Am sonntäglichen 28. Juli fand im SciFi-MMO "EVE Online" die bisher größte Einzelschlacht in der Geschichte des Spiels und damit wohl auch in der Geschichte aller Online-Spiele statt, an welcher in der Spitze mindestens 4070 Spieler und insgesamt über 5000 Spieler teilnahmen. Die Schlacht wurde zwischen den um Raum und damit Einfluß konkurrierenden Spieler-Vereinigungen CFC und TEST ausgetragen und fand im (gesetzlosen) Sternensystem 6VDT-H der Spielregion "Fountain" statt. Einen chronologischen Schlachtbericht samt vieler schöner Bilder gibt es bei The Verge, während es auf YouTube ein kommentiertes Video mit einigen Schlachtszenen gibt.

In dem der TEST-Allianz gehördenden Sternensystem bildete der Angriff auf die TEST-Raumstation den Auftakt zur Schlacht. Nach etwa drei Stunden wenig ergebnisreichem Kampf führte CFC als zweite Welle eine große Flotte an Schiffen der Capital-Klasse in das System, welche nach ungefähr einer halben Stunden das Pendel deutlich zugunsten von CFC ausschwingen lassen haben. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden "nur" ungefähr 650 Schiffe zerstört, der größere Teil des Materialschadens sollte sich dann erst in Folge der bröckelnden Front der TEST-Allianz sowie deren Rückzugs ergeben. Am Ende des über fünfstündigen Gefechts waren über 2900 Schiffe zerstört, wobei CFC sowohl die (mehr als deutlich) geringeren Verluste hatte, als auch seinen Angriff auf das TEST-Territorium erfolgreich bestand.

Ausgehend von einer teilweisen Verlustliste dürfte auch diese Schlacht wieder ernsthaft ins Geld gegangen sein, die allerunterste Schätzung der Schadenssumme liegt bei 300 Milliarden ISK für verlorene Schiffe und Ausrüstungsgegenstände. Allerdings ist derzeit nicht klar, wieviele Schiffe der Capital-Klasse gerade zum Ende der Schlacht wirklich verlorengingen – sollte es sich hierbei um eine beachtbare Anzahl handeln, kann die eigentliche Schadenssumme schnell auf ein Vielfaches dessen anwachsen. Das frühere "Battle of Asakai" kam bei einer Anzahl von 845 verlorenen Schiffen auf eine Schadenssumme von immerhin 1,5 bis 2 Billionen ISK.

Mit bis zu 4070 Spielern in einem einzigen System kam auf den EVE-Cluster eine absolute Höchstarbeit zu, wobei sich das anbahnende Gefecht dem Spielebetreiber CCP rechtzeitig bekannt war und man entsprechende Maßnahmen vorbereiten konnte. Zwar läuft EVE technisch auf einem einzelnen Rechner-Cluster, trotzdem lassen sich natürlich Rechenlasten dynamisch verteilen oder auch einmal für den Zweck einer Massenschlacht bündeln. Für 4070 Spieler sind diese Möglichkeiten jedoch augenscheinlich noch lange nicht ausreichend, womit das EVE-Feature der "Time Dilation" griff: Damit wird im betroffenen Sternensystem die serverseitige Spielgeschwindigkeit vermindert. Somit verfügt der Server über genügend zeitliche Reserven, um alle durch die vielen Spieler ausgelösten Aktionen ohne Lags zu berechnen.

Im Fall des "Battles of 6VDT" wurde die Time Dilation schnell auf 10% gesetzt – sprich, eine Minute Spielzeit wurde dann in gleich 10 Minuten Echtzeit durchgeführt. Das Gefecht wurde damit natürlich entsprechend zähflüssig, aber wenigstens gab es keine größeren Lag-Probleme und griff damit der Spielebetreiber nicht (ungewollt) in den Gefechtsverlauf ein. Nichtsdestotrotz zeigen sich an dieser Stelle noch technische Herausforderungen für die Zukunft, denn "Time Dilation" kann natürlich nur ein derzeitiges Behelfsmittel sein, jedoch kaum eine dauerhafte Lösung. Das Managment von Spitzenlasten bleibt die Königsaufgabe von "echten MMOs" wie im Fall von "EVE Online" – und bildet natürlich auch die Voraussetzung für die Weiterentwicklung von Online-Spielen mit wirklichen hohen Spieleranzahlen in einer einzigen Spielwelt.