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Hardware- und Nachrichten-Links des 27. Februar 2020

Bei AnandTech gibt es den sehr bemerkenswerten Test zweier chinesischer "Dhyana" x86-Prozessoren von Hygon – eines Achtkerners für den Desktop-Einsatz sowie eines Dual-Systems mit zwei 32kernigen Server-Prozessoren. Hygon ist dabei der chinesische CPU-Entwickler, welcher auf Basis der von AMD im Jahr 2016 an HMC gegebenen x86-Sublizenz (besser bekannt über das hierbei geschlossene Joint-Venture "THATIC") eine eigene Modifizierung des Zen-1-Designs erstellen und (allein für den chinesischen Markt) unter dem Verkaufsnamen "Dhyana" herausbringen darf. Interessanterweise beinhaltet schon das von AMD zur Verfügung gestellte Grunddesign gewisse Änderungen an der Zen-1-Architektur – möglicherweise weil AMD vorab das ganze Joint-Venture vor US-Regierungsbehörden verteidigen musste, welche in Frage von Hochtechnologie-Exporten immer besonders kritisch sind. Geschaut wird gern auf Kern-Größen wie eben die Rechenleistung, welche gemäß US-Vorgaben für Technologie-Exporte niemals Weltspitze-Niveau erreichen darf.

Technik Performance
AMD Ryzen 7 1800X Zen 1, 8C/16T, 3.6/4.0 GHz 129,0%
AMD Ryzen 5 1600X Zen 1, 6C/12T, 3.6/4.0 GHz 106,0%
Hygon Dhyana 8C Zen-1-Derivat, 8C/16T, ~3.2 GHz 100%
gemäß der Benchmarks von AnandTech unter Corona, POV-Ray, Agisoft Photoscan, 3D Particle Movement (ohne AVX) & GIMP

Wer hier welche Änderungen gemacht hat, ist natürlich kaum zu ermitteln, aber man darf durchaus vermuten, das die Halbierung der Floating-Point-Performance im Dhyana-Design von AMD gebracht werden musste, damit der Deal von den US-Behörden durchgewunken werden kann. Andere bedeutsame Änderung betreffen die generelle Abschaltung von AVX und AVX2 sowie die Abschaltung der Hardware-Beschleunigung von AES – wobei die Dhyana-Prozessoren vorzugsweise sowieso andere Kryptographie-Verfahren nutzen (SM2, SM3 & SM4). Aufgrund der Taktrate von (anscheinend) nur 3.2 GHz sowie den vorgenannten Einschränkungen ist klar, das sich hiermit das Zen-1-Niveau nicht halten läßt: Gegenüber einem Ryzen 7 1800X liegt der Hygon-Achtkerner um immerhin -22,5% zurück, selbst das Performance-Niveau des Sechskerners Ryzen 5 1600X wird nicht ganz erreicht. Eingedenk der Taktraten-Differenz ist der Architektur-Nachteil dann etwas kleiner – wenn man allerdings AVX- und AES-Benchmarks hinzunimmt, dann auch wieder größer.

In dieser Ausführung sind die Hygon-Prozessoren dann keine "Gefahr" für den Prozessoren-Weltmarkt, gerade da bei AMD derzeit wegen der politischen Großwetterlage alle Bestrebungen zugunsten einer Ausweitung des Thatic-Abkommens hin zur Lizenzierung neuerer AMD-Designs auf Eis liegen. Gemäß den Ausführungen von AnandTech ist AMD selber auch in den Modifizierungs-Prozeß des Prozessoren-Designs bei HMC & Hygon eingebunden, können diese chinesischen Unternehmen also auch nicht in Eigenregie das Design irgendwie (wesentlich) schlagkräftiger gestalten. Aufgrund der Rahmenbedingungen des Joint-Ventures samt der Regierungsauflagen ist es demzufolge unwahrscheinlich, das sich aus den Hygon-Designs irgendwie ein eigener CPU-Entwicklern herausbilden könnte. Das ganze ist wohl eher nur dafür gedacht, das man in China schlicht eine gewisse Unabhängigkeit von AMDs eigener Prozessoren-Fertigung erreicht.

