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Hardware- und Nachrichten-Links des 4. Mai 2020

Vom chinesischen Bilibili (via PC Games Hardware) kommen erste Benchmarks zum Comet-Lake-basierten Core i5-10400. Jener Sechskerner bringt gegenüber dem vorhergehenden Core i5-9400 primär ein aktives HyperThreading (nebst etwas mehr Takt und einem größeren Level3-Cache) mit sich, entspricht demzufolge in der Coffee-Lake-Generation eher einem Core i7-8700. Leider haben sich die angestellten Performance-Messungen zu oft mit nichtssagenden Benchmarks wie PCMark und SuperPI aufgehalten, womit sich auch noch keine ausreichende Benchmark-Anzahl für eine solide Performance-Einschätzung ergibt. Der Durchschnitt der hier vorliegenden Benchmarks zeigt mit +46% Performancegewinn zwischen Core i5-10400 und Core i5-9400F jedenfalls einen (zu) deutlichen Effekt von HyperThreading hin, der Taktraten-Effekt dürfte angesichts der geringen (nominellen) Taktraten-Differenzen hingegen nur zu maximal +5% mit hineinspielen. Dies ist überraschend viel, da Intels HyperThreading üblicherweise eher ein etwas kleinerer Performance-Effekt nachgesagt wird.

Core i5-9400F Core i5-10400 Core i7-9700F
Technik Coffee Lake, 6C/6T, 2.9/4.1 GHz, 1.5+9 MB L2/L3, 65W TDP, 157$ Comet Lake, 6C/12T, 2.9/4.3 GHz, 1.5+12 MB L2/L3, 65W TDP, 182$ (F-Modell 157$) Coffee Lake, 8C/8T, 3.0/4.7 GHz, 2+12 MB L2/L3, 65W TDP, 298$
3DM13 FireStrike (Physics) 12388 18049 18155
3DM13 TimeSpy (CPU) 5391 7490 6990
Cinebench R15 (MT) 969 1351 1496
Cinebench R20 (MT) 2385 3215 3634
WinRAR 9672 19080 13417
wPrime (1024M) 146,9 sec 118,2 sec 105,9 sec
Performance-Schnitt 100% ca. 146% ca. 140%
gemäß der Ausführungen von Bilibili; Performance-Schnitt gebildet aus den Messungen von 3DMark13 TimeSpy, Cinebench R20, WinRAR & wPrime

Zudem sollte ein Sechskerner mit HyperThreading eigentlich nicht gerade schneller als ein Achtkerner ohne HyperThreading herauskommen – gerade wenn letzterer die etwas höheren Taktraten aufweist (im ähnlichen Duell von Core i7-8700K vs. Core i7-9700K gewann seinerzeit der Achtkerner). Allem Augenschein nach ist die Anzahl der hier benutzten Benchmarks letztlich doch zu gering, würden andere Benchmark-Sets wahrscheinlich zu klar niedrigeren Durchschnittswerten kommen. Wertbar ist somit allein die Tendenz – welche dahin geht, das die Hinzunahme von HyperThreading Intel gerade im mittleren Segment einiges an Mehrperformance einbringen sollte. Und dies dürfte Intel dann bei einer großen Schwachstelle seines bisherigen Prozessoren-Angebots weiterhelfen: Der gegenüber Ryzen 3000 schlechteren Anwendungs-Performance im unteren wie mittleren Segment. Ob Intel selbige Anwendungs-Benchmarks letztlich gewinnt, dürfte dabei noch nicht einmal der entscheidende Punkt sein – wichtiger ist eher, die bislang existierende sehr große Performance-Differenz zu eliminieren, welche Intels Prozessoren unter Anwendungs-Benchmarks gegenüber AMDs Prozessoren immer deutlich im Nachteil sah.

