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News des 12. August 2009

Das BSN vermeldet einen neuen Versuch bezüglich aufrüst- oder nachrüstbarer Notebook-Grafik: Danach bereitet die taiwanesische Firma eBon eine "ViDock2" genannte Upgradebox vor, welche in einem externen Gehäuse eine Grafikkarte samt eigenem Netzteil enthält. Derzeit ist das ganze mit einer Radeon HD 4670 ausgerüstet, prinzipiell sollten sich aber auch andere Grafikkarten nachrüsten lassen – sofern es das Netzteil mitmacht, dessen Leistungsfähigkeit derzeit aber nicht bekannt ist. Der Pferdefuß des ganzen ist allerdings die Anbindung, welche mittels ExpressCard gelöst wird – und das ist natürlich nicht mehr konkurrenzfähig bezogen auf für heutige Grafikkarten benötigte Anbindungen.

ExpressCard selber ist üblicherweise an einem einzelnen PCI Express Link angeschlossen, d.h. auf Mainboards mit PCI Express 1.x gibt es nur 250 MB/sec Transferrate (entspricht grob AGP x1), nur auf Mainboards mit PCI Express 2.0 dann wenigsten 500 MB/sec Transferrate (entspricht grob AGP x2 oder PCI Express 1.x x2). In beiden Fällen büßt man allerdings erheblich an Performance ein, selbst bei einer solchen Mainstream-Grafikkarte wie der Radeon HD 4670. Wenn man sich diese auch schon nicht mehr taufrischen Benchmarks ansieht, so verliert eine der Radeon HD 4670 durchaus vergleichbare Radeon HD 3850 unter PCI Express 2.0 x1 problemlos die Hälfte ihrer Performance – in Ausnahmefällen sind es bis zu 80 Prozent (bei PCI Express 1.x x1 dürfte es nochmals deutlich weniger sein). Nur in klar CPU- oder Grafikchip-limitierten Situationen kommt man besser weg – wobei in letztgenannten die erzielten Frameraten dann sowieso zu niedrig zum Spielen sind.

Sicherlich ist selbst eine auf 50 Prozent laufende Radeon HD 4670 noch immer besser als alle integrierten Grafikchips und viele LowCost-Grafikchips. Eine vernünftige Mainstream Notebook-Lösung wie eine Karte der Mobility Radeon HD 3600 Serie oder GeForce 96x0M Serie sollte das Niveau dieser derart heftig beschnittenen Radeon HD 4670 allerdings auch ungefähr erreichen können. Gänzlich "Schrott" ist die Angelegenheit somit nicht, da sich sicherlich ein vernünftiger Performance-Zuwachs gegenüber integrierten Lösungen erreichen läßt und vor allem auch die ExpressCard-Anbindung sehr weit verbreitet ist. Auf der anderen Seite steht aber natürlich die unglaubliche Ressourcenverschwendung durch eben diese schwache Anbindung, welche die verbaute Radeon HD 4670 heftig ausbremst und damit entwertet.

Ein paar umfangreichere Gulftown-Benchmarks kommen vom chinesischen HKEPC (maschinelle Übersetzung ins deutsche). Da es derzeit nur ein auf 2.4 GHz taktendes Vorserien-Sample dieser Sechskern-CPU gibt, hat man zum Vergleich einen Bloomfield-Prozessor (Core i7-9xx) auf ebenfalls 2.4 GHz heruntergetaktet, so daß somit HexaCore gegen QuadCore auf gleicher Taktfrequenz standen. Dabei zeigte der Gulftown in theoretischen und Anwendungs-nahen Benchmarks hier und da seine Stärken – aber eben auch nicht überall, was gerade bei solchen Benchmarks eher ungewöhnlich ist. In einem guten Teil der praxisnahen Tests ergab sich zudem nur ein Vorteil von rund 5 Prozent für den HexaCore-Prozessor – eher das genaue Gegenteil von einem griffigen Verkaufsargument für den Gulftown.

