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Erste Hardware-Spezifikationen zu AMDs Grafikchips Polaris 10 & Polaris 11

Mittels der Veröffentlichung des OpenSource-Codes des kommenden neuen Linux-Treibers hat AMD höchstselbst einige Details zu den kommenden Grafikchips Polaris 10 und Polaris 11 offengelegt. So finde sich hierbei unter anderem auch eine Codezeile, welche die früher zur ursprünglich "Arctic Islands" genannten neuen Grafkchip-Generation notierten Grafikchip-Codenamen "Baffin" und "Ellesmere" bestätigt und sogar in Zusammenhang mit den offiziellen AMD-Codenamen der Polaris/Vega-Generation bringt:

drm/amdgpu: change ELM/BAF to Polaris10/Polaris11

Oder anders formuliert: "Baffin" ist "Polaris 11" als der kleinere der beiden Polaris-Chips – und "Ellesmere" ist "Polaris 10" als der größere der beiden Polaris Chips. Dabei wurden sogar betreffende PCI-IDs genannt – gut zur Identifizierung von neuen Grafikkarten, die von der Testsoftware noch nicht zugeordnet werden können: Polaris 11 wird unter den PCI-IDs 0x67E0, 0x67E1, 0x67E8, 0x67E9, 0x67EB und 0x67FF laufen, Polaris 11 unter den PCI-IDs 0x67C0 und 0x67DF. Die gleich sechs PCI-IDs für den kleineren Chip deuten auf eine zeitige Verwendung des Grafikchips im Mobile-Segment hin, im Desktop-Segment sind wohl jeweils nur zwei Grafikkarten-Varianten zu Polaris 10 & 11 zu erwarten.

Gleichzeitig gibt es recht klare Hinweise auf das Speicherinterface dieser beiden Grafikchips: Polaris 11/Baffin wird wohl ein 128 Bit Speicherinterface tragen, Polaris 10/Ellesmere ein 256 Bit DDR Speicherinterface. Dies läuft zumindest in ersterem Fall auf die sichere Verwendung von GDDR5 hinaus – beim größeren Polaris 10/Ellesmere könnte es theroetisch auch GDDR5X sein, wobei diese Variante aufgrund des späten Starts der Massenfertigung von GDDR5 erst im zweiten Halbjahr 2016 derzeit breit bezweifelt wird. Videocardz berichten sogar über eine Testfunktion, welche Polaris 10/Ellesmere mitteilt, ob GDDR5 benutzt wird – allgemein wird dies als sicheren Hinweis auf die Verwendung von GDDR5-Speicher (und eben nicht GDDR5X) betrachtet.

Daraus ergibt sich schon recht automatisch, mit welcher Anzahl an Shader-Einheiten die Grafikchips Polaris 11 & 10 geplant sein dürften – zu jedem Speicherinterface bzw. jeder Speicherbandbreite gibt es halt eine ideal passende Anzahl an Hardware-Einheiten. Gern werden hierzu die in der Benchmark-Datenbank von SiSoft Sandra neu aufgetauchten Werte einer unbekannten AMD-Grafikkarte mit 256 Bit Speicherinterface und (angeblich) 2304 Shader-Einheiten zitiert (Eintrag No.1 & Eintrag No.2). Bei jenen Eintragungen ist allerdings die Polaris-Abstammung noch überhaupt nicht sicher, zudem ist SiSoft Sandra für teilweise massive Auslesefehler bei unerkannter Hardware bekannt – man sehe sich nur die (angeblich) 3 GB DDR3-Speicher am 256 Bit Speicherinterface an, allein dies ist völlig unpassend. Hier könnte es sich also um Polaris 10/Ellesmere handeln, diese Auslegung muß allerdings nicht zutreffen. So oder so sind 2304 Shader-Einheiten zum 256 Bit GDDR5-Speicherinterface des Polaris-10-Chips dennoch recht passend, womit sich erstmals eine genauere Skizzierung dieser 2016er AMD-Grafikchips lohnt:

