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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Dezember 2021

Beim russischsprachigen PRO Hi-Tech @ YouTube (via VideoCardz) hat man die kürzlich auf verdoppelte Speichermenge gemoddete GeForce RTX 2060 12GB einem kurzem Benchmark-Test unterzogen – welcher allerdings bereits alle drei möglichen Ergebnisse dieser reinen Speicherverdopplung andeutet: So bewegt sich unter Cyberpunk 2077 erst einmal gar nichts, die 6 GB Grafikkartenspeicher der regulären Kartenausführung sind hier bis in die Minimum-Frameraten ausreichend bzw. gibt es nur einen kleinen Ausschlag bei den 0,1% Perzentilen. Unter Far Cry 6 sieht man eine gewisse Performance-Anomalie, wobei die auf 12 GB gemoddete Karte unter den 0,1% Perzentilen deutlich langsamer läuft. Dies ist entweder ein Meß-Paradoxon (was bei so kleinen Perzentilen durchaus vorkommen kann), oder aber ein Problem, welches vielleicht durch einen auf die Speichermenge nicht angepassten Treiber ausgelöst wird – was bei einer regulären Variante demzufolge nicht mehr vorkommen dürfte.

GeForce RTX 2060 6GB vs. 12GB (Mod) avg fps 1% fps 0,1% fps
Cyberpunk 2077  (FullHD, RT, DLSS) 48 vs 48 fps 39 vs 39 fps 34 vs 36 fps
Far Cry 6  (WQHD, RT) 57 vs 58 fps 49 vs 46 fps 45 vs 29 fps
Watch Dogs: Legion  (FullHD, RT, DLSS) 45 vs 49 fps 22 vs 39 fps 15 vs 36 fps
gemäß den Ausführungen von PRO Hi-Tech @ YouTube

In die entgegengesetzte, endlich einmal positive Richtung geht es dann unter Watch Dogs: Legion, wo die auf 12 GB gemoddete Karte sowohl ein paar mehr fps unter der durchschnittlichen Framerate, als auch drastische Zugewinne unter den Minimum-Frameraten erzielen kann. Zwar wurde sich hierfür wohl auch eine Szene mit überdurchschnittlicher Grafikkartenspeicher-Nutzung herausgesucht, allerdings ist das Spiel durchaus dafür bekannt, gleich einige hiervon aufzuweisen. Insgesamt zeigt der Test schon ganz gut auf Vorteile und Problematik dieses Mehrspeichers hin: Sofern man es bei der Auflösung nicht übertreibt, wird es schwer, einen bemerkbaren Performancegewinn bei der durchschnittlichen Framerate mittels einer reinen Speicherverdopplung zu erreichen. Der Vorteil des Mehrspeichers liegt derzeit zuerst bei den besseren Frametimes zugunsten einer höheren realen Spielbarkeit – einmal abgesehen von der besseren Zukunftstauglichkeit samt höherem Wiederverkaufswert durch jenen Mehrspeicher.

Die Problematik für nVidia liegt hierbei natürlich darin, dass vornehmlich auf durchschnittlichen Frameraten gemessen wird und nur wenige Hardwaretester sich explizit darum kümmern, die Karten in ihr Speicherlimit zu treiben. Sofern allerdings keine bessere Performance (in den Medien) darstellbar ist, fällt die Tester-Wertung mehrheitlich nicht besonders prall aus und ergeht seitens der Grafikkartenkäufer des Massenmarkts die Frage, wieso man dann eine Karte mit Mehrspeicher samt Mehrpreis erstehen soll. Wahrscheinlich ist dies der Grund, wieso nVidia für die kommende, echte GeForce RTX 2060 12GB nicht zu den Hardware-Daten der originalen GeForce RTX 2060 6GB gegriffen hat, sondern ein kleines Plus bei freigeschalteten Shader-Clustern sowie freigegebener TDP oben drauf legt. Damit wird sich die reale GeForce RTX 2060 12GB ganz regulär etwas von der originalen GeForce RTX 2060 6GB entfernen – und geht somit diesem schwer zu gewinnenden Wettstreit auf gleicher Speichermenge aus dem Weg.

VideoCardz zeigen den Hinweis eines bekannten Leakers aus dem Chiphell-Forum, wonach AMD unter dem Codenamen "Renoir-X" an einem Core-i3-Kontrahenten mit beschnittener oder womöglich ganz deaktivierter Grafikeinheit arbeiten soll. Die hierfür herangezogene Renoir-APU wurde bislang primär für die Ryzen 4000 U/H Mobile-Prozessoren verwendet, während die Ryzen 4000G Desktop-Modelle eher nur in den Pro-Bereich gingen und nach dem Launch von Ryzen 5000G keine größere Bedeutung mehr haben. Generell stimmt es wohl, dass AMD im Einsteiger- und Mainstream-Bereich neue Angebote benötigt. Ob man dort allerdings mit Prozessoren ganz ohne iGPU punkten kann, bleibt zu bezweifeln, denn die OEMs wollen zweifelsfrei genau diese iGPUs. Auch für viele Endanwender ist eine integrierte Grafik inzwischen ein gewichtiger Pluspunkt angesichts der anhaltenden Unmöglichkeit, eine Grafikkarte auf Listenpreis-Niveau zu erstehen.