Bloomfield (Core i7-9xx) Gulftown (Core i9)
Technik 45nm, QuadCore + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core, 8 MB Level3-Cache, TurboMode mit max. zwei Taktstufen, Intel VT, TripleChannel-Speicherinterface bis DDR3/1066, Sockel 1366 32nm, HexaCore + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core, 12 MB Level3-Cache, TurboMode, Intel VT, TripleChannel-Speicherinterface bis DDR3/1066, Sockel 1366
PCMark05 9080 9089 (±0)
PCMark Vantage 5241 5297 (+1%)
CineBench R10 11580 14714 (+27%)
ScienceMark 2.0 1522 1534 (+1%)
Excel 2007 18,56sec 12,82sec (+45%)
Word 2007 45,11sec 41,61sec (+8%)
PowerPoint 2007 61sec 58sec (+5%)
Windows Photo Gallery 39,54sec 39,32sec (+1%)
Windows Movie Maker 120,17sec 118,69sec (+1%)
Adobe Photoshop CS4 157,44sec 151,16sec (+4%)
Mainconcept H.264 Encoder 78,95sec 75,30sec (+5%)
3DMark06 16351 16799 (+3%)
3DMark Vantage 8723 9132 (+5%)
Call of Juarez 155,1fps 156,6fps (+1%)
Crysis 127,8fps 135,8fps (+6%)
Far Cry 2 87,7fps 89,4 fps (+2%)
Lost Planet 92,8fps 93,2fps (±0)
PT Boats 64,7fps 67,8fps (+5%)
Tropics 97,7fps 98,8fps (+1%)

Noch härter erwischt es das kommende Intel-Topmodell bei den Spiele-Benchmarks, wo Performancegewinne im geringen einstelligen Prozentbereich dann die absolute Regel sind – und dies alles auf 1024x768 mit "LowDetails" (ausgenommen die beiden 3DMarks, diese liefen in ihrer jeweiligen Standard-Einstellung). Gerade auf der mit 2.4 GHz nur mittelmäßigen Taktfrequenz müssten sich hier doch gewisse Unterschiede zeigen – das solche nicht zu sehen sind, zeigt deutlich darauf hin, daß Gamer vorerst nicht viel von dieser Sechskern-CPU haben dürften. Aber auch die Ergebnisse in den Anwendungs-Benchmarks sind vergleichsweise schwach – auch hier dürfte der Punkt zuschlagen, daß die meisten Anwendungen mit so vielen Rechenkernen schlicht nichts anfangen können. Dieser Prozessor kommt wohl einfach noch zu früh – da muß auf Software-Seite noch viel Arbeit getan werden, ehe ein solches Silizium-Monster auch im Desktop-Bereich ausgenutzt werden kann.

Das Iopanel zeigt ein MSI-Mainboard namens "Big Bang" mit Intels P55-Chipsatz für die kommenden Lynnfield/Clarkdale-Prozessoren – und Lucids Hydra-Chip, glasklar auf den Board-Fotos zu erkennen. Damit findet dieses lange angekündigte Projekt endlich einmal eine praktische Anwendung und man Lucid zumindest nicht mehr vorwerfen, keine kaufbare Hardware (Vaporware) anzupreisen. Es bleibt natürlich weiterhin die große Frage offen, ob der Lucid-Chip auch wirklich all diese Features realisieren kann, welche im Laufe der Zeit versprochen wurden – primär, unabhängig von SLI und CrossFire auch verschiedene Grafikkarten miteinander zu verbinden und unter Spielen zur Leistungssteigerung nutzbar zu machen.

Daß der Lucid-Chip jetzt auf diesem MSI-Mainboard verbaut wird, ist im übrigen kein Hinweis darauf, daß der Lucid-Chip diese Funktionalität auch beherrscht – MSI könnte diesen Chip auch als einfachen PCI-Express-Switch benutzen. Schließlich hat das konkrete MSI-Mainboard gleich drei Grafikkarten-Steckplätze, was der integrierte PCI-Express-Controller der Lynnfield/Clarkdale-Prozessoren nicht mehr direkt handeln kann, dieser ist ausgelegt auf maximal zwei Grafikkarten. Womöglich ist der PCI-Expres-Switch von Lucid auch nur günstiger als andere Angebote (wie der NF200 von nVidia), was aber wie gesagt nicht bedeuten muß, daß dieser auch die versprochene höhere Funktionalität beherrscht. Hier gilt weiterhin vorsichtiges Abwarten, ehe jemand diese Funktionalität auch zweifelsfrei demonstriert.