Zum Launch der Radeon HD 4770

Mittwoch, 29. April 2009
 / von Leonidas
 

Der dienstägliche Marktstart der Radeon HD 4770 brachte weitestgehend eine Bestätigung des ersten Tests vom Wochenende – mit ein paar neuen Informationen. Allerdings fehlen weiterhin konkrete Daten zur kleineren RV740-Ausführung Radeon HD 4750, welche wohl mit weniger Takt und auch nur GDDR3-Speicher antreten wird, dafür aber auf den extra Stromanschluß verzichten kann. Da diese Karte aber wahrscheinlich in direkte preisliche Konkurrenz zur bisherigen Radeon HD 4670 gehen dürfte, ist es gut möglich, daß ATI diese Radeon HD 4750 derzeit bewußt zurückhält, bis sich die Radeon HD 4670 verkauft hat oder deren Preise ausreichend niedrig liegen, auf daß beide Varianten im Markt nebeneinander existieren können (wir würden eher auf erstere Auflösung tippen).

Die Radeon HD 4770 selber basiert wie bekannt auf dem ersten 40nm-Grafikchip ATI RV740, welcher die Ablösung des bisherigen Mainstream-Chips RV730 der Radeon HD 4600 Serie darstellt. Im Gegensatz zum eher sehr kleinen Sprung zwischen RV770 und RV790 liegt zwischen RV730 und RV740 wieder ein sehr großer Sprung: Die Shader-Einheiten sowie die ROPs wurden glatt verdoppelt, nur das Speicherinterface und die Anzahl der TMUs blieben gleich (insgesamt also 640 SP, 32 TMUs, 16 ROPs 128 Bit DDR). Allerdings konnte die Speicherbandbreite dann durch die Verwendung von GDDR5-Speicher maßgeblich angehoben werden, so daß die Radeon HD 4770 gegenüber der Radeon HD 4670 satte 100 Prozent mehr Rechenleistung und 60 Prozent mehr Speicherbandbreite zur Verfügung hat.

Damit handelt es sich also nicht nur um ein einfacher Update der Radeon HD 4600 Serie, vielmehr ist der RV740-Chip doch zu höherem berufen – die technischen Spezifikationen sollten den Chip befähigen, sich mit den kleineren RV770-basierten Karten Radeon HD 4830 und 4850 anzulegen. Dies verlangt aber natürlich auch seinen Tribut bei der Transistorenanzahl: Der RV740 wiegt hier mit 826 Millionen Transistoren nicht mehr viel weniger als der RV770 (956 Mill.) – gerade im Vergleich zum vorhergehenden Mainstream-Chip RV730 (514 Mill. Transistoren):

Radeon HD 4670 Radeon HD 4770 Radeon HD 4830 Radeon HD 4850 GeForce 9800 GT
Chipbasis ATI RV730, 55nm, 514 Mill. Transistoren, 146mm² ATI RV740, 40nm, 826 Mill. Transistoren, 140mm² ATI RV770, 55nm, 956 Mill. Transistoren, 256mm² nVidia G92, 65nm, 754 Mill. Transistoren, 330mm²
Technik DirectX 10.1, 320 Shader, 32 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Interface DirectX 10.1, 640 Shader, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface DirectX 10.1, 640 Shader, 32 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 10.1, 800 Shader, 40 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 10, 112 Shader, 56 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Taktraten 512MB: 750/1000 MHz
1024MB: 750/873 MHz
750/1600 MHz 575/900 MHz 625/1000 MHz 600/1500/900 MHz
Speicher 512 oder 1024 MB GDDR3 (es sind auch Karten mit DDR2-Speicher und deutlich abgesenktem Speichertakt im Umlauf) 512 oder 1024 MB GDDR5 512 oder 1024 MB GDDR3 512 oder 1024 MB GDDR3 256, 512 oder 1024 MB GDDR3
Rechenleistung 480 GFlops 960 GFlops 736 GFlops 1000 GFlops 504 GFlops
Bandbreite 512MB: 32 GB/sec
1024MB: 28 GB/sec
51 GB/sec 58 GB/sec 64 GB/sec 58 GB/sec
Anschlüsse keiner 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 59W 80W 114W 114W 115W

Allerdings kommt der RV740-Chip durch die 40nm-Fertigung auf eine deutlich kleinere Chipfläche von 140mm² und ist damit sicherlich klar günstiger herzustellen als der RV770-Chip mit seinen 256mm² – und nicht teurer als der RV730-Chip mit seinen 146mm². ATI hat es hier also geschafft, eine hohe Anzahl an Hardware-Einheiten auf sehr guten Taktraten mit einer wirtschaftlichen Fertigung zu verbinden, was sich gerade bei der aktuellen Wirtschaftslage bezahlt machen dürfte. So dürfte die sicherlich teurerer herzustellende Radeon HD 4830 mit dem Erscheinen der Radeon HD 4770 wohl ziemlich schnell aus dem Markt verschwinden.

