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Hardware- und Nachrichten-Links des 8. Februar 2021

WCCF Tech haben einen Starttermin für die GeForce RTX 3060: Die GA106-basierte Karte soll nunmehr am 25. Februar 2021 um 15 Uhr deutscher Zeit starten, was augenscheinlich sowohl dem Zeitpunkt für die ersten unabhängigen Testberichte wie auch dem eigentlichen Verkaufsstart entspricht. Generell entspricht diese Terminlage auch den Erwartungen, nachdem kürzlich bekanntgeworden war, dass entsprechende Testsamples ab 19. Februar verschickt werden dürfen und jener 25. Februar dann ein nVidia-typischer Donnerstag ist. Inwiefern das ganze ein erfolgreicher Launch werden kann, ist dagegen derzeit immer mehr in Frage zu stellen – denn dafür müsste nVidia auch eine entsprechende Verfügbarkeit (nahe Listenpreis) aufweisen, wogegen derzeit alle Anzeichen sprechen. Nach dem jetzigen Stand scheint es bei der GeForce RTX 3060 eher denn zu den dicksten Preisübertreibung des gesamten Grafikkarten-Angebots zu kommen, wenn derzeit schon Vorlistungen für 600 Euro (und teilweise mehr) zu sehen sind – grob doppelt so hoch wie der Listenpreis und damit weit außerhalb dem eigentlich geplanten Preisbereich.

GeForce RTX 3060 GeForce RTX 3060 Ti GeForce RTX 3070
Chip GA106-300 GA104-200 GA104-300
Technik 28 Shader-Cluster @ 192 Bit GDDR6 38 Shader-Cluster @ 256 Bit GDDR6 46 Shader-Cluster @ 256 Bit GDDR6
Speicher 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6
4K Perf.Index geschätzt ~150-180% 212% 245%
Listenpreis $329 $399 $499
Straßenpreis erwartet für ca. 500-600€ ~900€ 800-1000€
Release 25. Februar 2021 2. Dezember 2020 29. Oktober 2020

Es darf in Frage gestellt werden, inwiefern ein Launch zu diesem Zeitpunkt (immerhin nur 2½ Wochen entfernt) Sinn macht, wenn damit nur eine weitere überfragte und damit überteuerte Lösung in den Markt geworfen wird, die eigentlichen Grafikkarten-Käufer erneut vor den Kopf gestoßen werden. Inwiefern nVidia das Ruder in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit noch herumreißen kann, wäre zudem zu bezweifeln, der anstehende Produktionsausfall zum chinesischen Neujahrsfest (12. Februar) spricht doppelt dagegen. Vielleicht wären die Grafikchip-Entwickler besser beraten, wenn man die aktuell unlösbare Situation offiziell zugegeben und bewußt auf weitere Grafikkarten-Launches verzichten würde, wenn diese sich dann nur in die Liste der nicht lieferbaren Hardware-Angebote einreihen müssen. Speziell im Fall der GeForce RTX 3060 dürfte nVidia sich sowieso nur ins eigene Fleisch schneiden, denn die Karte wird primär vom Massenmarkt goutiert, welcher bislang oftmals stur nach Markennamen gekauft hat – bei bis zu doppelten Preispunkten jedoch regelrecht aufwachen und sich zukünftig Angeboten des Wettbewerbs offener zeigen könnte.

Zum gestern erwähnten Artikel seitens Chips & Cheese mit Gerüchten zu Zen 3+, Zen 4 & Zen 5 gab es umgehend eine gewichtige Artikelkorrektur speziell zu AMDs Zen 4: Jene stellt klar, dass die Aussagen +29% IPC, +40% insgesamte Performance und 5 GHz Allcore-Turbo reines Hörensagen darstellen und die Artikelschreiber jenes selber in Frage stellen. Die einzige Aussage, welche Chips & Cheese selber von einer belastbaren Quelle erfahren haben wollen, ist jene eines Genoa-Testsamples, welches auf gleicher Kern-Anzahl und gleichem Takt immerhin um +29% schneller als Milan (Zen 3) lief. Dies passt natürlich trotzdem zur vorstehenden IPC-Aussage und auch ein insgesamter Performance-Boost von +40% ist damit nicht aus der Welt (dafür bräuchte man schlicht nur +9% Mehrtakt) – aber trotzdem soll diese zusammengestrichene, korrigierte Aussage hiermit ebenfalls abgebildet werden. An den gestern schon genannten Aussagen zu Zen 3+ und Zen 5 gab es keine Änderungen im bewußten Artikel, wobei insbesondere die Aussagen zu Zen 5 (weiterhin) reichlich "hochfliegend" erscheinen.