    AMD Polaris 11

  • bestätigt:  früherer Codename "Baffin"
  • bestätigt:  AMD Polaris/Vega-Generation, GCN 2.0 Architektur
  • bestätigt:  14nm Fertigung von GlobalFoundries
  • per vorgezeigtem Die geschätzt:  120-150mm² Chipfläche
  • spekulativ:  1024 bis 1280 Shader-Einheiten
  • nahezu sicher:  128 Bit GDDR5-Speicherinterface
  • nahezu sicher:  4 GB GDDR5-Speicher
  • vermutlich:  70-80 Watt TDP (Desktop-Lösungen)
  • vermutlich:  Performance in Richtung Radeon R7 370 bis R9 380
  • bestätigt:  Launch im Sommer 2016
  • angenommen:  Desktop-Verkaufsname Radeon R7 460 Serie

Zum 128 Bit DDR Speicherinterface sowie der gesichteten Chipfläche von 120-150mm² passen maximal 1024 bis 1280 Shader-Einheiten, noch mehr müsste man dann sicher mit einem größeren Speicherinterface füttern. Pro Forma handelt es sich damit bei Polaris 11 um so etwas wie einen Pitcairn-Chip (1280 Shader-Einheiten @ 256 Bit Interface) mit halbierten Speicherinterface, welcher aber über höhere Speichertaktungen und die Verbesserungen der GCN 2.0 Architektur trotzdem die gleiche bis eine leicht höhere Performance bieten können sollte. Polaris 11 wird damit AMDs neue Mainstream-Lösung in der 14/16nm-Generation, welche zudem auch breit für Mobile-Bedürfnisse Verwendung finden wird.

    AMD Polaris 10

  • bestätigt:  früherer Codename "Ellesmere"
  • bestätigt:  AMD Polaris/Vega-Generation, GCN 2.0 Architektur
  • bestätigt:  14nm Fertigung von GlobalFoundries
  • wahrscheinlich:  232mm² Chipfläche (AMDs "Project F")
  • spekulativ:  2304 bis 2560 Shader-Einheiten
  • nahezu sicher:  256 Bit GDDR5-Speicherinterface
  • möglicherweise:  bis zu 8 GB GDDR5-Speicher
  • vermutlich:  110-130 Watt TDP (Desktop-Lösungen)
  • vermutlich:  Performance in Richtung Radeon R9 390 bis 390X
  • höchstwahrscheinlich:  Launch im Sommer 2016
  • angenommen:  Desktop-Verkaufsname Radeon R7 470 Serie

Zum 256 Bit Speicherinterface sowie der wahrscheinlichen Chipfläche von 232mm² passen die bereits genannten 2304 Shader-Einheiten bis maximal 2560 Shader-Einheiten ziemlich gut, mehr würde sich in diese Chipfläche sowieso nicht hineinpressen lassen. Damit würde sich eine nominelle Hardware-Power zwischen Tahiti-Chip (2048 Shader-Einheiten @ 384 Bit Interface) und Hawaii-Chip (2816 Shader-Einheiten @ 512 Bit Interface) ergeben, nur eben mit kleinerem Speicherinterface. Eingedenk der kleineren Aufgaben des Polaris-10-Chips reicht das augenscheinlich geplante 256 Bit GDDR5-Speicherinterface jedoch vollkommen aus, der Chip soll schließlich nur ins Performance-Segment und damit den typischen Midrange-Bereich gehen. Die Verbesserungen der GCN 2.0 Architektur dürften zudem trotz niedrigerer Anzahl an Shader-Einheiten eine Performance auf Hawaii-Niveau ermöglichen.

Klar wird mit dieser Aufstellung aber auch, das AMD es dieses Jahr doch eher zurückhaltend angehen lassen wird: Sicherlich gibt es neue Grafikchips – aber jene werden augenscheinlich keine neuen Performance-Bestmarken aufstellen, AMD dürfte im HighEnd- und Enthusiasten-Bereich mangels neuer Angebote am Fiji-Chip festhalten müssen. Der Polaris-10-Chip wird womöglich teilweise in die Nähe dessen kommen, jenen aber kaum überbieten können (dafür ist die Hardware-Ansetzung einfach zu niedrig) und ist am Ende auch für ein gänzlich anderes Preis- und Performancesegment gedacht. Damit werden aller Voraussicht nach erst die 2017er AMD-Chips dann wirklich mehr Performance oben drauf legen und das Bedürfnis der Grafikkarten-Enthusiasten nach wirklich mehr Grafikpower stillen können.