Derzeit werden Intels neue Comet-Lake-Prozessoren wegen hoher Stromaufnahme, neuem Sockel und alter Architektur wie Fertigungsverfahren zwar weithin kritisch betrachtet und wird eher auf nachfolgende Intel-Generationen als legitimer Gegenschlag gegenüber AMDs Zen-basierten Prozessoren gehofft – aber eventuell reicht ja auch schon Comet Lake für Intel aus, um das Bild weitgehend zu kitten. Denn Intel ist nach wie vor gut dabei bei Dingen wie Singlethread-Performance, Spiele-Performance & Overclocking-Eignung, wird schließlich primär von AMDs Ryzen 3000 Prozesssoren "nur" bei der Multithread-Performance unter Anwendungen geschlagen. Die Hinzunahme von HyperThreading quer über fast das komplette Angebots-Portfolio mag nach wenig klingen, bedeutet aber je nach Benchmark-Set zwischen +15% und +30% Performance-Zuwachs, ohne dafür an den Chips selber etwas ändern zu müssen. Dies könnte durchaus für einen groben Gleichstand ausreichend sein, bringt Intel in jedem Fall aber zumindest nahe genug an AMDs Anwendungs-Performance heran, auf daß das Performance-Bild nicht mehr so eindeutig zugunsten von AMD ausfällt. An der Leistungsspitze wird Intel zwar weiterhin die von AMD vorgelegte Kern-Anzahl fehlen, aber darunter sollte Intel mittels Comet Lake durchaus seine Chance bekommen, wieder mitzuspielen.

Ein YouTube-Video von 'Moore's Law Is Dead' bringt angebliche Details & Leaks zu nVidias Ampere – bezogen in diesem Fall auf Gaming-Ampere und die entsprechenden RTX-Grafikkarten. Eine Zusammenfassung der gesagte Dinge (in Textform) läßt sich unserem Forum entnehmen, selbige enthält viele bekannte Dinge, aber auch einige Neuigkeiten. Insgesamt erscheint dies aber weniger denn ein regelrechter "Leak" zu sein, sondern eher eine Zusammenfassung der sowieso im Internet herumfliegenden Ampere-Gerüchte und -Annahmen. Die wichtigsten Aussagen zu Ampere-Generation sind dann: Auf die reguläre Performance bezogen soll Gaming-Ampere mit einem IPC-Zugewinn von +10-20% sowie etwas höheren Taktraten (1900+ MHz als Standard) nicht besonders stark zulegen – zusammengerechnet trifft dies im übrigen ziemlich gut auf ein früheres Gerücht zu, welches +35% Mehrperformance vorhersagte. Auf RayTracing bezogen soll es hingegen die 4fache Performance geben – was im Grunde genommen auch wieder früheren Gerüchten gemäß einer starken Konzentration auf die RayTracing-Performance bei Ampere entspricht, in der genannten Höhe allerdings noch etwas anzuzweifeln wäre.

Denn nVidia kann zwar die RayTracing-Kerne aufbohren, aber da die normalen Shader-Einheiten bei der RayTracing-Berechnung genauso gefragt sind, reicht selbiges allein nicht aus, um in der Praxis eine vierfache RayTracing-Performance zu erzielen. Wenn, dann stellt dies eher eine Marketing-Angabe zu einem Best-Case dar – aber trifft nicht auf die später unter realen Spielen anzutreffende Praxis zu. Desweiteren geht man mitnichten von stark steigenden Speicherbestückungen aus (auch schon mittels früherer Gerüchte befürchtet) und spricht über ein RTX-Portfolio für alle Performance-Segmente, ebenfalls ein Thema früherer Gerüchte. Selbst die 8nm-Fertigung von Samsung wird erwähnt, allerdings soll die Trennlinie zur 7nm-Fertigung von TSMC nicht glatt zwischen Gaming- und HPC-Chips liegen, sondern auch noch die Spitzenlösungen des Gaming-Segments aus der (besseren) TSMC-Fertigung kommen. Terminlich erwartet man die Vorstellung von HPC-Lösungen im Mai und die Vorstellung von Gaming-Lösungen im September – mit allerdings unklarem Auslieferungstermin, sprich es könnte sich auch um Paper-Launches handeln. In der Summe ist dies eine ziemlich gute Zusammenfassung dessen, was in der Gerüchteküche derzeit so herumschwirrt – hat aber als Grundlage keinen in irgendeiner Form belastbaren Daten-Leak.

