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News des 22./23. Juni 2024

Twitterer Everest weist auf ein Ladungs-Verzeichnis hin, welches augenscheinlich eine "Strix Halo" Big-APU von AMD enthält – welche Ende Mai zwischen verschiedenen AMD-Startorten oder auch AMD-Partnern verschickt wurde. Dass es sich um "Strix Halo" handelt, darauf zeigt der genannte Sockel FP11 hin, welcher früher schon dieser Big-APU zugeordnet wurde. Auch die TDP von 120 Watt sowie die mit 128 GB vergleichsweise hohe Speicherbestückung (bei Strix Halo wegen des 256-Bit-Interfaces naheliegend) weisen auf diese Herkunft hin. AMD ist damit augenscheinlich mitten drin in der Validierung von Strix Halo bzw. ist wohl bereits im Stadium von lauffähigen Systemen – was natürlich dennoch nicht auf einen baldigen Marktstart hindeutet. Bislang hat sich AMD zu Strix Halo nicht offiziell erklärt, womit weiterhin die Vermutung eines Starts zum Jahreswechsel 2024/25 gilt. Theoretisch könnte es auch früher sein, aber generell eignet sich der Jahresstart gut als Termin für neue Mobile-Produkte – weil dann die meisten Notebook-Hersteller ihre jährlichen Neudesigns herausbringen.

Technik Mobile Desktop
AMD Granite Ridge 16C/32T + 2 CU RDNA2 HX-Modelle voraussichtlich CES Anfang 2025 angekündigt für Juli 2024
AMD Strix Point 4P+8D/24T + 16 CU RDNA3.5 angekündigt für Juli 2024 denkbarerweise H1/2025
Intel Lunar Lake 4P+4E/8T + 8 Xe2 angekündigt für (Ende) Q3/2024 nicht vorgesehen
Intel Arrow Lake 8P+16E/24T + ? Xe1 voraussichtlich CES Anfang 2025 K/KF-Modelle im Q4/2024, Rest zur CES 2025
AMD Strix Halo 16C/32T + 40 CU RDNA3.5 voraussichtlich Jahreswechsel 2024/25 denkbarerweise irgendwann 2025

Sicherlich dürfte Strix Halo auch irgendwann ins Desktop-Segment gelangen, den Anfang dürfte AMD allerdings wieder im Mobile-Segment versuchen – weil es da die größten Stücken vom Kuchen zu holen gibt, angesichts eines geschätzten Mobile-dGPU-Marktanteils von nVidia bei ca. 95%. Strix Halo ist zwar technisch gesehen eine iGPU, allerdings von der Leistungsklasse her (mit bis zu 40 Shader-Cluster, extra Infinity Cache sowie verdoppeltem Speicherinterface) eher mit extra Grafiklösungen zu vergleichen. Damit ist durchaus das Leistungsniveau einer (schließlich nur AD106-basierten) GeForce RTX 4070 Laptop (36 SM @ 128-bit) zu erreichen, auch mit den kommenden GB206-basierten Mobile-Lösungen dürfte Strix Halo wohl konkurrieren können. Dies ist nur der untere Teil von nVidias Mobile-Portfolio, aber dort liegen die großen Volumen und gleichzeitig auch Preisdruck auf den Herstellern – wo AMD somit die günstigere Lösung mit insgesamt geringerem Produkterstellungs-Aufwand anbieten will.

Im Mobile-Segment ist der vergleichsweise komplizierte Aufbau von Strix Halo mit 256-Bit-Speicherinterface schließlich nicht so wild wie im Desktop: In PC-Bauform benötigt Strix Halo einen eigenen Sockel oder aber zumindest abweichende Mainboards mit durchgehend vier Speicher-Slots, was die Sache generell teurer macht. Im Mobile-Segment wird sowieso für jenes Notebook eine extra Platine aufgelegt, aber zumindest sind mittels Strix Halo dann CPU und GPU in einem Chip zusammengefasst und es muß auch nicht der GPU ihr eigener Speicher zugeordnet werden, dies läuft dann alles in Strix Halo hinein. Demzufolge könnten die Notebook-Hersteller bei passender Performance sowie von AMD gebotenem Kostenvorteil sehr wohl einiges Interesse an Strix Halo entwickeln. Den Desktop-Markt dürfte AMD (erfahrungsgemäß) sowieso erst viel später im Jahr 2025 bedienen – und dort sind wegen des Kostenfaktors der abweichenden, ungewöhnlichen Plattform sowieso keine besonderen Erfolge zu erwarten.