In den Launch-Artikeln konzentrierte sich mangels der Verfügbarkeit einer Radeon HD 4750 dann alles auf die Radeon HD 4770 und deren Kampf mit den preislich umherliegenden Karten: Bei ATI sind dies die Radeon HD 4830 und 4850, bei nVidia die GeForce 9800 GT. Wie zu erwarten war, werden Radeon HD 4830 und GeForce 9800 GT dabei um 5 bis 10 Prozent geschlagen, während die Radeon HD 4850 noch um ca. 5 Prozent vor der Radeon HD 4770 liegt – alles im Rahmen der Erwartungen und der technischen Ansetzung. Als ebenfalls gut wurden die Übertaktungsfähigkeiten der neuen Karte bewertet, welche sich (ausgehend von 750/1600 MHz) zumeist auf Werte wie 850/2100 MHz übertakten ließ – beim Speicher dadurch positiv beeinflußt, daß auf 2000 MHz spezifizierter Qimonda-Speicher verbaut wurde.

Allerdings sind wir uns nicht gänzlich sicher, ob dieser Übertaktungserfolg bei der Speicherübertaktung von Dauer ist, da ATI hier auf Lager vorrätigen Qimonda-Speicher benutzte, welcher allerdings kaum noch nachgeliefert werden kann. ATI bzw. die einzelnen Grafikkartenhersteller werden also irgendwann einmal auf einen anderen Speicherhersteller umsatteln müssen, womit das Übertaktungsergebnis beim Speicher doch maßgeblich anders ausfallen könnte. Während dieser Punkt abzuwarten bleibt, hat sich mit den Launch-Tests jedoch auch gezeigt, daß die Radeon HD 4770 doch nicht so stromsparend ist wie vorab erwartet und wie man aufgrund der 40nm-Fertigung durchaus annehmen konnte – wie einige Messungen seitens HT4U nachweisen:

Idle Last (FurMark) TDP
Radeon HD 4670 8W 64W 59W
Radeon HD 4770 32W 83W 80W
Radeon HD 4830 26W 93W 114W

Hier nähert sich die Radeon HD 4770 doch schon sehr stark den Werten der Radeon HD 4830 an, während es gegenüber dem Mainstream-Vorgänger Radeon HD 4670 einen teilweise riesigen Stromverbrauchs-Sprung gibt. Insbesondere die Idle-Stromaufnahme schnellte dabei in die Höhe – ein großer Vorteil der Radeon HD 4670 wird damit zunichte gemacht. Woran dies liegt, ist derzeit noch nicht vollständig aufzuklären: Die Hardware wurde zwischen diesen Grafikkarten zwar fast verdoppelt, aber die Idle-Stromaufnahme liegt ja trotz kleinerer Fertigungsgröße gleich beim vierfachen. Ein Grund könnte in der Nichtabsenkung des (hohen) Speichertakts der Radeon HD 4770 im Idle-Modus liegen – bei 800 MHz Speichertakt sind es dann nur noch 24 Watt Idle-Verbrauch für die Radeon HD 4770.

Wahrscheinlich ist hier sogar noch deutlich mehr möglich, denn bei der Radeon HD 4670 senkt ATI den Speichertakt im Idle-Modus sogar auf nur 250 MHz – also nicht nur eine Halbierung, sondern eine Viertelung des Speichertakts im Idle-Modus. Würde man dies auch bei der Radeon HD 4770 hinbekommen, ergäbe dies einen Speichertakt von 400 MHz unter Idle und einen Stromverbrauch von geschätzt nur noch 16 Watt – was dann schon deutlich besser zur 40nm-Fertigung des RV740-Chips passen würde. Eventuell liefert ATI oder die Grafikkarten-Hersteller einen besseren Stromsparmodus für die Radeon HD 4770 noch nach – für den Augenblick aber liegt eines der Hauptargumente des RV740-Chips weitgehend brach.

