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News des 31. August 2023

Twitterer HXL nennt den TimeSpy-Wert einer Radeon RX 7700 XT mit um die 17'000 GPU-Punkte herum – was ein vergleichsweise hochklassiges Ergebnis für diese Karte des unteren Midrange-Segment darstellen würde. Denn dies befindet sich sogar knapp oberhalb des Niveaus einer Radeon RX 6800, was die Radeon RX 7700 XT unter realen Spielen aller Voraussicht nach (und auch gemäß der AMD-eigenen Benchmarks) nicht erreichen kann. TimeSpy trügt hier also wohl maßgeblich über die Performance dieser Karten bzw. eignet sich nicht mehr so gut für Generations-übergreifende Vergleiche, nachdem jener synthetische Tester insbesondere innerhalb der Ampere/RDNA2-Generation teilweise perfekt zu zur erwartenden Spiele-Performance unter der 4K-Auflösung passte.

TimeSpy (GPU) 3DC 4K-Index
Radeon RX 6800 XT 19'234 330%
GeForce RTX 4070 18'051 324%
Radeon RX 7700 XT ~17'000 ~260-270%
Radeon RX 6800 16'253 287%
Radeon RX 6750 XT 13'437 236%
Wertequellen: Radeon RX 7700 XT von HXL @ Twitter, alle anderen von der PCGH

Die vorhandene Diskrepanz ist eventuell aber auch über die Eigenheiten von TimeSpy zu erklären, welches (inzwischen) wesentlich weniger deutlich auf Speicherbandbreite (oder Infinity Cache) reagiert als reale Spiele. Da bezüglich der reinen Rechenleistung kein bedeutsamer Unterschied zwischen Radeon RX 7700 XT und 7800 XT existiert (nominell nur –6% weniger), könnte somit der TimeSpy-Wert der Radeon RX 7700 XT generell zu hoch angelegt sein, gegenüber der unter realen Spielen zu erwartenden Performance. Eine andere Auflösung dieser Diskrepanz liegt in der Verwendung einer (stark) werksübertakteten Lösung – was gar nicht so unwahrscheinlich ist, denn Benchmark-Leaks dieser Art passieren gern bei den Grafikkarten-Herstellern, welche natürlich ihre besten Modelle in den Vordergrund zu stellen versuchen.

Die letzte denkbare Auflösung wäre ein bewusstes Tiefstappeln AMDs bei deren eigenen Vorab-Benchmarks, womit also die realen Benchmarks der Hardwaretester überraschenderweise besser ausfallen würden. Dies wäre in der Tat eine freudige Überraschung, allerdings auch die unwahrscheinlichste aller Auflösungen, weil in aller Regel geht es im Vergleich von Hersteller- zu unabhängigen Benchmarks in die andere Richtung. Eine kleine Seitenchance darauf, dass die Performance der Radeon RX 7700 XT stärker ausfällt als gedacht, ergibt sich somit nun doch – was auch besser zu deren seltsam geringem Preis-Unterschied zur Radeon RX 7800 XT passen würde. Wirklich darauf setzen sollte man allerdings nicht, noch dazu wo bereits in Wochenfrist die realen Benchmarks zu beiden Navi-32-Karten vorliegen werden.

Die PC Games Hardware liefert einen ersten technischen Eindruck zu "Starfield", dem am 6. September startenden SciFi-RPG. Dabei konnte die gleichmäßige Auslastung des benutzten Ryzen 7 5800X gefallen, welche auch dazu führte, dass das Spiel kaum jemals CPU-limitiert lief. Dafür sind die Grafikkarten-Anfordungen für die maximale Grafikqualität augenscheinlich sehr hoch: Unter FullHD waren selbst mit einer GeForce RTX 3080 bei anspruchsvollen Spielszenen "kaum mehr als 30 fps" zu sehen, unter 4K dann nur noch "kaum mehr als 20 fps". Dies wurde noch ohne angepassten nVidia-Treiber erzielt, aber Wunder dürfte jener auch nicht erbringen – womit eine GeForce RTX 4090 bei hochgerechnet 40-50 fps unter 4K herauskommen sollte. An dieser Stelle erscheint es als sinnvoll, wenn die Hardware-Tester gerade bei diesem Spieletitel zusätzlich auch auf abgesenkten Bildqualitäten testen – um festzustellen, wie gut man auch Mittelklasse-Beschleuniger unter "Starfield" benutzen kann.

Club386 haben ein Interview mit AMDs Radeon-Boss Scott Herkelman geführt, welches einige wichtige Fragen zu RDNA3, Navi 32, Chiplet-Technologie, Liefersituation, FSR3, FMF sowie dem 12VHPWR-Stromstecker behandelt. Letzteren hatte AMD wohl für Radeon RX 7700 XT & 7800 XT ins Auge gefasst, diese Idee dann allerdings doch wieder verworfen. Im Nachhinein dürfte man über diese Entscheidung sicherlich nicht unglücklich sein, gerade wo dieser Stecker mit zukünftigen Versionen einen neuen, technisch dann hoffentlich soliden Anlauf nehmen wird. Interessant auch die Ausführungen zu den Problemen der Lieferkette während Corona & Cryptomining-Hype, als einfachste Komponenten plötzlich schlecht verfügbar wurden. Dies hat AMD zu einer gründlichen Aufarbeitung gezwungen und mit nunmehr besserem Hintergrundwissen, wo Schwachstellen und Ersatzmöglichkeiten liegen, wäre man bei einer eventuelle Wiederholung dieser Situation besser für selbige gewappnet.

