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Die Intel-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2023

Intel hat seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt, welche den Prozessorenbauer (auf niedrigem Niveau) wieder aus der vorherigen Abwärtsbewegung herauskommen sehen. Natürlich ist der Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch sehr negativ, in diesem Fall aber wenig zielführend, denn saisonale Unterschiede sind nur bei gleichförmigen Geschäftsverlauf tatsächlich relevant. Intel hatte allerdings vom Jahresstart 2022 beginnend mit einer extrem starken Abwärtsbewegung zu kämpfen, welche den Intel-Umsatz nahezu halbiert und die vorher satten Gewinnzahlen sogar in ein Minus umgewandelt hat. Aus diesem schlechten Trend ist Intel nunmehr (vorerst) heraus, im Vergleich zum direkten Vorquartal steigerte man den Umsatz um +10,5%, die Bruttomarge um +1,6 Prozentpunkte sowie drehte die Gewinnzahlen von tiefrot auf beachtbar schwarz.

Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023 Q2/2023
Umsatz 15'321 Mio. $ 15'338 Mio. $ 14'042 Mio. $ 11'715 Mio. $ 12'949 Mio. $
(nomineller) Gewinn –454 Mio. $ 1019 Mio. $ –661 Mio. $ –2768 Mio. $ 1473 Mio. $
Bruttomarge 36,5% 42,6% 39,2% 34,2% 35,8%
operativer non-GAAP-Gewinn 1417 Mio. $ 1655 Mio. $ 602 Mio. $ –294 Mio. $ 456 Mio. $

Der recht stark ausgefallene nominelle Gewinn hat allerdings auch wieder den Hintergrund von Steuererleichterungen in Milliarden-Höhe (sogar 2,3 Mrd. Dollar), ist somit mit Blick auf die eigentliche Geschäftstätigkeit wenig aussagefähig. Dennoch ging auch der operative non-GAAP-Gewinn vom vorherigen Minus nunmehr ins Plus über, wenngleich dort das Plus bei weitem nicht so hoch ausfällt wie beim nominellen Gewinn. Sowohl die Umsatz- wie auch Gewinn-Zahlen lassen den Schluß zu, dass Intel im vorherigen ersten Jahresquartal somit den Boden der vorherigen Abwärtsbewegung erreicht hat, das zweite Jahresquartal somit möglicherweise den Startschuß zu einer gewissen Aufwärtsbewegung bilden kann. Prinzipiell hat sich Intel damit recht gut gehalten, indem man zwar sehr viel Umsatz verloren hat, aber nur in einem Quartal überhaupt ein operatives Minus verkraften musste.

Für die aktuelle Aufwärtsbewegung sind primär Intels beide Großsparten verantwortlich: Zum direkten Vorquartal legte die Server-Sparte um +7,7% zu, die Consumer-Sparte hingegen sogar um +17,6%. Dies ergibt dann den seltenen Fall, dass die Consumer-Produkte besser laufen als die professionellen Produkte – was erneut darauf hindeutet, dass Intel im Server-Geschäft derzeit so seine Schwierigkeiten hat. Dass sich Intel somit primär über die besser laufende Consumer-Sparte rettet, läßt sich wohl nur über die Trägheit des Marktes erklären: Selbst wenn AMD inzwischen wirklich einmal bessere Weltmarktanteile bei Prozessoren verdient hätte, steht Intel in diesem (von OEMs dominierten) Markt augenscheinlich immer noch sehr sattelfest da. Teilweise vermasselt es AMD natürlich auch selbst, wenn die zum Jahresstart angekündigten Zen4-APUs erst jetzt so richtig in den Markt kommen.

Umsätze Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023 Q2/2023
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 7665 Mio. $ 8124 Mio. $ 6625 Mio. $ 5767 Mio. $ 6780 Mio. $
Datacenter and AI  ("Server-Sparte") 4649 Mio. $ 4209 Mio. $ 4304 Mio. $ 3718 Mio. $ 4004 Mio. $
Network and Edge 2333 Mio. $ 2266 Mio. $ 2061 Mio. $ 1489 Mio. $ 1364 Mio. $
Mobileye 460 Mio. $ 450 Mio. $ 565 Mio. $ 458 Mio. $ 454 Mio. $
Accelerated Computing Systems and Graphics 186 Mio. $ 185 Mio. $ 247 Mio. $
Intel Foundry Services 122 Mio. $ 171 Mio. $ 319 Mio. $ 118 Mio. $ 232 Mio. $

Auch ohne dass das laufende dritte Quartal beachtbare geschäftliche Vorantreiber bringt (die 14. Core-Generation steht erst im Oktober an), erwartet Intel eine weitere Geschäftsbelebung mit einem Umsatz von 12,9-13,9 Mrd. Dollar. Dies wäre zwar erneut niedriger als im Vorjahreszeitraum, jedoch immerhin gleich oder besser zum direkten Vorquartal – und nur dies dürfte bei Intel derzeit zählen. Ob das Jahresschlußquartal dann eine deutlichere Belebung bringt, bliebe abzuwarten, eigentlich hat Intel hierfür kaum das notwendige Produkt-Programm in der Hinterhand. Denn der Raptor Lake Refresh kommt sehr handzahm daher und Meteor Lake im Mobile-Segment hat bislang auch noch keine Bäume ausgerissen – davon abgesehen zählen im Mobile-Segment technische Errungenschaften weitaus weniger als im Desktop-Segment.

Damit kann Intel zwar auf weiterhin steigende Umsatzzahlen hoffen, dies allerdings nur bezogen auf den einmal erreichten tiefsten Punkt des Tals. Somit dürfte Intel zum Jahresende nur bei etwas mehr als 50 Mrd. Dollar Jahresumsatz herauskommen – kein Vergleich zum Rekordjahr 2021 mit 79 Mrd. Dollar Jahresumsatz. Intel hat auf seiner Talfahrt damit substantiell an Geschäft abgeben müssen – und derzeit ist auch nicht abzusehen, ob man dies demnächst wieder hereinholen kann. Dafür bräuchte man auf allen Fronten wirklich überzeugende Produkte – wofür bei Server-Prozessoren und Grafikchips derzeit wenig Anlaß zur Hoffnung besteht. Die größeren Wachstums-Phantasien für Intel dürften eher in einem Rebounds des PC-Geschäfts liegen, von welchem dann alle Anbieter ziemlich automatisch profitieren. Die früheren Umsatz-Rekorde mit über 20 Mrd. Dollar Quartalsumsatz scheinen für Intel damit allerdings schwerlich erreichbar.