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Korrigiert: Erscheint AMDs Tonga-Grafikchip im September als Ablösung des Tahiti-Chips?

In der ursprünglichen Meldung zu AMDs Tonga-Grafikchip fehlte ein entscheidener Punkt, weswegen wir diese Meldung hiermit noch einmal komplett neu auflegen wollen. Zwar bleibt es bei den bislang schon genannten 2048 Shader-Einheiten wie beim vorhergehenden Tahiti-Chip der Radeon HD 7900 und R9 280 Serien – aber im Gegensatz zu diesem soll der Tonga-Grafikchip nun nur noch mit einem 256 Bit DDR Speicherinterface antreten, der Tahiti-Grafikchip hat bekannterweise ein 384 Bit DDR Speicherinterface. Darauf deuten die 4 GB Speichermenge bei der Tonga-basierten Radeon R9 M295X Mobile-Lösung (deutlich) hin.

Dies könnte man als Rückschritt ansehen, allerdings geht Tonga unter gänzlich anderen Voraussetzungen als Tahiti ins Rennen: Tahiti war seinerzeit im Rahmen der Radeon HD 7900 AMDs Top-Grafikchip mit der höchsten Performance und den höchsten Performance-Anforderungen gemessen gerade an den zu bewältigenden Auflösungen. Daher wurde ein breites Speicherinterface benötigt, selbiges hatte zudem seine weiteren Vorteile bei den Tahiti-basierten Profi-Grafikkarten. Tonga hingegen wird eher die Rolle eines Performance-Grafikchips ausfüllen, möglicherweise werden 2015er Tonga-basierte Grafikkarten innerhalb der Radeon R9 370 Serie laufen – also in indirekter Fortführung der Radeon HD 7800 und Radeon R9 270 Serien. Das, was Tonga-basierte Grafikkarten leisten können und was jene an (spielbaren) Auflösungen bieten müssen, ist niedriger als seinerzeit zum Tahiti-Launch – womit man bei Tonga trotz gleicher Anzahl der Shader-Einheiten womöglich mit einem 256 Bit DDR Speicherinterface zurechtkommen kann.

Hinzu kommt, daß man – wie nVidia beim GM107-Chip der GeForce GTX 750 Serie schon zeigte – einiges durch große Caches egalisieren kann. Insofern muß die Performance von Tonga mit 2048 Shader-Einheiten an einem 256 Bit DDR Speicherinterface nicht wirklich niedriger ausfallen als bei Tahiti mit denselben 2048 Shader-Einheiten an einem 384 Bit DDR Speicherinterface. Durch das Redesign könnte AMD zudem bekannte Tahiti-Schwachpunkte angehen, wie das vergleichsweise mittelprächtig funktionierende Frontend, welche die hohe Rohleistung nie wirklich gut in Performance hat umwandeln können (jedenfalls nie so gut wie beim Pitcairn-Chip mit nur 1280 Shader-Einheiten). Potentiell könnte somit der Tonga-Chip trotz kleinerem Speicherinterface unter einer normalen FullHD-Auflösung sogar eine (leicht) bessere Performance hinlegen als der Tahiti-Chip – letzterer dürfte bei höheren Auflösungen dann aber natürlich trotzdem seine Vorteile behalten.

    AMD Tonga

  • angeblich:  28nm-Fertigung von TSMC oder (spekulativ) GlobalFoundries
  • spekulativ:  Chipfläche von ~280mm²
  • sicher:  2048 Shader-Einheiten
  • sicher:  256 Bit DDR Speicherinterface
  • sicher:  erscheint als "Radeon R9 M295X" im Mobile-Segment mit Taktraten von 800/2750 MHz
  • sicher:  weitere AMD-Planungen sehen zwei Radeon R9 200 Desktop-Grafikkarten auf Tonga-Basis vor
  • Release:  angeblich September 2014
  • Performance-Prognose:  ähnlich wie der Tahiti-Chip der Radeon HD 7900 und R9 280 Serien
  • Stromverbrauchs-Prognose:  ~150 Watt (deutlich niedriger als beim Tahiti-Chip)
  • Quellen: PC Games Hardware, ComputerBase, 3DCenter

Zudem dürften Überlegungen, der Tonga-Grafikchip könnte eventuell mehr als jene 2048 Shader-Einheiten besitzen, sich mittels des 256 Bit DDR Speicherinterfaces erledigt haben – mehr lohnt nun wirklich nicht an jenes Speicherinterface zu hängen. Eher interessant ist, wie klein AMD den Tonga-Chip hinbekommen kann, wenn zum einen das Speicherinterface kleiner wird und zum anderen (höchstwahrscheinlich) die für den Tahiti-Chip noch notwendigen DoublePrecision-Einheiten entfallen (für das Profi-Segment hat AMD nun inzwischen den Hawaii-Chip). Eine Schätzung geht von rund 280mm² Chipfläche bei Tonga aus – was dann doch bemerkbar kleiner als die 365mm² von Tahiti wäre und die Auflage des Tonga-Chips sehr gut rechtfertigen würde. AMD würde mit Tonga zwar nichts besseres bei der Performance zeigen, könnte jedoch dieselbe Performance auf kleinerer Chipfläche mit (deutlich) weniger Strombedarf anbieten, was letztlich günstigere Grafikkarten für dieselbe Performance ermöglichen würde.

Vakant ist derzeit allein, wie AMD die Tonga-Grafikkarten im Markt positionieren will, da es innerhalb der Radeon R200 Serie rein nummerisch kaum noch Platz für weitere Angebote gibt. An dieser Stelle wird oftmals eine "Radeon R9 275X" genannt – was möglich erscheint, auch wenn dies ein wenig niedrig für die zu erwartende Performance im Rahmen von Radeon R9 280 und 280X eingeordnet wäre. Letztlich werden sich Tahiti- und Tonga-Grafikkarten wohl gegenseitig im Markt behindern, vermutlich dürfte AMD daher alle Tahiti-basierten Grafikkarten über kurz oder lang aus dem Portfolio nehmen – was letztlich auch das Hauptziel des Tonga-Grafikchips darstellt. Noch ein wenig offen ist der langfristige Einsatz des Tonga-Grafikchips: Sofern AMD wirklich keine 20nm-Grafikchipserie in absehbarer Zeit auflegt, könnte der Tonga-Grafikchip im Jahr 2015 schlicht für die Radeon R9 370X Serie weiterverwendet werden, dort dann auch mit mehreren, abgestuften Lösungen.