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Erste Benchmarks zu AMDs Epyc "Rome" zeigen enorme Vorteile gegenüber Intels Cascade Lake

Von Phoronix sowie Serve the Home kommen umfangreiche Benchmarks zu den neuen AMD Epyc "Rome" Server-Prozessoren. Hierbei wurde der Test gegenüber Intels "normalen" Server-Modellen angetreten, nicht derjenige gegenüber "Cascade Lake AP" mit zwei Prozessoren-Dies auf einem Package und demzufolge vergleichbarer Anzahl an CPU-Kernen. Interessanterweise gab es laut AnandTech nicht einmal seitens Intels eine Initiative zur Teststellung eines solchen Systems – wahrscheinlich wohlwissend, das man jenen Vergleich spätestens beim Verhältnis Stromverbrauch/Performance doch nur verlieren kann. In dieser Frage kommen AMDs neue Server-Prozessoren im übrigen laut Serve the Home sogar besser heraus, als es die TDP-Ansetzung vermuten lassen würde: Ein Epyc 7742 mit einer TDP von 225 Watt verbraucht für das komplette (1P) Server-Modul ca. 344 Watt, ein Xeon 8280 mit einer TDP von 205 Watt hingegen gleich 431 Watt unter voller Auslastung. Dies macht die Prozessoren-Benchmarks dann nochmals interessanter, wo AMD haushoch gewinnt, der einzelne Epyc 7742 sich bereits mit einem Dual-CPU-System mit zwei Xeon 8280 Prozessoren erfolgreich anlegen kann.

Technik Phoronix STH
Dual Epyc 7742 Zen 2 ("Rome"), 128C/256T, 2.25/3.4 GHz, 450W TDP, 13'900$ 127,6% 184,7%
Epyc 7742 Zen 2 ("Rome"), 64C/128T, 2.25/3.4 GHz, 225W TDP, 6950$ 100% 100%
Dual Xeon 8280 Cascade Lake SP, 56C/112T, 2.7/4.0 GHz, 410W TDP, 20'018$ 92,9% 99,5%
Epyc 7502 Zen 2 ("Rome"), 32C/64T, 2.5/3.35 GHz, 200W TDP, 2600$ 72,6% -
Xeon 8280 Cascade Lake SP, 28C/56T, 2.7/4.0 GHz, 205W TDP, 10'009$ 68,6% 54,1%
Epyc 7601 Zen ("Naples"), 32C/64T, 2.2/3.2 GHz, 180W TDP, 4200$ 48,9% ~44%
gemäß den Benchmarks von Phoronix (27 Tests) & Serve the Home (11 Tests)

Die vergleichsweise große Ergebnis-Differenz zwischen den Benchmarks von Phoronix (hierzu wurde ein eigener Index ohne die Speichertests erstellt) und Serve the Home resultiert im übrigen schlicht aus dem sehr unterschiedlichem Benchmark-Ansatz: Bei Phoronix ist ein sehr breites Benchmark-Feld vorhanden, mit auch vielen Benchmarks, welche schlecht bis gar nicht mit zwei CPUs skalieren. Serve the Home haben hingegen ein Benchmark-Feld gewählt, welches in jedem einzelnen Benchmark eine gutklassige bis exzellente Skalierung mit Dual-Systemen aufzeigt. Phoronix zeigen somit ein Mittelding zwischen WorstCase und default-Performance, Serve the Home hingegen ganz klar den BestCase. Alle wichtigen Tendenzen lassen sich aber bei beiden Hardwaretests finden: So erreicht der beste Zen-1-basierte Epyc-Prozessor noch nicht das Performance-Niveau von Cascade Lake, hierbei musste AMD noch über den Preis angreifen. Mittels Zen 2 rückt AMD dies wieder zurecht, nunmehr gewinnt auch das neue 32-Kern-Modell (Epyc 7502) gegenüber Intels bestem regulären Server-Prozessor (Xeon 8280) – hinzu kommt dann noch der nochmals viel bessere Preispunkt (10'009$ bei Intel gegenüber nur 2600$ bei AMD).