Medial ziemlich breit wird derzeit Intels "Alder Lake" CPU-Generation betrachtet – primär basierend allerdings nur auf einem Tweet seitens Komachi über die Verwendung des Sockels "LGA 1700" bei Alder Lake-S, der Desktop-Ausführung dieser CPU-Generation. Jene Information ist allerdings schon seit einer gewissen Zeit bekannt, ein früherer Leak hatte neben der Sockel-Wahl auch bereits die Verwendung eines big.LITTLE-Konzepts angezeigt. Auch die damit aufgezeigte "Kurzlebigkeit" des neuen Sockels "LGA 1200" der nunmehr vorgestellten Comet-Lake-Generation ist eigentlich keine größere Aufregung wert, denn Intel wechselt traditionell aller zwei CPU-Generationen seinen Prozessoren-Sockel – und hat dies trotz vieler anderer Roadmap-Änderungen über die letzten Jahre immer so durchgezogen. Halbwegs "neu" ist dato zu Alder Lake eher nur die Vermutung seitens Chrome Unboxed, hierbei könnte seitens der Chipfertigung bereits Intels Multichip-Technologie "Foveros" zum Einsatz kommen. Derzeit denkt man dazu zuerst einmal in Richtung der 3D-Stappelung von Chips – aber Foveros läßt genauso auch den "konventionellen" Ansatz von mehreren Chips nebeneinander zu.

CPU-Serie Fert. Kerne CPU-Arch. iGPU-Arch. Speicher PCI Express Sockel Release
Sandy Bridge Core i-2000 32nm 4C Sandy Bridge Gen 6 DDR3/1333 PCIe 2.0 LGA 1155 9. Jan. 2011
Ivy Bridge Core i-3000 22nm 4C Ivy Bridge Gen 7 DDR3/1600 PCIe 3.0 LGA 1155 29. Apr. 2012
Haswell Core i-4000 22nm 4C Haswell Gen 7.5 DDR3/1600 PCIe 3.0 LGA 1150 4. Juni 2013
Broadwell Core i-5000 14nm 4C Broadwell Gen 8 DDR3L/1600 PCIe 3.0 LGA 1150 2. Juni 2015
Skylake Core i-6000 14nm 4C Skylake Gen 9 DDR4/2133 PCIe 3.0 LGA 1151 5. Aug. 2015
Kaby Lake Core i-7000 14nm 4C Skylake Gen 9.5 DDR4/2400 PCIe 3.0 LGA 1151 3. Jan 2017
Coffee Lake Core i-8000 14nm 6C Skylake Gen 9.5 DDR4/2666 PCIe 3.0 LGA 1151 v2 5. Okt. 2017
Coffee Lake Refresh Core i-9000 14nm 8C Skylake Gen 9.5 DDR4/2666 PCIe 3.0 LGA 1151 v2 19. Okt. 2018
Comet Lake Core i-10000 14nm 10C Skylake Gen 9.5 DDR4/2933 PCIe 3.0 LGA 1200 20. Mai 2020
Rocket Lake Core i-11000 14nm 8C Willow Cove Gen 12 (Xe) DDR4/3200 PCIe 4.0 LGA 1200 2021
Alder Lake Core i-12000 10nm 8C+8C Golden Cove ? ? ? LGA 1700 2022
Meteor Lake Core i-13000 7nm ? ? ? ? ? LGA 1700 2023
bezogen ausschließlich auf Desktop-Prozessoren des Consumer-Segments (non HEDT)

Die Benutzung von Foveros bei der Alder-Lake-Generation würde Intel in jedem Fall ermöglichen, nicht unbedingt einen monolitischen 16-Kerner mit zwei separaten CPU-Architekturen auflegen zu müssen, sondern diese Chipteile jeweils getrennt herstellen zu können. Andererseits ist noch zu wenig über das Wirkprinzip von Intels big.LITTLE-Design bekannt, um sich diesbezüglich bereits sicher sein zu können: Bei den ARM-Vorbildern im Smartphone-Segment ist dies noch viel einfacher, da dort kaum größere Software-Abhängigkeiten auf bestimmte Architektur-Features existieren bzw. die verwendeten kleinen/großen Kerne üblicherweise aus derselben Architektur-Generation stammen. Intel hat da ganz andere Probleme vor der Nase: Wie wenn die kleinen Atom-Kerne bestimmte Architektur-Features nicht unterstützen, welche Intel zuvor allerdings jahrelang gegenüber den Software-Entwicklern promotet hat (Beispiel: AVX): Dann muß man entweder auch für Alltagsaufgaben ständig die großen Kerne aufwecken, oder aber integriert all die gestrichenen Architektur-Features in die kleinen Atom-Kerne, worauf jene dann aber nicht mehr so klein und stromsparend ausfallen. Intel hat sich hier sicherlich eine sehr hohe Aufgabe vorgenommen, der Nutzwert eines big.LITTLE-Konzepts ist gerade im Desktop-Umfeld noch einigermaßen in Frage zu stellen.