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Hardware- und Nachrichten-Links des 23. März 2020

Mittels der letzten Meldung zu "Rocket Lake" wird nunmehr ganz offensichtlich, das alle zwischenzeitlich gefallenen Intel-Aussagen zugunsten von 10nm Desktop-Prozessoren ziemlicher Nonsens waren – was man ja bereits auf Basis früherer (inoffizieller) Intel-Roadmaps vermuten konnte, von Intel bislang aber zumeist eher umgedreht dargestellt wurde. Natürlich hat sich Intel nirgendwo wirklich festlegen lassen, aber durchaus die Tür offengelassen für irgendwelche 10nm-basierte Desktop-Produkte. Jene könnten tatsächlich als Kleinserie für Spezial-Bedürfnisse (beispielsweise NUCs) noch erscheinen, aber das hauptsächliche Desktop-Portfolio wird Intel bis einschließlich des Jahres 2021 komplett aus 14nm-Produkten bestreiten. Erst im Jahr 2022 steht dann mit "Alder Lake" eine erste 10nm-Generation an, welche es dann auch ganz regulär für den Desktop-Bereich geben wird. Alle anderen 10nm-Aktivitäten vorher gelten primär dem Mobile-Segment – womit nach Ice Lake dann auch Tiger Lake eine Mobile-only-Generation werden wird. Intel wird also für die drei Jahre 2019-2021 im Desktop- und Mobile-Bereich jeweils Portfolios mit abweichender Abstammung pflegen, erst die genannte Alder-Lake-Generation des Jahres 2022 wird diese beiden Entwicklungsstränge wieder zusammenführen.

Desktop Mobile
2018 Coffee Lake (Skylake, 14nm)
2019 Coffee Lake (Skylake, 14nm) Comet Lake (Skylake, 14nm) & Ice Lake (Sunny Cove, 10nm)
2020 Comet Lake (Skylake, 14nm) Comet Lake (Skylake, 14nm) & Tiger Lake (Willow Cove, 10nm)
2021 Rocket Lake (Willow Cove, 14nm) Tiger Lake (Willow Cove, 10nm)
2022 Alder Lake (Golden Cove, 10nm)

Die PC Games Hardware berichtet über nVidias DLSS 2.0, welches derzeit bei den ersten PC-Spielen ausgerollt wird. Hiermit geht nVidia augenscheinlich die mit DLSS 1.x sich noch ergebenden Qualitäts- und Handling-Probleme an: DLSS 2.0 funktioniert demzufolge nunmehr tatsächlich Auflösung-unabhängig und erfordert vor allem nicht mehr für jedes Spiel und jede Szene ein extra Training. Zudem wurde mehr Arbeit in die Problemfelder "schnelle Bewegungen" und "pixelfeine Strukturen" investiert, hier opfert nVidia am Ende sogar ein wenig Performance zugunsten einer besseren Bildqualität. Dies ergeht sicherlich anhand der praktischen Erfahrung, das alle Bildqualitäts-Nachteile des bisherigen DLSS ständig unter dem Brennglas der Kritik stehen, die Mehrperformance von DLSS jedoch ausreichend Spielraum für gewisse Verschiebungen zugunsten der Bildqualität bietet. Mittels der augenscheinlichen Zielrichtung zukünftiger Grafikchip-Generationen bei nVidia auf die RayTracing-Performance dürfte DLSS in der Zukunft um so interessanter werden, da RayTracing auch auf den nächsten Hardware-Generationen oftmals zu Frameraten-Problemen führen dürfte – welche man dann mittels DLSS bedeutsam abmildern kann.

WikiChip haben sich intensiv mit TSMCs 5nm-Fertigung beschäftigt, welche schon seit letztem Jahr in Risk-Fertigung verfügbar ist und dieses Jahr in die Massenfertigung wechseln wird. Besonders viele technische Angaben zu diesem 5nm-Node gibt es derzeit noch nicht: TSMC selber hat schon einen Flächenvorteil von +84% (gegenüber "N7") angegeben, SemiWiki haben auf Basis eigener Expertise +87% errechnet – sprich man bekommt dieselbe SRAM-Menge auf ca. -46% weniger Chipfläche unter. Dies hört sich auf den ersten Blick exzellent an, allerdings erreichten frühere Fullnode-Sprünge locker einen Flächenvorteil von +100% (und mehr) – was auch notwendig ist, denn die hierfür herangezogenen Logik-Bausteine lassen sich nun einmal bestmöglich schrumpfen, womit diese Idealrechnung in der Praxis echter CPUs & GPUs kaum zu erreichen ist. Eine besondere Euphorie ist angesichts dieser Werte also weniger angebracht, denn die früher übliche Transistoren-Verdopplung ist hiermit kaum zu erreichen. Was TSMC hingegen gut hinbekommt, ist die Ausführung der eigenen Fertigungsverfahren-Roadmap – wo man zeitlich alle Pläne einhält und damit speziell gegenüber Intel (TSMC 5nm = Intel 7nm) einen immer größeren technologischen Vorsprung aufbaut. Wie üblich, dürfte es bis zur Übernahme der 5nm-Fertigung in den PC-Bereich natürlich noch etwas dauern: Diesbezüglich kann man gut ein Jahr vom Erscheinungstermin der ersten 5nm-basierten Endgeräte (nächstes iPhone mit A14-SoC in diesem Herbst) draufrechnen, sprich vor Ende 2021 wird die 5nm-Fertigung kein Thema für den PC.

