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Hardware- und Nachrichten-Links des 6. August 2019

AMD hat ein neues Whitepaper (PDF) veröffentlicht, welches die Details der RDNA-Architektur der Radeon RX 5700 & 5700 XT Grafikkarten ziemlich gut beleuchtet. Insbesondere ist dabei der direkte Vergleich zur vorhergehenden GCN-Architektur gelungen, denn was in anderen Präsentationen dieser Art meistens nur im Rahmen der platten Nennung von Vorteilen/Gewinnen stattfindet, wurde hierbei gleichwertig und damit eben gut vergleichbar abgebildet. Interessant ist unter anderem die häufige Nennung des RDNA "Workgroup Processors" (WGP), welcher den Verbund zweier Shader-Cluster umfasst (im offiziellen Blockschaltbild als "Dual Compute Units" bezeichnet) – möglicherweise kommt ein solcher WGP der realen Hardware-Ausführung bei RDNA-basierten Grafikchips also näher als es bisher die Shader-Cluster waren. Eine spannende Aussage findet sich zudem auf Seite 15: Danach braucht es unter GCN immerhin 512 laufende Threads, um (theoretisch) zwei Shader-Cluster zu 100% auslasten zu können. Bei RDNA sinkt diese Zahl für eine WGP (= zwei Shader-Cluster) auf nur noch 128 laufende Threads – hier dürfte eine Erklärung verborgen liegen, wieso Navi 10 so viel mehr Performance (gegenüber Vega 10) aus weniger Rohleistung herausholen kann (sprich: bessere Hardware-Auslastung).

Gleichfalls findet man damit aber auch eine Erklärung, wieso die GCN-basierten Grafikchips so vergleichsweise stromfressend waren: Die Hardware bekam zwar ihre Arbeit aufgebrummt, die zur Verfügung stehenden Ressourcen (primär die Shader-Einheiten) wurden dabei jedoch nicht vernünftig ausgelastet und konnten somit aus viel Rohleistung nur mittelprächige Performance-Resultate herausziehen. Weil aber die Hardware technisch gesehen arbeitet (und nicht idelte), war der Stromverbrauch immens, immerhin hat AMD zu allen GCN-Zeiten deutlich mehr Shader-Einheiten als nVidia ins Feld geführt. Dabei war GCN als Grafikchip-Architektur sicherlich auch etwas anders konzipiert wie nunmehr RDNA: AMD konnte mit GCN anfänglich auch einige Erfolge im Profi- und Supercomputer-Segment feiern – zumindest so lange, wie nVidia dann anfing, für dieses Segment extra Grafikchips aufzulegen. An dieser Stelle zählten dann Auslastungsprobleme unter Spiele-APIs wenig, denn für reine Parallelbeschleuniger war die GCN-Architektur immer schon gutklassig (wenn auch wie gesagt stromfressend). Wohl genau wegen der (aktuellen) Sinnlosigkeit der früheren AMD-Bemühungen in diesem Marktsegment ist die RDNA-Architektur von Navi dann wieder primär auf Gaming-Bedürfnisse hin ausgerichtet – alle möglichen Erfolge im Profi-Segment wären ein Zweitnutzen, welcher aber nicht bei Architektur-Konzeption berücksichtigt wurde.

Bei Igor's Lab gibt es mit dem "MorePowerTool" eine Navi-Übertaktungssoftware, welche primär den SPPT-Mod mit den Änderung an den SoftPowerPlayTables in ein handlicheres Format umwandelt. Dabei bleibt allerdings gleich, das man hiermit tief an den Innereien des Boost-Features dieser Grafikkarten herumspielt, mit logischerweise auch der Option zur totalen Übertreibung samt nachfolgendem Hardware-Schaden. Das ganz ist also wirklich nur etwas für erfahrene Übertakter und nicht gleichzusetzen mit üblichen Übertaktungstools, wo man maximal einen Absturz provozieren kann. Dafür stehen dem geneigten Übertaktung dann aber wirklich feine Optionen zur Verfügung, welche primär die im Wattman angezeigten Grenzwerte erhöhen können. Das "MorePowerTool" übertaktet also nicht selber, sondern gibt nur einen (viel) größeren Spielraum in AMDs Wattman-Tool frei – faktisch fallen alle Grenzen, was speziell Extrem-Übertakter erfreuen dürfte, für den Hausgebrauch hingegen meistens nicht benötigt wird. Zudem ergeht seitens Igor's Lab der wichtige Hinweis, das AMDs Referenzmodelle ohne bessere Kühlkonstruktion eigentlich nicht die Reserven haben, um die Möglichkeiten dieses Tools auszuloten. Das ganz ist also eher etwas für die kommenden Herstellerdesigns zu Radeon RX 5700 & 5700 XT, welche bekanntlich ab diesem Monat aufschlagen sollen.

