Launch-Analyse nVidia GeForce GTX 1660 Ti (Seite 2)

Sonntag, 24. Februar 2019
 / von Leonidas
 

Bei WQHD- und UltraHD-Performance haben wir uns dann rein auf die Hardwaretests unter Benutzung einer GeForce GTX 1660 Ti auf Referenz-Taktrate konzentriert – hierbei ging es schließlich auch nur darum zu sehen, ob es unter diesen höheren Auflösungen eine deutlich andere Performance-Tendenz gibt. Dies trifft auf die WQHD-Auflösung noch so gut wie überhaupt nicht zu, nur unter der UltraHD-Auflösung verliert die GeForce GTX 1660 Ti minimal mehr als sonst. Große Tendenzen in die eine oder andere Richtung gibt es hier in jedem Fall nicht, dies ist wie üblich den AMD-Grafikkarten (stärker werdend unter höheren Auflösungen) vorbehalten. Dabei gilt generell zu sagen, das die GeForce GTX 1660 Ti rein von den in den Benchmarks zu beobachteten Frameraten her derzeit durchaus die Reserven für die WQHD-Auflösung hat, sehr deutlich dann aber nicht mehr für die UltraHD-Auflösung. Mittel- und langfristig gesehen sollte die GeForce GTX 1660 Ti jedoch klar auf die FullHD-Auflösung abrutschen, gerade wenn dann im Zuge der kommenden Konsolen-Generation (voraussichtlich) die Anforderungen an PC-Spiele deutlich anziehen.

WQHD-Perf. 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660Ti 1070 1070Ti 2060
ComputerBase  (19 Tests) 72,8% 80,2% 104,1% 72,6% 100% 101,1% - 117,6%
Guru3D  (11 Tests) 77,1% 83,9% * 111,8% 71,1% 100% 101,7% 116,0% 118,1%
Le Comptoir d.H.  (20 Tests) 78,7% * 86,2% * 108,8% 73,2% 100% 101,2% 115,8% 120,8%
SweClockers  (10 Tests) 76,6% 85,7% * 114,1% 76,1% 100% 103,9% 117,1% 119,6%
TechPowerUp  (21 Tests) 74% 82% 109% 73% 100% 100% 116% 120%
Listenpreis 229$ 279$ 399$ 249$ 279$ 379$ 449$ 349$
* ... werksübertaktete Karte, deren Performance-Wert wurde für die Durchschnitts-Bildung entsprechend normalisiert
UltraHD-Perf. 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660Ti 1070 1070Ti 2060
Guru3D  (11 Tests) 77,5% 85,6% * 116,9% 71,8% 100% 103,1% 119,0% 117,7%
SweClockers  (10 Tests) 77,3% 85,6% * 116,4% 75,3% 100% 104,3% 118,8% 121,3%
TechPowerUp  (21 Tests) 77% 85% 115% 74% 100% 103% 119% 123%
Listenpreis 229$ 279$ 399$ 249$ 279$ 379$ 449$ 349$
* ... werksübertaktete Karte, deren Performance-Wert wurde für die Durchschnitts-Bildung entsprechend normalisiert

Der Stromverbrauch der GeForce GTX 1660 Ti wird durch deren Power-Limit von 120 Watt bestimmt, welches in der Praxis auch gut eingehalten wird: Bei den auf Referenz-Taktraten und mit Referenz-Power-Limit laufenden Karten wurde ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 117 Watt unter Spielen ermittelt, nur minimal mehr als bei der GeForce GTX 1060 6GB (114W). Die GeForce GTX 1660 Ti ist damit die erste Turing-Grafikkarte, welche ihre Mehrperformance ohne (echte) Erhöhung des Stromverbrauchs hinbekommt – was auf Basis der nur geringfügig verbesserten 12nm-Fertigung eine sehr beachtbare Leistung darstellt. Immerhin hat nVidia hierbei Verbrauchs-normiert satte +30% Mehrperformance zwischen GeForce GTX 1060 6GB und GeForce GTX 1660 Ti herausgeholt. Selbiger Effizienzgewinn ist bei den anderen Turing-Grafikkarten deutlich kleiner: Gerade GeForce RTX 2080 & 2080 Ti legen zwar einen größeren Performance-Zuwachs gegenüber ihren Vorgängern hin, bringen dafür aber auch einen höheren Stromdurst mit, haben Verbrauchs-normiert dann jeweils nur 10-20% Mehrperformance aufzubieten.

