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News des 26. Januar 2022

Von AnandTech-Mitarbeiter Ian Cutress @ Twitter kommt der Hinweis auf eine deutliche Verschiebung von Intels "Sapphire Rapids", basierend auf einer augenscheinlichen Intel-Aussage: Danach soll nunmehr sogar AMDs Server-Projekt "Genoa" auf Zen-4-Basis noch vor Sapphire Rapids erscheinen. Natürlich ist unklar, wann Genoa genau antritt bzw. von AMD vorgestellt wird, eine halbwegs belastbare Terminlage gibt es nur zur Desktop-Ausführung "Raphael" für den Herbst 2022. Normalerweise benötigen Server-Ausführungen länger, können aber auch früher vorgestellt werden, weil bei Server-Projekten niemand eine sofortige Auslieferung erwartet. Die ungenaue Terminlage für AMDs Genoa von Spätsommer bis Ende 2022 färbt dann auch auf Intels Sapphire Rapids ab – eine belastbare Terminangabe läßt sich hierzu einfach nicht liefern. Doch zumindest kann man sagen, dass Intels Server-Projekt, welches ursprünglich mal mit einem Zeitvorteil von nahezu einem Jahr gegenüber Zen 4 avisiert war, nunmehr von diesem AMD-Konter zeitlich sogar überholt wird.

'They'll provide the product, then we'll provide a product.'
SPR coming after Genoa then.

Quelle:  Ian Cutress @ Twitter am 26. Januar 2022

Sapphire Rapids hat sich zwar immer schon im eigentlichen mit Zen 4 messen lassen müssen (da Intel die Desktop-Generation "Raptor Lake" nicht für Server/HEDT-Bedürfnisse umsetzt), mittels des ursprünglich ansetzten zeitlichen Vorsprungs hätte Intel jedoch erst einmal einen eigenen Punkt gegenüber AMDs Zen-3-basierten Server-Prozessoren setzen können. Dies fällt nun flach, Intel muß sich gleich mit Zen 4 anlegen und kann nicht mehr auf einen wohl viel einfacher zu erringenden Sieg gegenüber Zen 3 spekulieren. Von dieser erneuten Verschiebung bei Sapphire Rapids im Server-Segment wird dann natürlich auch "Sapphire Rapids-X" für das HEDT-Segment betroffen sein: Insbesondere bei Problemen dürfte Intel jene HEDT-Auskoppelung nochmals weiter hintenanstellen – womit durchaus bezweifelt werden darf, ob Sapphire Rapids-X überhaupt noch im Jahr 2022 antreten kann.

Die Marktsituation der Radeon RX 6500 XT hat sich nach einem kleinem Rückschlag am Wochen-Anfang zuletzt wieder verbessert, erstmal seit dem Launchtag gibt es derzeit sogar Bestpreise (leicht) unterhalb von 299 Euro. Gleichfalls ist die Verfügbarkeit in den letzten zwei Tagen deutlich nach oben gegangen – folgend dem allgemeinen Trend, das die Grafikkarten-Verfügbarkeit (zumindest in Deutschland & Österreich) kein echtes Thema mehr ist. Getragen werden dürfte dies auch durch die augenscheinlich nicht besonders hohen Verkaufszahlen zur Radeon RX 6500 XT: Bei der Mindfactory wurden nach einer Woche ca. 315 Stück verkauft (die allermeisten in den ersten paar Tagen), was angesichts des Nachholbedarfs gerade im Einsteiger-Bereich bestenfalls mittelmäßig aussieht. Da sich die GeForce RTX 3050 derzeit als deutlich bessere Einsteiger-Lösung präsentiert, könnte jene ab ihrem Marktstart am 27. Januar (15 Uhr) weiterhin Preis-limitierend zur Radeon RX 6500 XT wirken – zumindest so lange die Preisübertreibung des Einzelhandels gegenüber der UVP zur GeForce RTX 3050 von 279 Euro nicht all zu hoch ausfällt.

