1

Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Juli 2020

Nachdem das erste Halbjahr 2020 sowohl wegen des eher zurückhaltenden Fahrplans der Chipentwickler als auch der Corona-Krise kaum bedeutsame Hardware-Launches gesehen hat (mit Radeon RX 5600 XT und Ryzen 3 3100/3300X zwei Programm-Ergänzungen, mit Comet Lake nur eine technologische Neuvorstellung), bietet das mit (geplanten) Launches vollgepackte zweite Halbjahr 2020 durchaus das Potential, für sehr vieles zu entschädigen: AMD wird am 7. Juli den Matisse-Refresh der "Ryzen 3000XT" Prozessoren ins Feld schicken, vermutlich am 21. Juli gefolgt vom lange erwarteten Desktop-Renoir aka der "Ryzen 4000G" APU-Serie. Unabhängig wie lange jenes (wegen des nahenden Zen-3-Launches) Bestand hat, wird AMD damit sein Desktop-Portfolio an Zen-2-basierten Prozessoren nochmals komplett umgestalten. Irgendwann im Zeitrahmen Sommer/Herbst wird Intel dann seine Tiger-Lake-Generation an Mobile-Prozessoren offenbaren – wobei derzeit ein Vierkern-Die für U-Modelle sicher ist, ein Achtkern-Die für H-Modelle immerhin latent in der Schwebe steht. Sollte Intel selbiges tatsächlich hinbekommen, könnte Tiger Lake somit dann mehr als Ice Lake leisten, welches selbst im Mobile-Segment derzeit etwas hinter den Mobile-Varianten von Comet Lake zurücktreten muß.

AMD Intel nVidia
7. Juli Matisse-Refresh
"Ryzen 3000XT"
Desktop-Prozessoren (Zen 2, 7nm)
21. Juli Desktop-Renoir
"Ryzen 4000G"
Desktop-APUs (Zen 2, 7nm)
Sommer/Herbst Tiger Lake U/H
"Core i-11000 U/H"
Mobile-Prozessoren (10nm)
GA102
"GeForce RTX 3080/3090"
Enthusiasten-Grafikchip (Ampere, 8nm)
Herbst/Winter Vermeer
"Ryzen 4000"
Desktop-Prozessoren (Zen 3, 7nm)
viertes Quartal Navi 21
"Radeon RX 6900"
Enthusiasten-Grafikchip (RDNA2, 7nm)
DG1
Einsteiger-Mobilegrafik (Xe, 10nm)
GA104
"GeForce RTX 3070"
HighEnd-Grafikchip (Ampere, 8nm)
Weihnachts-Geschäft Playstation 5 + Xbox Series S/X
NextGen-Spielekonsolen (Zen 2 & RDNA2)
Jahresende bis Anfang 2021 Genesis Peak
"Ryzen Threadripper 4000"
HEDT-Prozessoren (Zen 3, 7nm)
GA106
"GeForce RTX 3060"
Midrange-Grafikchip (Ampere, 8nm)
Anmerkung: Termin-Angaben weitgehend basierend auf Gerüchten & Spekulationen

Im gleichen Zeitraum steht dann mit dem GA102 der erste Gaming-Grafikchip von nVidias Ampere-Generation an, welcher in GeForce RTX 3080/3090 Grafikkarten sowie eventuell einer neuen Titan-Lösung resultieren sollte. Mit jeweils etwas Abstand dürften dann die weiteren Ampere-Chips GA104 & GA106 zugunsten der GeForce RTX 3060/3070 Grafikkarten nachfolgen, wobei deren genaue Terminlage derzeit nur geschätzt werden kann. AMDs Gegenangebot in Form des "Navi 21" Grafikchips aus der RDNA2/Navi-2X-Generation scheint hingegen etwas später als der GA102-Chip anzutreten, gemessen am jeweiligen Gerüchteaufkommen zu beiden NextGen-Grafikgeneration. Wann hingegen der ebenfalls bekannte RDNA2-Chip "Navi 23" auftaucht, ist derzeit hingegen komplett unbekannt – während "Navi 22" allem Anschein nach Apple-exklusiv ist und damit aus PC-Sicht nicht weiter betrachtet werden muß. Ebenfalls ein im vierten Quartal anstehendes Grafik-Produkt ist dann Intels DG1 aus der Xe-Architektur – welches allerdings nur Einsteiger-Niveau erreicht und daher von Intel auch nur ins Mobile-Feld gebracht wird.

Irgendwann im Zeitrahmen Herbst/Winter steht dann AMDs Zen-3-Architektur mit den Vermeer-basierten "Ryzen 4000" Desktop-Prozessoren auf dem Plan. AMD wird mit diesen Intel nochmals weiter unter Druck setzen, da Intels nächste Desktop-Generation "Rocket Lake" sicherlich nicht mehr dieses Jahr antritt. Abzuwarten bleibt allerdings, wie breit der initiale Zen-3-Launch ist, respektive ob sich das Ausbreiten des Portfolios eventuell bis ins Jahr 2021 hineinzieht. Davon unabhängig könnte AMD bereits zum Jahresende mit den Genesis-Peak-basierten "Ryzen Threadripper 4000" HEDT-Prozessoren an der absoluten Leistungsspitze nachlegen, auch wenn deren Launchtermin derzeit rein spekulativ ist. Definitiv zum Weihnachtsgeschäft (November/Dezember) erscheint hingegen eine Dreierriege an NextGen-Spielekonsolen: Sonys Playstation 5 sowie die beiden Microsoft-Modelle Xbox Series X und Xbox Series S. Insbesondere der Konsolen-Launch dürfte ziemlich viel Wind machen, schließlich werden damit auch komplett außerhalb des PC-Segments stehende Medien & Konsumenten angesprochen respektive bekommt RayTracing eine Mainstream-Basis.

