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Hardware- und Nachrichten-Links des 15./16. September 2014

Zur Radeon R9 290, welche einstmals zu einem Straßenpreis von 360 Euro eingestiegen ist und dann lange Zeit konstant etwas oberhalb von 300 Euro lag, tauchen nun die ersten Preisangebote unterhalb von 300 Euro auf – im besten Fall sogar für 280 Euro. Noch ist nicht ganz sicher, ob dies ein Vorzeichen eines allgemeinen Preisrutsches bei der Radeon R9 290 ist – aber dies ist durchaus keine abwegige Idee. AMD kann mit dem Tonga-Chip im Vollausbau in jedem Fall das Performance-Niveau der Radeon R9 280X erreichen, bei hohen Taktraten oder/und mehr als erwartet bislang inaktiven Shader-Einheiten sicherlich sogar das Performance-Niveau der Radeon R9 290. Dann hätte der Tonga-Chip letztlich sogar einen Sinn – denn allein zum Ersatz des Thaiti-Chips braucht man eigentlich keinen Grafikchip mit gleicher Performance und gleicher Chipfläche respektive den ungefähr gleichen Fertigungskosten auflegen. AMD könnte eine weitere Tonga-Grafikkarte dann noch dieses Jahr im Rahmen der Radeon R200 Serie auflegen – und würde damit nur alte Pläne erfüllen, welche genau dieses vorhersahen.

Im Zuge der Diskussion über den relativ großen Hardware-, Performance- und Preisunterschied zwischen GeForce GTX 970 & 980 taucht immer der Unglaube darüber auf, daß die Produktion des GM204-Chip so mittelprächtig sein soll, daß nVidia wirklich eine von ursprünglich immerhin 2048 Shader-Einheiten auf nur noch 1664 Shader-Einheiten heruntergebrochene Chip-Variante benötigen würde. Hier liegt allerdings ein grundsätzliches Mißverständnis vor, welcher sich auch aus der im englischsprachigen Web hierfür gebräuchlichen Bezeichnung "Salvage-Varianten" ergibt: Kleine Varianten eines Chip sind jedoch in der heutigen Zeit in den wenigsten Fällen dem Umstand geschuldet, daß wirklich so viele Chips mit kleinen Fehlern oder aber limitierter Taktrate aus der Produktion kommen. Gerade am Ende des Zyklus eines Fertigungsverfahrens – wie derzeit bei der 28nm-Fertigung von TSMC – sind die Ausschußraten bei der Produktion sehr gering, sogar bei neu aufgelegten Grafikchips.

Die Resteverwertung von nicht ganz so perfekten Chips ist jedoch immer nur ein (netter) Zweitnutzen. Im eigentlichen werden Salvage-Varianten jedoch aufgelegt, weil man einen bestimmten Preisbereich besetzen will und sich die einfache Frage stellt, was günstiger ist: Einen größeren Chip mit teildeaktivierten Einheiten dafür mißbrauchen – oder extra nur für diesen einen Anwendungszweck einen extra Chip aufzulegen. In letzteren Fall müssten die Grafikchip-Entwickler nicht mit drei bis vier Chips pro Generation, sondern dann mit Richtung acht Chips pro Generation anrücken – was in höchstem Maße unwirtschaftlich ist. Die Teildeaktivierung von Grafikchips ist also fester Bestandteil der Portfolio-Planungen beider Grafikchip-Entwickler – und zwar lange bevor feststeht, wie hoch die Produktionsausbeute einzelner Grafikchips ausfällt bzw. ob aus Produktionssicht dies wirklich notwendig wäre. Insbesondere letzterer Punkt ist für die Existenz von Salvage-Lösungen vollkommen egal – Salvage-Lösungen würde es auch dann geben, wenn ein Chip bis auf das letzte Exemplar perfekt hergestellt werden könnte.

