4

Hardware- und Nachrichten-Links des 4. Februar 2020

Von Twitterer Apisak kommt ein Vergleich der ersten 3DMark13-Ergebnisse von Core i9-10900K vs. Ryzen 9 3900X. Beide Prozessoren treten nach Intels Erhöhung auf 10 CPU-Kerne beim Core i9 der Comet-Lake-Generation mit nahezu derselben Kern-Anzahl an (10 vs. 12 CPU-Kerne), Intel hat dann aber seinen typischen Taktraten-Vorteil, was einen ganz interessanten Zweikampf erwarten läßt. In beiden hier angesetzten CPU-Tests unter dem 3DMark13 schlägt der Intel-Prozessor den AMD-Prozessor um ca. 4-5% – nicht viel, aber dennoch ein gewisses Ausrufezeichen, das man Comet Lake keinesfalls bereits abschreiben sollte. Die spannende Frage wird dann natürlich werden, zu welchem Preispunkt Intel das ganze in den Markt entläßt: Nachdem die letzten Intel-Generation jedesmal höhere Preispunkte aufwiesen, fehlt bei Comet Lake eigentlich der Spielraum dazu, sollte Intel normalerweise die AMD-Preise matchen oder besser sich sogar leicht darunter halten. Schließlich dürfte es im Bereich von Anwendungs-Software weitaus schwieriger für Intel werden, mit der größeren Kern-Anzahl von AMD mitzuhalten – ergo hat AMD dort gute Chancen, auch gegenüber Comet Lake mit seinen Zen-2-Prozessoren weiter vorn zu liegen.

Technik FireStrike Physics TimeSpy CPU
Core i9-10900K Comet Lake, 10C/20T, 3.7/5.1 GHz 28'462 13'142
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 499$ 27'137 12'624
gemäß den Ausführungen von Apisak @ Twitter

Laut Tom's Hardware kommt das neue Lizenzierungs-Modell von VMWare den im HEDT- und Server-Segment üblichen ManyCore-Prozessoren überhaupt nicht entgegen – denn abgerechnet wird (grob) nach Anzahl der CPU-Kerne, was bei dieser Art von Software erhebliche Mehrkosten nach sich zieht und teilweise die Hardware-Kosten deutlich übersteigt. Bei VMWare kostet nunmehr alles, was mehr als 32 CPU-Kerne hat, gleich zwei Lizenzen – Nutzer von 64-Kern-Prozessoren zahlen also doppelt so viel wie bisher. Dies wird allgemein als ungünstig für AMDs ManyCore-Prozessoren ausgelegt, aber da Intel im Server-Segment ähnlich dicke Prozessoren hat (und weiterhin plant), trifft dies langfristig dennoch beide Hersteller. Nur kurzfristig ergibt sich eine gewisse Verbesserung zugunsten von Intel, weil ein (übliches) Xeon Dual-System mit 2x 32 CPU-Kernen eben zwei Lizenzen kostet, während AMD mit einem Epyc-Prozessor auf 64-Kernen bisher nur eine Lizenz benötigte (ab sofort dann zwei Lizenzen). Kurzfristig gesehen verliert AMD somit durchaus einen Vorteil, welcher sich aber überhaupt nicht auf die Hardware bezieht, sondern komplett außerhalb des Einflusses von AMD steht. Dabei darf sicherlich darüber spekuliert werden, ob letztlich nicht eventuell Intel hinter dieser Lizenz-Änderung bei VMWare steht – aber dies dürfte sich wohl sowieso niemals beweisen lassen.

In jedem Fall versucht sich Intel an einem neuen Wettbewerb im Server-Segment, in dem es laut der ComputerBase die aktelle Server-Generation "Cascade Lake" mittels eines Refreshs indirekt preisgesenkt ins Feld führt. Reale Preissenkungen dürfte es zwar nicht geben (die konkreten Preislagen sind noch nicht bekannt), aber Intel erhöht die Modell-Spezifikationen an allen Ecken und Enden. Darunter sind dann erstmals Xeon Gold Modelle, welche bis zu 28 CPU-Kerne tragen – bislang war dies nur den teuren Xeon Platinium Modellen vorbehalten. Und deren Preisdifferenz ist doch sehr erheblich: Der teuerste Xeon Platinium kostet einen Listenpreis von 10'009 Dollar, der teuerste Xeon Gold (bisher) hingegen nur 3'803 Dollar. Möglicherweise kostet der Refresh von Cascade Lake dann etwas mehr, um die höhere Kern-Anzahl zu reflektieren, aber hier liegt durchaus das Potential für eine indirekte Preissenkung um grob -50%, sprich die Hälfte. Aber dies ist natürlich auch notwendig, wenn AMD für einen 32kernigen Epyc 7502 "nur" 2'600 Dollar (laut Preisliste) verlangt – und jener Prozessor sich augenscheinlich problemlos mit dem schnellsten Xeon Platinium anlegen kann. Natürlich dürfte Intel das Wort "Preissenkung" wie der Teufel das Weihwasser vermeiden zu versuchen – aber spätestens in den Unternehmenszahlen dürfte sich dieser Preisschritt sicherlich eines Tages zeigen.