Twitterer Kopite7kimi hat nochmals klar bekräftigt, dass nVidias Gaming-Ampere aus der 8nm-Fertigung von Samsung stammen wird. Dies soll dann nicht nur Teile der anstehenden Grafikchip-Gilde (GA102, GA104, GA106 & GA107) betreffen, sondern hingegen alles, was für die 3050er bis 3090er GeForce-Grafikkarten benötigt wird. Bisher ist 'Kopite7kimi' eine exzellente Quelle bezüglich nVidias Ampere-Generation – mit einer Meldung zu den Spezifikationen der Ampere-Chips bereits vom Mai 2019 (Jahreszahl korrekt), welche sich beim GA100-Chip komplett bestätigt hat sowie beim nachfolgenden GA102-Chip sich wahrscheinlich genauso bestätigt. Eine absolute Gewißheit gibt es natürlich nicht, aber zumindest ist somit klargestellt, das Kopite7kimi immer noch zu seiner letztjährigen Aussage steht – welche schließlich schon seinerzeit die 8nm-Fertigung von Samsung vorhergesagt hatte.

100% Samsung 8nm (develop from 10nm)
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 1. Juli 2020

Samsungs 8nm-Fertigung stellt eine Verbesserung des 10nm-Nodes dar und kommt nominell noch ohne EUV-Einsatz aus (Kopite7kimi hatte seinerzeit "Samsung 8EUV" geschrieben, aber dies könnte auch ein Copy&Paste-Fehler auf Basis der für den GA100-Chip notierten "TSMC 7EUV" Fertigung sein). Der GA100-Chip für den HPC-Einsatz benutzt wie bekannt TSMCs reguläres 7nm-Verfahren "N7", ebenfalls jedoch noch ohne EUV-Einsatz. Jenes sollte zwar beachtbar besser als Samsungs 8nm-Fertigung sein, aber TSMC wird derzeit von Aufträgen überschüttet und kann sich daher sehr hohe Preislagen inbesondere für fortschrittliche Fertigungsverfahren leisten, während Samsung mit Macht seine Halbleiterfertigung für andere Chipentwickler (nicht nur für Samsung selber) ausdehnen will und daher angeblich mit Kampfpreisen agiert. Die Benutzung der 8nm-Fertigung für Gaming-Ampere bedeutet in etwa einen nominellen Flächennachteil von +40% gegenüber TSMCs N7-Node – sprich, ein GA102-Chip mit angeblich ca. 627mm² Chipfläche könnte bei TSMC geschätzt nur ca. 470-500mm² groß sein (nicht skalierende Chipteile eingerechnet). Wie dies mit den elektrischen Eigenschaften aussieht, ist dagegen nicht zu ermitteln, da keinerlei Fertiger-übergreifende Angaben vorliegen.

WCCF Tech weisen auf die Verfügbarkeit von Pre-tested Comet-Lake-Prozessoren bei der Silicon Lottery hin, gleiches bietet natürlich auch Caseking in deutschen Landen an (mit teilweise deutlich besserer Preislage). Dabei fehlen leider die bei der Silicon Lottery ansonsten üblichen Angaben zum Übertaktungserfolg dieser Prozessoren – wobei sich aus der Preisstaffelung schon herauslesen läßt, dass 5.1 GHz AllCore-Turbo vergleichsweise schwer zu erzielen sind. Dies ergibt insbesondere für den Core i9-10900K die Problematik, dass man auf diesem AllCore-Turbo in einigen Benchmarks teilweise (geringfügig) Performance verliert, da somit der maximale (nominelle) Boosttakt von 5.3 GHz nicht mehr erreicht werden kann. Für den Core i7-10700K gilt diese Einschränkung nur auf niedrigeren AllCore-Taktraten, denn dessen maximaler (nomineller) Boosttakt liegt sowieso nur bei 5.1 GHz. Beachtbare Performance-Gewinne wird man auf diesen Taktraten so oder so nicht erzielen können, dafür sind jene Übertaktungen einfach zu niedrig angesetzt – weil natürlich aus Comet Lake einfach nicht mehr herauszuholen ist.

Technik @ 4.9 GHz @ 5.0 GHz @ 5.1 GHz
Core i9-10900K 10C/20T, 3.7/4.9/5.3 GHz, 488$ SL: 589,99$ (~624€) SL: 679,99$ (~719€)
CK: 671,63€
SL: 949,99$ (~1005€)
CK: 720,37€
Core i7-10700K 8C/16T, 3.8/4.7/5.1 GHz, 374$ SL: 429,99$ (~455€) SL: 469,99$ (~497€) SL: 599,99$ (~635€)
Preislagen vom 1. Juli 2020 bei Silicon Lottery & Caseking; US-Preise umgerechnet mit 1€ = 1,1252$ inkl. 19% MwSt.