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AMD stellt die ersten Zen-3-basierten "Ryzen 5000" Prozessoren für eine Auslieferung am 5. November vor

Mit einer kurz und knackig gehaltenen YouTube-Präsentation hat AMD die ersten Zen-3-basierten "Ryzen 5000" vorgestellt. Die am 5. November erhältlichen Prozessoren-Modelle Ryzen 5 5600X, Ryzen 7 5800X, Ryzen 9 5900X & Ryzen 9 5950X basieren auf der Desktop-Ausführung der Zen-3-Architektur mit Codenamen "Vermeer", wobei AMD sich bei seiner Präsentation kaum mit Technik-Innereien zu Zen 3 aufgehalten hat. Erwähnt wurden vornehmlich die nunmehr zu einem CCX zusammengefassten 8 CPU-Kerne jedes Core-Chiplets, womit auch jeder dieser CPU-Kerne Zugriff auf den vollen Level3-Cache des Core-Chiplets hat (wobei sich an der insgesamten Größe des Level3-Cache nichts ändert). Danach ging es fast direkt weiter zu den immerhin 19% IPC-Gewinn, welche AMD (im Vergleich mit Zen 2) bei Zen 3 nunmehr hochoffiziell liefern will – was sogar mehr ist als Zen 2 seinerzeit anbot, allerdings durch die Gerüchteküche schon seit einiger Zeit näherungsweise berichtet wurde. Die Taktraten der einzelnen vorgestellten Prozessoren sind zwar nur marginal höher als beim (erst diesen Sommer aktualisierten) Zen-2-Portfolio, aber bei 19% IPC-Gewinn könnte man letztlich auch mit gleichbleibenden Taktraten leben.

Kerne Takt L2+L3 TDP/PPT Liste Release
Ryzen 9 5950X 16C/32T 3.4/4.9 GHz 8+64 MB 105/?W $799 5. November 2020
Ryzen 9 5900X 12C/24T 3.7/4.8 GHz 6+64 MB 105/?W $549 5. November 2020
Ryzen 7 5800X 8C/16T 3.8/4.7 GHz 4+32 MB 105/?W $449 5. November 2020
Ryzen 5 5600X 6C/12T 3.7/4.6 GHz 3+32 MB 65/?W $299 5. November 2020
Alle Zen-3-basierten Vermeer-Prozessoren kommen im Sockel "AM4" daher und bedingen Mainboards aus AMDs 500er Chipsatz-Serie (empfohlen) bzw. 400er Chipsatz-Serie (teilweise).

Den hohen IPC-Zugewinn bzw. die allgemein hohe Performance der Ryzen-5000-Prozessoren versuchte AMD dann mittels (eigenen) Benchmarks zu belegen – wobei man explizit in diese Bereiche hineinging, wo AMD bislang keine großen Stärken nachgesagt wurden: Singlethread-Performance und Gaming-Performance. In ersterem Fall bemühte man den Singlethread-Test des Cinebench R20 und legte dort mit 631 Punkten für den Ryzen 9 5900X sowie 640 Punkten für den Ryzen 9 5950X zwei durchaus markterschütternde Ergebnisse hin – immerhin laufen die bisher besten Desktop-Prozessoren von AMD und Intel bisher in einem Ergebnis-Rahmen von 530-540 Punkten. Zwischen den beiden 12-Kernern von Zen 2 & 3 legt AMD ergo von 538 Punkten (Vergleichswert der ComputerBase) auf 631 Punkte zu, sprich um +17,3% – bezogen auf die 532 Punkte des originalen Ryzen 9 3900X sind es sogar +18,6% und damit näherungsweise am IPC-Versprechen dran. Dies dürfte AMD dann auch unter anderen Benchmarks weiterhelfen, wo Intel bislang noch vorn lag – unter dem Cinebench selber war schließlich schon mit dem XT-Refresh der Ryzen 3000 Prozessoren ein ungefährer Gleichstand bei der Singlethread-Performance erreicht.

CB20 ST Quelle
Ryzen 9 5950X Zen 3, 16C/32T, $799 640 Ryzen 5000 Vorstellung
Ryzen 9 5900X Zen 3, 12C/24T, $549 631 Ryzen 5000 Vorstellung
Core i9-10900K Comet Lake, 10C/20T, $488 544 Ryzen 5000 Vorstellung
Ryzen 9 3900XT Zen 2, 12C/24T, $499 539 ComputerBase
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, $499 532 ComputerBase