Teilweise wird der sich aus den Mindfactory-Zahlen ergebende Grafikkarten-Marktanteil für den Retailmarkt (von immerhin 42,7% für AMD) als "eher unglaubwürdig" angesehen, basierend auf bekannten Marktanteilen für den Gesamtmarkt, der Steam-Statistik (AMD 15,3% vs. nVidia 75,0%) sowie auch einer allgemeinen Einschätzung. Dabei sind diese Mindfactory-Zahlen bekannterweise nur ein Ausschnitt des Retail-Segment. Viel wichtiger ist an dieser Stelle aber die Differenz zwischen Retail- und Gesamtmarkt, da letzterer auch noch das (viel größere) OEM-Segment umfasst. Und hierbei sind weitaus größere Differenzen möglich als sich im Grafikkarten-Segment ergeben haben – sehr einfach zu erfassen, wenn man sich dieselbe Situation auf Prozessoren-Seite ansieht. Gemäß den Zahlen von Ingebor @ Reddit sowie den Marktforschern von Mercury Research ergibt sich hierbei sogar die sicherlich seltene Situation einer völligen Umwandlung von sogar sehr krassen Marktverteilungen: Bei Desktop-Prozessoren liegt AMD im Retail-Markt mit nahezu 80% vorn, im Gesamtmarkt hingegen Intel mit über 80% (Zahlen leider vom dritten Quartal 2019, weil seitens Mercury Research noch nichts neueres vorliegt).

Quelle AMD vs. Intel AMD vs. nVidia
Desktop-Prozessoren Retailmarkt, Mindfactory Q3/2019 Ingebor @ Reddit ~78% vs. ~22% -
Desktop-Prozessoren Gesamtmarkt im Q3/2019 lt. Mercury Research 18,0% vs. 82,0% -
Desktop-Grafikkarten Retailmarkt, Mindfactory Januar 2020 3DCenter - 47,3% vs. 52,7%
Desktop-Grafikkarten Gesamtmarkt im Q3/2019 lt. Jon Peddie Research - 27,1% vs. 72,9%

Insofern ist die Differenz im Grafikkarten-Geschäft von AMD mit vielleicht ~30% im Januar 2020 (exakte Zahlen hierzu liegen noch nicht vor) sowie 43% im Retailmarkt geradezu ein Klacks – vielmehr sogar absolut erwartbar. Denn AMD ist im (größeren) OEM-Geschäft bekannterweise schlechter unterwegs – wie viele Komplett-PCs werden mit GeForce-Grafiklösungen angeboten und wie viele mit Radeon-Grafiklösungen? Sicherlich harkt das OEM-Segment bei Grafikkarten nicht so krass hinein wie bei den Prozessoren, wo der Anteil des Retail-Segments unterhalb von 10% vom Gesamtmarkt liegen dürfte. Dennoch bleibt das OEM-Segment auch bei Grafikkarten der größere Anteil vom Stückzahlen-Absatz – und ist damit natürlich dominierend in der Gesamtabrechnung. Wie genau hier die Verteilung liegt, ist leider nicht bekannt, eine unsolide Schätzung geht von grob einem Drittel Retail-Geschäft und zwei Dritteln OEM-Geschäft aus (es könnte aber auch größer zugunsten des OEM-Segments sein). Beide Marktsegmente unterscheiden sich dann aber auch noch deutlich bei der Art der abgesetzten Karten – und damit auch beim jeweiligen Grafikkarten-Durchschnittspreis. Denn im OEM-Geschäft gehen prozentual viel mehr LowCost- und Mainstream-Beschleuniger weg, inbesondere bei günstigen PCs.

Gerade bei diesen Geräten zählen dann auch weniger Kundenwunsch und Performance, sondern die bessere Marketingwirkung – welche nun einmal mit einer nVidia-Grafikkarte eher als mit einer AMD-Grafikkarte zu erreichen ist, ganz egal ob es sich nur um die Wahl zwischen 3D-Bremsern wie GeForce GT 730 oder Radeon R7 250 handelt. Dabei wäre wirklich einmal die Differenz der Durchschnittspreise zwischen Retail- und OEM-Segment interessant – denn wenn die These der Ein-Drittel- zu Zwei-Drittel-Verkaufsverteilung stimmt, dann hat das Retail-Geschäft durchaus das Potential, beim erzielten Umsatz mit dem OEM-Segment gleichzuziehen (oder jenem wenigstens nahezukommen). Im Prozessoren-Markt ist dies dann wieder vollkommen anders: Dort ist der Retail-Anteil so klein, das selbst dessen höhere Durchschnittspreise nicht dazu ausreichen, um wenigstens bei der Umsatzmenge aus dem Schatten des OEM-Segments treten zu können. In jedem Fall gilt zur Frage Retailmarkt oder Gesamtmarkt (mit OEM-Anteil) immer auch ein Punkt zu beachten, welcher klar für eine Betrachtung der reinen Retail-Zahlen spricht: Im OEM-Markt trifft der Geräte-Hersteller bereits eine Vorauswahl zur verbauten Hardware, ist der PC-Käufer also oftmals nicht völlig frei in seiner Entscheidung zugunsten eines CPU- und Grafikkarten-Herstellers. Der Retail-Markt ist somit der einzige, wo man die wirklich freie Entscheidung des Konsumenten sehen kann (abzüglich Nachrüstungen im CPU-Bereich auf Basis eines vorhandenen Mainboards).