In unserem Forum wird eine hochinteressante Unterlage gezeigt, welche auf Basis von AMDs GPU-Firmware die maximalen Hardware-Daten verschiedener AMD-Grafiklösungen beschreibt. Dort finden sich dann auch exakte (maximale) Hardware-Daten zu Navi 14 & Arcturus – welche gewisse Details zu diesen Grafikchips bestätigen, die bislang bereits vermutet, aber noch nirgendwo derartig gut belegt werden konnten. Zum Lesen dieser Daten sei vorab erwähnt, das der nicht genauer ausgeführte Begriff "SH" wohl auf die Raster-Engines hinführt, sowie die "Backends" wohl jeweils eine Quad-Gruppe von ROPs meinen. Legt man diesen Maßstab an, kommt man bei allen bereits bekannten AMD-Grafikchips mit den Daten dieser Unterlage exakt auf die in der Realität anzutreffende Hardware-Konfiguration heraus. Wendet man dann selbiges System dann auf Navi 12 an, so zeigt sich eine Rechen-Hardware exakt wie bei Navi 10 – was bereits vermutet, aber bislang nicht belegt wurde.

maximale Hardware laut AMD-Firmware Realitäts-Check
Vega 10 4 Shader-Engines, 4 Raster-Engines, 64 Shader-Cluster, 64 ROPs passt exakt
Arcturus 8 Shader-Engines, 8 Raster-Engines, 128 Shader-Cluster, 128 ROPs bleibt abzuwarten
Navi 10 2 Shader-Engines, 4 Raster-Engines, 40 Shader-Cluster, 64 ROPs passt exakt
Navi 12 2 Shader-Engines, 4 Raster-Engines, 40 Shader-Cluster, 64 ROPs bleibt abzuwarten
Navi 14 1 Shader-Engine, 2 Raster-Engines, 24 Shader-Cluster, 32 ROPs passt exakt

Wie bekannt, wird der Technik-Unterschied von Navi 12 (zu Navi 10) dann in einem HBM2-Speicherinterface liegen, der eigentlich zählende Unterschied hingegen in einer expliziten Ausrichtung auf Mobile-Bedürfnisse. Und zu Arcturus werden somit nun definitiv 8 Raster-Engines, 128 Shader-Cluster (mit demzufolge 8192 Shader-Einheiten) und 128 ROPs bestätigt – eine Hardware, welche zuletzt schon gerüchteweise derart genannt wurde, aber auch noch keinerlei Bestätigung hatte. Die früheren Gerüchte haben also in beiden Fällen recht behalten – wobei beide Grafikchips wohl kaum eine Chance auf einen PC-Einsatz haben, da Navi 12 wohl Apple-exklusiv wird und Arcturus einen reinen HPC-Chip ohne Display-Kapazitäten darstellt, ergo schon rein technisch niemals als gewöhnlicher Grafikbeschleuniger zweitverwendbar wäre. Dabei wird Arcturus eigentlich demnächst erwartet, da es hierzu augenscheinlich in diesem Monat bereits RRA-Zertifizierungen gab (gewöhnlich liegt eine Zeitspanne von einem Monat zwischen diesen Zertifizierungen und dem Launch). Navi 12 als letzter der Navi-1X-Grafikchips hätte hingegen eigentlich schon längst veröffentlich sein sollen, derzeit sind jedoch weiterhin keine besonderen Aktivitäten in diese Richtung hin sichtbar.

Aus unserem Forum kommt ein wildes Gerücht zu Navi 21, dargelegt in drei Teilen: No.1, No.2 & No.3. Danach soll AMD angeblich einen Überraschungs-Launch von Navi 21 zum Anfang des März (in 2-3 Wochen) vorbereiten, auch wenn die Karten-Verfügbarkeit anfänglich sehr gering wäre (nur 100-150 Karten für ganz Europa) und es erst Mitte April eine bessere Verfügbarkeit geben würde. Dabei soll AMDs neues Top-Modell die GeForce RTX 2080 Ti schlagen können (manchmal geringfügig, manchmal bis zu +25%), wofür AMD dann einen Preispunkt von 799 Dollar sehen will. Quelle des ganzen ist angeblich ein Software-Tester von AMD, welcher früher schon zu Navi 10 zutreffende Informationen hatte liefern können. Da dies alles jedoch unbelegt daherkommt und es auch ansonsten keine beachtbaren Anzeichen eines direkt bevorstehenden Launches gibt, bleiben erhebliche Restzweifel. Andererseits ist es bis zum angegebenen Launchtermin nur noch ein paar Tage hin, ergo wird sich dieses Gerücht in Bälde verifizieren oder widerlegen lassen. Grundsätzlich liegt die Performance-Klasse im Rahmen dessen, was ein Navi-21-Chip mit 80 Shader-Clustern erreichen könnte. Die genannte Preislage würde nVidia derzeit etwas unter Druck setzen, ist aber augenscheinlich bereits mit Blick auf nVidias nachfolgende Ampere-Generation gewählt, wo dann die GeForce RTX 3080 die Performance der jetzigen GeForce RTX 2080 Ti überbieten und somit den eigentlichen Navi-21-Gegner stellen dürfte.