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Hardware- und Nachrichten-Links des 18./19. September 2021

Zur aktuellen Situation im (deutschen) Grafikkarten-Markt passen zwei Worte: Falsche Richtung! Gegenüber dem Stand von vor drei Wochen zum Ende des Augusts haben sich innerhalb des Septembers sowohl Preis- als auch Verfügbarkeits-Niveau jeweils wiederum leicht negativ entwickelt. Dies betrifft inzwischen sehr klar beide Grafikchip-Entwickler mit nahezu dem kompletten Produkt-Portfolio, Ausnahmen von dieser Regel haben auf den ermittelten Durchschnitt der Preisübertreibung von +74% (AMD) bzw. +70% (nVidia) nur eine maßvoll mildernde Wirkung. Da vor allem die Verfügbarkeit erneut nachgelassen hat (nicht im großen Maßstab, aber überall ein gewisses Stückchen), sieht es derzeit auch wenig nach einer eventuellen Trendwende aus – vielmehr muß eher die Befürchtung zu weiter steigenden Grafikkarten-Preisen in der näheren Zukunft geäußert werden.

Möglicherweise war der letzte Tiefpunkt in diesem Sommer mit Preisübertreibungen von "nur" +50-60% vornehmlich Jahreszeit-bedingt, sprich getrieben durch den geringeren Bedarf eines Sommer-Anfangs (samt diverser Maßnahmen-Aufhebungen). Ein bemerkbarer Punkt im Grafikkarten-Markt des Septembers 2021 liegt im Ende des Versuchs, die Radeon RX 6600 XT in der Nähe von 500 Euro zu halten – die Karte tendiert derzeit vielmehr in Richtung 600 Euro und könnte bei weiterhin durchschnittlicher Verfügbarkeit auch schnell dort landen. Damit erreicht selbst die Radeon RX 6600 XT mit ihrem sowieso schon hochgesetztem Listenpreis nunmehr auch schon eine Preisübertreibung von mindestens +45%. Daneben haben auch die anderen kleineren Grafikkarten á Radeon RX 6700 XT, GeForce RTX 3060 & 3060 Ti preislich zugelegt, der Einstieg in die Ampere/RDNA2-Generation ist damit zu deutschen Straßenpreisen wiederum etwas teurer geworden.

Der andere bemerkbare Punkt liegt in den anziehenden Preise und spürbar zurückgehender Verfügbarkeit ausgerechnet bei den Spitzenmodellen Radeon RX 6900 XT und GeForce RTX 3090. Letztere legte innerhalb von drei Wochen bei der Preisübertreibung einen 30-Prozentpunkte-Sprung hin, von +29% auf nunmehr +59%. Dies verwundert um so mehr, als dass diese Spitzenmodelle bisher fast durchgehend die geringsten Preisaufschläge hatten und dazu zumeist die beste Verfügbarkeit – bedingt durch deren sowieso schon sehr hohen Listenpreis. Die zurückgehende Verfügbarkeit beider Spitzenkarten gibt dann Anlaß zur Sorge über weitere Preissteigerungen – und zwar nicht nur bei jenen Spitzenmodellen, sondern auch darunter: Denn wird das Preisgefüge weit auseinandergezogen, ergibt sich auch für die mittleren und (anderen) großen Modelle mehr Spielraum zu eigenen Preissteigerungen, fehlt der (preislich) limitierende Faktor, welchen Radeon RX 6900 XT & GeForce RTX 3090 bislang noch ausgeübt haben.

Die vorstehende Info-Grafik enthält neben der Preisentwicklung bei AMDs RDNA2-Karten und nVidias Ampere-Karten (ohne die neuen Modelle 6600XT, 3070Ti & 3080Ti) zusätzlich erstmals eine Verlaufskurve der Grafikkarten-Verfügbarkeit (inklusive allen neuen Modellen). Hierzu wurde schlicht die jeweils mittels Sternen ausgedrückte Verfügbarkeits-Wertung gemittelt und als rein relative Verlaufskurve ins Diagramm integriert. Es geht hierbei also nicht um absolute Werte, sondern nur um den groben Vergleich zwischen niedriger/hoher Verfügbarkeit zu verschiedenen Zeitpunkten. Gut zu sehen ist anhand dieser Verlaufskurve, dass die Verfügbarkeit im deutschen Grafikkarten-Markt zum Juli-Anfang einen Höhepunkt erreichte, seitdem aber stetig abwärts gefallen ist.

