Der heutige Freitag markiert den Start der Radeon HD 6000 Grafikkarten-Serie, welche AMD allerdings untypischerweise nicht mit dem schnellsten Grafikchip (Cayman) beginnt, sondern nur mit dem zweitschnellsten Chip der Serie in Form des Barts-Chips. Dieser ist – trotz der Benennung als Radeon HD 6800 Serie – ein typisches Produkt für das Performance-Segment mit einer Preislage im Rahmen von 150 bis 200 Euro und ersetzt somit die bisherige Radeon HD 5800 Serie nicht komplett, sondern nur die zwei kleineren Varianten Radeon HD 5830 & 5850 – die Radeon HD 5870 bleibt dagegen derzeit unangetastet als weiterhin schnellste SingleChip-Lösung von AMD.
Dabei zielt AMD mit der Radeon HD 6800 Serie nicht primär auf den Ersatz der Radeon HD 5830 & 5850 ab, vielmehr geht es in erster Linie darum, der GeForce GTX 460 – welche AMD ganz augenscheinlich auf dem falschen Fuß erwischt hat – etwas gleichwertiges bzw. besseres im selben Preissegment entgegenzusetzen. Zwar sind die Radeon HD 5830 & 5850 Karten inzwischen auf einem Preisniveau angelangt, wo jene diesen Job eventuell auch übernehmen könnten, allerdings benutzen diese beiden Karten auch einen teureren Grafikchip und hochwertigere Boardlayouts, schmälern zu den aktuellen Preisen also den Gewinn von AMD. Mittels der Radeon HD 6800 Serie können AMD und die Grafikkartenhersteller zum selben Endkundenpreis günstiger produzieren und sich somit auf einen Preiskampf mit nVidia einlassen – das ist der ganze Clou dieser neuen Grafikkarten-Serie.
Denn rein technisch hat sich wenig verändert mit diesem ersten Vertreter der Northern-Islands-Generation: Sicherlich hat AMD gegenüber dem letzten Performance-Angebot in Form der Radeon HD 5700 Serie deutlich die Anzahl der Hardware-Einheiten aufgestockt, doch die reine technische Basis ist nahezu dieselbe. So kann man den Barts-Chip am ehesten als Light-Version des RV870/Cypress-Chips beschreiben, da er alle dessen Eigenschaften mit sich bringt (vor allem die verdoppelte Raster-Engine). Oben drauf gelegt hat AMD dann nur noch eine verdoppelte Tesselations-Power und gewisse Verbesserungen beim anisotropen Filter sowie beim Anti-Aliasing. Die effizienteren 4-D VLIW Shader-Einheiten, welche bisher als das Hauptmerkmal der Northern-Islands-Generation galten, fehlen beim Barts-Chip und dürften wahrscheinlich ausschließlich beim HighEnd-Chip Cayman auftauchen.
Radeon HD 5830 | Radeon HD 5850 | Radeon HD 5870 | Radeon HD 6850 | Radeon HD 6870 | |
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Chipbasis | AMD RV870/Cypress, 2150 Millionen Transistoren in 40nm auf 334mm² Die-Fläche | AMD Barts, 1700 Millionen Transistoren in 40nm auf 255mm² Die-Fläche | |||
Technik | 1120 5-D VLIW Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) | 1440 5-D VLIW Shader-Einheiten, 72 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) | 1600 5-D VLIW Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) | 960 5-D VLIW Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) | 1120 5-D VLIW Shader-Einheiten, 56 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) |
Speicher | 1024 MB GDDR5 | 1024 MB GDDR5 | 1024 MB GDDR5 | 1024 MB GDDR5 | 1024 MB GDDR5 |
Taktraten | 800/2000 MHz | 725/2000 MHz | 850/2400 MHz | 775/2000 MHz | 900/2100 MHz |
Rechenleistung | 1792 GFlops | 2088 GFlops | 2720 GFlops | 1488 GFlops | 2016 GFlops |
Texturierleistung | 44,8 GTex/sec | 52,2 GTex/sec | 68,0 GTex/sec | 37,2 GTex/sec | 50,4 GTex/sec |
ROP-Leistung | 12,8 GPix/sec | 23,2 GPix/sec | 27,2 GPix/sec | 24,8 GPix/sec | 28,8 GPix/sec |
Bandbreite | 128,0 GB/sec | 128,0 GB/sec | 153,6 GB/sec | 128,0 GB/sec | 134,4 GB/sec |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 24-28cm | 24cm | 28cm | 23cm | 28cm |
Stromanschlüsse | 2x 6pol. | 2x 6pol. | 2x 6pol. | 1x 6pol. | 2x 6pol. |
TDP (Idle/Last) | 27W/175W | 27W/151W | 27W/188W | 19W/127W | 19W/151W |
Preislage | 160-180 Euro | 200-230 Euro | 300-330 Euro | 150-170 Euro | 200-220 Euro |
