Launch-Analyse: Intel Ivy Bridge (Seite 2)

Dienstag, 24. April 2012
 / von Leonidas
 

Zu den neuen Grafiklösungen wollen wir dann noch etwas konkreter werden, da diese wohl der Hauptpunkt an Ivy Bridge sind. Leider ergeben sich hierbei vielfältige Kombinationsmöglichkeiten aus gleich benannten Lösungen mit unterschiedlichen Taktraten (die HD Graphics 4000 gibt es von 1100 bis 1300 MHz TurboMode-Takt) samt unterschiedlichen Speichertaktungen (üblicherweise DDR3/1333 und DDR3/1600, im Mobile-Bereich aber möglicherweise auch DDR3/1066), so daß die Performance dieser Grafiklösungen in der Praxis durchaus deutlich voneinander abweichen kann. Demzufolge ist die nachfolgende Tabelle auch nur als ziemlich grobe Performance-Einschätzung zu verstehen:

Sandy Bridge Ivy Bridge Llano (Desktop) Llano (Mobile)
Radeon HD 6550D
DirectX 11, 400 VLIW5 Shader-Einheiten, 600 MHz, DDR3/1600
Performance-Index: 113%
Radeon HD 6550D
DirectX 11, 400 VLIW5 Shader-Einheiten, 600 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: 100%
Radeon HD 6620G
DirectX 11, 400 VLIW5 Shader-Einheiten, 444 MHz, DDR3/1600
Performance-Index: ca. 90%
Radeon HD 6530D
DirectX 11, 320 VLIW5 Shader-Einheiten, 443 MHz, DDR3/1600
Performance-Index: 83%
Radeon HD 6620G
DirectX 11, 400 VLIW5 Shader-Einheiten, 444 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 80%
HD Graphics 4000
DirectX 11, 16 Shader-Einheiten, 650/1150 MHz, DDR3/1600
Performance-Index: 71%
Radeon HD 6530D
DirectX 11, 320 VLIW5 Shader-Einheiten, 443 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: 74%
Radeon HD 6520G
DirectX 11, 320 VLIW5 Shader-Einheiten, 400 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 70%
HD Graphics 4000
DirectX 11, 16 Shader-Einheiten, 650/1150 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: 65%
Radeon HD 6410D
DirectX 11, 160 VLIW5 Shader-Einheiten, 600 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ~62%
HD Graphics 3000
DirectX 10.1, 12 Shader-Einheiten, 850/1350 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: 52%
Radeon HD 6480G
DirectX 11, 160 VLIW5 Shader-Einheiten, 444 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 50%
HD Graphics 2500
DirectX 11, 6 Shader-Einheiten, 650/1150 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ~41%
HD Graphics 2000
DirectX 10.1, 6 Shader-Einheiten, 850/1100 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 30%
In diesem Ausnahmefall gilt nicht der allgemeine 3DCenter Performance-Index, vielmehr wurde für die integrierten Grafiklösungen ein extra Performance-Index erstellt mit der Radeon HD 6550D samt DDR3/1333 auf 100% Performance. Dieser Index wurde zudem aufgrund der neuen Benchmarks zum Ivy-Bridge-Launch den neuen Ergebnissen entsprechend angepasst.

In der Summe der GPU-Benchmarks gelingt es der Ivy-Bridge-Grafik trotz aller Verbesserungen wie gesagt nicht, sich gut gegenüber AMDs Llano-Grafik positionieren zu können – man liegt immer noch einigermaßen vom Performance-Niveau der zweitschnellsten Desktop-Grafiklösung von Llano entfernt. Im Mobile-Feld sieht es etwas besser aus für Intel, da es dort bei Llano nicht ganz so starke Grafiklösungen gibt und zudem einige Mobile-Ausführungen von Ivy Bridge auch mit etwas höher getakteten Grafikeinheiten (bis zu 1300 MHz TurboMode-Takt) ins Gefecht ziehen. Theoretisch kann eine HD Graphics 4000 auf 1300 MHz TurboMode-Takt und mit DDR3/1600-Speicher knapp die Performance einer Radeon HD 6620G mit DDR3/1333-Speicher erreichen – mit DDR3/1600-Speicher liegt die Llano-Lösung dann allerdings wieder vorn. Zudem spricht für die AMD-Grafiklösungen natürlich immer auch der bessere Treibersupport mit der dramatisch besseren Spielekompatibilität – in der Praxis wäre somit immer eine AMD-Grafiklösung vorzuziehen, wenn man diese auch wirklich zum Spielen benutzen wollte.