Sehr interessant ist zudem, dass die im Frühjahr fast durchgehend steigende Verfügbarkeit seinerzeit nicht zu besseren, sondern (wie bekannt) vielmehr sogar zu schlechteren Grafikkarten-Preisen geführt hat. Augenscheinlich tritt bei steigender Verfügbarkeit nicht automatisch ein Effekt auf die Grafikkarten-Preise ein – vielmehr muß die Verfügbarkeit ein gewisses Mindestlevel erreichen, damit die Grafikkarten-Preise sinken können. Letztlich war das Frühjahr 2021 auch eine Zeit, wo viele Grafikkarten nur mit einer Handvoll an (lieferbaren) Händlerangeboten vertreten waren, teilweise sogar nur als Einzelstücke verfügbar waren. Womöglich auch deswegen zeigte sich zum Februar-Anfang sogar gleichzeitig eine Preis- wie auch Verfügbarkeits-Spitze (andere Erklärungen natürlich vorbehalten).

6600XT 6700XT 6800 6800XT 6900XT
Geizhals 559-699€ 829-1132€ 1449-1709€ 1299-1950€ 1399-2069€
Alternate 599-629€ 829-1159€ nix 1299€ 1499€
Caseking 587€ 883-952€ nix nix 1499-1789€
Computeruniverse nix nix nix nix 1343-1693€
Equippr nix nix nix nix nix
Galaxus nix 956-984€ 1799€ 1950€ 1901€
Hardwarecamp24 nix 949€ nix nix 1439-1589€
Mindfactory 559€ nix nix 1299€ 1399-2069€
Notebooksbilliger 599-649€ nix nix nix 1499-1699€
ProShop 550€ nix 1099-1249€ nix 1599-2063€
Listenpreis 380€ 479€ 579€ 649€ 999€
Mehrpreis ab +45% ab +73% ab +90% ab +100% ab +34%
Veränderung zum 29.8. +24PP +14PP –5PP +23PP +8PP
Verfügbarkeit ★★★☆☆ ★★★☆☆ ★★☆☆☆ ★★☆☆☆ ★★★☆☆
Preisstand: 19. September 2021 (Nachts); ausschließlich lieferbare Angebote; "PP" = Prozentpunkte
3060 3060Ti 3070 3070Ti 3080 3080Ti 3090
Geizhals 609-799€ 699-849€ 949-1260€ 1049-1496€ 1299-1821€ 1549-2249€ 2469-3632€
Alternate 649-699€ 699-799€ 969-1139€ 1239€ 1299-1579€ 1699-2149€ 2499-2849€
Caseking nix 757€ nix nix 1406-1563€ 1645-1896€ nix
Computeruniverse nix nix nix nix nix 1511€ nix
Equippr nix nix nix nix nix 1549€ nix
Galaxus 700-1280€ 754-1152€ 972-1605€ 1292-1496€ 1479€ 1605-1962€ 2799€
Hardwarecamp24 599-689€ 759€ 989-1029€ nix 1429€ 1749-1869€ 2599€
Mindfactory 609-649€ 729€ 989€ nix 1249€ 1689-1699€ nix
Notebooksbilliger 669€ 759-799€ 979€ nix 1399€ 1649-1849€ nix
ProShop 670-769€ 749-799€ 884-899€ nix 1449-1599€ 1649-2099€ nix
Listenpreis 329€ 419€ 519€ 619€ 719€ 1199€ 1549€
Mehrpreis ab +82% ab +67% ab +70% ab +69% ab +74% ab +26% ab +59%
Veränderung zum 29.8. +15PP +10PP +1PP +16PP ±0 +9PP +30PP
Verfügbarkeit ★★★★☆ ★★★★☆ ★★★☆☆ ★★☆☆☆ ★★★☆☆ ★★★★☆ ★★★☆☆