AnandTech besprechen dagegen die technischen Daten der "N+1" Fertigung von SMIC: Der chinesische Chipfertiger, welcher erst letztes Jahr die 14nm-Fertigung in China selber zur Massenfertigung gebracht hat, will seinen nächsten Fertigungsschritt "N+1" im vierten Quartal 2020 in der Risk-Fertigung anbieten, was einen Start der Massenfertigung im Jahr 2021 nahelegt. N+1 bietet gegenüber der vorherigen 14nm-Fertigung eine Logik-Flächenreduktion von -63% zuzüglich einem Taktraten-Plus von +20% oder einer Stromverbrauchs-Ersparnis von -57% an (oder ein Mix aus beiden Eigenschaften). Somit werden ganz garantiert nicht die Fähigkeiten von gewöhnlichen 7nm-Verfahren erreicht – was SMIC aber auch nicht behauptet. Vielmehr liegt dieses N+1 Fertigungsverfahren in der Mitte zwischen 14nm und 7nm (was ja bezüglich der technischen Daten auch keinen wirklich doppelten Fullnode-Sprung ergibt), kann man N+1 somit grob der 10nm-Fertigungsstufe zurechnen. Dies mag angesichts der aktuellen Meldungen über bessere 7nm-Verfahren und anstehende 5nm-Verfahren nicht besonders aufregend klingen, bedeutet aber auch, das die Halbleiter-Fertigung in China einen weiteren modernen Fertigungs-Node für sich in Anspruch nehmen kann – und damit weiter wegrückt von der bisherigen, technologisch doch zurückhängenden Fertigung, welche ergo nur für weniger bedeutsame Massenprodukte in Frage kam.

Dabei schätzt SMIC sein N+1 Verfahren selber nur als "für LowCost-Produkte geeignet" ein, will demzufolge gar nicht in Konkurrenz zu den technologisch modernen Fertigungsverfahren von Samsung & TSMC gehen. Aber dadurch, das N+1 nun einmal (sehr) bedeutsam besser als die bisherige 14nm-Fertigung und nicht besonders weit von der 7nm-Fertigung entfernt liegt, ergibt sich auch das Potential, als Reserve einzuspringen, wenn chinesische Chipentwickler von den üblichen Auftragsfertigern abgeschnitten werden sollten. Insbesondere Huawei dürfte diese Entwicklung mit großem Interesse verfolgen, bestehen doch starke Bestrebungen von US-Seite, Huawei von der Chip-Lieferung seitens TSMC abzuschneiden. Mittels der bisherigen 14nm-Fertigung wären Huaweis Bedürfnisse nur zum Teil zu stillen, mittels der 10nm-Fertigung könnte man jedoch selbst bei technologisch anspruchsvollen Produkten (nach einigen Kompromissen) wieder an der Spitze mitspielen (zum Glück für Huawei wird die überbordende Leistung von Spitzen-Smartphone-SoCs in der reinen Praxis kaum benötigt). In der Summe robbt sich China somit weiterhin heran an den Stand, notfalls unabhängig von westlicher Technologie zu sein: Bei der Chipentwicklung ist man schon gut dabei, nur die reine Chipfertigung war bisher die Archillesferse dieser Strategie. SMICs N+1 Verfahren ist damit ein weiterer Puzzlestein, um sich IT-technisch vom Westen unabhängig zu machen – und damit die US-Strategie, sich diesen (bisherigen) Vorteil zu nutzen machen zu wollen, zu durchkreuzen.

Am 24. März geht das Multiplayer-Actionspiel "Bleeding Edge" von Entwickler "Ninja Theory" und Publisher "Xbox Game Studios" für den PC an den Start. Demzufolge bietet der Microsoft-Store die offiziellen PC-Systemanforderungen zum auf der Unreal Engine 4 basierenden Titel, welche zudem leicht abweichend von den Systemanforderungen der vorangegangenen Alpha-Testversion herauskommen. Die finalen Hardware-Anforderungen sind allerdings nicht wirklich herausfordernd und im Minimum mit jedem älteren Gaming-PC oder heutigem Mainstream-Gerät zu erreichen. Für die Hardware-Empfehlung reicht faktisch ein älterer PC mit einer mittelalten Midrange-Grafikkarte á GeForce GTX 970, GeForce GTX 1060 oder Radeon RX 470 aus, da die CPU-Anforderungen zwischen "Minimum" und "Empfehlung" identisch ausfallen. Dies mag vielleicht in der Praxis nicht gänzlich zu halten sein, dürfte aber dennoch näher an der Realität liegen als bei vielen anderen Systemanforderungen, wo (offiziell) zwischen "Minimum" und "Empfehlung" ein starker Anstieg der abgeforderten CPU-Leistung liegt. Selbiger ist allerdings zumeist realitätsfern, denn bei zunehmender Grafikpracht tritt der Effekt der CPU-Performance bekannterweise immer mehr in den Hintergrund – wird mehr CPU-Performance eigentlich nur dann benötigt, wenn man besonders hohe Frameraten erzielen will (nur dann muß die CPU entsprechend mitziehen können).

offizielle PC-Systemanforderungen zu "Bleeding Edge"
Minimum Empfohlen
OS Windows 10 64-Bit (v18362), DirectX 11
CPU Core i5-4590 oder FX-8350 Core i5-4590 oder FX-8350
Speicher 6 GB RAM & 2 GB VRAM 8 GB RAM & 4 GB VRAM
Gfx GeForce GTX 750 oder Radeon RX 560 GeForce GTX 970, GeForce GTX 1060 oder Radeon RX 470