Daneben hat der Radeon-Boss die kürzliche Aussage nochmals bekräftigt, dass es zwar keine weiteren RDNA3-Chips geben wird, dafür aber sehr wohl weitere RDNA3-basierte Grafikkarten denkbar sind. Leider wurde diese eigentlich klare AMD-Aussage oftmals mißverständlich wiedergegeben, so dass der Eindruck bestehen könnte, die klare Verneinung weiterer Lösungen beziehe sich auf RDNA3-Grafikkarten. Dies trifft nicht zu, die AMD-Absage betrifft allein weitere RDNA3-Grafikchips. Dies wird aus der Fragestellung und Antwort beim Club386-Interview nochmal deutlicher, wenn der Radeon-Boss zur RDNA3-Generation die folgende Aussage trifft: "we could launch new products" – und gleichzeitig Navi 32 als "letzten RDNA3-ASIC" bezeichnet.

Club386:    You mentioned at Gamescom that no further RDNA 3 ASICs will be released, though variational SKUs may be. Will we see RDNA 3 for the budget-conscious buyer, just like we saw in the last generation?
 
Scott Herkelman:    That’s exactly right. For discrete GPUs, this is the last RDNA 3 ASIC you’ll see in the family. We believe that RX 7600 is positioned well. I think that’s a great product for the performance. We still do have a good portfolio down below on Navi 2, whether that’s RX 6500, RX 6600 Series or RX 6700 Series. For RDNA 3, this is about where we thought we could launch new products and still be effective in the market.

Quelle:  Club386 im Interview mit AMDs Scott Herkelman, veröffentlich am 31. August 2023

Dass es hierzu überhaupt Differenzen in der Darstellung gegeben hat, hängt mit dem Fehler der meisten Medien zusammen, nicht klar zwischen Grafikchip und Grafikkarte zu unterscheiden. Hier spielt sicherlich auch das Mißverständnis mit hinein, dass verschiedene Grafikkarten-Varianten auf Basis desselben Grafikchips selbst in der Fachpresse gern als eigenständige "GPU" tituliert werden. Die Grafikchip-Entwickler leisten dem leider oftmals durch genauso falsche Titulierungen Vorschub. Aber eine "GeForce RTX 4090" ist eben keine "GPU" (im eigentlichen Wortsinn), sondern nur der auf dieser Grafikkarte montierte "AD102-300" Grafikchip fällt unter diesen Begriff. Die "GeForce RTX 4090" ist vielmehr eine Grafikkarte auf Basis des AD102-Chips – und jenen AD102-Chip könnte man ohne Fertigungsanpassungen auch noch für eine Vielzahl anderer Grafikkarten-Kreationen verwenden, je nach Gusto des Herstellers.

Demzufolge basierte eine GeForce RTX 4070 auch nicht auf einer anderen "GPU" als eine GeForce RTX 4070 Ti, da beide denselben AD104-Grafikchip verwenden, nur in unterschiedlicher Stärke. Eben um diesen begrifflichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, hatte der Radeon-Boss im Interview den Begriff "ASIC" verwendet – um klar zu machen, dass es hier um die reine Chip-Ebene geht, nicht die daraus geschnitzten Produkte oder Verkaufsvarianten. Um es mit einem einfachen Beispiel zu vergleichen: Niemand würde von einem abweichenden Chip ausgehen zwischen Pentium MMX 166 MHz und Pentium MMX 200 MHz. Es handelt sich um 100% denselben Intel-Chip, nur mit anderen per BIOS freigegebenen Taktraten-Eigenschaften. Mit der Zeit sind insbesondere bei Grafikchips auch noch Differenzen bei der Anzahl der benutzbaren Hardware-Einheiten hinzugekommen – was nichts daran ändert, dass der zugrundeliegende Chip der gleiche ist.

Diese klare Unterscheidung ist wichtig in der Frage, ob ein Grafikchip-Entwickler noch neue Produkte herausbringen kann – oder nur Variationen bekannter Produkte. In ersterem Fall würden neue Grafikchip benötigt, in zweiterem Fall bedient man sich hingegen schlicht bei dem, was an Grafikchips vorhanden ist. Und genau so liegt die Situation derzeit bei der RDNA3-Generation: AMD wird zwar keine weiteren RDNA3-Chips herausbringen, könnte aber jederzeit oder in Zukunft weitere RDNA3-basierte Grafikkarten vorstellen. Im genauen wird mit der Rede des Radeon-Chefs sogar angedeutet, dass selbiges irgendwann passiert – dann, wenn die derzeit noch mitgeführten RDNA2-Beschleuniger aus dem Markt gehen und AMD neue LowCost-Beschleuniger benötigt. Bei sauberer begrifflicher Trennung war dies logischerweise auch schon aus der ursprünglichen AMD-Aussage zum Thema weiterer RDNA3-Grafikkarten erkennbar. Denkbarerweise war AMD intern ziemlich entsetzt, wieviele Fehlinformationen basierend auf dieser AMD-Aussage von der "Fachpresse" verbreitet wurden.