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IPC-Test zur Radeon Vega Frontier Edition zeigt sehr ineffektiven Vega-10-Chip

Gamers Nexus haben dankenswerterweise einen kompletten IPC-Test mit der Radeon Vega Frontier Edition nachgelegt, welcher einigermaßen breiter ausfällt als die kürzlichen Superposition-Benchmarks. Als kleine Abweichung von der Perfektion wurde allerdings der Speichertakt von Vega FE nicht verändert, die Karte hat somit eine gegenüber der Radeon R9 Fury X um -5,5% niedriger Speicherbandbreite – aber natürlich auf einem Chiptakt von einheitlich ≤1050 MHz dieselbe nominelle Rechenleistung (angesichts derselben Hardware-Breite von 4096 Shader-Einheiten). Taktmäßig derart heruntergeschraubt, erreicht Vega FE (auf aktuellen Treibern) wiederum nicht das Performanceniveau der Radeon R9 Fury X, selbst wenn das Ergebnis mit einem Rückstand von -4,4% nicht ganz so drastisch ausfällt wie noch unter Superposition. Mit einer gleichwertigen Speicherbandbreite könnte Vega FE davon noch etwas abknabbern und nahe eines Performance-Gleichstands mit der Radeon R9 Fury X kommen – aber dies dürfte dennoch nicht das eigentliche Ziel von AMD bei der Vega-Entwicklung gewesen sein.

Radeon R9 Fury X Vega FE @ 1050 MHz Vega FE @ Stock
3DMark13 FireStrike (GPU) 16532 16749 21355  (+28%)
3DMark13 FireStrike Extreme (GPU) 7785 7763 9715  (+25%)
3DMark13 FireStrike Ultra (GPU) 3975 3889 4906  (+26%)
Ashes of the Singularity @ 4K 65,4 fps 57,3 fps 69,4 fps  (+21%)
Doom (2016) @ 4K 58,4 fps 57,5 fps 64,2 fps  (+12%)
Ghost Recon: Wildlands @ 4K 32,0 fps 30,3 fps 37,7 fps  (+24%)
Sniper Elite 4 @ 4K 51,5 fps 51,0 fps 53,3 fps  (+5%)
Schnitt aus 4 Spielen & FS-Ultra 104,6% 100% 117,6%
basierend auf den Benchmarks von Gamers Nexus

Sicherlich hat man nunmehr einen wesentlichen Mehrtakt gegenüber dem Fiji-Chip herausgeholt – etwas, was bisherige AMD-Architekturen selbst unter der 14nm-Fertigung noch nicht in dieser Form erreicht haben. Aber der Mehrtakt sollte eigentlich nur einen Teil des Effizienzgewinns darstellen, welchen AMD mit der Vega-Architektur erreichen wollte – gerade den vergleichsweise hohen Bandbreitenbedarf der bisherigen AMD-Grafikchips wollte man mittels GCN 4/5 stark einengen. Davon ist derzeit angesichts dieser Benchmarks allerdings wenig zu sehen, vielmehr ist das Bandbreiten-Limit von Vega 10 exakt auf dem Niveau des Fiji-Chips – gut zu sehen an den 3DMark13-Werten unter steigenden Auflösungen: Unter FullHD liegt Vega FE sogar (minimal) in Front, unter UltraHD dann jedoch wieder die Radeon R9 Fury X als Folge von deren minimal höherer Speicherbandbreite. Irgendwelche Speicherbandbreite schonenden Optimierungen scheinen auch in diesem Fall bei Vega FE derzeit noch überhaupt nicht aktiv zu sein.

Selbige Problematik kann man auch an der Taktratenskalierung von Vega FE zwischen heruntergetakteter und regulärer Variante sehen. Prinzipiell sollte man bei dieser Heruntertaktung eine eher perfekte Skalierung sehen – da die Stock-Taktraten in Richtung eines optimalen Mixes aus Rechenleistung und Speicherbandbreite gehen sollten, eine schlechter werdende Skalierung erst oberhalb dieser Taktraten zu Tage treten darf. Dummerweise trifft diese theoretische Überlegung hier überhaupt nicht ein: Für rund 37% Mehrtakt (ausgehend von den vermeldeten ~1440 MHz realer Chiptakt unter Spielen bei Vega FE) gibt es im Schnitt unter UltraHD nur +17,6% Mehrperformance. Selbst Rechnungen mit nur 1400 MHz Chiptakt (+33%) oder 1380 MHz Chiptakt (+31%) bringen kein beachtbar anderes Ergebnis: Die Radeon Vega Frontier Edition skaliert derzeit sehr schlecht mit ihrem Chiptakt, bringt grob nur die Hälfte an Mehrperformance pro Steigerung des Chiptakts.

Anders formuliert hat die Karte für ihren Chiptakt von real um die 1400 MHz und nominell bis zu 1600 MHz erheblich zu wenig an Speicherbandbreite – da fehlt derart viel, das selbst der einstmals angestrebte Speichertakt von 1000 MHz nur ein Tropfen auf den heißen Stein bilden würde. Genau für diesen Zweck wurden viele der Verbesserungen von GCN 4/5 erdacht – welche entweder weit weniger schlagkräftig sind als seitens AMD promotet, eventuell auch sehr spezifizischen Treiber- und Spielesupport benötigen, oder aber dann eben doch mit dem aktuell vorliegenden Treiber schlicht noch nicht angeschaltet sind. Die einzige generelle Alternative läge in einem (eventuellen) Hardware-Bug – welchen AMD dann mittels eines neuen Chip-Steppings fixen müsste. So etwas sollte allerdings zum einen (AMD-intern) schon vor Monaten aufgefallen sein und zum anderen damit in absehbarer Zeit in einem schnellen Vega-Chip resultieren. Daß eine solche Performance-Charakteristik, wie vorstehend zu sehen, wirklich derart gedacht gewesen sein soll, darf dagegen arg bezweifelt werden.