27

Hardware- und Nachrichten-Links des 27. November 2014

Eine Erklärung für den Rückgang des AMD-Marktanteils bei den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten könnte im Ende des Coin-Miningbooms liegen, welcher spätestens zur Jahresmitte 2014 einsetzte. Wenn man sich zurückerinnert, waren zum Jahresende 2013 und Jahresanfang 2014 die schnelleren AMD-Grafikkarten eben wegen dieses Miningbooms teilweise nur schwer und teilweise sogar nur zu überhöhten Preislagen zu bekommen – hier haben nicht nur Gamer, sondern vor allem auch reine Miner zugeschlagen. Dieser Boom flaute dann ab Frühling ab, mit dem Kurssturz der Bitcoins und dem endgültigen Sieg von ASIC-Minern verschwand das große Interesse an Coin-Mining mittels Grafikkarten. Natürlich hält so etwas immer noch etwas länger an als es in der Presse thematisiert wird, aber mittelfristig wird dies sicherlich für gewisse Umsatzrückgänge bei AMD gesorgt haben – möglicherweise ist dies eine Erklärung für den aktuellen Stand, welcher nVidia bei satten 71,5% Marktanteil sieht und AMD bei nur noch 28,4%.

Weshalb AMD überhaupt so deutlich in die Bredoille geraten konnte – bei den Geschäftszahlen sieht es nicht besser aus, wenn man das Konsolen-Geschäft herausrechnet – wird zudem in unserem Forum eingehend diskutiert. Dabei werden zwei Hauptproblemfelder genannt: Zum einen AMDs schwache Bindungen in den OEM-Markt, wo die großen Stückzahlen für LowCost- und LowEnd-Produkte generiert werden. Und zum anderen AMDs freundlicherweise "suboptimal" zu nennendes Image im Gamer-Bereich, welches durch weitverbreitete Vorurteile ("nVidia rules") und aber auch durch Fehler bei AMD selber verschuldet wurde. AMD steht bezüglich des Images derzeit irgendwo zwischen allen Stühlen: Für die Gamer nicht nerdig genug, für die OEMs nicht fundamental/klassisch genug. Wie man mit den OEMs besser zurechtkommt, dürften die Marketingprofis bei AMD selber wissen – wie man es bezüglich der Gamer besser macht, kann AMD in unserem Forum nachlesen.

Als erste Maßnahme wäre hier eine Untersuchung überlegenswert, wie man es schaffen konnte, so ein reines Software-Feature wie DSR Anti-Aliasing zu verschlafen. Ein solches würde den (mit großer Bandbreite ausgestatteten) Hawaii-Grafikkarten sicherlich gut stehen und benötigt zudem keinerlei Hardware-Voraussetzungen – aber es ist doch (leider) relativ typisch für AMD, daß man diesen Zug verschlafen hat und nun nVidia sich damit brüsten kann, Downsampling Anti-Aliasing massentauglich gemacht zu haben. Entweder fehlen bei AMD die Ideengeber, welche wirklich "Ohr an Masse" haben – oder aber die Entscheidungsträger bremsen jene Ideengeber regelmäßig aus. In jedem Fall sollte AMD versuchen, gerade bei Sachen, die ohne jede neue Hardware realisierbar sind, sehr viel mehr zu tun – neue Hardware braucht nun einmal jahrelange Entwicklung, während Software-Features innerhalb viel geringerer Zeit aus dem Boden stampfbar sind.  (Foren-Diskussion zum Thema)

In unserem Forum wird eine GlobalFoundries Fertigungs-Roadmap gezeigt, welche tatsächlich die 14nm-Fertigung bei GlobalFoundries schon für Frühling 2015 verfügbar notiert. Dies erscheint überaus ambitioniert, aber die zur Verfügung stehenden Daten (selbst inklusive des verlinkten PDF-Dokuments) geben natürlich nicht her, in welchem Stadium diese 14nm-Fertigung dann sein wird und für welche Chipgrößen und Wattagen jene verwendbar ist. Beachtbar ist allerdings, daß TSMC in seinen konkreten Plänen für das erste Halbjahr 2015 (PDF) noch nichts von 16nm erwähnt, sondern weiterhin die 20nm-Fertigung an der Angebotsspitze stehen läßt. Aber wie schon erwähnt, ist die Datenlage zu gering und die Hersteller-Propaganda zu nah, um hieraus jetzt die ganz sicheren Schlüsse ziehen zu können – man kann es eher als Anregung verstehen, daß auch GlobalFoundries an der 14nm-Fertigung dran ist.

Der Spiegel berichtet über die Annahme der Resolution des EU-Parlaments zur Aufspaltung von Suchmaschinen in ihr Kerngeschäft sowie in deren andere Geschäftsfelder – natürlich primär gegen Google gedacht, wo die allgegenwärtige Suchmaschine nur das offizielle Gesicht eines sehr viel breiter aufgestellten Konzern darstellt. Irgendeine größere Bedeutung hat diese Resolution natürlich nicht, da das EU-Parlament – als immerhin einzige vom Bürger selber gewählte Interessenvertretung auf EU-Ebene – keinerlei Entscheidungskompetenzen hat. Passend dazu kommen die Mahnungen, daß EU-Parlament solle doch bitte schön die Unabhängigkeit der (für diesen Fall zuständigen) EU-Wettbewerbskommissarin respektieren – letztere ist natürlich wie die gesamte EU-Kommission weder direkt noch indirekt vom Bürger gewählt.

Der Unterschied zwischen gewählt, aber machtlos und nicht gewählt, aber mit aller Macht und Verantwortung ausgestattet führt dann zu solch schildbürgerhaften Ereignissen, wie daß das zahnlose EU-Parlament medienwirksam den Anschein des Versuchs einer Zerschlagung von Google zelebriert, während man dies in der letztlich alles entscheidenden EU-Kommission extrem viel relaxter und wirklichkeitsnäher sieht: Eine solche Zerschlagung wird natürlich nicht kommen und müsste wenn dann immer vom Heimatland Googles – den USA – ausgehen. Aber hübsch klickträchtige Schlagzeilen für die Presse lassen sich damit auf jeden Fall generieren – und zudem kann das EU-Parlament zeigen, daß es einen hehren Kampf auf der Seite der Bürger führt, egal des Punkts, daß real gar nichts passieren wird außer daß viel Papier bedruckt wird.