Zen 4:
– Genoa engineering sample was 29% faster than a Milan chip with the same core config at the same clocks

Quelle:  Chips & Cheese am 5. Februar 2021, mit Korrekturen vom 8. Februar 2021

Interessanterweise ergab sich bei der entsprechenden Twitter-Diskussion auch der Hinweis darauf, dass die Server-Variante "Genoa" von Zen 4 tatsächlich bereits ihren Tape-Out hinter sich gebracht haben soll – was natürlich eine Bedingung dafür darstellt, dass überhaupt der vorgenannte Performance-Vergleich stattfinden konnte. Behauptet wird dies seitens Twitterer Vyor, welcher als augenscheinlich gut vernetzter Spiele-Entwickler hierzu möglicherweise tieferen Einblick hat. Dabei wäre ein entsprechender Tape-Out zum Jahresanfang 2021 durchaus im Rahmen des Vorstellbaren, denn für neue CPU-Architekturen schließt sich an einen Tape-Out üblicherweise eine Validierungsphase von mehr als einem Jahr an, ehe das ganze dann reif zur Massenfertigung und nachfolgend einem Release ist. Da Zen 4 derzeit grob auf den Sommer oder gar das zweite Halbjahr 2022 zu schätzen ist, wäre der Jahresstart 2021 eher der frühestmögliche Termin für einen Tape-Out von Zen 4 – unmöglich ist das ganze also mitnichten. Ob hingegen der Stand von Zen 4 schon soweit fortgeschritten ist, dass man komplette Performance-Tests durchführen kann, darf und wird hingegen weiter angezweifelt.

Zen 4 "Genoa":
It has taped out, I can confirm that.

Quelle:  Vyor @ Twitter am 8. Februar 2021

Die gestern aufgemachte Rechnung zur Waferverteilung bei AMD bzw. deren 7nm-Wafern bei Chipfertiger TSMC krankte noch an einem groben, von der Quelle der Daten mit übernommenenen Fehler: Es wurde hierbei nicht bedacht, dass speziell die Konsolen-SoCs schon einige Monate vor Launch in voller Stärke vorgefertigt wurden. Laut dem letzten Quartalsbericht von AMD muß diese Vorproduktion bereits im zweiten Quartal gestartet worden sein und lief dann über das komplette dritte Quartal hinweg schon auf Hochtouren. Insofern wurden viele der ca. 6 Mio. an Endkunden ausgelieferter Konsolen-SoCs nicht erst im vierten Quartal 2020 hergestellt und verfälschen somit die angetretene Rechnung bzw. wären aus dieser herauszurechnen. Dies wurde nachfolgend getan, womit sich allerdings trotz deutlich reduzierter Anzahl an Konsolen-SoCs deren erheblicher Einfuß auf die benötigte Wafer-Menge nicht gänzlich ändert: Von vorher 75-80% auf nunmehr ca. 60% – trotz mehr als Halbierung von alleinig den Fertigung-Stückzahlen der Konsolen-SoCs. Dies mag den anderen AMD-Chips etwas mehr Luft zu atmen geben, zeigt aber weiterhin auf eine enormen Bevorteilung der Konsolen-SoCs bei AMDs Chipfertigung hin.

Q4/2020 Stückzahl Chipfäche Waferkapazität Wafer-Anteil
Ryzen 5000 ca. 1 Mio. 81mm² pro Chiplet ~100 Mio. mm² ca. 5-10%
PlayStation 5 ca. 2 Mio. 308mm² ~700 Mio. mm² ca. 40-50%
Xbox Series S/X ca. 1 Mio. 197/360 mm² ~300 Mio. mm² ca. 15-30%
andere AMD-Produkte ca. 1-2 Mio. von 77mm² bis 750mm² ~200-600 Mio. mm² ca. 15-35%
NEU-Kalkulation unter Berücksichtigung der Konsolen-Vorfertigung, basierend auf dem von Hardware Times genannten Zahlen-Material

Und selbige ist mitnichten abwegig, denn die Konsolen-Hersteller Microsoft & Sony dürften sich die Produktionsmengen seitens AMD & TSMC lange vorher haben garantieren lassen – dies wahrscheinlich sogar als Bedingung für das Zustandekommen der entsprechenden Lieferverträge. Sicherlich wäre es für AMD mit der limitierten Waferkapazität lukrativer, kleine Zen-3-Chiplets herzustellen und jene teuer als Epyc-Prozessoren zu verkaufen – doch vor all dem steht zuerst einmal die Erfüllung bereits geschlossener Vereinbarungen. Aber natürlich wird diese Wafer-Aufrechnung mit der Abänderung bei den Konsolen-SoCs nun nochmals riskanter, schließlich steht schon die originale Rechnung teilweise auf Basis von pur geschätzten Zahlen. Man darf generell von einem erheblichen Waferanteil allein für die Konsolen-SoCs ausgehen, welche AMDs andere Aktivitäten durchaus behindert haben – aber die genau Höhe dessen wird wohl AMDs Geheimnis bleiben, genaue Zahlen wird es hierzu kaum jemals öffentlich zu sehen geben.