Am letzten Wochenende kam es im SciFi-Onlinespiel "EVE Online" zu einer epischen Massenschlacht, in deren Spitze bis zu 2754 Spieler gleichzeitig beteiligt waren. Ausgelöst wurde die Schlacht ironischerweise durch einen Sprungfehler einer der EVE dominierenden Spielerkoalitionen (CFC) mitten in das Territorium einer konkurrierenden Spielerkoalition (HBC). Letztere wollte sich die ihm anbietende leichte Beute in Form eines (ohne weiteren Geleitschutz fliegenden) Titan-Schiffs der Supercapital-Klasse natürlich nicht nehmen lassen, während hingegen der Titan-Pilot seinerseits Verstärkung aus den eigenen Reihen nachholte, worauf sich ein immer heftigeres Gefecht bis hin zur genannten Spitze von 2754 Spielern entspannte. Nachfolgend sind zwei YouTube-Videos der Schlacht zu sehen, weitere kann man sich bei YouTube geben (das wohl schönste Video ist natürlich in Deutschland gesperrt).

Taktisch gesehen war das Vorgehen von CFC jedoch unklug, da man am Ende viel mehr an Material verlor als der anfänglich fehlgesprungene Titan alleine wert war. So verlor CFC laut einem Schlachtbericht bei Reddit während der ca. vierstündigen Schlacht drei Titans, vier Superträger, 44 Dreadnoughts und 29 Trägerschiffe, während HBC mit nur einem Superträger, 6 Dreadnoughts und 10 Trägerschiffen deutlich besser wegkam (Schiffe der Subcapital-Klasse nicht mitgezählt, von diesen gingen über beide Parteien gerechnet insgesamt 845 verloren). Allein der Wert der zerstörten Schiffe liegt bei 717 Milliarden ISK (Ingame-Währung von EVE), zusammen mit den verlorenen Ausrüstungsgegenständen dürfte die Schlacht wohl in Richtung 1,5 bis 2 Billionen ISK gekostet haben. Da man in EVE (legal) echtes Geld in Ingame-Währung umtauschen kann, läßt sich der Materialschaden auch in harten Dollars ausdrücken: Grob geschätzt wurden beim "Battle of Asakai" ca. 70.000 Dollar verpulvert.

Zu beachten wäre dabei, daß EVE als eines der wenigen MMOs nur eine einzelne Spielwelt bietet, alle EVE-Spieler also ausschließlich auf einem Server in nur einer einzigen Spielwelt zugange sind. Dies ergibt gänzlich andere Anforderungen an die Spieldesigner sowie die Administratoren des EVE-Clusters, auf welchem das Spiel läuft. Erstaunlicherweise – und im Gegensatz zu früheren Massenschlachten in EVE Online – soll das "Battle of Asakai" weitgehend lagfrei über die Bühne gegangen sein, da die Macher von EVE Online in letzter Zeit viel Arbeit in exakt diese Problematik gesteckt haben. Beim "Battle of Asakai" kommt erschwerdend hinzu, daß es kein angemeldetes oder abzusehendes Gefecht war und damit auf einem Standard-Node des EVE-Clusters lief – zudem war der Gefechtsschauplatz im "LowSec" angesiedelt, einem EVE-Gebiet mit gewissen Regeln, deren Auswertung und Befolgung bei so vielen Spielern gleichzeitig noch weitere Rechenzeit gebunden hat.

Ob die Schlacht dagegen von jedem Spieler-Computer durchgehalten wurde, wäre zu bezweifeln – der Laptop des Reddit-Berichterstatters ist während der Schlacht jedenfalls abgestürzt, was kaum kein Einzelfall sein dürfte. Im Normalfall ist EVE Online sehr Hardware-freundlich, sprich läuft auch auf älterer Mainstream-Hardware mit hohen Frameraten. Zudem ist es in erster Linie Grafikkarten-limitiert – was sich aber in eine heftige CPU-Limitierung umgehrt, sobald viele Objekte gleichzeitig "am Himmel" sind. Bei 2754 Spieler-Schiffen samt in Richtung zehntausend Drohnen gleichzeitig ist dieser Punkt dann natürlich weit überschritten und dürften selbst die EVE-eigenen Tweaks zur Reduzierung der CPU-Last bei größeren Gefechten nur noch bedingt weiterhelfen. Leider lassen sich solche Massenschlachten unmöglich reproduzieren – ansonsten würden jene wunderbare CPU-Benchmarks abgeben.

PS: Da diese Meldung inzwischen auch außerhalb von Enthusiasten- und Gamer-Kreisen verlinkt wird, sei auf einen beliebten Fehler jener Berichterstattungen hingewiesen: Unsere Aussage zum Schaden des "Battle of Asakai" in Echtgeld von 70.000 Dollar bezieht sich auf den Gesamtschaden von Schiffen samt Ausrüstungsgegenständen in Höhe von vermutlich 1,5 bis 2 Billionen ISK – nicht jedoch allein nur auf den Schaden an Schiffen in Höhe von 717 Milliarden ISK.