Radeon RX 6500 XT  (UVP: 209€) bester Preis Preisübertr. Preisspanne Lieferbarkeit
Verkaufsstart (15:00) 330€ +58% 330-370€ (2 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +1h (16:00) 330€ +58% 330-337€ (2 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +3h (18:00) 337€ +61% 337-364€ (3 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +12h (03:00 Nachts) 389€ +86% 389€ (1 Angebot) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +1,5d  (Nacht 20./21. Jan.) 359€ +72% 359-399€ (6 Angebote) ★☆☆☆☆
Verkaufsstart +2,5d  (Nacht 21./22. Jan.) 299€ +43% 299-399€ (9 Angebote) ★★☆☆☆
Verkaufsstart +3,5d  (Nacht 22./23. Jan.) 299€ +43% 299-399€ (9 Angebote) ★★☆☆☆
Verkaufsstart +4,5d  (Nacht 23./24. Jan.) 299€ +43% 299-399€ (9 Angebote) ★★☆☆☆
Verkaufsstart +5,5d  (Nacht 24./25. Jan.) 339€ +62% 339-399€ (14 Angebote) ★★☆☆☆
Verkaufsstart +6,5d  (Nacht 25./26. Jan.) 299€ +43% 299-399€ (24 Angebote) ★★★☆☆
Verkaufsstart +7,5d  (Nacht 26./27. Jan.) 289€ +38% 289-389€ (28 Angebote) ★★★☆☆
gemäß der (lieferbaren) Listungen zur Radeon RX 6500 XT bei Geizhals, Alternate, Caseking, Mindfactory, Notebooksbilliger & Proshop

Heise berichten über die Aufhebung des EU-Urteils gegenüber Intel wegen Wettbewerbsverstößen im CPU-Markt, betreffend den Zeitraum der Jahre 2002-2007 und gefällt anno 2009. Seinerzeit wurde Intel zur Zahlung von 1,06 Mrd. Euro Strafe verurteilt, weil man mit seiner Rabatt-Gestaltung Wettbewerber AMD vom Markt zu verdrängen versuchte – u.a. mit Rabatten, die nur dann gewährt wurden, wenn der Abnehmer Intel-exklusiv arbeitete (sprich keine Geräte mit AMD-Prozessoren anbot). Interessant ist, woran jenes Urteil letztlich scheiterte: So sollen die EU-Wettbewerbshüter nicht konkret genug dargelegt haben, wie Intels Rabatt-Praxis tatsächlich dem Wettbewerb schadet. Was sich erst einmal "leicht" irritierend anhört, sollte vor entsprechend bösen Worten eine Prüfung der jeweiligen Gesetzgebung anstoßen, um festzustellen, wie genau dort wettbewerbsrechtliche Verstöße definiert sind – denn es ist zumindest denkbar, dass das eigentliche Problem tatsächlich in einer unzulänglichen Rechtslage besteht.

Doch selbst wenn die Intel-Argumentation im konkreten Fall korrekt sein sollte, ändert dies natürlich nichts am Vorfall: Rabatte zum Ausschluß eines Wettbewerbers sollten immer wettbewerbsrechtlich als "falsch" und damit justizabel gelten. Die konkete Frage lautet damit, ob dies zum Zeitpunkt des Geschehens bereits derart klar in eine (damals) gültige Rechtsnorm gegossen war. Die allgemeine Frage lautet hingegen, ob wenigstens jetzt eine entsprechend scharfe Rechtsnorm existiert – und wenn nicht, wann jene dann endlich kommt. Denn letztlich wird AMD niemals tatsächlich jenen Standort-Nachteil ausgeglichen bekommen, welche man ab 1999 nach dem Start der ersten K7-Prozessoren erleiden musste (wo die ersten Mainboards noch ganz ohne Hersteller-Bezeichnung erschienen, da deren Hersteller echten Bammel vor Intel hatten). Aber wenigstens sollte die Rechtslage derart angepasst werden, dass eine solcherart Praxis in der Zukunft nicht mehr möglich ist – ansonsten würde sich die Frage ergeben, für was die entsprechenden Politiker eigentlich bezahlt werden.