Damit bliebe sich letztlich auf Performance und Preislage zu konzentrieren. Hier hat sich die Radeon HD 4770 ziemlich schnell zu Preisen von 90 bis 100 Euro für die 512-MB-Ausführung etabliert. Preise für die sicherlich noch nachfolgenden 1024-MB-Versionen gibt es derzeit allerdings noch keine, da derzeit nur Referenzkarten im Handel sind und die eigenen Modelle der Grafikkartenhersteller erst im Mai erwartet werden. Bezogen nur auf die 512-MB-Ausführung ordnet sich die Radeon HD 4770 wie erwartet aggressiv ein – deutlich näher zur von der Performance her klar geschlagenen Radeon HD 4830 und GeForce 9800 GT und dafür mit gutem preislichen Vorteil zur leistungsmäßig etwas stärkeren Radeon HD 4850:

ATI Preislage nVidia
Radeon HD 4850 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
125-140 Euro  
  105-120 Euro GeForce 9800 GT 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
Radeon HD 4830 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
100-120 Euro  
 
Radeon HD 4850 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
110-130 Euro  
Radeon HD 4770 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
90-100 Euro  
  85-100 Euro GeForce 9800 GT 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
Radeon HD 4830 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
80-90 Euro  

Insofern kann man durchaus sagen, daß die Radeon HD 4770 der aktuelle Preis/Leistungssieger in ihrem Preissegment darstellt. Sicherlich kann man als nVidia-Jünger hier immer noch die bei nVidia mögliche bessere Filterqualität (mittels des HighQuality-Modus) hinweisen, allerdings denken wir, daß dies gerade im Preisbereich dieser Karten die eher kleinere Rolle spielen dürfte. Dies trifft im übrigen genauso auch auf PhysX zu: Die Karten des 100-Euro-Preisbereichs bieten zwar eine rundherum gesunde Performance, haben aber nicht unbedingt die Reserven für hochqualitative Filter oder die Beschleunigung von PhysX über die Grafikkarte – dies ist eher die Aufgabe der Grafikkarten des Performance- und HighEnd-Bereichs.

Natürlich ist dies immer auch eine subjektive Entscheidung: Je nachdem wie man die einzelnen Punkte gewichtet, kommt ein letztlich anderes Gesamtbild heraus. Demzufolge kann kaum eine allgemeine Empfehlung gegeben werden – aber es kann festgestellt werden, daß die Radeon HD 4770 ein doch sehr gelungenes Produkt darstellt, mittels welcher man nicht viel falsch machen kann. Jedoch ist die Konkurrenz in Form von Radeon HD 4830 und GeForce 9800 GT sowie – etwas leistungsstärker und damit etwas teurer – auch der Radeon HD 4850 nicht wirklich weit weg, innerhalb des Kreises dieser Karten verfügt der Grafikkartenkäufer heutzutage also über viele gute Wahlmöglichkeiten.

Allerdings – und dies ist die Ironie – entscheidet sich der Markterfolg der Radeon HD 4770 wohl weniger daran, wie gut die Karte im Enthusiastenbereich aufgenommen wird. Wenn wir der Auswertung unserer aktuell laufenden Umfrage schon einmal vorgreifen wollen, dann zeigt sich dort das klare Bild, daß Mainstream-Grafikkarten (selbst des oberen Mainstream-Segments) unter unseren Lesern eher weniger goutiert werden. Dies ist um so gewichtiger, als daß die letzte Mainstream-Generation mit Radeon HD 4670 und GeForce 9600 GT ja durchaus potent war – im Gegensatz zu manch früheren Mainstream-Lösungen. Doch mit nur 5 Prozent Anteil stellen die Nutzer dieser Mainstream-Karten zumindest beim 3DCenter eine klare Minderheit dar.

Der Anteil kann bei der breiten Masse der Gamer höher liegen, aber es steht dennoch zu vermuten, daß große Teile des Geschäfts mit solchen Mainstream-Beschleunigern letztlich doch im OEM-Geschäft gemacht werden – sicherlich bei den eher höherwertigen Rechnern, aber nichtsdestotrotz im Komplett-PC-Bereich. Und um dort Geschäfte zu machen, muß neben dem Endkunden vor allem auch noch der jeweilige OEM-Hersteller beeindruckt werden. Gerade für diesen Punkt erscheint die Radeon HD 4770 auf RV740-Basis sehr gut aufgestellt, denn der Fertigungspreis der gesamten Karte dürfte doch klar niedriger als bei der Radeon HD 4830 oder GeForce 9800 GT liegen, welche beide zu sehr aus dem Performance-Segment abstammen, um zu Preisen von unter 100 Euro noch wirklich wirtschaftlich zu sein.

