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AMD kündigt die Radeon R9 285 offiziell an

AMD hat in seinem Livestream zu 30 Jahren Grafikchip-Geschichte bei ATi & AMD (Bilder und chronologische Notizen bei der PC Games Hardware sowie bei Videocardz, das komplette Video bei YouTube) gestern Abend wie erwartet auch die Tonga-basierte Radeon R9 285 zu einem Listenpreis von 249 Dollar für einen Launch samt Verfügbarkeit am 2. September angekündigt. Zum Tonga-Chip selber hat man leider nicht viel gesagt, so daß weiterhin unklar ist, ob hier noch ein Vollausbau beispielsweise in Form einer Radeon R9 285X daherkommt – man darf es stark vermuten, sicher ist dies jedoch noch nicht. Die vorher schon bekannten Daten zur Radeon R9 285 wurden hingegen bestätigt, hinzu kommt die Information über die TDP der Karte von 190 Watt.

Wie ebenfalls erwartet, ersetzt die Radeon R9 285 damit die Radeon R9 280, welche aber wegen ihrer exzellenten Abverkaufspreise sicherlich auch immer noch einen Gedanken wert ist. Allerdings scheint die Radeon R9 285 etwas schneller als die Radeon R9 280 (Perf.Index 330%) herauszukommen: So gibt AMD die Radeon R9 285 generell als ca. 15% schneller als die GeForce GXT 760 (Perf.Index 310%) an, was auf einen Performance-Index der neuen AMD-Karte von 350-360% hinauslaufen würde. Gleichfalls notierte AMD auf seiner spanischen Webseite einen 3DMark11-Wert von X3513 zur Radeon R9 285, was gleich 17% mehr als bei einer Radeon R9 280 sind (grob 3000 Punkte) und demzufolge einen Performance-Index von 380-390% ergeben könnte. Rechnet man hier allerdings ein, in welch idealem Licht sich die Hersteller üblicherweise selbst darstellen, so dürfte die Radeon R9 285 nicht ganz so schnell werden. Die aktuelle Schätzung lautet auf einen Performance-Index von 340- 360%, was in jedem Fall etwas schneller als die Radeon R9 280 (Perf.Index 330%) ist, die Radeon R9 280X (Perf.Index 380%) aber nicht erreicht.

AMD Radeon R9 285 Spezifikationen
AMD Radeon R9 285 Spezifikationen
AMD Radeon R9 Portfolio (September 2014)
AMD Radeon R9 Portfolio (September 2014)

Leider gab es keine Aussage zur genauen Architektur-Klasse des Tonga-Grafikchips – wobei AMD intern hierbei sowieso keine derart exakten Bezeichnungen benutzt, die Klassifizierungen "GCN 1.0" für alle ursprünglichen GCN-basierten Grafikchips sowie "GCN 1.1" für die neueren Bonaire- und Hawaii-Chips mehrheitlich nur von der Fachpresse zur besseren Abgrenzung verwendet werden. Was der Tonga-Chip mehr kann als frühere GCN-basierte Grafikchips, wird sich dann auf zum Launch der Radeon R9 285 am 2. September ergeben. Sicher ist derzeit (gegenüber dem Tahiti-Chip der Radeon R9 280 & 280X) die Verwendung von 4 anstatt nur 2 Raster-Engines, zudem werden dem Tonga-Chip größere Level2-Caches nachgesagt, um dem Effekt des kleineren Speicherinterfaces entgegenzuwirken.

Ebenfalls noch unklar ist, wie AMDs Klassifizierung von "DirectX 12" für die Radeon R9 285 einzuschätzen ist: Meint AMD hiermit den Support der (immer noch nicht bestätigten) Hardware-Features von DirectX 12 – oder nur den Support der Software-Features von DirectX 12, welche auch alle bisherigen GCN-basierten Grafikkarten bieten? In letztem Fall wäre dies kein Fortschritt, auch wenn es in der Präsentationsfolie natürlich besser aussieht, wenn man dort "DirectX 12" schreiben kann. AMD notiert im übrigen selber in den Fußnoten, daß man noch die finalen Spezifikationen von DirectX 12 abwarten muß. Für den Augenblick bleiben wir daher in unseren eigenen Spezifikations-Listen bei den bekannten Hardware-Features und schätzen den Tonga-Chip vorbehaltlich weiterer Entwicklungen auf "DirectX 11.2b" ein – wenn der Chip mehr kann, wäre dies schön, sicher bestätigt ist es derzeit jedoch nicht.

