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Hardware- und Nachrichten-Links des 25. April 2016

Neben dem ersten Benchmark-Wert zu Polaris 10 haben WCCF Tech noch weitere Informationen zu diesem Grafikchip von dem AMD-Presseevent in Taiwan zu berichten: So soll die Karten-TDP bei 175 Watt liegen, die Karten aber deutlich darunter verbrauchen. Gemessen an der gezeigten Performance sind irgendwas um die 150 Watt anzunehmen – was eine gute Größe für das HighEnd-Segment darstellt, die Karte aber nochmals etwas weiter aus dem ursprünglich für diese angenommenen Performance-Segment herausrückt. Zudem hat AMD angeblich zum besten gegeben, Polaris zuerst für den HBM-Einsatz entwickelt zu haben – sich dann jedoch zugunsten von GDDR5/X umentschieden, weil dies die bessere Lösung aus Sicht des Nutzen/Kosten-Verhältnisses ist. Hier dürfte allerdings sicher auch mit hineingespielt haben, das HBM2 einfach noch ein wenig Zeit braucht, erste entsprechend ausgerüstete Karten sind nun erst im Jahr 2017 zu erwarten. Ob AMD im übrigen hierbei wirklich explizit GDDR5X erwähnt hat, ist unsicher, die Begriffswahl "GDDR5/X" stammt wahrscheinlich von WCCF Tech selber und soll nur andeuten, das der Polaris-10-Chip womöglich auch mit GDDR5X umgehen kann – ohne das es dafür aber bislang eine klare Bestätigung gibt.

Davon abgesehen bringt der unerwartet hohe Performance-Ansatz von Polaris 10 das bisher recht sicher geglaubte Portfolio-Schema der Polaris/Vega-Generation durcheinander: Es ist dann doch eher unwahrscheinlich, das AMD gleich noch zwei schnellere Grafikchips auf Polaris 10 oben drauf setzen will, Platz wäre da regulär nur noch für eine dedizierte Enthusiasten-Lösung. Wie sich dies auflöst, wenn AMD aber nächstes Jahr noch zwei neue Vega-Chips mit HBM2-Einsatz bringen will, ist derzeit rein spekulativ: Die Auflösung mit einem Vega-Chip mitten zwischen Polaris 11 & 10 wird eher nichts, zwischen diesen beiden Chips ist bei verbauten 1280 bzw. 2560 Shader-Einheiten (glatte Verdopplung = idealer Abstand) einfach zu wenig Platz. Denkbar wäre hingegen eine Auflösung, bei welcher AMD dem nVidia-Modell folgt und gleich zwei Enthusiasten-Chips auflegt – eine dedizierte Gamer-Lösung ohne (großen) FP64-Support sowie eine dedizierte HPC-Lösung mit dann allen Features, welche für den professionellen Einsatz vonnöten sind. Zur Auflösung dieser Frage sind aber besser weitere Informationen abzuwarten, denn bis auf die pure Namensnennung und die Nutzung von HBM2 ist derzeit nichts festes zu Vega 10 & 11 bekannt.

Eine gewisse Erklärung für die kürzlich berichtete Verbesserung der Polaris-Generation beim Thema "Culling" (dem Erkennen und Weglassen letztlich nicht zu sehender Grafikelemente) bietet unser Forum: So hat nVidia mit den aktuellen Grafikchips wohl deutliche Vorteile bei großen Mengen an Mini-Dreiecken – welche für besonders fein aufgelöste Grafik heutzutage durchaus üblich sind. Das Erkennen und Wegwerfen der "unnützen" Dreiecke funktioniert bei nVidia deutlich besser, was den Grafikchip in Folge dessen nicht mit dem Rendering von später gar nicht mehr zu sehenden Dreiecken belastet. In theoretischen Tests (im Diagramm gezeigt) lassen sich hierbei erhebliche Unterschiede zwischen AMD- und nVidia-Hardware beobachten – inwiefern das auch für reale Spiele eine große Differenz macht, läßt sich daraus natürlich eher nur schätzungsweise ableiten. Nichtsdestotrotz lag hier für AMD wohl ein Ansatzpunkt zur Verbesserung vor, welcher mit der Polaris-Generation nunmehr angegangen wurde.

Laut HT4U hat AMD drei neue SemiCustom-SoCs für 2017 bestätigt, welche AMD in den nächsten 3-4 Jahren 1,5 Milliarden Dollar Umsatz einbringen sollen. Angaben, um welche SoCs und welche Abnehmer es sich handelt, gab es leider keine – die originalen AMD-Aussagen beziehen sich auch nicht zwingend auf Spielekonsolen-SoCs. Es gab nur den Hinweis, das einer der drei SoCs bereits im zweiten Halbjahr 2016 in Produktion gehen soll, die Veröffentlichung der jeweiligen Produkte für alle drei SoCs aber erst im Jahr 2017 erfolgen wird. Früher als ein Weihnachts-Launch mit echter Verfügbarkeit im Frühjahr 2017 wird es also kaum werden – für Nintendos NX sowie Sonys PS4K, welche mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit hier gemeint sein dürften. Nur der dritte SoC ist noch offen – denkbar ist hierbei eine verbesserte Xbox One, ein neues, derzeit gänzlich unbekanntes Projekt – oder am Ende auch ein Auftraggeber aus einem völlig anderem Themengebiet. Erstaunlich ist daneben die vergleichsweise niedrige Umsatzgröße, welche nur ca. 100 Millionen Dollar pro Quartal ausmacht – mit den ursprünglichen Konsolendeals zu Xbox One und PS4 hatte AMD noch anfänglich ca. 400 Millionen Dollar Umsatz pro Quartal erwirtschaften können.

In diesem Zusammenhang vermeldet die PC Games Hardware Sony-Aussagen, wonach man dort derzeit den üblichen Konsolen-Zyklus von bislang 6-8 Jahre für eine Konsolen-Generation in Frage stellt. Denn angesichts der kommenden PS4K und der damit erstmals in die Praxis umgesetzten Variante eines Hardware-Upgrades innerhalb derselben Konsolen-Generation ist man sich bei Sony nicht mehr so sicher, ob dieser alte Zyklus noch zu halten ist – oder ob nicht am Ende etwas komplett neues kommt. Denkbar wären wesentlich kürzere Konsolen-Zyklen von 2-4 Jahren, wobei dann vielleicht immer auch eine Software-Kompatibilität zum jeweiligen Vorgänger gehalten wird. Sprich: Man könnte (nach Gusto) jeweils eine Generation aussetzen, aller zwei Generationen muß man dann allerdings kaufen, um den Anschluß an die verfügbare Software nicht zu verlieren. Mit einem solchen Modell der schnellen Innovationen, welche allerdings diverse Einschränkungen zugunsten einer Rückwärts-Kompatibilität erfordern, würde es allerdings wesentlich schwieriger werden, die wirklich großen Innovationssprünge hinzulegen – wobei als Gegenargument hierfür gelten kann, das solcherart Sprünge angesichts der heutigen Hardware-Fähigkeiten vielleicht gar nicht mehr notwendig sind. Die ganzen Sony-Thesen sind sicherlich noch in der Schwebe, man dürfte sich hierzu erst einmal anschauen, wie die PS4K und die anderen der 2017er Spielekonsolen laufen werden.