Weiter ging es dann zu den Gaming-Benchmarks, bei welchen AMD sehr hohe Performance-Zuwächse zwischen Zen 2 und Zen 3 unter der FullHD-Auflösung versprach: Im Schnitt von 10 Spielen soll der Ryzen 9 5900X gegenüber dem Ryzen 9 3900XT immerhin +25% Mehrperfomance unter Gaming liefern – was eigentlich locker dazu ausreichen müsste, um demzufolge auch Intel in die Schranken zu verweisen (AMD notiert offiziell +26%, das geometrische Mittel der gezeigten Werte ergibt jedoch +24,9%). Aber natürlich dürfte in der Praxis womöglich weniger herauskommen, gerade da bei CPU-Benchmarks unter Spielen die Meßverfahren doch sehr unterschiedlich sein können bzw. die Neigung einzelner Spiele-Titel zugunsten diverser Prozessoren manchmal sogar stärker ausgeprägt ist als zugunsten diverser Grafikkarten. Dass es an der Leistungsspitze selbst im Gaming-Einsatz gegenüber Intel vergleichsweise knapp zugehen dürfte, zeigt der ebenfalls angetretene Vergleich von Core i9-10900K gegen Ryzen 9 5950X: Unter FullHD-Gaming soll da AMDs neues Spitzenmodell um +5% vorn liegen. Bei diesen knappen Abständen darf sich AMD dann natürlich keine Schönfärberei der eigenen Benchmark-Zahlen leisten, ansonsten kommt unter den unabhängigen Tests doch noch etwas anderes heraus.

AMDs Performanceversprechen Content Creation Spiele (FullHD)
Ryzen 9 3900XTRyzen 9 5900X - +25%
Ryzen 9 3950XRyzen 9 5950X +13% +25%
Core i9-10900KRyzen 9 5950X +21% +5%

Dies wird sich dann am 5. November ergeben, wenn die vorgenannten Prozessoren sowohl in den Markt entlassen werden, als auch von den Hardwaretestern unabhängig begutachtet werden können. Eventuell wird es in der Zwischenzeit auch den einen oder anderen Performance-Leak geben, welcher diese Zen-3-basierten Ryzen 5000 Prozessoren vorab genauer einordnen hilft. Prinzipiell scheint AMD hiermit ein sehr heißes Eisen im Feuer zu haben, wenn man sich derart beherzt fast allein auf Benchmarks unter den bisherigen AMD-Schwachstellen konzentriert hat. Der einzige kleine Mäkelpunkt ist vielleicht die Preisgestaltung, denn gegenüber den Zen-2-basierten Vorgängern geht es durchgehend um +50 Dollar nach oben, was beim derzeitigen Dollar/Euro-Kurs wohl 1:1 in Euro umzurechnen ist. Andererseits haben AMD-Prozessoren im Laufe der Zeit die Tendenz, im Einzelhandel immer günstiger zu werden – sprich, diese Listenpreise gelten wohl nur für den Start und die erste Zeit danach. Angesichts der Mehrperformance, die (vermutlich) letztmalig für den immerhin schon im Jahre 2017 eingeführten Sockel AM4 geboten wird, kann man über diesen Punkt eventuell auch einfach hinwegsehen. Zudem dürfte das Ryzen 5000 Portfolio im Jahr 2021 vermutlich über weitere Prozessoren-Modelle verbreitert werden, dabei können dann auch günstigere Sechs- und Achtkerner erwartet werden.

Nachtrag vom 8. Oktober 2020

Mit seiner Video-Vorstellung hat AMD nicht alle verfügbaren Präsentationsfolien zur Ryzen 5000 Performance gezeigt, das komplette Folien-Set gibt es beispielsweise bei der ComputerBase. Neu hinzugekommen sind dabei zum einen Gaming-Benchmarks zwischen Core i9-10900K und Ryzen 9 5900X, welche letzteren AMD-Prozessor um +7% vorn sehen. Ironischerweise ist dies minimal weniger als zwischen demselben Intel-Prozessor und dem (nominell größeren) Ryzen 9 5950X, was während der Video-Vorstellung gezeigt wurde und sich auf eine Differenz von durchschnittlich +5% beläuft. Allerdings dürfte dieser kleine Unterschied wohl keine zurückliegende Gaming-Performance des (größeren) Ryzen 9 5950X bedeuten, sondern eher auf die sehr abweichende Menge an Test-Spielen (10 vs. 4) zurückzuführen sein. Nebenbei ergibt sich damit auch ein weiterer Hinweis darauf, dass die AMD-Benchmarks nicht auf die exakte Zahl hin belastbar sind, sondern nur eine grobe Richtung vorgeben können.