Es würde also nicht besonders verwundern, wenn die Radeon HD 4770 schon mittelfristig millionenfach abgesetzt wird, trotzdem aber bei typischen Gamer-Webseiten wie 3DCenter in der Minderheit bliebe. Hier geht der Blick einfach zu denn eher höherwertigen Beschleunigern und kommen Mainstream-Modelle zumeist nur in speziellen Situationen wie dem Zwang zum Stromsparen oder dem Hang zum Silent-PC zum Einsatz. Und über fehlende Wahlmöglichkeiten im Performance-Segment muß sich derzeit niemand beschweren – auch wenn einige inzwischen der x-ten Neuauflage bekannter Chips überdrüssig sind und sich schon etwas den wirklich neuen Beschleunigern zuwenden.

Nachtrag vom 1. Mai 2009

Ziemlich interessante Ausführungen zur CrossFire-Performance der Radeon HD 4770 haben Expreview anzubieten: Danach kommen zwei dieser Mainstream-Karten im Schnitt auf immerhin 20 Prozent mehr Performance als eine Radeon HD 4890, was ja schon einmal aller Ehren wert ist. Da zudem die beiden Mainstream-Karten auch noch minimal weniger kosten und sogar (zusammen) weniger Strom ziehen als die einzelne Performance-Karte, ist dies einer der wenigen Fällen, wo ein CrossFire-Gespann einer größeren SingleChip-Grafikkarte mal überlegen ist. Natürlich spricht immer noch das Problem der Mikroruckler gegen das CrossFire-Gespann, zudem gibt es die Radeon HD 4770 derzeit auch nur mit 512 MB Grafikkartenspeicher, während die Radeon HD 4890 gleich 1024 MB mitbringt.

Aber dennoch gab es zuletzt kaum solche Fälle, wo die beiden kleineren Karten der größeren Karte so klar davongezogen sind – mehr Performance zu besserem Preis und geringerer Verlustleistung sind eigentlich höchst überzeugende Argumente. Aber natürlich ergibt sich diese Situation maßgeblich durch die unserer Meinung nach derzeit immer noch überzogenen Preise der Radeon HD 4890, welche für 10 Prozent Mehrperformance gegenüber der Radeon HD 4870 1024MB immer noch um die 25 Prozent mehr kostet. Aber womöglich renkt sich dies schon mit dem RV870-Chip wieder ein: Wenn unsere Vorhersagen stimmen, sollte nach dessen Erscheinen die Radeon HD 4890 auf einen Preis von ca. 150 Euro abrutschen.

Nachtrag vom 11. Mai 2009

Obwohl die Radeon HD 4770 schon zu ihrem Launch über einen sehr attraktiven Preispunkt verfügt hat, ist deren Preis im Laufe der letzten zwei Wochen trotzdem noch weiter gesunken und erreicht mittlerweile nahezu die 80-Euro-Grenze. Vor allem aber hat diese neue Preissituation die anderen Karten desselben Preisfeldes erheblich unter Druck gesetzt, hier hat sich jedoch teilweise ebenfalls einiges bewegt. So ist gerade die Radeon HD 4850 512MB von seinerzeit (vor zwei Wochen zum 4770er Launch) 110 bis 130 Euro auf nunmehr nur noch 95 bis 120 Euro abgesunken. Auch die Radeon HD 4830 512MB ist mit einem zu vor zwei Wochen um 10 Euro niedrigeren Tiefstpreis (nunmehr ab 70 Euro) wiederum etwas günstiger geworden und damit natürlich klar auf Abverkaufskurs.

ATI Preislage nVidia
Radeon HD 4850 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
110-130 Euro  
  100-120 Euro GeForce 9800 GT 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
Radeon HD 4830 1024MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
90-110 Euro  
 
Radeon HD 4850 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
95-120 Euro  
  85-100 Euro GeForce 9800 GT 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
Radeon HD 4770 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
80-90 Euro  
Radeon HD 4830 512MB
Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals
70-90 Euro  

Ebenfalls um 10 bis 15 Euro nach unten ging es bei den 1024-MB-Versionen der Radeon HD 4830 und 4850, während es bislang zu einer Radeon HD 4770 mit gleich 1024 MB Grafikkartenspeicher noch keine gelisteten geschweige denn lieferbaren Angebote gibt. Sehr erstaunlich ist dagegen, daß das preislich einzig passende nVidia-Konkurrenzangebot in Form der GeForce 9800 GT 512MB sich bislang überhaupt nicht bewegt hat und diese Karte nach wie vor zu Preisen zwischen 85 und 100 Euro zu haben ist. Nur bei der GeForce 9800 GT 1024MB gab es einen gewissen Abschlag um 5 Euro, diese Karte notiert somit derzeit ab 100 Euro. Hier scheint sich zu bestätigen, daß nVidia derzeit mit den "alten" G92-Chips nicht den Preiskampf gegen die Radeon HD 4770 antreten will – wahrscheinlich, weil dies wirtschaftlich einfach nicht mehr darstellbar ist. Hier hilft für nVidia wohl nur das Abwarten auf die kommende 40nm-Generation.

