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News des 27. August 2009

Endlich mal wieder ein paar Zahlen zu den Marktanteilen bei den extra Grafikkarten gibt es vom Jon Peddie Research: Während es sonst immer nur Zahlen zum Gesamtmarkt gibt, welcher die volumenmäßig klar überlegenenen integrierter Grafikchips mit einschließt, hat man sich nun ausnahmsweise mal allein auf die extra Grafikkarten des Desktop-Segments konzentriert. Hierbei liegt nVidia im abgelaufenen zweiten Quartal 2009 mit erstaunlich klaren 64 Prozent vor ATI, verlor dabei allerdings gegenüber dem ersten Quartal 2009 vier Prozentpunkte. ATI hingegen liegt nunmehr bei 35 Prozent und gewann damit zum Vorquartal eben diese vier Prozentpunkte – den restlichen Prozentpunkt dürften sich wohl S3 und Matrox teilen.

Trotz der jüngsten Verschiebung hin zu ATI überraschen diese Zahlen etwas, denn aufgrund der über die letzten Monate immer nahezu ausgeglichenen Situation beim Preis/Leistungsverhältnis über viele Marktsegmente hinweg wäre eher denn ein Gleichstand zwischen den beiden Grafikchip-Entwicklern zu erwarten gewesen. Gut möglich allerdings, daß hier die OEM-Deals letztlich viel stärker hereinschlagen als der unsererseits besser beurteilbare Retailmarkt. Und in diesem OEM-Segment hat nVidia bekannterweise über die letzten Monate nahezu alles mitgemacht, nur um nicht Marktanteile an ATI zu verlieren – was dann mit entsprechend schlechten Geschäftszahlen bezahlt wurde.

Ein anderer beachtenswerter Punkt zu diesen Zahlen ist zudem die deutliche Dominanz der LowCost-Grafikkarten bei diesen nach abgesetzten Stückzahlen ermittelten Marktanteilen. Hier werden in Millionenstückzahlen absolute LowCost-Modelle als besserer Ersatz für integrierte Grafiklösungen verkauft, welche aber natürlich trotzdem kaum für einen Spiele-Einsatz geeignet sind. Wenn man wirklich ermessen wollte, welcher der Grafikchip-Entwickler bei den Spieler-Grafikkarten vorn liegt (und damit für die Entscheidungen der Spieleentwickler bezüglich unterstützter Hardware relevant ist), dürfte man wohl nur Grafikkarten mit einem Endverkaufspreis von über 50 Euro zählen – was möglicherweise dann auch ganz andere Ergebnisse bedeuten würde.

Daneben zeigt eine weitere Statistik seitens Jon Peddie Research auch noch den harten Absatzabschwung an, welchen extra Desktop-Grafikkarten im Zuge der Wirtschaftskrise in den letzten Monaten hinnehmen mussten. Insbesondere das vierte Quartal 2008 und das erste Quartal 2009 waren dabei mit Vorjahresquartalsverlusten von 43 und 33 Prozent desaströs, während das zweite Quartal 2009 mit 15 Prozent Verlust zum Vorjahresquartal diesbezüglich sogar regelrecht "gut" aussieht. Wirklich raus ist man aus dem Absatzloch damit allerdings nicht – dies wäre erst dann gegeben, wenn der Stückzahlenabsatz wieder konstant zwischen 20 und 25 Millionen pro Quartal liegt, wie vor der Wirtschaftskrise:

Absatz zum Vorjahr
Q4/06 21,0 Mill. -
Q1/07 20,6 Mill. -
Q2/07 21,2 Mill. -
Q3/07 25,8 Mill. -
Q4/07 26,51 Mill. +25,9%
Q1/08 24,40 Mill. +18,1%
Q2/08 19,78 Mill. -6,7%
Q3/08 21,92 Mill. -15,2%
Q4/08 15,20 Mill. -42,7%
Q1/09 16,32 Mill. -33,1%
Q2/09 16,81 Mill. -15,0%

TweakPC berichten über angebliche Preise der kommenden Radeon HD 5850/5870 Grafikkarten, nach welcher eine Radeon HD 5870 schon für 299 Dollar weggehen soll – dies dürfte in Euroland ungefähr 250 Euro Straßenpreis (inkl. MwSt) ergeben und wäre durchaus günstig für die (wahrscheinlich) gebotenen Hardware-Power. Allerdings ist dies auch nicht wieder so abweichend von der früheren ATI-Preisstrategie: Die Radeon HD 4870 1024MB kam seinerzeit für 299 Dollar in den Markt, die Radeon HD 4850 512MB sogar für 199 Dollar. Ob die Radeon HD 5850 wiederum so günstig wird, bliebe noch abzuwarten – für das 199-Dollar-Segment hat ATI ja immer noch die Radeon HD 4890, zudem soll wohl zwischen Radeon HD 5850 und 5870 nicht mehr ein so großer Unterschied existieren wie derzeit zwischen Radeon HD 4850 und 4870.

In jedem Fall dürfte diese Preiswahl die derzeit existierende Preisstruktur erheblich ins Wanken bringen. Gerade die DualChip-Modelle von ATI dürften durch den Launch der Radeon HD 5850/5870 Modelle ganz schnell unmodern werden, da letztere die gleiche Leistung zum besseren Preis bieten – und die DualChip-Grafikkarten in der Produktion zu teuer sein dürften, um dies preismäßig mitgehen zu können. Natürlich könnte es hierbei auch zu interessanten Abverkaufsangeboten bei der Radeon HD 4850 X2 und 4870 X2 kommen. An den Preisen der Radeon HD 4870/4890 Karten dürfte sich dagegen wenig ändern, da diese schon jetzt klar für unter 200 Euro angesetzt sind und somit die Radeon HD 5850/5870 Karten kaum tangieren.

Allerdings wird durch den Launch der neuen ATI-Karten im Prinzip das komplette höherwertige nVidia-Angebot uninteressant: Alles oberhalb der GeForce GTX 275 kann dann vom Preis/Leistungsverhältnis her nicht mehr mit der Radeon HD 5850/5870 mithalten – und auch hier besteht wenig Aussicht darauf, daß sich dies über Preissenkungen egalisieren läßt, dafür dürfen GeForce GTX 280/285 und vor allem die DualChip-Lösung GeForce GTX 295 in der Fertigung viel zu teuer sein. nVidia wird hier wohl einige Wochen mit einem nicht mehr konkurrenzfähigen HighEnd-Angebot durchhalten müssen, ehe der GT300-Chip zum Jahresende antritt und dann die eigentliche Konkurrenz zu den Radeon HD 5850/5870 Karten aufstellen wird.