Stromverbrauch 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660Ti 1070 1070Ti 2060
ComputerBase 195W 208W 211W 112W 118W 145W - 162W
Golem 188W * 226W * 224W 115W 129W * 146W - 162W
Guru3D 191W 215W * 236W 134W 108W 161W 169W 147W
Hardwareluxx 177W * 200W * 242W 105W 137W * 147W 195W * 158W
Le Comptoir d.H. 176W * 223W * 217W 114W 118W 145W 169W 158W
Les Numeriques 177W * 197W * 238W 115W - 139W 169W 160W
PCGH 189W * 216W * 216W 145W * - 208W * - -
TechPowerUp 198W 232W * 229W 116W 118W 145W 177W 164W
Tom's Hardware 224W * 238W * 223W 119W 132W * 150W 180W 158W
Tweakers 197W 224W * 223W 115W 129W * 147W 181W 162W
gemittelter Verbrauch 187W 215W 223W 114W 117W 147W 174W 160W
TDP 185W 225W 210W 120W 120W 150W 180W 160W
Durchschnitt gegen die (wenigen) völlig danebenliegenden Werte gewichtet
* ... werksübertaktete Karte, deren Stromverbrauchs-Wert wurde für die Durchschnitts-Bildung entsprechend normalisiert

Wie mehr oder weniger alle jüngeren Grafikkarten eignet sich die GeForce GTX 1660 Ti dann nur noch mittelmäßig zum Übertakten. Knapp 10% Mehrperformance sind bestenfalls noch herausholen, die großen Performancesprünge sind damit natürlich nicht drin – sprich, das Performance-Niveau der vergleichsweise nahe liegenden GeForce RTX 2060 ist damit nicht erreichbar. Der Grund hierfür dürfte weniger im Power-Limit liegen, welches bei einigen Herstellermodellen durchaus großzügig erhöhbar ist. Vielmehr kommt die GeForce GTX 1660 Ti bereits im Auslieferungszustand mit vergleichsweise hohen Real-Taktraten von ca. 1850-1900 MHz daher, welche unter Übertaktung dann auf ca. 2050 MHz erhöhbar sind und zusammen mit einer Speicher-Übertaktung für die genannten ca. 10% Mehrperformance sorgen. Trotz hierbei noch vorhandener Reserven im Power- und Temperatur-Limit scheinen höhere Taktraten dann schlicht am zugrundeliegenden TU116-Chip zu scheitern, welcher mit den genannten über 2 GHz dann natürlich auch schon sehr hoch taktend unterwegs ist.

In der Summe der Dinge hat nVidia mit der GeForce GTX 1660 Ti eine gutklassige Ablösung der GeForce GTX 1060 6GB geliefert, welche vernünftig an Mehrperformance zu einem nur geringfügig höheren Listenpreis sowie einem nahezu identischen Stromverbrauch bringt. Das Performance-Profil der GeForce GTX 1660 Ti zeigt jene Karte grob auf Augenhöhe mit der GeForce GTX 1070, die hierbei eigentlich fehlenden 2-3% sind nur rechnerisch und nicht im Gesamtbild bedeutsam. Wichtiger ist da eher, das die GeForce GTX 1660 Ti ihre Performance in einer niedrigeren Stromverbrauchs-Klasse und auch zu einem niedrigeren, eher Midrange-tauglichen Listen- wie Straßenpreis erbringt. Zwar ist die GeForce GTX 1070 derzeit teilweise auch vereinzelt für unter 300 Euro erhältlich, aber dies sind Abverkaufsangebote und können kaum regulär gewertet werden. Normalerweise ist die GeForce GTX 1660 Ti somit als Performance-gleicher, aber preisgünstigerer Ersatz zur GeForce GTX 1070 anzusehen.

Das große Gegenargument hierzu ist natürlich die gebotene Menge an Grafikkartenspeicher: An dieser Stelle gab es weder eine Entwicklung gegenüber der mehr als zwei Jahre alten GeForce GTX 1060 6GB – und bieten die direkten Kontrahenten in Form von GeForce GTX 1070 und Radeon RX Vega 56 eben einfach 2 GB Speicher mehr. Ob dies wirklich notwendig ist für eine Midrange-Grafikkarte (mit Zielrichtung der FullHD-Auflösung), wurde schon bei der GeForce RTX 2060 diskutiert und läßt sich wahrscheinlich derzeit sowieso nicht eindeutig klären, denn die Argumente der Mehrspeicher-Beführworter gehen zumeist in Richtung einer geringeren Zukunftstauglichkeit. Wie arg dieser "Speichermangel" die GeForce GTX 1660 Ti in einer zeitlich noch unbestimmten Zukunft treffen wird bzw. ob die 2 GB Mehrspeicher der 8-GB-Grafikkarten diesbezüglich wirklich einen Unterschied ausmachen werden, läßt sich logischerweise derzeit aber noch nicht vernünftig absehen.

