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Hardware- und Nachrichten-Links des 8./9. September 2018

Laut Hardwareluxx hat AMD mit der "Next-Generation Geometry Engine" (NGG) klammheimlich ein weiteres für die Vega-Architektur einstmals geplantes Feature gestrichen. Hardware-technisch ist das Feature natürlich da, wird aber mit den aktuellen Treibern nicht angesprochen, was sich in Zukunft auch nicht mehr ändern soll. Woran es hängt, ist unklar – denkbar wäre ein Hardware-Fehler, denkbar wäre aber auch, das AMD es software-technisch nicht so schnell hinbekommt und das weitere Arbeit am Vega-Projekt aus jetziger Sicht auch kaum noch viel Sinn ergeben. Die "Next-Generation Geometry Engine" ist aber nicht gänzlich gescheitert, sondern soll später bei der nachfolgenden Navi-Generation dann aktiviert werden. Das ganze reiht sich damit allerdings ein in eine ganze Serie von Features der Vega-Architektur, welche zuerst versprochen und dann nicht geliefert oder teilweise nur nachgeliefert wurden, siehe die frühere Meldungen No.1 No.2 und No.3. Das, was derzeit bei den Vega-basierten Grafikkarten an Architektur-Features aktiv ist, stellt somit sicherlich nur einen gewissen Teil dessen dar, was die Vega-Architektur eigentlich einmal ausmachen sollte. Augenscheinlich hat sich AMD hier zu viel vorgenommen bzw. reicht in jedem Fall die vorhandene Manpower in AMDs Grafikbereich nicht aus, um so große Architektur-Sprünge so schnell realisieren zu können.

Selbige Problematik hat dann auch dazu geführt, das AMDs komplette Vega-Generation in der Anzahl der hierbei realisierten Grafikchips deutlich kleiner ausgefallen ist, als ursprünglich geplant. Von bis zu sieben einstmals geplanten Vega-basierten Grafikchips ("Polaris 22" von Kaby Lake G hinzugezählt, obwohl dies nur eine Zwitter-Lösung zwischen Polaris- und Vega-Architektur darstellt) werden derzeit ganz sicher nur drei erscheinen – Polaris 22, Vega 10 und Vega 20. Die DualChip-Lösung Vega 10x2 ist zweifellos abgekündigt, vom (vermeintlichen) Midrange-Chip Vega 11 hat man zu lange nichts mehr gehört, selbst der (vermeintliche) Mainstream-Chip Vega 12 kann inzwischen unter "vermisst" eingebucht werden. Die letzten drei waren aber auch nie offiziell angekündigt, können demzufolge notfalls auch als rein AMD-interne Projekte abgetan werden. Wirklich fehlend ist dagegen "Vega Mobile", welches als dedizierte Notebook-Lösung seitens AMD zum Jahresende für den Sommer/Herbst 2018 angekündigt wurde. Jener Zeitpunkt ist längst erreicht, für den interessanten Verkaufszeitraum der "Back-to-School-Season" ist es inzwischen auch schon wieder zu spät. Abzuwarten bleibt, ob dies auf eine Abkündigung oder nur einen späteren Launchtermin hinausläuft.

Technik Zielsetzung Status
Polaris 22 1536 SE @ 1024 Bit HBM2 (Zwitter aus Polaris & Vega) Grafiklösung für Intels Kaby Lake G im Januar 2018 offiziell vorgestellt, aber bislang nur eher selten verbaut & kaufbar
Vega 10 4096 SE @ 2048 Bit HBM2 HighEnd/Enthusiasten Gaming-Lösungen veröffentlicht im August 2017, Performance-Zielsetzung nicht gänzlich erreicht, Technik-Feature teilweise fehlend
Vega 10x2 8096 SE @ 2x 2048 Bit HBM2 DualChip-basierte Enthusiasten Gaming-Lösungen definitiv gestrichen
Vega 11 ? Midrange Gaming-Lösungen angedacht wohl für Jahresende 2017, nun wohl augenscheinlich gestrichen
Vega 12 ? möglicherweise Mainstream Gaming-Lösungen angedacht für das Jahr 2018, möglicherweise aber inzwischen gestrichen
Vega Mobile 1792 SE @ 1024 Bit HBM2 Mobile Gaming-Lösungen fest angekündigt für Sommer/Herbst 2018, seitdem nur selten wieder etwas davon gehört
Vega 20 4096 SE @ 4096 Bit HBM2 + Profi/HPC-Features Profi/HPC-Lösungen & 7nm-Pipecleaner in Arbeit für einen geplanten Release Ende 2018