AMDs Performanceversprechen (aktualisiert) Content Creation Spiele (FullHD)
Ryzen 9 3900XTRyzen 9 5900X  (-/10 Tests) - +25%
Core i9-10900KRyzen 9 5900X  (-/10 Tests) - +7%
Ryzen 9 3950XRyzen 9 5950X  (4/4 Tests) +13% +25%
Core i9-10900KRyzen 9 5950X  (4/4 Tests) +21% +5%

Und desweiteren hat AMD noch grobe Preis/Leistungs-Vergleiche zwischen verschiedenen Intel- und AMD-Prozessoren angestellt – darunter befinden sich dann auch die ersten Performance-Zahlen zum Sechskerner Ryzen 5 5600X. Aufgrund des identischen Vergleichspreises zum Core i5-10600K lassen sich in diesem Fall die Preis/Leistungs-Zahlen sogar direkt als Performance-Vergleich verwenden: Danach soll der Ryzen 5 5600X auf diesen Intel-Prozessor +19% bei der Singlethread-Performance, +20% bei der Multithread-Performance und +13% unter Spielen (FullHD) oben drauf legen. Im übrigen ergibt sich damit auch die zu erwartende Tendenz, dass die kleineren Zen-3-Modelle unter Spielen relativ besser abschneiden – weil AMD in dieser Frage weniger stark nach unten skaliert bzw. Intel seinen kleineren Prozessoren dann oftmals beachtbar niedrigere Taktraten mitgibt, was gewisse Performance-Differenzen gegenüber den Spitzenmodellen nach sich zieht. Dies dürfte eventuelle non-X-Modelle von Ryzen 5000 dann nochmals interessanter machen, denn gemäß den Erfahrungen aus der Ryzen-3000-Generation liegen jene gerade unter Spielen nur minimal gegenüber den X-Modellen zurück.

AMDs Preis/Leistungs-Versprechen Preis/Leistungs-Verhältnis reine Performance (interpoliert)
ST MT Spiele     ST MT Spiele
Core i9-10900KRyzen 9 5900X  ($529 vs. $549) +13% +23% +3%     +17% +28% +7%
Core i7-10700KRyzen 7 5800X  ($409 vs. $449) +9% +11% ±0     +20% +22% +10%
Core i5-10600KRyzen 5 5600X  ($299 vs. $299) +19% +20% +13%     +19% +20% +13%
Anmerkung: Preislagen gemäß AMDs eigenen Folien, Rückrechnung auf reine Performance dementsprechend

Nachtrag vom 11. Oktober 2020

Bezüglich AMDs Singlethread-Rekorden mit Ryzen 9 5900X & 5950X (unter dem Cinebench R20) wäre noch darauf hinzuweisen, wie nahe Intels Tiger-Lake-Prozessoren im Mobile-Segment diesem Ergebnis bereits kommen. Die ComputerBase erzielte seinerzeit mit Intels Demo-Gerät einen Wert von glatt 600 Punkten – was wohl auch der Grund dafür war, das AMD bei seiner Zen-3-Vorstellung explizit vom ersten Desktop-Prozessor im 600er Punkte-Bereich sprach. Dabei spielt es in diesem Zusammenhang wohl keine Rolle, ob Intels Tiger-Lake-Demogerät besonders bei TDP & Kühlung "gepimpt" war, hier wird sowieso eher der Vergleich zum Desktop gesucht – und da könnte Tiger Lake zumindest potentiell unter Desktop-Bedingungen noch weiter zulegen. Als Fakt gesetzt werden kann dies allerdings auch nicht, denn die reine Singlethread-Last könnte durchaus bereits unter das TDP-Limit selbst im Mobile-Bereich passen. Ob eine Desktop-Variante von Tiger Lake in dieser Frage also noch substantiell zulegen kann, ist nicht wirklich sicher.

CB20 ST Quelle
Ryzen 9 5950X Zen 3, 16C/32T, $799 640 Ryzen 5000 Vorstellung
Ryzen 9 5900X Zen 3, 12C/24T, $549 631 Ryzen 5000 Vorstellung
Core i7-1185G7 Tiger Lake, 4C/8T 600 ComputerBase
Core i9-10900K Comet Lake, 10C/20T, $488 544 Ryzen 5000 Vorstellung
Ryzen 9 3900XT Zen 2, 12C/24T, $499 539 ComputerBase
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, $499 532 ComputerBase

So oder so ist es beiderseits ein gutes Ergebnis: Tiger Lake mit einem Mobile-Prozessor bei 600 Punkten, AMD mit seiner besten Desktop-CPU auf 640 Punkten. Nimmt man hingegen den Vergleich zum Ryzen 9 5900X bei 631 Punkten, so stimmen sogar die (nominellen) maximalen Singlethread-Taktraten überein – es sind beiderseits 4.8 GHz. Insofern da in der Praxis keine großen Abweichungen existieren und Intel unter Desktop-Bedingungen nicht noch substantiell zulegen könnte, kann man damit sagen, dass die Zen-3-Architektur Intels großen IPC-Sprung mit den "Ice Lake" und "Tiger Lake" Architekturen zumindest egalisiert hat, im Idealfall sogar leicht überboten hat. Die Differenz ist in diesem Fall (+5,2%) dann allerdings auch schon wieder so klein, dass man jene durchaus über höhere Taktraten überbrücken könnte – wo Intel nach wie vor seine Stärke hat. Ein Rocket-Lake-Prozessor mit angenommen ähnlicher IPC und Taktraten oberhalb 5 GHz könnte Zen 3 also durchaus wiederum Paroli bieten – bei der reinen Singlethread-Performance wohlgemerkt.