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Hardware- und Nachrichten-Links des 26./27. September 2020

Nach dem Launch der zwei GA102-basierten Grafikkarten GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090 wird der Oktober dann den Launch der ersten zwei GA104-basierten Grafikkarten sehen: Am 15. Oktober soll die GeForce RTX 3070 antreten, in der zweiten Oktober-Hälfte dann die GeForce RTX 3060 Ti. Nachdem deren Namenswahl eine gewisse Zeit lang in der Schwebe war, bringt Videocardz hierzu nun eine Bestätigung: Die zweite GA104-Variante geht in der Tat als "GeForce RTX 3060 Ti" mit den erwarteten 38 Shader-Clustern an einem 256 Bit Speicherinterface an den Start, womit eine später folgende "GeForce RTX 3060" somit höchstwahrscheinlich auf dem GA106-Chip basieren kann. Selbiges dürfte dann allerdings erst im ersten Quartal 2021 erfolgen, da die beiden kleineren Ampere-Chips GA106 & GA107 erst später im Jahr ihren Tape-Out hatten und zudem Dezember-Launches eher unüblich sind.

Technik 4K Perf.Index Liste Release
GeForce RTX 3090 Ampere GA102, 82 SM @ 384 Bit, 24 GB GDDR6X 364% $1499 24. Sept. 2020
GeForce RTX 3080 Ampere GA102, 68 SM @ 320 Bit, 10 GB GDDR6X 325% $699 17. Sept. 2020
GeForce RTX 2080 Ti Turing TU102, 68 SM @ 352 Bit, 11 GB GDDR6 247% $1199 19. Sept. 2018
GeForce RTX 3070 Ampere GA104, 46 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 geschätzt ~220-240% $499 15. Okt. 2020
GeForce RTX 2080 Super Turing TU104, 48 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 205% $699 23. Juli 2019
GeForce RTX 3060 Ti Ampere GA104, 38 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 geschätzt ~190-210% ? H2/Okt. 2020

Aufgrund der mittels GeForce RTX 3080 & 3090 gewonnenen Erfahrungen läßt sich die Performance der nachfolgenden Ampere-Grafikkarten nunmehr auch besser abschätzen: Shader-Cluster-normiert legt die GeForce RTX 3080 wie bekannt +32% auf die GeForce RTX 2080 Ti oben drauf – bei der GeForce RTX 3090 sind es sogar nur +22%, aber deren (klar) schlechtere Skalierung dürfte für die kleineren Karten des Ampere-Portfolios wohl weniger von Belang sein. Pluspunkt des GA104-Chips ist die vergleichsweise hohe Rasterizer-Leistung (6 Raster-Engines, wie bei der GeForce RTX 3080) samt davon abgeleiteter ROP-Power (96 ROPs, wie bei der GeForce RTX 3080), Minuspunkt das kleinere Speicherinterfaces, welches zudem schon bei 14 Gbps GDDR6-Speicher endet – den großen Boost an Speicherbandbreite wie bei GeForce RTX 3080 & 3090 wird es bei den GA104-basierten Karte ergo nicht geben. So oder so scheint sich allerdings nVidia eigene Prophezeiung, die GeForce RTX 3070 würde die Performance der GeForce RTX 2080 Ti erreichen (bzw. sogar übertreffen), kaum noch halten zu lassen.

Denn jenen Faktor von x1,35 gerechnet, welchen nVidia in seinen eigenen Benchmarks zwischen GeForce RTX 3070 & 3080 sieht, käme die GeForce RTX 3070 im 3DCenter UltraHD/4K Performance-Index bestenfalls auf einem Wert von ~240% heraus – was gegenüber dem neuen Index-Wert der GeForce RTX 2080 Ti von nunmehr 247% (in der FE-Ausführung) knapp nicht mehr ausreicht, um die neuere Karte vorn zu sehen. Gemäß der reinen Hardware-Daten ist zudem eigentlich ein sogar etwas größerer Performance-Abstand zwischen GeForce RTX 3070 & 3080 zu erwarten, es könnten auch +40-45% Performance-Differenz sein – angesichts von +46,5% FP32-Rechenleistung sowie +69,6% Speicherbandbreite zwischen beiden Ampere-Karten. Dies macht die GeForce RTX 3070 nicht wirklich schlechter, denn die auf diesem Preispunkt gebotenen Performance spricht für sich selbst. Aber es stärkt nicht gerade die Glaubwürdigkeit von nVidia, wenn eine Performance-Aussage nach der anderen wegbricht – und in diesem Fall handelt es sich schließlich sogar um eine absolute Aussage, nichts mit einem "bis zu" Ausweg.

In der Frage der auf den Desktop crashenden Ampere-Karten kommt von Igor' Lab ein guter Bericht zu den Hintergründen dieser augenscheinlichen Spannungsregelungs-Problematik (zu erwähnen auch ein Reddit-Bericht zur Technik von POSCAP- und MLCC-Kondensatoren). Fazit des ganzen ist, dass die Baugüte der Kondensatoren eine Rolle spielt, dass es aber auch auf die Qualität des jeweilige Grafikchips ankommt – sowie wie stark jener an sein Limit geführt wird. Und nVidia führt den GA102-Chip bei beiden bisherigen Ampere-Grafikkarten zweifellos ans Limit, hat allerdings den Karten-Herstellern für die erste Auslieferungs-Charge speziell bei der GeForce RTX 3080 augenscheinlich nicht genügend Zeit für eine echte Chip-Prüfung gegeben. Das ganze ist also knapp auf Kante gebaut – und wer eine Karte ohne Probleme erwischen konnte, hat dies primär der Qualität des dort konkret verbauten Grafikchips zu verdanken. Deswegen gibt es auch Karten, die mit qualitativ schlechteren Kondensatoren keine Probleme machen – und Karten, welche selbst mit hochqualitativen Kondensatoren abstürzen.

Dieser Problematik kann man mit einem sauberen Binning entgegenwirken: Gute Chips auf billige Kartendesigns und schlechte Chips auf qualitative Kartendesigns – dies ist zwar nicht das, was die Grafikkarten-Käufer wirklich wollen, aber es senkt die Fehlerrate und erhöht kurzfristig den Kartenausstoß. Alternativ hilft ein verbessertes Kartendesign in jedem Fall weiter, selbiges braucht aber natürlich etwas Zeit. Die Problematik ist damit sicherlich aus der Welt zu schaffen und dürfte sich über eine bessere Chipqualität mit zunehmender Erfahrung bei der Chipfertigung sowieso ausfransen, ergibt allerdings erst einmal nur zusätzliche Arbeit & Ärger für die Grafikkarten-Hersteller sowie färbt durchaus auch auf den Ampere-Launch ab. Für nVidia und die Grafkkarten-Hersteller ist die gleichzeitige Nachlieferschwäche zu GeForce RTX 3080 & 3090 faktisch ein Segen in dieser Situation, denn damit kommen nicht noch mehr Grafikkarten-Käufer mit diesen (potentiellen) "Fehlpressungen" in Berührung.  (Sammelthread für betroffene Nutzer im 3DCenter-Forum)