7

Angebliche Kepler-Spezifikationen aus höchst unsicherer Quelle

Von Lenzfire kommend, verbreiten sich derzeit nahezu komplette Spezifikationen für die Kepler-basierten Grafikkarten auf Basis der Grafikchips GK110, GK104 und GK106 im Internet. Dabei sieht an den angebotenen Zahlen und Preisen alles schon sehr gut aus – und das ist das eigentliche Problem: Die Angaben sind deutlich zu rund und zu ausführlich für frühestens in zwei Monaten (und teilweise noch viel später) erscheinende Grafikchips und Grafikkarten. Ganz besonders befremdlich ist in diesem Zusammenhang, daß nVidia schon Daten für erst im Sommer oder gar im Herbst erscheinende Grafikkarten parat haben soll. Selbst wenn man diese Grafikkarten intern schon plant, so ergeben sich deren Daten und Performance/Preis-Ausrichtung doch immer erst in zeitlicher Nähe zum Releasezeitpunkt, zudem wird man solche rein internen Planungen auch garantiert noch nicht jetzt schon an die Grafikkarten-Hersteller herausgeben – die sollen sich schließlich schön auf die demnächst anstehenden Launches konzentrieren.

Ganz dick wird es, wenn schon angebliche Daten zu Salvage-Karten (Grafikkarten mit Restchip-Verwertung wie beispielsweise die GeForce GTX 560 Ti 448SP oder auch die Radeon HD 6790) vorliegen. Solcherart Karten können zum jetzigen Zeitpunkt noch in keiner halbwegs konkreten Planung stehen, da sich dieserart Grafikkarten immer erst aus der Praxis ergeben – wovon nVidia derzeit augenscheinlich noch reichlich entfernt ist. Sprich, entweder sieht man anhand des Marktgeschehens irgendwo eine Angebotslücke, wo die Konkurrenz stark ist und man demzufolge etwas eigenes nachlegen sollte – oder aber es ergibt sich aus der (über mehrere Monate) laufenden Grafikchip-Produktion die Überlegung, ob man nicht einen Großteil jener Grafikchips, welche die finale Prüfung nicht bestanden haben, eben mittels einer zwischengeschobenen Salvage-Karte doch noch gewinnbringend absetzen kann. Beide Möglichkeiten setzen aber die Beobachtung des laufenden Marktes bzw. der laufenden Chipproduktion über einen gewissen Zeitraum voraus – sind also keine Möglichkeiten, die man im voraus planen kann.

Demzufolge wird (zum derzeitigen Zeitpunkt) auf keiner wirklich von nVidia stammenden Roadmap eine pure Salvage-Karte wie die von Lenzfire angegebene GK110-basierte GeForce GTX 660 Ti stehen – genauso wenig im übrigen wie auf keiner wirklich von AMD stammenden Roadmap zum Jahresanfang eine R1000/Tahiti-basierte Radeon HD 7890 oder eine Pitcairn-basierte Radeon HD 7790 stehen wird. Letztere Daten stammt aus der letzten ähnlichen Meldung seitens Lenzfire, als man Ende Dezember umfangreiche Spezifikationen zum AMD Southern-Islands-Programm verbreitet hat (deren erste nachprüfbare Information in Form der Spezifikationen zur Radeon HD 7950 im übrigen teilweise falsch waren – alles andere ist leider noch nicht nachprüfbar). Was wir seinerzeit dazu schrieben, gilt auch in diesem Fall: Das sind aller Wahrscheinlichkeit nach Annahmen seitens Lenzfire, keine mit einer Quelle gedeckten echten Daten. Wenn Lenzfire dies auch so kommunizieren würden (anstatt kein Wort über die Quelle ihrer Daten zu verlieren), wäre das alles auch in Ordnung und man könnte sogar ernsthaft über diese Daten diskutieren – denn wie im Dezember gilt auch bei den neuerlichen nVidia-Daten, daß diese durchaus gut mitgedacht erscheinen und sich vieles von dem seitens Lenzfire notierten am Ende als richtig herausstellen könnte.

Was jedoch nicht funktionieren wird, ist sich selber ausgedachte Daten als "Wahrheit" zu verkaufen. Wenn man etwas mit ernsthafter Quelle hat, dann wird man dies schließlich auch so kundtun – wenn es zum Zweck des Quellenschutz notwendig ist, kann man dies notfalls maskieren. Aber einfach so ohne Kommentar dargebrachte Werte sind nun einmal Spekulation seitens der jeweiligen Webseite, darüber sollte sich der Leser keinen Illusionen hingeben. Und diese Meldung letztlich aufgreifende Webseiten sollten jenen Punkt gegenüber ihren Lesern auch so kommunizieren – und dies ganz sicher nicht erst zum Schluß der eigenen Meldung. Gerade bei solchen Meldung kommt die Prüfung der Glaubwürdigkeit der Quelle wie dann der Glaubwürdigkeit der eigentlichen Meldung immer zuerst – es sei denn natürlich, der Informationsgehalt für die eigenen Leser ist der Webseite als solches relativ egal und es geht nur darum, daß die Meldung aufgrund des vermutlich knalligen Inhalts möglich oft geklickt wird.

Bei dieser Gelegenheit können wir auch noch einen anderen Fall angeblicher Kepler-Daten abhandeln, welche in diesem Fall aus dem Chiphell-Forum kommen (das entsprechende Bild einzeln, falls die Chiphell-Webseite mal wieder muckt): Selbst wenn sich einiges von den dort dargebrachten Informationen am Ende als richtig herausstellen sollte, ist es dennoch nur gut geraten – weil um mehr handelt es sich derzeit nicht. Es besteht sogar die deutliche Vermutung, daß vieles der "Informationen" der Chiphell-Tabelle letztlich nur auf Spekulationen basiert, mit welchen die User des Kepler-Spekulationsthreads im 3DCenter-Forum operieren. Letztlich gilt aber auch hier: Eine reale Grundlage dieser Daten ist nicht ersichtlich – und würde es diese geben, wären die Daten zu diesem frühen Zeitpunkt noch bei weitem nicht so vollständig. Und am Ende gibt nVidia sowieso niemals Hardware-Daten für Grafikchips heraus – sondern immer nur Hardware-Daten für einzelne Grafiklösungen, was ebenfalls nicht zu der Tabelle des Chiphell-Forums passt. In beiden Fällen gilt also: Sichere Daten gibt es zu Kepler derzeit noch nicht – aber jede Menge Spekulationen (was per se jetzt nichts schlimmes ist), aber eben oftmals leider getarnt als "Wahrheit".

Kleiner Nachtrag vom 8. Februar 2012: Vorstehende Grafik – die natürlich von irgendjemand selbst erstellt sein dürfte – zeigt auf augenzwinkende Weise an, was wir derzeit sicher von nVidias Kepler-Generation wissen – nämlich so ziemlich gar nichts, was man als "sicher" einordnen kann.