Preisstand: 19. September 2021 (Nachts); ausschließlich lieferbare Angebote; "PP" = Prozentpunkte
6700XT 6800 6800XT 6900XT 3060 3070 3080 3090
Listenpreis 479€ 579€ 649€ 999€ 329€ 519€ 719€ 1549€
17. Januar - 809-1019€ 999-1199€ 1249-1841€ - 769-1049€ - 1649-2406€
22. Januar - 879-1049€ 1019-1279€ 1249-1718€ - 729-999€ - 1849-2379€
2. Februar - 859-1049€ 1049-1329€ 1299-1755€ - 799-1249€ 1399-1449€ 1750-2899€
14. Februar - 969-1489€ 1129-1399€ 1339-1729€ - 899-1349€ - 2223-2819€
24. Februar - 999-1199€ 1098-1399€ 1429-2045€ - 979-1569€ - 2469-3669€
18. März 970-1049€ 1179-1199€ 1259-1539€ 1499-1960€ 559-1199€ 1299-1699€ 2299-2499€ 2459-3915€
19. April 860-1521€ 1379-1699€ 1444-1699€ 1654-2527€ 589-1181€ 1290-1699€ 2299-2399€ 2699-3049€
2. Mai 899-1417€ 1373-1699€ 1632-1773€ 1799-2528€ 740-1349€ 1269-1699€ 2299-2499€ 2539-3499€
16. Mai 909-1580€ 1499-1699€ 1299-1799€ 1699-2999€ 999-1122€ 1498-1649€ 2999€ 3199€
30. Mai 899-1246€ 989-1699€ 1159-1649€ 1699-2799€ 829-1049€ 1269-1649€ 1999-2499€ 2699-3499€
20. Juni 798-999€ 1199-1826€ 1248-2109€ 1589-2999€ 679-1429€ 989-1399€ 1579-1999€ 2169-3330€
4. Juli 714-962€ 929-1819€ 1089-1499€ 1327-2493€ 589-1005€ 799-1490€ 1199-1842€ 1932-3084€
18. Juli 664-1099€ 999-1245€ 1159-1299€ 1327-2099€ 579-799€ 879-1290€ 1199-1719€ 1890-2552€
8. August 689-1099€ 1049-1299€ 1157-1575€ 1327-2493€ 526-805€ 789-1290€ 1199-1848€ 1890-3199€
29. August 763-1192€ 1129-1846€ 1149-1778€ 1259-2099€ 549-1280€ 879-1639€ 1249-2436€ 1999-3454€
19. September 829-1159€ 1099-1799€ 1299-1950€ 1343-2069€ 599-1280€ 884-1605€ 1249-1821€ 2469-3632€
Hinweis: angegeben wurde jeweils der beste und schlechteste (lieferbare) Händlerpreis

VideoCardz weisen auf GeForce RTX 3060 Karten mit GA104-Unterbau hin, welche in China aufgetaucht und dort wohl sogar regulär verkauft werden. Hierbei verwendet nVidia jedoch im groben keine andere Hardware-Gestaltung wie bei der regulären, GA106-basierten GeForce RTX 3060 – es gibt auch bei der GA104-basierten Ausführung dieselben 28 Shader-Cluster am selben 192-Bit-Interface mit 12 GB GDDR6-Speicher (samt logischerweise identischen Taktraten). Die jeweiligen Hardware-Abspeckungen dürften wiederum per Lasercut vorgenommen worden sein, sprich da gibt es keine Chance auf Freischaltung der jeweils deaktivierten Hardware-Teile. Ähnliches hatte nVidia seinerzeit schon mit der GeForce RTX 2060 aus der Turing-Generation getan, die regulär eine TU106-Basis hat, welche allerdings teilweise auch mit TU104-Basis verkauft wurde.