Nachtrag vom 15. Mai 2009

TweakPC haben sich mit der CrossFire-Skalierung der Radeon HD 4770 beschäftigt, welche – wie schon einmal ausgeführt – eine der wenigen Fälle darstellt, wo zwei kleinere Karten im CrossFire-Verbund eine einzelne größere Karte im Preis/Leistungsverhältnis schlagen können. TweakPC haben dies allerdings noch weiter getrieben und sich auch die Performance von drei und gar vier Radeon HD 4770 Karten im CrossFire-Verbund angesehen – sehr interessant in diesem Zusammenhang sind die Auslastungsdiagramme, welchen zu entnehmen ist, wie die Skalierung mit steigender Anzahl der Grafikchips dann langsam abnimmt. Denn leider bietet nur einfaches CrossFire mit zwei Grafikkarten eine wirklich effiziente Lösung bei der Radeon HD 4770, mit mehr Grafikchips geht die Skalierung dann langsam aber merkbar zurück.

Dabei dürfte man aufgrund der (relativ) niedrig angesetzten Klasse des RV740-Grafikchips normalerweise viel seltener in CPU-Limits geraten als wenn man selbiges mit einer Radeon HD 4890 versuchen würde – insofern ist die Radeon HD 4770 eigentlich ein perfektes Testgerät für Triple- und Quad-CrossFire. Allerdings wird die Karte nicht unerheblich durch die verbauten nur 512 MB Speicher ausgebremst, jedenfalls in den höheren Auflösung und dann, wenn es um HighEnd-Performance auf dem Niveau einer Radeon HD 4870 X2 geht. Somit kann ein Quad-CrossFire-Gespann aus vier Radeon HD 4770 512MB Karten dann doch nicht mit den aktuellen HighEnd-Lösungen konkurrieren, selbst wenn es einige der Benchmarks bei TweakPC gewinnt – andere aber dafür mangels Speicher gar nicht erst bestreiten kann oder diese nur unterdurchschnittlich langsam funktionieren.

Radeon HD 4770 512MB Dual CrossFire Triple CrossFire Quad CrossFire
1680x1050 4xAA +70,3% +108,7% +141,5%
1920x1200 4xAA +68,6% +115,6% +148,6%
2560x1600 4xAA +66,8% +120,4% +159,3%

Dennoch sind die Effizienz-Werte der Radeon HD 4770 unter CrossFire nicht wirklich schlecht (wir haben für obige Zahlen allerdings hier und da auf Werte ohne Anti-Aliasiung zurückgegriffen – da, wo die Performance mit Anti-Aliasing unter 2560x1600 dann unterirdisch wurde): Mit der zweiten Karte gewinnt man im Schnitt 70 Prozent, mit drei Karten kommt man auf etwas mehr als das Doppelte der Performance und mit vier Karten gewinnt man rund das anderthalbfache. Wenn wir die Skalierung unter 1920x1200 mal als Mittel nehmen, dann lautet die Effizienz folgendermaßen: Die zweite Karte ist zu 69 Prozent effizient (Umsetzung der zusätzlichen Hardware-Power in Leistung), zweite und dritte Karte sind zusammen zu 58 Prozent effizient und zweite, dritte und vierte Karte sind zusammen dann nur noch zu 50 Prozent effizient.

Noch etwas aussagekräftiger wird die Rechnung, wenn man sich nur die Effizienz ansieht, welche die dritte Karte zusätzlich mitbringt, ausgehend schon von zwei Karten: Der theoretisch maximale Performanceschub liegt bei 50 Prozent, real erreicht man allerdings 33,8 Prozent – eine Effizienz von immerhin 68 Prozent. Ausgehend von drei Karten bringt dagegen die vierte Karte keine annähernd so gute Effizienz mehr: Der theoretisch maximale Performanceschub liegt hier bei nur noch 33,3 Prozent, der reale Leistungsgewinn bei 10,2 Prozent – eine Effizienz von unterirdischen 31 Prozent. Auch wenn die Prozentzahlen in obiger Tabelle also auf den ersten Blick nach mehr ausssehen: Die vierte Karte (bzw. genauer der vierte Grafikchip) lohnt bei CrossFire selbst in diesem nahezu idealen Modell kaum, der Leistungsgewinn ist mit 10 Prozent vernachlässigbar, weil die CrossFire-Effizienz überhalb von drei Grafikchips maßgeblich in den Keller geht.