Damit ist die Grundarchitektur zwischen Barts der Northern-Islands-Generation und RV870/Cypress der Evergreen-Architektur gleich – nur bei den einzelnen Chipausführungen sind in der Anzahl der Hardware-Einheiten und in den Taktraten gewisse Unterschiede zu finden. Die Radeon HD 6870 bietet 1120 Shader- und 56 Textureneinheiten sowie die Radeon HD 6850 960 Shader- und 48 Textureneinheiten und somit jeweils weniger als die durch diese neuen Karten zu ersetzenden Karten – dafür tritt zumindest die Radeon HD 6870 mit klar mehr Takt als die Radeon HD 5850 an und hat die Radeon HD 6850 die vollen 32 ROP-Einheiten, während diese bei der Radeon HD 5830 auf 16 Stück limitiert sind und diese Karte bekannterweise erheblich behindern. In der Summe kommt dies auf in etwa dieselbe Rohleistung zwischen alten und neuen Karten hinaus, eventuell mit einem gewissen Vorteil für die neueren Karten:
Hinzu dürfte kleinere Effizienz-Verbesserungen der Radeon HD 6800 Serie kommen, welche diese nochmals etwas gegenüber der Radeon HD 5000 Serie bevorteilen. Denn schaut man sich die heutigen Performance-Messungen an, so kann sich speziell die Radeon HD 6850 doch sehr deutlich von der Radeon HD 5830 absetzen, obwohl die neuere Karte ausschließlich einen Vorteil bei der ROP-Leistung hat und ansonsten mit klar weniger Rechen- und Texturierleistung antritt:
AnandTech | 6850 vs. 5850 | 6850 vs. GTX460/1024 | 6850 vs. GTX460/768 |
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1680x1050 4xAA | -5,8% (+6,2%) | -2,5% (+2,6%) | +4,7% (-4,5%) |
1920x1200 4xAA | -7,2% (+7,8%) | -1,3% (+1,3%) | +7,4% (-6,9%) |
benutzte Treiberversionen: AMD durchgehend auf Catalyst 10.10 Beta, nVidia durchgehend auf 260.89 WHQL benutzte Filtersettings: unbekannt, wahrscheinlich überall Treiber-default aka "Quality" |
Hot Hardware | 6850 vs. 5850 | 6850 vs. 5830 | 6850 vs. GTX460/1024 |
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1920x1200 4xAA | -8,2% (+8,9%) | +27,8% (-21,8%) | +0,5% (-0,5%) |
2560x1600 4xAA | -11,4% (+12,9%) | +19,2% (-16,1%) | +7,6% (-7,1%) |
benutzte Treiberversionen: benutzte Treiberversionen: AMD durchgehend auf Catalyst 10.10 Beta, nVidia durchgehend auf 260.89 benutzte Filtersettings: unbekannt, wahrscheinlich überall Treiber-default aka "Quality" |
PC Games Hardware | 6850 vs. 5850 | 6850 vs. GTX460/1024 |
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1680x1050 4xAA | -9,4% (+10,4%) | -4,1% (+4,3%) |
1920x1200 4xAA | -11,4% (+12,9%) | -3,3% (+3,4%) |
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 5000 auf Catalyst 10.9, Radeon HD 6000 auf Catalyst 10.10 Beta, nVidia durchgehend auf 260.63 benutzte Filtersettings: Radeon HD 5000 auf "Quality", Radeon HD 6000 auf "HighQuality", nVidia auf "Quality" |
VR-Zone | 6850 vs. 5850 | 6850 vs. GTX460/1024 | 6850 vs. GTX460/768 |
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1680x1050 4xAA | -7,1% (+7,6%) | -9,6% (+10,6%) | -4,0% (+4,2%) |
1920x1200 4xAA | -6,8% (+7,3%) | -5,8% (+6,2%) | -0,3% (+0,3%) |
2560x1600 4xAA | -8,3% (+9,1%) | -0,7% (+0,7%) | +10,6% (-9,6%) |
benutzte Treiberversionen: benutzte Treiberversionen: AMD durchgehend auf Catalyst 10.10 Beta, nVidia durchgehend auf 260.89 WHQL benutzte Filtersettings: unbekannt, wahrscheinlich überall Treiber-default aka "Quality" |
Die Ergebnisse zur Radeon HD 6850 sind gerade im Vergleich zur GeForce GTX 460 1024MB recht bunt gewürfelt – manchmal liegt der eine, manchmal der andere vorn. Die Tendenz geht jedoch in Richtung eines minimalen Vorteils für die nVidia-Lösung – was nicht weiter tragisch wäre, würde diese nVidia-Karte eine andere Preislage haben. Allerdings hat nVidia dieser Tage den Preis der GeForce GTX 460 1024MB erneut gesenkt und die ersten darauf reagierenden Angebote gehen nunmehr schon in den nahezu identischen Preisbereich wie die Radeon HD 6850.
Dies bedeutet allerdings mitnichten, daß die Radeon HD 6850 in irgendeiner Form ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis hätte – es ist halt nur nicht besser als bei den nVidia-Lösungen nach deren neuerlicher Preissenkung. Aber diese Situation dürfte für AMD schon ausreichend sein, um sich ein gutes Stück vom Kuchen im bisher von nVidia dominierten 150-Euro-Segment wegzuschnappen – ein Segment, wo man in den letzten Monaten kaum punkten konnte und nun endlich mit der Radeon HD 6850 eine schlagkräftige Lösung parat hat.