Unklar ist zudem, wieso AMD größere Waferkapazitäten für diese schließlich genauso unter der 7nm-Fertigung von TSMC hergestellten Prozessoren opfern sollte (der Flächenvorteil von Renoir mit ~150mm² zu Cezanne mit 177mm² ist nicht gewaltig). Eher denkbar, dass AMD schlicht noch zu viele dieser Prozessoren-Dies auf Lager oder in der noch laufenden Fertigung hat, eventuell gab es auch Rücklieferungen seitens der Notebook-Hersteller – welcher nun lieber Ryzen 5000 U/H und ab nächstem Jahr dann eher Ryzen 6000 U/H geliefert haben wollen. Genauso gut möglich, dass AMD hierbei schlicht Prozessoren-Dies verklappt, welche zu viele Silizium-Fehler im Grafikteil aufweisen und daher nur mit stark beschnittener Grafiklösung lauffähig sind. Bei beiden Möglichkeiten läuft es letztlich darauf hinaus, dass AMD gar keine großen Mengen von Renoir-X herstellen und somit liefern kann. Ein bedeutsamer Angriff auf den Core i3 ist damit unwahrscheinlich – und würde mit der Zen-2-basierten Renoir-APU sowieso nicht erfolgversprechend sein.

Mittels starker Aufhellung erkennt man auf den Bildern zu den Fantasy-1-Grafikkarten von Innosilicon die benutzten Stromstecker: Es ist ein 6poliger bei der Fantasy 1 "A" DualFan-Ausführung sowie gleich zwei 8polige bei der Fantasy 1 "B" TripleFan-Ausführung (zuerst entdeckt seitens des Hardwareluxx-Berichts). Bei den beiden anderen Grafikkarten fehlt Bildmaterial mit der richtigen Blickperspektive, jene dürften allerdings generell gleichlautend (oder etwas geringer) ausfallen. Einen echten Reim kann man sich sowieso noch nicht auf diese Information machen, denn damit könnte F1A (rein von der Stromzufuhr her) bis zu 150 Watt verbrauchen, F1B jedoch gleich bis zu 375 Watt. Real dürften es etwas niedrigere Werte sein, denn F1A in der SingleFan-Variante sieht doch deutlich anders als eine typische 150-Watt-Karte aus.

Fantasy 1 "A" SingleFan Fantasy 1 "A" DualFan Fantasy 1 "B" Fanless Fantasy 1 "B" TripleFan
Grafikchips 1x Fengshua 1 1x Fengshua 1 2x Fengshua 1 2x Fengshua 1
FP32-Power ≤5 TFlops ≤5 TFlops ≤10 TFlops ≤10 TFlops
INT8-Power ≤25 TOPs ≤25 TOPs ≤50 TOPs ≤50 TOPs
Interface 128 Bit 128 Bit 2x 128 Bit 2x 128 Bit
Speicher ≤16 GB GDDR6/X ≤16 GB GDDR6/X ≤32 GB GDDR6/X ≤32 GB GDDR6/X
Speichertaktung ≤19 Gbps
PCI Express PCI Express 4.0 mit 16 Lanes
Stromstecker ? 1x 6polig ? 2x 8polig
Ausgänge HDMI 2.1, DisplayPort 1.4 HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4
CPU-Support x86, ARM, MIPS
OS-Support Android, Linux, Window
API-Support OpenGL, OpenGL ES, OpenCL, Vulkan, DirectX

In jedem Fall sind damit die im MyDrivers-Bericht genannten 20 bzw. 50 Watt Stromverbrauch Nonsens, dies war wohl nur eine Teillast – oder vielleicht sogar nur der Idle- oder Windows-Verbrauch. Der Stromverbrauch der ersten Innosilicon-Grafikkarten scheint vielmehr in übliche mittelhohe Bereiche hineinzugehen, was auf eine Fertigungstechnologie im Rahmen von 16nm bis 12nm hinweist (der benutzte Node für Fengshua 1 bzw. Fantasy 1 wurde bislang nicht offengelegt). Zu erwähnen wäre noch, dass Chipentwickler Innosilicon laut dem ComputerBase-Bericht eine bekannte Größe im ASIC-Segment ist, u.a. auch Cryptomining-Beschleuniger entwickelt. Innosilicon hat dabei sogar Aufträge von Amazon, AMD, Google und Microsoft, läßt zudem bei Intel, Samsung und TSMC fertigen sowie kann sich rühmen, als einziger chinesischer Chipentwickler Zugriff auf die 5nm-Verfahren von Samsung und TSMC zu haben.