Technik Preis/Kern Watt/Kern
Epyc 7542 Zen 2 ("Rome"), 32C/64T, 2.9/3.4 GHz, 225W TDP, 3400$ 106 $/Kern 7,0 W/Kern
Xeon 8280 Cascade Lake SP, 28C/56T, 2.7/4.0 GHz, 205W TDP, 10'009$ 357 $/Kern 7,3 W/Kern
Epyc 7601 Zen ("Naples"), 32C/64T, 2.2/3.2 GHz, 180W TDP, 4200$ 131 $/Kern 5,6 W/Kern
Epyc 7302 Zen 2 ("Rome"), 16C/32T, 3.0/3.3 GHz, 155W TDP, 978$ 61 $/Kern 9,7 W/Kern
Xeon 8253 Cascade Lake SP, 16C/32T, 2.2/3.0 GHz, 165W TDP, 3115$ 195 $/Kern 10,3 W/Kern
Epyc 7351 Zen ("Naples"), 16C/32T, 2.4/2.9 GHz, 170W TDP, 1100$ 69 $/Kern 10,6 W/Kern

Absolut Kern-normiert scheint im übrigen die Performance von AMDs Zen 2 und Intels Cascade Lake grob gleich herauszukommen – was den Vergleich auf anderen Ebenen einfacher macht. Dort bietet AMD regelrecht krasse Vorteile beim Preis pro CPU-Kern sowie beim Stromverbrauch pro CPU-Kern. Als i-Tüpfelchen oben drauf gibt es dann an der absoluten Leistungsspitze eine völlig neue Performance-Region bei Dual-CPU-Systemen mit Epyc 7742, da Intel auf dieser bei den Server-Betreibern sehr beliebten 2P-Schiene mit einem Dual Xeon 8280 nicht einmal die Hälfte der CPU-Kerne des AMD-Systems aufbieten kann. Allenfalls der Xeon 9282 von "Cascade Lake AP" mit immerhin 112 CPU-Kernen in einem Dual-CPU-System könnte hierbei dem Dual Epyc 7742 gefährlich werden, dies allerdings zu drastischen Nachteilen beim Stromverbrauch (grob verdoppelt) sowie der Preislage (unbekannt, aber anzunehmenderweise grob verdreifacht). Insofern haben Serve the Home durchaus Recht mit ihrem flammenden Aufruf an die Server-Gemeinde, AMDs neue Server-Prozessoren nun auch wirklich zu kaufen:

Customers need to adopt AMD EPYC. To our readers, it is important when you get a quote to at minimum quote an AMD EPYC alternative on every order. More important, follow through and buy ones where Intel is not competitive. If AMD EPYC 7002, with a massive core count, memory bandwidth, PCIe generation and lane count, power consumption, and pricing advantage cannot take significant share, we are basically done. If AMD does not gain enormous share with this much of a lead, and easy compatibility, Intel officially has a monopoly on the market and companies like Ampere and Marvell should shut down their ARM projects. If AMD does not gain significant share, there is no merit to having a wholistically better product than Intel.
Quelle:  Serve the Home vom 7. August 2019

Denn AMD hat mit der zweiten Epyc-Generation ("Epyc 7002 Serie") nahezu alles geliefert, was man sich von einem überlegenen Server-Prozessor wünschen kann. Die Vorteile sind teilweise so gravierend, das jene eher ein Marktverhältnis von 90:10 zugunsten von AMD rechtfertigen würden, als denn den umgedrehten Stand (wie es allerdings real ist). Wenn die Server-Betreiber dies dann doch nicht nutzen sollten, dann ist der Server-Markt tatsächlich "tot", braucht keiner der anderen Anbieter Gedanken daran verschwenden, irgendwann gegenüber Intel bedeutsame Marktanteile zu erzielen. Die Aufforderung von Serve the Home bezieht sich vor allem natürlich auf die bekannt Langahmigkeit, mittels welcher im Server-Markt Veränderungen passieren – insbesondere dann, wenn jene nicht von Intel stammen. Die Server-Betreiber beeinflußen mit ihrer Kaufentscheidung im zweiten Halbjahr 2019 also nicht nur, wie sich die Marktanteile im Server-Segment verändern werden – sondern zum einen aus Hersteller-Sicht, ob es sich überhaupt lohnt, gegenüber Intel anzutreten, und zum anderen aus Käufer-Sicht, ob denn überhaupt ein Wettbewerb erwünscht ist.