Seitens der PC Games Hardware kommt die Meldung über einen Kombi-Speichercontroller für DDR3- und DDR4-Speicher bei Intels Skylake-Architektur, basierend auf einer Meldung des italienischen Bits & Chips, welche diesen Punkt jedoch nur als "Möglichkeit" notieren. Allerdings ist die Angelegenheit relativ klar und wurde an dieser Stelle schon im Juli vermeldet: Intel selbst hat in seinen internen Unterlagen schon den gleichzeitigen Support für DDR3- und DDR4-Speicher bei den Desktop-Modellen von Skylake zugegeben. Da die hierfür verwendeten Chips letztlich dieselben sind wie für das Notebook- und Tablet-Segment, scheint das Kombi-Speicherinterface wohl bei jedem Skylake-Prozessor prinzipiell vorhanden zu sein. Wahrscheinlich wird Intel aber je nach Marktbedarf und Einsatzzweck den DDR3- oder DDR4-Part des Speicherinterfaces deaktivieren – und wohl nur im Desktop-Segment werden Prozessoren zur Verfügung stehen, wo man regelrecht wählen kann, ob man jene mit DDR3- oder DDR4-Speicher paart.

Heise berichten über einen Vorschlag seitens HP zu einem "europäischen Datenraum", welcher zum einen natürlich den Cloud-Gedanken unterstützen soll, zum anderen jene nach europäischen Standards insbesondere in Bezug auf den Datenschutz ausrichten soll. Die Idee ist nicht verkehrt, aber die Ausführung im Namen der EU ausgerechnet einem US-Unternehmen zu übertragen, torpediert den Sinn von Anfang an: Das US-Unternehmen – oder auch ein europäisches Unternehmen nur mit Zweigniederlassungen in den USA – kann immer von der US-Geheimgerichtsbarkeit zu Datenherausgaben gezwungen werden. Sämtliche Beschwichtigungsversuche in dieser Richtung hin sind komplett negierbar, so lange sich in den USA nicht eine ernsthafte Gegenbewegung zugunsten echter Rechtsstaatlichkeit in diesen Dingen entwickelt. Derzeit muß man leider konstatieren, daß in den USA in Überwachungs- und Datenschutzfragen nicht mehr die gewählten Volksvertreter, sondern die Überwacher selber das Heft des Handelns in der Hand halten. In dieser Situation gibt es keine Ansätze für eine sinnvolle Kooperation – das einzige, was funktionieren kann, wäre eine totale Abschottung eben jenes europäischen Datenraumes. Und dies natürlich nicht nur auf technischer Seite, sondern auch Seiten der beteiligten Anbieter. Wahrscheinlich sind mittelständige Unternehmen ohne US-Geschäft hierfür besser geeignet als üblicherweise weltweit agierende Großkonzerne.

Mainboard-Shortcuts: Während Asus bei der PC Games Hardware die Vorteile des eigenen Sonder-Sockels mit 2084 Pins für Haswell-E in den Himmel lobt, wird es nunmehr laut der ComputerBase auch von Gigabyte ein Mainboard mit modifiziertem Sockel für die (angeblich) bessere Übertaktbarkeit von Haswell-E geben. Die Garantie-Frage ist auch hier vakant bzw. so lange diesbezüglich nichts anders gesagt wird, sollte man mit keiner Garantie auf die hierfür benutzten Intel-CPUs rechnen. Golem berichten hingegen über zwei X99-Mainboards, welche bei verschiedenen Hardwaretestern durchgebrannt sind: So etwas passiert eher selten, aber zwei Stück ergeben doch noch keinen Anlaß, daraus eine Regel machen zu können. Und letztlich vermeldet die PC Games Hardware noch ein X99-Mainboard seitens Asus, welches mittels Zusatzchips ganze 88 PCI Express 3.0 Lanes zur Verfügung stellt. Dies ist im Sinne höchstmöglicher Perfektheit ehrenhaft, allerdings ändert dies auch nichts daran, daß die Haswell-E-Prozessoren nur 40 PCI Express 3.0 Lanes zu den Grafikkarten anbieten (der Core i7-5820K nur 28 Lanes). Mit den 88 PCI Express Lanes auf dem Asus-Mainboard erreicht man ergo keine höhere Bandbreite insgesamt, sondern nur eine bessere Lastverteilung.