FHD-Perf. Verbr. FHD-Index 4K-Index Liste Straßenpreis
GeForce RTX 2060 117,2% 160W 920% 124% 349$ 345-360€
GeForce GTX 1070 Ti 114,9% 174W 900% 122% 449$ 440-470€
Radeon RX Vega 56 108,6% 223W 840% 117% 399$ 310-350€
GeForce GTX 1070 102,0% 147W 800% 107% 379$ 320-370€
GeForce GTX 1660 Ti 100% 117W 780% 103% 279$ 280-300€
Radeon RX 590 82,2% 215W 640% 87% 279$ 230-260€
Radeon RX 580 8GB 75,4% 187W 590% 80% 229$ 150-190€
GeForce GTX 1060 6GB 74,8% 114W 590% 76% 249$ 200-220€

Zu vermuten ist, das die GeForce GTX 1660 Ti als Grafikkarte des (oberen) Massenmarktes unter diesem Makel zumindest in näherer Zukunft kaum zu leiden haben wird. Zwar gab es durchaus Zeiten, wo der Massenmarkt rein nach Speichermenge gekauft hat, derzeit sind aber eher "nVidia" und "GeForce" die Verkaufs-Goldesel – packt man hierbei einen ansprechenden Preis und eine gute Performance drauf, dann steht einem Erfolg im Massenmarkt nichts im Wege. Die Haus-eigene Konkurrenz in Form der GeForce GTX 1070 läuft sowieso demnächst aus, die GeForce RTX 2060 ist für den Massenmarkt sicherlich etwas zu teuer angesetzt – und AMDs Angebote haben es in selbigem üblicherweise schwer. Die nominell zum gleichen Listenpreis antretende Radeon RX 590 ist kein Gegner für die GeForce GTX 1660 Ti, wird aber inzwischen auch schon wesentlich günstiger angeboten, hat damit also weiterhin ihre Berechtigung in der Preis- und Performanceklasse unterhalb der GeForce GTX 1660 Ti.

Das einzig wirklich passende AMD-Gegenangebot zu nVidias neuer Midrange-Lösung ist dann die Radeon RX Vega 56. Jene AMD-Karte bringt etwas mehr Performance auf die Waage (je nach Auflösung 8-13% mehr), verbraucht allerdings auch sehr viel mehr (im Schnitt satte 90% mehr) und kostet derzeit auch noch etwas mehr. Aufgrund der Mehrperformance auf eigener Seite könnte AMD natürlich auch dazu tendieren, nichts am aktuellen Mehrpreis zu ändern – im Gegensatz zu einer kürzlichen Meldung, welche eine teilweise Preis-Parität zur GeForce GTX 1660 Ti vermuten ließ. Rechnet man das für die Radeon RX Vega 56 verfügbare Spielebundle mit ein (zur GeForce GTX 1660 Ti gibt es derzeit kein Spielebundle), dann liegt das AMD-Angebot eigentlich sogar deutlich besser. Ob dies gerade im Massenmarkt ausreichend ist, um die nach "GeForce" rufenden Gamer zu überzeugen, steht auf einem anderen Blatt – und rein technisch gesehen ist die Radeon RX Vega 56 mit ihrem Stromdurst auch keine typische Massenmarkt-Markt, hat jene zumindest einen beachtenswerten Makel.

GeForce GTX 1660 Ti Radeon RX Vega 56
Speichermenge 6 GB 8 GB
FullHD Perf.Index 780% 840%  (+8%)
UltraHD Perf.Index 103% 117%  (+13%)
Stromverbrauch 117W 223W  (+90%)
Spielebundle keines Devil May Cry 5, Resident Evil 2 & The Division 2
 (Wertumfang ca. 150€, bei eBay für ca. 40€ absetzbar)
Straßenpreis 280-300 Euro 310-350 Euro  (+14%)

Die aktuell zu sehende Situation kann sich natürlich auch noch ändern: Die GeForce GTX 1660 Ti kann als neu in den Markt kommende Karte durchaus noch niedrigere Straßenpreise erreichen, nVidia könnte jener ein eigenes Spielebundle spendieren, das AMD-Spielebundle wird sowieso eines Tages auslaufen. Im mittelfristigen Verlauf könnte sich vermutlich auch weiterhin ein gewisser preislicher Unterschied zwischen GeForce GTX 1660 Ti und Radeon RX Vega 56 etablieren – es sei denn, AMD macht wirklich Ernst und geht alle Preis bis hin zu 250 Euro bei der Radeon RX Vega 56 mit. In jedem Fall ergibt sich hier ein sehr interessanter Zweikampf, welcher nominell eher zugunsten von AMD geht – wobei nVidia nichtsdestotrotz aller Voraussicht nach deutlich mehr Karten verkaufen dürfte. Dies mag in der Wertung von Grafikkarten-Enthusiasten anders aussehen, aber im Massenmarkt dürfte die GeForce GTX 1660 Ti einfach aufgrund ihrer Abstammung sehr gut ankommen.