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"The Battle of B-R5RB": Spieler verpulvern 225.000 Euro in EVE Online

Nach dem "Battle of Asakai" sowie dem "Battle of 6VDT" kam es am 27. und 28. Januar 2014 im SciFi-Onlinespiel "EVE Online" erneut zu einer rekordsprengenden Schlacht zwischen Spielern verfeindeter Spielerzusammenschlüsse. Als herausragendes Merkmal dieser Schlacht wurden besonders viele Schiffe der Titan-Klasse zerstört, der (mit Abstand) größten und kostspieligsten Schiffs-Klasse in EVE Online. Wo zu früheren Zeiten schon die Zerstörung eines einzelnen Titan-Schiffs eine Meldung wert war und in einzelnen Massen-Schlachten bisher maximal 12 Titan-Schiffe zerstört wurden, mussten beim "Battle of B-R5RB" gleich 75 Titan-Schiffe dran glauben. Zur Orientierung: Selbst reiche EVE-Spieler müssen auf ein Schiff der Titan-Klasse regelrecht hin sparen, die Kosten liegen bei (voll ausgerüstet) rund 120 Milliarden ISK (EVE-Spielwährung), was umgerechnet ca. 2400 Euro sind.

Wie so oft in EVE Online wurde die Schlacht durch einen Spieler-Fehler ausgelöst: Ein Mitglied der Spieler-Allianz "Pandemic Legion" hatte schlicht vergessen, die EVE-eigene Gebühr für den Besitz des Sternensystems "B-R5RB" zu zahlen. In der Folge dessen wurde das System automatisch "frei" und damit durch andere Spieler angreifbar, um Besitz über das Sternensystem zu erlangen. Diese Chance ließ sich die rivalisierende Spieler-Allianz "CFC" nicht entgehen und griff nur Stunden nach diesem Fehler das System mit einer großen Flotte an. Das Ziel war hierbei nicht nur die Oberhoheit über das System selber, sondern natürlich auch die vielen Besitztümer von "Pandemic Legion", welche in der Spieler-eigenen Raumstation in "B-R5RB" eingelagert waren.

EVE Online: "The Battle of B-R5RB" (Bild 1)
EVE Online: "The Battle of B-R5RB" (Bild 1)
EVE Online: "The Battle of B-R5RB" (Bild 2)
EVE Online: "The Battle of B-R5RB" (Bild 2)

Dabei konnten die Angreifer der CFC-Allianz durch ihren Informationsvorsprung die größere Flotte mobilisieren, während die Verteidiger der Pandemic-Allianz darauf hoffen mussten, daß sich mit der Zeit das Kräfteverhältnis wieder ausgleichen würde. Hier kommt ein interessanter Aspekt des Spiels hinein: Die Schlacht wogte über insgesamt 21 Stunden hin und her, womit sich Spieler rund um die Welt beteiligen konnten. So wurde die erste Attacke vorwiegend über russische Spieler vorgetragen, im Laufe des Tages kamen dann zuerst die europäischen und später die amerikanischen Spieler hinzu. Weil die Schlacht jedoch auf einen Werktag fiel, konnten letztere nicht mehr entscheidend eingreifen – da zu diesem Zeitpunkt, wo in Nordamerika üblicherweise Feierabend ist, die Schlacht letztlich schon weitgehend entschieden war.

Die Hoffnungen der Verteidiger der Pandemic-Allianz auf den zahlenmäßig größeren Beistand hatten sich dabei nicht erfüllt, während die Angreifer der CFC-Allianz nach äußerst verlustreichen Kämpfen das System "B-R5RB" letztlich erobern konnten. Da sich beide Seiten über lange Zeit jedoch Gewinnchancen ausrechneten, wurde der Kampf langwierig und ohne Rücksicht auf Verluste geführt: Zu den verlorenen 75 Titan-Schiffen kommen laut einer Analyse der EVE-Macher noch 13 verlorene Supercarrier, 370 verlorene Dreadnaughts, 123 verlorene Carrier sowie eine ungezählte Anzahl an verlorenen "kleinen" Schiffen von Fregatten bis Schlachtschiffen (Info-Grafik mit Größenvergleichen der Schiffe von EVE Online). Beteiligt an der Schlacht waren über 7500 Spieler-Charakteure (ein Spieler kann mehrere Charaktere besitzen), speziell im System "B-R5RB" waren insgesamt 6058 verschiedene Spieler-Charaktere zugange, wobei in der Spitze 2670 Spieler-Charaktere gleichzeitig in diesem System waren. Der Unterschied in den letzten beiden Zahlen deutet nochmals den internationalen Charakter dieses Gefechts an: Anscheinend war nur ein gewisser Teil der Spieler von Anfang bis Ende dabei, wurde die Staffel quer über Ländergrenzen und Kontinente vom einen zum anderen Spieler weitergereicht.


B-R5RB: Beginning of the Great Battle

Battle of B-R5RB "Titan Graveyard"

Wie gemäß der Verlustzahlen schon zu erwarten, war das "Battle of B-R5RB" – mit Abstand – die kostspieligste Spieler-Schlacht aller Zeiten in EVE Online. Es wurden ganze 11 Billionen ISK verpulvert (im englischen ist eine "Trillion" eine "Billion" im deutschen), was sowohl die Verluste an Schiffen als auch die dabei zerstörten Ausrüstungsgegenstände etc. umfasst. Gegenüber früheren EVE-Schlachten, wo üblicherweise nur 1-2 Billionen ISK verloren wurden, ist dies ein glatter Dimensionssprung. Die Verluste gehen dabei zum überwiegenden Teil zuungunsten der Verteidiger von der Pandemic-Allianz, welche bei ca. 8,7 Billionen ISK Verlust herauskamen, während die Angreifer der CFC-Allianz insgesamt "nur" 2,3 Billionen ISK verloren. An der Verlustgrafik ist auch deutlich zu sehen, wann der Kampf im eigentlichen entschieden war: Grob nach Mitternacht des 27./28. Januar gingen die Verluste der Verteidiger steil nach oben, während die Verluste der Angreifer nur noch mässig anstiegen. Die 11 Billionen ISK Insgesamtverlust ergeben im übrigen umgerechnet in Spielzeit-Karten den Gegenwert von ca. 305.000 Dollar bzw. ca. 225.000 Euro.

Der hohe Verlust an Schiffen der Titan-Klasse macht neben dem hohen absoluten Materialverlust das "Battle of B-R5RB" so bemerkenswert. Nachdem Titan-Schiffe lange Zeit als jene Schiffe galten, um welche herum sich die Schlacht gestaltet, werden jene nunmehr selber zum primären Schlachtgegenstand – mit der Folge, daß die Kosten für kriegerische Auseinandersetzungen in EVE Online explodieren. Erz-Miner, Item-Producer und Händler dürften angesichts des Kostenpunkts des "Battles of B-R5RB" feuchte Träume erleben, vermutlich werden einige Güterpreise in EVE Online in nächster Zeit bemerkbar ansteigen (nahezu alle Güter in EVE Online werden von den Spielern selber hergestellt, womit allein Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen). Zudem dürfte natürlich der Verlust des strategisch wichtigen Systems "B-R5RB" die Pandemic-Allianz zu Gegenmaßnahmen animieren, möglicherweise steht EVE Online damit an der Schwelle zu noch viel umfassenderen kriegerischen Auseinandersetzungen.