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News des 1./2. November 2010

Beim chinesischen PCOnline ist ein Diagramm mit Benchmark-Werten der GeForce GTX 580 aufgetaucht, welches in seiner Aufmachung durchaus wie die typischen Vergleiche der Grafikchip-Entwickler aussieht – ohne exakte Werte, dafür aber in Relation zu anderen Grafikkarten. Solcherart Benchmark-Werte der Grafikchip-Entwickler sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, weil sich die Macher solcher Diagramme selbstredend immer das beste an Zahlen und Settings heraussuchen, was verfügbar ist. In der Realität sind die Unterschiede dann oftmals etwas kleiner – aber prinzipiell zeigen solche Hersteller-Benchmarks durchaus schon in die richtige Richtung. Und danach wird die GeForce GTX 580 um ca. 17 Prozent schneller als die GeForce GTX 480 und um ca. 46 Prozent schneller als die Radeon HD 5870.

Und dies passt absolut in die bisherigen Performance-Prognosen, welche die GeForce GTX 580 um ca. 20 Prozent vor der GeForce GTX 480 gesehen haben – viel mehr ist aus der geringen Erhöhung der Shader-Leistung und der nicht deutlich höheren Bandbreite sowieso nicht herauszuholen, trotz verdoppelter Texturenpower und eventuell der einen oder anderen Optimierungen am Chip-Design des GF110. Die gezeigten Benchmarks mögen auf den ersten Blick überzeugend gegenüber der Radeon HD 5870 aussehen, allerdings wird sich die GeForce GTX 580 in erster Linie gegen AMDs Radeon HD 6970 auf Cayman-Basis beweisen müssen. Und da AMD voraussichtlich einen höheren Performancesprung zwischen Radeon HD 5870 und 6970 hinlegen wird als nVidia zwischen GeForce GTX 480 und 580, wird es im Gegensatz zu der gezeigten Benchmark-Aufstellung deutlich knapper für nVidia werden, AMD dürfte mit seiner kommenden HighEnd-Lösung wohl in einen direkten Zweikampf mit nVidia gehen können (zumindest sofern die Bildqualität vergleichbar ist).

Die in unserem aktuellen Artikel zu AMDs Rückschritten bei der Filterqualität gezeigten Balkendiagramm-Vergleiche zur Filterqualität sind natürlich aus der puren Not geboren, weil man eigentlicherweise Filterqualitäten nicht in Zahlen zusammenfassen kann, jedenfalls nicht wirklich objektiv. Die von uns hierfür angesetzten Zahlenwerte versuchen ein gutes Gesamtbild wiederzugeben, sind aber dennoch in der Höhe der Zahlen absolut streitbar – dessen sind wir uns voll bewußt. Es wird in diese Richtung hin zudem schon an einem Nachfolgeartikel gearbeitet, in welchem diese schnelle Einschätzung des aktuellen Artikels noch einmal auf eine solidere Datenbasis gestellt und dann zusammen mit der Community eine bessere Einschätzung der jeweiligen Filterqualitäten von AMD und nVidia vorgenommen werden soll.

Aber auch wenn der Balkendiagramm-Vergleiche zur Filterqualität erst einmal nur als Notnagel gestartet ist, erweisen sich diese Methode möglicherweise dennoch als zielführend. Denn das eigentliche Problem eines Wettlaufs um die immer schlechtere Filterqualität ist schließlich, daß solcherart Informationen schlecht beim Massenmarkt ankommen – im Gegensatz zu Performance-Benchmarks. Wenn also ein Hersteller die Bildqualität absenkt, kann er sich (bis dato) dessen gewiß sein, dafür vom Fachpublikum zwar Schelte zu beziehen, bei nicht für das Fachpublikum schreibenden Webseiten und Magazinen jedoch weitestgehend ungeschoren davonzukommen und damit wie gesagt den Massenmarkt mit dem Gewinn an Performance (durch die Absenkung der Bildqualität) zu begeistern. Ganz platt: Es kommt im Massenmarkt nur das Performance-Balkendiagramm an. Demzufolge ist es vielleicht doch gar nicht so schlecht, dem einfach ein Bildqualitäts-Balkendiagramm gegenüberzustellen, trotz aller damit verbundenen Ungenauigkeiten.