Nochmals Twitterer Everest zeigt eine eigenkreiierte "AMD Consumer dGPU Roadmap" mit den AMD-Grafikchips von RDNA2 bis RDNA4. Die Roadmap basiert auf öffentlich bekanntem Wissens sowie Vermutungen, stellt keinen eigenen Leak dar – und ist somit natürlich auch fehlbar. Zumindest die Angaben zu den RDNA4-Chips Navi 44 & 48 dürften grob stimmen, inklusive auch der Positionierung gegenüber den vorherigen RDNA3-Chips. RDNA5 wird dann hingegen nur schematisch eingezeichnet, basierend im Ende auf Annahmen des Twitterers. Jener geht wohl davon aus, dass auch RDNA5 keine HighEnd-Lösungen hervorbringen wird, was allerdings bezweifelt werden darf: Sofern AMD irgendwann seinen MultiChip-Ansatz realisiert, sind darauf basierende HighEnd-Lösungen mehr oder weniger automatisch erstellbar bzw. wäre es Quatsch, jene nicht mit aufzulegen. Ganz generell dürfte AMD selber wissen, dass eine Grafik-Generation ohne HighEnd-Lösungen einfach "Mist" ist – und dies bei RDNA4 wohl nur deswegen geschieht, weil in der Kürze der Zeit (nach der Streichung des ursprünglichen Projekts) nichts mehr anderes zu realisieren war. Bei ordentlich geplanten und durchgezogenen Grafik-Generationen sollte dies allerdings nicht passieren, sprich jene sollten ein vollständiges Portfolio bieten.

Die PC Games Hardware notiert fernöstliche Gerüchte, wonach Samsung zukünftig auch im GPU-Feld mitspielen könnte, dort eine hohe Investition planen soll. Aller Wahrscheinlichkeit nach bezieht sich dies allerdings auf HPC/AI-Gerätschaften und nicht auf Consumer-Grafikchips. In letzteren Feld dürfte angesichts der Marktdominanz von nVidia samt eines vermutlich langen Weges bis überhaupt zur Konkurrenzfähigkeit (Intel läßt grüßen) kaum jemand investieren wollen – während dies dort, wo man "AI" draufkleben kann, gänzlich anders aussieht. Auch der Markt an AI-Lösungen wird zwar von nVidia dominiert, aber hier steckt (derzeit) so viel Geld und vor allem so viel Gewinn drin, dass auch Seiteneinsteiger Chancen sehen. Samsung wäre dann mit seinen vielfältigen eigenen Chip- und Fertigungs-Aktivitäten sicherlich kein "Seiteneinsteiger", sondern könnte vom ersten Tag an eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Nochmals die PC Games Hardware weist auf das 25jährige Jubiläum des AMD K7-Prozessors hin, welcher am 23. Juni 1999 vorgestellt wurde. Der allererste "Athlon" war AMDs erste komplette x86-Eigenentwicklung, nachdem man lange zuvor nur Intels Prozessoren kopiert und maßvoll verbessert hatte, allerdings Architektur-technisch immer nah dran blieb am Original. Die Zeiten der Intel-Kopien neigten sich seinerzeit allerdings dem Ende entgegen, Intel zog die Zügel an und mit der Jahrtausendwende verschwanden somit alle Nachbauer vom Markt – oder mussten halt eigene Architekturen auflegen. Allerdings war auch dies Intel nicht wirklich genehm bzw. waren die Bande zwischen Intel und der restlichen PC-Industrie damals derart stark, dass die Mainbard-Hersteller die allerersten K7-Platinen in legendären weissen Kartons ohne Hersteller-Angabe auflegten – nur um "Chipzilla" Intel nicht öffentlich auf die Füße zu treten.

Wegen dieser Punkte bekam AMDs K7 auch nie jenen geschäftlichen Erfolg, welchen der Prozessor eigentlich verdient gehabt hätte – welcher seinerzeit klar vor allen Intel-Angeboten lag (auch wenn Intel den hingeworfenen Fehde-Handschuh schnell aufnahm). Für AMD musste es seinerzeit genug sein, dass man ein paar Prozente Marktanteil im DIY-Segment gewann, an OEM-Business war wegen der extremen Marktstellung Intels weitgehend nicht zu denken. Erst spätere K7-Nachfolger wie K8 und K10 konnten dann ordentliche Marktanteile für AMD holen, speziell die ersten 64-Bit-Prozessoren brachten A;D auch gut ins Server-Segment hinein (was man nachfolgend mit der Bulldozer-Ära wieder verlor und jetzt erst mühsam wiedererlangt). Der eigentliche Effekt und Erfolg des K7-Prozessors war die Etablierung von AMD als zweitem Anbieter eigener x86-Prozessoren – zu einer Zeit, wo die vorher von Intel geduldeten x86-Nachbauer effektiv aus dem Markt gedrängt wurden.