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News des 7. Mai 2009

Die Frage, welcher Benchmark denn nun am besten geeignet ist, um die Leistungaufnahme von Grafikkarten unter Spielen realitätsnah zu ermitteln, hatten wir schon einmal angesprochen, seinerzeit gab es hierfür allerdings keine wirklich befriedigende Lösung. HT4U sind der Sache nun aber wirklich tiefgehend auf den Grund gegangen und haben 15 Spiele mit jeweils zwei Grafikkarten von ATI und nVidia vermessen – wobei natürlich immer nur die Leistungsaufnahme der Grafikkarte selber gemessen wurde, nicht die des Gesamtsystems. Damit läßt sich nunmehr ziemlich gut überblicken, wie beispielsweise die langjährig genutzten Verlustleistungsangaben der X-bit Labs auf Basis von 3DMark06 einzuordnen sind – oder auch ob diverse Spiele wirklich in die Nähe der (enormen) Verlustleistungswerte eines FurMarks kommen.

TDP 3DMark06
(X-bit Labs)
3DMark06
(HT4U)
FurMark Spiele
Radeon HD 4850 512MB 114W 110W 113W 151W 103-126W
(ø 114W)
Radeon HD 4890 1024MB 190W 120W 136W 211W 127-154W
(ø 142W)
GeForce GTS 250 1024MB 150W 81W 96W 141W 81-122W
(ø 102W)
GeForce GTX 285 1024MB 183W 150W 167W 211W 139-186W
(ø 166W)

Eigentlich ist damit schon des Rätsels Lösung gefunden: So ist der 3DMark06 als Meßinstrument für die Verlustleistung generell benutzbar, dieser Benchmark liegt im Mittel nur 3 Prozent neben dem Durchschnittswert aller 15 Test-Spiele. Allerdings bezieht sich dies nur auf die 3DMark06-Messungen seitens HT4U – nicht auf diese der X-bit Labs, welche durchgehend klar niedriger ausfallen als diejenigen von HT4U. Entweder verwenden die beiden Webseiten hier eine differierende Testsequenz oder aber eine andere Meßmethodik – in jedem Fall erscheinen uns die Meßwerte seitens HT4U als deutlich plausibler, während zu den 3DMark06-Werten der X-bit Labs nicht erst seit obigem Vergleich einige Fragen gestellt werden müssen.

Gleichzeitig wird mit den umfangreichen Messungen seitens HT4U auch deutlich, daß derzeit kein Spiel wirklich in die Nähe der Werte eines FurMarks kommt, dieser Benchmark also schwerlich als Maßstab für den Spieleverbrauch herangezogen werden kann (zur Kontrolle der Herstellerangabe bei der TDP aber schon). Selbst das (mehr oder weniger) durchgehend an der Spitze beim Verbrauch der Spieletitel liegende BioShock liegt im Schnitt aller Messungen immer noch um 17,5 Prozent hinter dem Verbrauch des FurMark zurück – im Schnitt aller Spiele sind es im übrigen 26,6 Prozent Differenz, ein mehr als klarer Unterschied zwischen dem Spiele- und dem FurMark-Verbrauch.

Als Benchmarks für Verlustleistungsmessungen bieten sich demzufolge unserer Meinung nach zwei Titel besonders an: Erstens weiterhin der 3DMark06, wenn man unkompliziert einen Durchschnitts-Spieleverbrauch ermitteln will und zweitens BioShock, wenn man einen gewissen Maximalwert ermitteln will, welcher derzeit im Spielebereich bei der Verlustleistung möglich ist (ohne daß dieser Maximalwert jedoch deutlich von anderen Spielen abweichend wäre). Der FurMark eignet sich weiterhin "nur" dazu, um die TDP-Angaben der Grafikchip-Entwickler gegenzuprüfen, derzeit scheint aber kein Spiel auch nur in die Nähe dessen Stromaufnahme zu kommen.

Gemäß Fudzilla wird Intel von seiner Nehalem-LowCost-Ausführung "Clarkdale" anfänglich sechs Modelle in den Markt schicken. Der Clarkdale wird schon in 32nm gefertigt und enthält eine aufs Prozessor-Trägermaterial aufgebrachte Grafikeinheit, besitzt aber nur zwei Rechenkerne und ist daher gerade zum Erscheinungstermin Ende 2009 / Anfang 2010 sicherlich nur noch für LowCost-Gefilde einsetzbar. Die von Fudzilla angegebenen Clarkdale-Taktraten überhalb der 3.33 GHz des aktuellen Core 2 Duo E8600 sind allerdings derzeit rein spekulativ und basieren mitnichten auf einer Information aus Herstellerkreisen.

Sicherlich kann Intel den Clarkdale aufgrund der 32nm-Fertigung so hoch ansetzen, aber dies dürfte in erster Linie eine Frage der preislichen Einordnung dieser Prozessoren werden. So erwarten Fudzilla den schnellsten Clarkdale bei immerhin 250 Dollar, was wir angesichts des Preises des günstigstens Lynnfield-Modells von 196 Dollar für deutlich überzogen halten. Mittels des Lynnfield-Cores bekommt man zwar keine integrierte Grafiklösung, dafür aber vier Rechenkerne, was das sicherlich schlagkräftigere Argument darstellen dürfte. Für mehr als 150 Dollar würden wir die schnellste Clarkdale-Ausführung derzeit nicht sehen – und selbst dies dürfte knapp werden, da AMD wohl schon ab Jahresmitte QuadCore-Prozessoren unterhalb dieses Preispunkts im Angebot haben wird.

Sicherlich ist die derzeitige Preisstruktur bei Intel so, daß die schnellen DualCore-Modelle immer noch mehr kosten als die langsameren QuadCore-Modelle, aber mit der Umstellung des Produktprogramms auf die Nehalem-Architektur dürfte sich dieses ändern und selbst die schnellsten DualCore-Modelle in den LowCost-Bereich abgedrängt werden. Und bei Preisen von 150 Dollar und weniger ist es eher unwahrscheinlich, daß Intel wirklich deutlich über die 3-GHz-Marke geht – nicht, wenn man derzeit bei Intel für diese Taktfrequenzen noch klar mehr bezahlt und wenn der Clarkdale-Core schließlich den Neuheits-Vorteil der Nehalem-Architektur aufbieten kann. Natürlich ist dies auch unsererseits derzeit nur eine Vermutung – aber wir vermuten, daß der Clarkdale für DualCores eher gemächliche Taktraten anbieten wird, Intel die Möglichkeiten der 32nm-Fertigung nicht zwingend zur Steigerung der Taktraten nutzen wird.

Wie tief umzäunt die Redefreiheit im bundesdeutschen Internet schon ist, zeigt der Fall der Diskussion über die Petition gegen die geplanten Netzsperren bei der Petitions-Plattform des deutschen Bundestages. Denn wie Gulli berichten, hat die dortige Forumsmoderation ein generelles Verbot externer Links über das Forum verhängt – mit der Begründung, daß man die Störerhaftung fürchtet und nicht alle Links einzeln vorab prüfen könne. Zwar ist die Mehrheit (aber nicht alle) Gerichtsentscheide diesbezüglich anderer Ansicht (eine Störerhaftung existiert normalerweise erst nach Kenntnisnahme), allerdings gibt es diesbezüglich keine gesetzlich verbriefte Rechtssicherheit. Insofern ist die Vorsicht der Forumsmoderation gerade in diesem heiklen Fall nicht völlig von der Hand zu weisen – sie zerstört aber natürlich die Diskussionskultur, weil keiner mehr auf seine Quellen für eine Aussage verlinken kann.