Denn schließlich werden Prozentwerte auf subjektive Eindrücke auch bei vielen anderen Dingen angesetzt: Im Spielebereich werten viele Magazine auch auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent (sogar mit Unterschieden von einzelnen Prozentpunkten) – und solcherart Wertungen sind vielleicht noch subjektiver als die Einschätzung einer Filterqualität, für welche es wenigstens direkte Vergleiche und technische Eigenschaften als Unterstützung bei der Entscheidungsfindung gibt. Ähnlich wie im Spielebereich ist es dabei ja auch gar nicht so wichtig, ob die eine oder andere Publikation mal eine besonders abweichende Wertung vornimmt – nur angenommen, im Grafikkarten-Bereich würden die Hardware-Tester ebenfalls durchgehend die Bildqualität (oder einzelne Punkte davon) in Prozentwertungen bzw. einem Balkendiagramm wiedergeben, so könnte man aus einer Vielzahl an Tests eine Wertungs-Durchschnitt bilden, welche dann eine doch recht sichere Grundlage bilden würde.

Vergleich der default-Filterqualitäten
Vergleich der default-Filterqualitäten
Vergleich der bestmöglichen Filterqualitäten
Vergleich der bestmöglichen Filterqualitäten

Dazu muß man sich die Bild- und Filterqualität natürlich eigenständig ansehen und darf vor allem nicht einfach das Marketingmaterial der Hersteller wiederkäuen – letzteres schon deswegen nicht, weil dieses bewußt so aufgebaut wird, daß man immer auf (vermeintliche) Vorteile stoßen wird. Letztes Beispiel hierzu ist das AF-Banding-Problem der Radeon HD 5000 Serie, dessen weitestgehende Lösung auf der Radeon HD 6800 Serie als "Fortschritt" verkauft wurde – dabei handelte es sich um ein reines Bugfixing, nach dessen man gerade einmal wieder auf dem gleichen Stand wie nVidia liegt. Zudem wurde das Problem auf der Radeon HD 6800 Serie auch nur so weit gefixt, daß es im (von AMD in der offiziellen Präsentation benutztem) 3DCenter Filter Tester in einem default-Test nicht mehr sichtbar ist – wenn man tiefer gräbt, ist das Problem in abgeschwächter Form nach wie vor vorhanden.

Aufgrund des Kürze der Vorbereitungszeit zum Launch der Radeon HD 6800 (manche deutsche Tester erhielten die Karten erst am Mittwoch, der Lauch war am Freitag morgen) ist eine eigenständige Analyse der Bildqualität der Radeon HD 6800 Serie in den wenigstens Launch-Artikeln angegangen worden, löbliche Ausnahmen sind die PC Games Hardware, HT4U und Rage3D. Während das Weglassen der eigenen Bildqualitäts-Analyse zum Launch aus Zeitgründen verständlich erscheint, ist es dagegen etwas verwunderlich, daß danach außer von deutschsprachigen Webseiten keine weiteren Bildqualitäts-Analysen der Radeon HD 6800 Serie (und auch der neuen Filterqualität der Radeon HD 5800/5900 Serien ab dem Catalyst 10.10) erschienen sind.

In dieser Frage haben sich nur der nach dem Launch erschienene Test von TweakPC, ein zweiter Test von HT4U sowie ein extra Bildqualitäts-Artikel der ComputerBase hervorgetan – ensprechende Artikel im englischsprachigen Raum sind von den größeren Webseiten jedoch bis dato nicht bekannt. Da muß unter Umständen in den entsprechenden Foren noch ein gewisser Druck aufgebaut werden (diejenigen, welche in englischsprachigen Foren schreiben, dürfen sich hier angesprochen fühlen), um die vorhandenen deutschsprachigen Artikel zu studieren und damit zu eigenem Handeln zu animieren. Die ersten Reaktionen zeigen nämlich durchaus ein hohes Interesse der Leser an dieser Problematik – womit AMDs Kalkül, mit einer Absenkung der default-Filterqualität einfach so durchzukommen, unter Umständen nach hinten losgehen könnte.