Beim Stromverbrauch ordnet sich die GeForce RTX 3060 Ti wie üblich knapp im Rahmen ihrer TDP ein, welche gleichzeitig auch das offizielle Power-Limit der Karte darstellt. Bis auf kleinere Differenzen, welche sich vermutlich anhand der gewissen Ungenauigkeit der angesetzten Stromverbrauchs-Messung erklären lassen, verbrauchen heutige Grafikkarten üblicherweise ziemlich exakt das, was der Chip-Entwickler jeweils als TDP angibt. Fast könnte man somit die offizielle TPD für entsprechende Energieeffizienz-Rechnungen ansetzen – aber wenn man schon Meßwerte vorliegen hat, dann sind selbige natürlich zielführender bei den kleineren Abweichungen gegenüber der TDP. Die einzige aktuelle Grafikkarte, welche diesbezüglich beachtbar abweicht, ist die Radeon RX 6800, welche bei einer TDP von 250 Watt gemittelt real nur 231 Watt verbraucht.

Bekannte Kost gibt es dann in allen Nebendisziplinen: Geräuschentwicklung und Chip-Temperaturen sind gutklassig bzw. wie von der GeForce RTX 3070 her bekannt. Teilweise liefern die Herstellerdesigns hierzu noch etwas bessere Werte ab. Wie zuletzt oft zu sehen haben die Herstellerdesigns jedoch Schwierigkeiten, sich bei der Performance beachtbar von nVidias Founders Edition abzusetzen, selbst gutklassige Karten laufen oftmals nur +2-4% schneller als die nVidia-Referenz. Dies setzt sich dann unter Übertaktung fort, wo die nVidia-Referenz wie bekannt nur noch ein paar Prozent Mehrperformance zuläßt und dies auch mit den allermeisten Herstellerkarten nicht wesentlich besser wird. Selbst die Kombination Werksübertaktung plus eigenem Overclocking führt wohl nur in Ausnahmefällen zu einem zweistelligen Performancegewinn gegenüber der nVidia-Referenz, womit in der Praxis die Performance der (unübertakteten) GeForce RTX 3070 durch die GeForce RTX 3060 Ti trotz wie zu sehen maßvoller Performance-Differenz nicht einzuholen ist.

In der Summe der Dinge ist nVidia mit der GeForce RTX 3060 Ti ein ziemlich guter Wurf gelungen, welcher zuerst einmal die GeForce RTX 3070 unter einigen Druck setzt. Da schließlich bis auf die Performance-Differenz keine anderen Dinge an der GeForce RTX 3060 Ti fehlen (primär die Speichermenge gleich ist), erscheint die GeForce RTX 3060 Ti ein klein wenig wie eine bessere GeForce RTX 3070 – mit ähnlicher Performance und freundlicherem Preispunkt, welche die Karte effektiv aus dem Dunstkreis der (klar schnelleren) Radeon RX 6800 raushält. Und zum anderen werden die früheren Midrange-Grafikkarten durch die GeForce RTX 3060 Ti nunmehr komplett aus dem Spiel genommen. Dies betrifft nicht nur die nominell preisgleichen GeForce RTX 2060 Super und Radeon RX 5700 XT, sondern scheint deutlich weiter hinunter in der Preisskala. Die GeForce RTX 3060 Ti gibt den Startschuß für den Umbau der unteren Preissegmente hin zu Ampere- und RDNA2-Beschleunigern – womit ab sofort außerhalb von echten Einsteiger-Lösungen eigentlich keine Turing- und RDNA1-Grafikkarten mehr gangbar sind.

Selbige Aussage schränkt sich allerdings ein durch die wieder einmal nicht vorhandene Lieferfähigkeit bei der neuen Ampere-Grafikkarte. Wie die anderen Hardware-Neuvorstellungen der Herbst/Winter-Saison 2020 ist auch die GeForce RTX 3060 Ti derzeit nur zu Mondpreisen und dann dennoch nur vereinzelt erhältlich. Dabei lohnt es sich bei einer solchen Midrange-Grafikkarte um so weniger, einen beachtbaren Mehrpreis zu zahlen – denn wenn man die 500-Euro-Preismarke erreicht, steht man faktisch schon beim Listenpreis der größeren GeForce RTX 3070. Vor allem aber fallen natürlich alle Preis/Leistungs-Vorteile der neuen Grafikkarten-Generation in sich zusammen, wenn man zu aktuellen Preislagen um +20% oder gar mehr überteuert kauft.

nVidia (und auch AMD) haben damit eine überaus kuriose Situation auf dem Grafikkarten-Markt geschaffen: Die alten Modelle sind gegenüber den neuen Modellen nicht mehr wettbewerbsfähig, auch fehlen zu diesen die zündenden Abverkaufsangebote. Die neuen Modelle sind hingegen nicht verfügbar oder aber nur zu Mondpreisen erhältlich, zu welchen man sicherlich nicht kaufen sollte. Im Endeffekt gibt es somit derzeit gar keine lohnende Angebote, der Grafikkarten-Markt ist (im Sinne eines "Marktes") faktisch nicht existent. Grafikkarten-Käufer mit akutem Bedarf können nur schauen, irgendwo doch mal ein Angebot zu einem realistischen, dem Listenpreis nahen Preispunkt, zu erwischen – und alle anderen müssen leider aufs nächste Jahr warten, wenn sich eine neue Chance auf Entspannung dieser unglückseligen Liefersituation ergibt.

Die GeForce RTX 3060 Ti als Grafikkarte macht diese Liefersituation allerdings nicht schlechter, irgendwann wird die Karte sicherlich in der Nähe des Listenpreis auch auf Lager verfügbar sein. Dann bekommt der Käufer des Midrange-Segment eine vergleichsweise runde Grafikkarte, welche sicherlich niemals dieselbe Aufmerksamkeit wie die HighEnd-Boliden bekommen wird, allerdings gute Chancen hat, zukünftig bei Steam unter den meistverwendeten Modellen gelistet zu werden. Von der GeForce RTX 3060 Ti sind keine Spitzenleistungen oder sonstwie hervorzuhebende Eigenschaften zu erwarten, die Karte liefert einfach nur viel Performance primär für die FullHD- und WQHD-Auflösungen samt einer annehmbaren Speichermenge für einen vernünftigem Preispunkt ab.

Daneben ist mittels der GeForce RTX 3060 Ti der durch die Ampere-Generation gegenüber der Turing-Generation dargebrachte Performance-Sprung nunmehr klarer zu bestimmen. Die GeForce RTX 3080 gilt in dieser Frage etwas aus "Ausreißer", was sich mittels der GeForce RTX 3060 Ti inzwischen besser belegen läßt: Danach ist bei Ampere-Karten auf gleichem Preispunkt eine Mehrperformance gegenüber der originalen Turing-Generation von ca. +60% üblich, gegenüber dem "SUPER"-Refresh von Turing um ca. +40%. Dieses System kann man in groben Zügen auch vom kommenden weiteren Ausbau der Ampere-Generation erwarten, welcher angeblich schon im Januar 2021 den Release von GeForce RTX 3050, 3050 Ti & 3060 sehen soll.