Mittels der aktuellen Speicherpreise und des nirgendwo wirklich überzeugenden Erfolgs von Kaby Lake G ist es aber auch nicht besonders wahrscheinlich, das die Notebookhersteller hier ein ganz großes Interesse zugunsten von "Vega Mobile" an den Tag legen. Natürlich könnte dies auch an den Eigenheiten der Intel-Preisgestaltung liegen, aber irgendwie hat Kaby Lake G nun (bisher) überhaupt nicht gezündet – was die Notebookhersteller gegenüber dem ziemlich ähnlich angesetzten "Vega Mobile" sehr vorsichtig machen dürfte. Selbst wenn AMD dieses Chipprojekt rechtzeitig fertigbekommen hätte, wird dies also ein ziemlich schweres Brot. Am Ende kommt man vielleicht auch zu der Erkenntnis, das sich wirkliche Gamer-Lösungen im Mobile-Bereich weniger denn über gute technische Besprechungen samt guten Benchmark-Ergebnissen auf Enthusiasten-Webseiten verkaufen lassen – sondern vielmehr über einen guten Markennamen, welchen sich Kontrahent nVidia mittels einer überzeugenden Arbeit über viele Jahre im Desktop-Segment erworben hat. Um dies zu durchbrechen, müsste man schon sehr viel Hardware zum günstigen Preis hinlegen – oder alternativ im Desktop-Segment mal wieder jene Aktivitäten entwickeln, welche den Markennamen "Radeon" zu stärken helfen.

Aus unserem Forum kommt ein feiner Bericht zum Undervolting eines Mobile-Prozessoren – womit man ja heutzutage nicht primär den Stromverbrauch senkt (jener hängt bei Mobile-Prozessoren unter Last immer am Power-Limit, notfalls wird automatisch höher getaktet), sondern vielmehr etwas zugunsten von Geräuschbelastung und höherer Performance tun kann. Insbesondere in letzterem Punkt ist das gewählte Beispiel sehr überzeugend: Der benutzte Core i7-8550U ließ sich nicht nur mit -0,125V weniger CPU-Spannung als default betreiben, sondern belohnte diese Maßnahme dann sogar noch mit einem um satte +19,2% höheren Benchmark-Wert unter dem Cinebench R15 Multithread-Test. Da in diesem Modus aber CPU-Temperatur und Gerätelautstärke gleich blieben, wurde in einem zweiten Schritt dann auch noch das Power-Limit abgesenkt: Von original 15W auf dann noch 12,5 Watt ergab einen beachtbaren Unterschied bei der Lautstärkeentwicklung, trotzdem lief der Prozessor dank der abgesenkten CPU-Spannung immer noch um +10,1% schneller als im default-Zustand. In diesem Modus wurden dann also die vier Fliegen (niedrigere) CPU-Temperatur, (niedrigere) Lautstärke, (höhere) Akkulaufzeit und (höhere) Performance sprichwörtlich mit einer Klappe erwischt.

Spannungs-Offset Power-Limit CPU-Temperatur subj. Lautstärke Cinebench R15
Core i7-8550U (default) default default (15W) 61°C laut 506
@ -0,125V -0,125V default (15W) 61°C laut 605  (+19,6%)
@ -0,125V & 12,5W -0,125V 12,5W 56°C angenehm hörbar 557  (+10,1%)
Quelle: 'Daredevil' im 3DCenter-Forum

Beim spanischen El Chapuzas Informatico hat man den Cinebench-Wert eines Ryzen 7 2800X entdeckt – welcher sich interessanterweise als 10-Kerner outet. Dies wäre ungewöhnlich, weil mit den aktuell verwendeten Achtkern-Dies natürlich kein Zehnkern-Prozessor erzeugbar ist – außer im Rahmen von Threadripper, was dann allerdings auf eine CPU-Bezeichnung à "Ryzen Threadripper 2900X" hinauslaufen sollte. Zudem hat ein Threadripper-Prozessor immer den Nachteil, mit den vergleichsweise teuren TR4-Mainboards laufen zu müssen, was den Effekt eines niedrigen CPU-Preises (bei einem Threadripper-Zehnkerner) minimieren würde. Davon abgesehen würde ein hypothetischer Threadripper-Zehnkerner mit den aktuellen Achtkern-Dies und dort jeweils den zwei Vierkern-Clustern ein Modell erzwingen, wo ein CPU-Die mit vier aktiven CPU-Kernen und ein anderes mit aber sechs aktiven CPU-Kernen arbeiten muß – eine ungleiche Konstruktion, welche zwar technisch möglich ist, aber sicherlich eher gern vermieden wird. So gesehen ist die Chance auf einen Fake-Versuch an dieser Stelle vergleichsweise hoch, denn AMD hat derzeit einfach keine sichtbare Möglichkeit, einen "Ryzen 7 2800X" als 10-Kern-CPU zu erschaffen. Dies wäre nur denkbar mit der nachfolgenden Zen-2-Generation in der 7nm-Fertigung, wo das für Ryzen-Prozessoren verwendete CPU-Die dann gleich 16 CPU-Kerne (oder wenigstens 12 CPU-Kerne) beinhalten soll – welche dann allerdings als "Ryzen 3000" erst gegen Mitte/Ende 2019 antreten werden.