 Euro – aber daran hat sich dann auch nichts mehr verbessert. Hierzu fehlen augenscheinlich auch die Nachlieferungen und damit ein breiteres Händlerangebot, um über den Preiskampf der Einzelhändler den Straßenpreis der GeForce RTX 3050 herunterdrücken zu können. Ob dies noch kommt, kann natürlich nicht vorhergesehen werden. Die Radeon RX 6500 XT ist allerdings zum gleichen Zeitpunkt nach Verkaufsstart bereits mit überaus besserer Verfügbarkeit und damit klarer Preistendenz nach unten hin verfügbar gewesen. Genau eine dieserart Entwicklung fehlt bei der GeForce RTX 3050 derzeit völlig.

Dies führt langsam aber sicher dann auch zur Frage, inwiefern die GeForce RTX 3050 von ihren Launchreviews nicht eventuell deutlich zu gut bewertet wurde. Jene bezogen sich oftmals auf den Listenpreis von 249 Dollar bzw. 279 Euro bzw. auf Versprechungen seitens nVidia, dass es zum Verkaufsstart tatsächlich Ware zu diesem Listenpreis geben würde (dokumentiert bei der ComputerBase). Kurzzeitig hatte es zum Marktstart derart Angebote tatsächlich gegeben, allerdings waren jene in Minutenschnelle ausverkauft und wurden nachfolgend nie wieder (zu diesen Preislagen) gesehen. Eine tatsächliche Bedeutung haben solcherart Feigenblatt-Angebote eher nicht. Relevant ist viel eher der Preispunkt, welchen man beim Blick in Preis-Suchmaschinen und bei bedeutenden Einzelhändlern geboten bekommt – und zu welchem die Karte sinnvollerweise zu bewerten wäre.

Denn danach ist die GeForce RTX 3050 derzeit eine 500-Euro-Karte ist, damit preislich in einer ganz anderen Region wie die Radeon RX 6500 XT und sollte eher denn mit der gleichpreisigen Radeon RX 6600 verglichen werden. Dies würde sich nicht einmal wesentlich ändern, wenn man die freundliche Annahme trifft, die GeForce RTX 3050 könnte sich beim Eintreffen weiterer Lieferungen noch auf die 450-Euro-Marke zubewegen. Reviews-Fazits zur GeForce RTX 3050, welche sich stark an den Listenpreis anlehnen, sollten demzufolge wohl noch einmal überdacht werden. Die gesamte Marktsituation der Karte scheint in der Praxis doch eine ganz andere zu sein, als vor dem Launch angenommen: Anstatt die Radeon RX 6500 XT mit klar besserer Performance & Features zu einem maßvollen Mehrpreis unter Druck setzen zu können, tendiert die GeForce RTX 3050 preislich viel stärker nach oben hin und hat damit Schwierigkeiten, einen Preis/Leistungs-Vorteil gegenüber Radeon RX 6600 und GeForce RTX 3060 aufzubauen.

Die viel gescholtenen Radeon RX 6500 XT kann hingegen wenigstens eine vernünftige Verfügbarkeit vorweisen – in deren Folge auch der Preiskampf der Einzelhändler funktioniert und die Karte somit inzwischen auf einen Bestpreis von 269 Euro befördert haben. Nominell sind dies nur +29% auf den deutschen Listenpreis – allerdings hat sich AMD bei der Radeon RX 6500 XT auch eine deutlich größere "Freiheit" beim Hochsetzen auf einen unrealistischen Listenpreis genommen. Gegenüber einem fairen Listenpreis von (angenommen) 150 Euro liegt der Preisaufschlag dann auch wieder bei +79%. Aufgrund der guten Verfügbarkeit und somit augenscheinlich gut gefüllter Läger bei den Einzelhändlern könnte sich der Straßenpreis zur Radeon RX 6500 XT sogar noch weiter positiv entwickeln. Man kann AMD somit zumindest zugutehalten, dass das Versprechen erfüllt wurde, hiermit etwas tatsächlich lieferbares herauszubringen – wenn auch mit etwas Verzögerung gegenüber dem Marktstart.

Stichwort Listen- & Straßenpreise: Von HardOCP (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) kommt ein erneutes Editial zu diesem Thema. Hiermit wird vorhergesagt, dass AMD & nVidia zukünftig womöglich die Abgabe von offiziellen Listenpreise komplett aussetzen könnten. Dies bringt zum einen Flexibiliät in der internen Preisgestaltung gegenüber den AMD/nVidia-Abnehmern mit sich, zum anderen geht man somit der Diskussion über die Differenz zwischen Listenpreis und Straßenpreis aus dem Weg. Vor allem aber ergäbe dieser Schritt eher nur ein einmaliges Ärgernis mit der Presse, aktuell auch zu Zeiten, wo man trotzdem alles verkaufen wird. Ergo lohnt es sich für die Grafikchip-Entwickler wohl, diesen Schritt zu gehen – wenngleich es nur eine Spekulation darstellt, ob dies tatsächlich so passiert.

Vielleicht sogar eher wahrscheinlich ist die zweite Vorhersage des Editorials, da jene ohne einen markanten Bruch auskommt: Danach wird eine weitere Evolutions-Stufe des Tech-Journalismus prophezeit – nach den Print-Magazinen, den Web-Magazinen und den YouTubern soll es zukünftig verstärkt in Richtung der Influencer gehen. Deren Position würden die Hersteller über eine Neuausrichtung von deren Marketing-Aktivitäten deutlich verbessern können – und damit indirekt beeinflußen, wer zukünftig im Tech-Journalismus noch eine Chance hat und wer nicht. Der Übergang wird als total fließend vorhergesagt und sollte keineswegs zu einer kompletten Ausschaltungen der bisherigen Journalismus-Formen führen (genauso wie es auch weiterhin Print-Magazine gibt). Die Hersteller würden sich mit dieser Neuausrichtung ihrer Marketing-Aktivitäten formal nur dem Zeitgeist der jüngeren Käufer-Generation anpassen. Allerdings dürfte sicherlich auch eine Rolle spielen, dass Influencer für die Hersteller Pflege-leichter, vorhersehbarer und insgesamt günstiger als die anderen Formen des Tech-Journalismus sind.

VideoCardz thematisieren den fehlenden Marktstart bzw. fehlende Infos zur GeForce RTX 3090 Ti – und zumindest letztere hatte nVidia während seines CES-Events klar innerhalb des Monats Januar versprochen. Dass es nicht einmal mehr zu diesen weiterführenden Informationen gereicht hat, zeigt auf eher denn ernsthafte Schwierigkeiten mit der Karte hin – was zu einem derzeit nicht bestimmbaren Launchtermin führt. Natürlich kommt hier auch noch hinzu, dass mit dem chinesischen Neujahresfest zum "Jahr des Tigers" für die ersten beiden Februar-Wochen einiges an Arbeit liegenbleiben wird. Die GeForce RTX 3090 Ti dürfte aber wohl weiterhin erscheinen, dies einfach nur später im ersten Jahresquartal.