Radeon R9 280 Radeon R9 285 Radeon R9 280X GeForce GTX 760
Chipbasis AMD R1000/Tahiti, 4,31 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche AMD Tonga, geschätzt ~3,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf geschätzt ~280mm² Chipfläche AMD R1000/Tahiti, 4,31 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche nVidia GK104, 3,54 Mrd. Transistoren in 28nm auf 294mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.0, DirectX 11.2a, Mantle GCN 1.2, DirectX 11.2b, Mantle & TrueAudio GCN 1.0, DirectX 11.2a, Mantle Kepler, DirectX 11.0, PhysX
Technik 2 Raster-Engines, 1792 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface 4 Raster-Engines, 1792 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 2 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface 3-4 Raster-Engines, 1152 Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Taktraten ≤933/2500 MHz ≤918/2750 MHz ≤1000/3000 MHz 980/1033/3000 MHz
Speicher 3 GB GDDR5 2/4 GB GDDR5 3 GB GDDR5 2/4 GB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Stromstecker 1x 6pol. + 1x 8pol. 2x 6pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 2x 6pol.
TDP 250W 190W 250W 170W
Idle-Verbrauch ~15W geschätzt
~15W
16W 11W
Spiele-Verbrauch ~180W geschätzt
150-160W
213W 160W
Perf.Index
(19x10 4xAA)
330% geschätzt
340-360%
380% 310%
Listenpreis 249$ 249$ 299$ 249$
Straßenpreis 170-190 Euro ab 2. September 220-240 Euro 190-210 Euro

Ein jedem Fall ein heftiger Streitpunkt zur Radeon R9 285 ist deren default-Speicherbestückung von nur 2 GB GDDR5, was in der den Livestream begleitenden Diskussion in unserem Forum nicht besonders gut ankam. Hier sieht man den großen Vorteil der Radeon R9 280 & 280X Karten dahinschwinden, welche mit 3 GB GDDR5 eine nahezu ideale Speicherbestückung für dieses Preissegment aufweist. Andererseits bietet nVidia im selben Preissegment mit der GeForce GTX 760 auch nichts besseres als 2 GB GDDR5 an, sogar die höher angesetzte GeForce GTX 770 hat nur 2 GB GDDR5 per default. Zwar wird es auch zur Radeon R9 285 viele Hersteller-Designs mit 4 GB GDDR5 geben, aber diese werden dann natürlich einen etwas höheren Preispunkt (bei der GeForce GTX 760 ca. 40 Euro mehr zwischen 2 und 4 GB) haben. Als Gegner gegenüber der GeForce GTX 760 mag die Speichergröße von 2 GB GDDR5 passend sein, aber zumindest für die eventuell noch antretende Radeon R9 285X hofft man auf eine default-Speichergröße von gleich 4 GB.

Generell betrachtet handelt es sich beim Tonga-Chip – eingerechnet eine später noch antretende Radeon R9 285X – um einen glatten Ersatz des Tahiti-Chips von Radeon R9 280 & 280X sowie der früheren Radeon HD 7900 Serie. Allerdings bietet der Tonga-Chip trotz kleinerem Speicherinterface letztlich eine (leicht) höhere Performance, holt also – wahrscheinlich wegen der verdoppelten Anzahl an Raster-Engines – mehr aus der gleichen Anzahl an Shader-Einheiten heraus. Gleichzeitig sinkt der Stromverbrauch bemerkbar, die Radeon R9 285 darf man auf 150 bis 160 Watt Spiele-Stromverbrauch schätzen, was absolut im Rahmen der (langsameren) GeForce GTX 760 (160W Spiele-Verbrauch) liegt. Der Tonga-Chip steht also nicht für neue Performance-Marken oder aber einen großen Preisrutsch, erledigt dieselbe Arbeit aber klar effizienter als der vorhergehende Tahiti-Chip.