Was kann man nun mit Ivy Bridge in der Praxis anfangen? Bei der CPU-Leistung bewegt sich letztlich nicht viel, die paar Prozentpunkte mehr Pro/MHz-Leistung sowie die teilweise geringen Taktratenaufschläge gerade bei den kleineren Modellen machen den Braten nicht fett, der Unterschied zu Sandy Bridge liegt im besten Fall immer noch knapp unter der 10-Prozent-Marke. Man kann natürlich anerkennen, daß dies unter einer geringeren TDP (und gemäß aller möglichen Messungen auch bei der praktischen Leistungsaufnahme) passiert – aber ob nun 77 Watt oder 95 Watt TDP, ist ein im Enthusiasten-Segment eher doch untergeordnetes Entscheidungskriterium. Interessant wäre es gewesen, wenn man diese niedrigere TDP nunmehr zum besseren Übertakten hätte nutzen können – doch dies ist derzeit bei Ivy Bridge zumindest im Hausgebrauch nicht möglich, die bessere Übertaktungseignung können momentan nur Extrem-Übertakter ausnutzen.

Bei der GPU-Leistung bringt Ivy Bridge dagegen erhebliche Zugewinne im Rahmen von 25 bis 35 Prozent Mehrperformance (je nach Speicherbestückung) – was aber in der Praxis noch nicht dazu ausreicht, die Intel-Grafiklösungen in irgendeiner Form empfehlen zu können. Intel holt zwar performance- und feature-technisch gegenüber AMD deutlich auf, aber für eine Empfehlung müsste Intel faktisch mehr Performance als AMD bieten – weil AMD immer noch den erheblichen Vorteil der einwandfreien Spielekompatibilität hat, welchen Intel sich erst erarbeiten muß. Die neuen Intel-Grafiklösungen von Ivy Bridge sind also erneut nur ein Schritt auf dem Weg von Intel hin zu einem Anbieter von ernsthaft nutzbaren Grafikchips, jenes Ziel ist mit Ivy Bridge aber noch (lange) nicht erreicht.

Damit fällt das Fazit zu Ivy Bridge etwas zwiespältig aus: Zwar gibt es keinen Punkt, wo Ivy Bridge irgendetwas schlechter macht als Sandy Bridge – aber der zwingende Punkt gegenüber Sandy Bridge fehlt ganz eindeutig, auch die verbesserte integrierte Grafiklösung ist dies nun nicht geworden. Vielleicht sollte man Ivy Bridge so behandeln, wie es seitens Intels produktionstechnisch geplant ist: Als einfaches Update ohne zwingende Neuerungen, welches einfach nur das vorhergehende Produkt unter einer besser, für Intel (langfristig) günstigeren Fertigung ersetzt. Ivy Bridge ist ein Update zu Sandy Bridge, kein Upgrade – denn von Sandy Bridge aus lohnt der Schritt auf Ivy Bridge überhaupt nicht und ist Ivy Bridge somit "nur" interessant für Neusysteme.

Bei diesen Neusystemen legt Ivy Bridge die Meßlatte für AMD dann jedoch nochmals etwas höher: Auch die wenigen Prozentpunkte Mehrperformance von Ivy Bridge stören die weit zurückhängende Bulldozer-Performance erneut bzw. machen es AMD schwieriger, sich zukünftig wieder heranzuarbeiten. Daß dies dann alles noch unter einer niedrigeren TDP passiert, fällt doppelt ins Gewicht, da nunmehr der Abstand bei der TPD zwischen Intels Ivy Bridge und AMDs Bulldozer auf 77W zu 125W lautet – ein zu augenscheinlicher Unterschied, um diesen selbst im Enthusiasten-Segment sofort ignorieren zu können. Geht es um pure Prozessoren-Performance, sind nach wie vor Intels Vierkern-Modelle das Maß aller Dinge, selbst das kleinste Ivy-Bridge-Modell in Form des auf 3.1 GHz taktenden Core i5-3450 zieht problemlos (mit ca. 20% Abstand) an AMDs Bulldozer-Spitzenmodell FX-8150 vorbei. Nur in der Disziplin der integrierten Grafik bleibt Intel zweiter Sieger, hier ist AMDs Llano bzw. zukünftig der Llano-Nachfolger Trinity weiterhin vor Intel zu sehen.