Die PC Games Hardware weist auf die ersten Eintragungen zu Intels "Comet Lake" in der Zertifizierungsdatenbank der eurasischen Wirtschaftsunion hin – was somit ein vergleichsweise zeitiges Erscheinen dieser neuen Generation an Desktop-Prozessoren nahelegt. Einen solchen Frühstart hatte Intel zuletzt eigentlich regelmäßig hingelegt, auch beim Coffee-Lake-Refresh kamen im letzten Oktober zuerst nur drei K-Modelle in den Markt, die große Masse an CPU-Modellen erfolgte dann in zwei Wellen erst in diesem Jahr (Januar 2019 & April 2019). Die allerneuste Intel-Roadmap spricht allerdings gegen ein solches Vorgehen bei Comet Lake, gerade der dort notierte früheste Produktionstermin von Kalenderwoche 52/2019 passt wenig zu einem Frühstart. Insofern ist das ganze terminlich eher als in der Schwebe zu betrachten, mit natürlich größerer Chance darauf, das die Intel-Roadmap recht behält. Die exakte Benennung als "Comet Lake-S 10+2" zeigt im übrigen auf einen Zehnkerner mit GT2-Grafiklösung hin, ganz wie erwartet. Comet Lake wird allem Anschein nach einen weiteren Coffee-Lake-Aufguß darstellen, kommt also wieder mit der Skylake-Prozessorenarchitektur sowie der Kaby-Lake-Grafikarchitektur daher. Allerdings setzt Intel hierfür mal wieder einen neuen Sockel an (LGA 1200), erzeugt also eine Mainboard-Imkompatibilität mit den Vorgänger-Prozessoren. Selbige nutzt Intel allerdings auch für etwas ehrlichere TDPs, welche bei Comet Lake dann bis zu 125 Watt betragen können.

Vermutlich dürfte das Zehnkern-Spitzenmodell aber dennoch wieder (deutlich) mehr verbrauchen, wenn ein Core i9-9900K mit acht CPU-Kernen und derselben 14nm-Fertigung schon in Richtung 150-200 Watt Vollast-Verbrauch geht. So oder so kann Intel an der absoluten Leistungsspitze mit Comet Lake wahrscheinlich nicht viel ausrichten: Denn selbst wenn man die zwei Mehrkerne gegenüber dem Core i9-9900K perfekt skalieren lassen könnte (funktioniert natürlich schon allein wegen der vorhandenen Anwendungs-Software niemals auch nur annähernd perfekt), würde man gemäß dem zum Ryzen-3000-Launch aufgestellten Performance-Resultaten immer noch ein paar Prozentpunkte hinter dem Ryzen 9 3900X herauskommen. Eine realistische Abschätzung gibt aber eher nur eine Mehrperformance von ca. +12% für die zwei mehr CPU-Kerne an, wenn zwischen Ryzen 7 3800X und Ryzen 9 3900X bei +50% mehr CPU-Kernen ca. +24% mehr Anwendungs-Performance liegen. Darüber hinaus könnte Intel natürlich versuchen, noch mehr Takt herauszuholen (schwierig bei gleichzeitig mehr CPU-Kernen unter derselben 14nm-Fertigung) oder alternativ AMDs Weg des maximalen Boosts folgen, wo also bereits im default-Betrieb der Übertaktungsspielraum faktisch ausgentzt wird. Letzteres würde dann allerdings zu einem nochmals steigenden Stromverbrauch führen, was angesichts der realen Stromverbrauchswerte eines Core i9-9900K dann eher schwierig zu vermitteln sein dürfte.

AMD Anwend.-Perf. Intel
AMD Ryzen 9 3950X
Zen 2, 16C/32T, 3.5/4.7 GHz, 105W TDP, 749$ (ab Sept. 2019)
(geschätzt)
~140-145%
AMD Ryzen 9 3900X
Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 105W TDP, 120-150W realer Verbrauch, 499$
127,5%
(geschätzt)
~110-115%
Core i9-10XXXX
Comet Lake, 10C/20T, 125W TDP (ab Q1/2020)
AMD Ryzen 7 3800X
Zen 2, 8C/16T, 3.9/4.5 GHz, 105W TDP, 120-150W realer Verbrauch, 399$
~103%
97,7% Core i9-9900K
CFL-R, 8C/16T, 3.6/5.0 GHz, 95W TDP, 150-200W realer Verbrauch, 499$
Performance-Werte gemäß der Launch-Analyse zu AMDs Ryzen 3000 sowie den Benchmarks zum Ryzen 7 3800X (100% = Ryzen 7 3700X)

So oder so ist kaum eine Chance darauf zu sehen, das Intels kommender Zehnkerner sich allein nur mit dem Ryzen 9 3900X anlegen kann – und letztlich hat AMD ja immer noch den 16-Kerner Ryzen 9 3950X in der Hinterhand (Release irgendwann im September 2019). Intel dürfte demzufolge gezwungen sein, andere Wege zu finden, Comet Lake irgendwie gut dastehen zu lassen – sei es über die bei Intel immer noch leicht bessere Spieleperformance (ohne beachtbare Taktratensprünge wird es schwer, hierbei oben drauf zu legen), über ein neues Modell-Portfolio mit mehr CPU-Kernen in der Breite des Angebots oder letztlich einfach nur indirekten Preissenkungen, wo die neuen CPU-Modelle zu besseren Preispunkten als die bisherigen CPU-Modelle antreten. Von der vor dem Zen-2-Launch gerüchteweise zu hörenden Intel-Preissenkung ist bislang jedenfalls noch nichts zu sehen, eventuell spart Intel sich jene und realisiert dies dann gemeinsam mit dem Comet-Lake-Launch. Auch zum im vierten Quartal angesetzten Vorab-Konter "Core i9-9900KS" als Coffee-Lake-Achtkerner mit (etwas) höheren Taktraten gab es keine neuen Meldungen, jenes CPU-Modell dürfte sich allerdings angesichts der nahenden Comet-Lake-Generation und des hohen Performance-Rückstands gegenüber AMD eher denn erübrigen.