Bei dieser seinerzeitigen Ansetzung ergab sich aufgrund technischer Limitationen allerdings ein kleiner Hardware-Unterschied zwischen beiden Versionen der GeForce RTX 2060: Die reguläre TU106-Version kam mit 3 Raster-Engines daher, die TU104-Version dagegen mit 4 Raster-Engines. Im neuen Fall bei der GeForce RTX 3060 wiederholt sich jenes Spiel haargenau: Um die notwendige Abspeckung auf 28 Shader-Cluster mit dem GA104-Chip zu erreichen, müssen 4 von dessen Raster-Engines aktiv bleiben, nicht nur 3. Hinzu kommt bei der GeForce RTX 3060 allerdings noch eine Besonderheit der Ampere-Architektur, wonach die ROPs nicht mehr am Speicherinterface angebunden sind, sondern in den GPCs (bei Raster-Engine & Shader-Clustern) liegen. Damit skaliert die Anzahl der ROPs mit jener der Raster-Engines, die GA104-basierte GeForce RTX 3060 hat somit nominell gleich 64 ROPs (mögliches Blockdiagramm seitens Harukaze5719 @ Twitter) – und nicht 48 ROPs, wie die reguläre (GA106-basierte) GeForce RTX 3060. Allerdings könnte nVidia durchaus GPC-intern noch Schnitte ansetzen, jener Punkt wäre noch zu klären.

Im alten Fall der GeForce RTX 2060 ergab sich durch die einzelne Raster-Engine mehr keinerlei beachtbare Performance-Differenz, dies sollte im Fall der GeForce RTX 3060 unter ihren beiden Chip-Versionen nicht anders sein. Käme allerdings tatsächlich noch eine Differenz bei der Anzahl der ROPs hinzu, könnte die Rechnung durchaus auch (leicht) anders ausgehen. So lange die GA104-basierte GeForce RTX 3060 allerdings nur (als vergleichsweise seltenes Produkt) in China verkauft wird, ergibt sich zumindest für den westlichen Grafikkarten-Käufer (sofern es etwas zu kaufen gibt) noch keine echte Auswirkung. Generell dürfte nVidia mit dieser Maßnahme schlicht ein paar Serien an TU104- bzw. GA104-Chips vor der Müllprese bewahren, welche sich in der Fertigung zu viele Produktionsfehler eingefangen haben. Jene taugen dann augenscheinlich nicht mehr zu den eigentlich gedachten TU104/GA104-Grafikkarten, können aber nach größerer Abspeckung durchaus noch für kleinere Grafikkarten dienen. Ein Nachteil für den Benutzer ergibt sich hierbei nicht, alle Produktionsfehler befinden sich natürlich in den (ab Werk) deaktivierten Hardware-Einheiten.

GeForce RTX 3060 GeForce RTX 3060 Ti GeForce RTX 3070
Chip-Basis GA106-300 GA104-150 GA104-200 GA104-300
3 Raster-Engines, 28 Shader-Cluster, 3584 FP32-Einheiten, 112 TMUs, 28 RT-Cores v2, 112 Tensor-Cores v3, 48 ROPs, 2,25 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 4 Raster-Engines, 28 Shader-Cluster, 3584 FP32-Einheiten, 112 TMUs, 28 RT-Cores v2, 112 Tensor-Cores v3, 48-64 ROPs, 2,25 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 5 Raster-Engines, 38 Shader-Cluster, 4864 FP32-Einheiten, 152 TMUs, 38 RT-Cores v2, 152 Tensor-Cores v3, 80 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 6 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 5888 FP32-Einheiten, 184 TMUs, 46 RT-Cores v2, 184 Tensor-Cores v3, 96 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage)
Taktraten 1320/1777 MHz & 15 Gbps 1320/1777 MHz & 15 Gbps 1410/1665 MHz & 14 Gbps 1500/1725 MHz & 14 Gbps
Speicherausbau 12 GB GDDR6 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6
4K Perf.Index 165% anzunehmend 165% 217% 250%